Friedensstifterin und Schirmherrin: Die Linke nominiert Luc Jochimsen

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Am Dienstagnachmittag hat auch die Linkspartei ihre Kandidatin für das Rennen um die Köhler-Nachfolge präsentiert. Die Entscheidung für die frühere Fernsehjournalistin und Bundestagsabgeordnete Luc Jochimsen sei einstimmig gefallen, darauf wies Fraktionschef Gregor Gysi die Medien eigens hin. Und doch war die Nominierung keineswegs unumstritten – was seine Gründe nicht in der Person der 74-Jährigen hat, sondern mit der strategischen Lage zusammenhängt, in der sich die Linkspartei vor der Bundesversammlung befindet.

Einerseits war der Selbstbehauptungswille nach dem unabgesprochenen Vorstoß von SPD und Grünen groß. Der Name Joachim Gauck musste als Versuch verstanden werden, die Linke vorzuführen. Sein programmatisches Profil jenseits von erinnerungspolitischen Fragen reichte der Partei nicht aus. Andererseits wurde der Linkenspitze schnell klar, dass die bis weit ins schwarz-gelbe Lager hineinreichende Akzeptanz von Gauck die CDU-geführte Bundesregierung bis an den Rand einer Niederlage bringen könnte – und vielleicht sogar darüber hinaus.

Und so wurde seit Ende der vergangenen Woche in der Linken ein wenig über mögliche Namen diskutiert – neben anderen wurde der von Freitag-Herausgeberin Daniela Dahn genannt. Vor allem aber über strategische Fragen: Soll es überhaupt eine/n eigene/n Kandidaten/in geben? Von der Spitze der Partei bis in die Basis lagen die Meinungen darüber auseinander. Soll man im zweiten oder dritten Wahlgang für Gauck stimmen? Das blieb auch dann noch umstritten, als Luc Jochimsen, die seit 2005 für die Linke im Bundestag sitzt, bereits benannt war.

Dass die Kulturpolitikerin keine Chance auf den Posten im Schloss Bellevue hat, spricht nicht gegen ihre Befähigung für das Amt – darauf hat die Linkenspitze bei der Präsentation von Jochimsen großen Wert gelegt. Gregor Gysi nannte sie eine „in jeder Hinsicht höchst geeignete Frau“ und Gesine Lötzsch würdigte eine streitbare und engagierte Biografie, welche die Nürnbergerin schließlich sogar von West nach Ost führte – und die vor dem Schrecken des Zweiten Weltkriegs begann.

Vor allem aus dieser Erfahrung, so die promovierte Soziologin am Dienstag, speise sich ihr „Wahlprogramm“ bis zur Bundesversammlung am 30. Juni: „Friedensstifterin, Vereinigerin und Schirmherrin für die Schwachen und Benachteiligten“ zu sein.

Mehr zur Kandidaten-Debatte in der Linkspartei gibt es hier.

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Geschrieben von

Tom Strohschneider

vom "Blauen" zum "Roten" geworden

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