Kerners Informationsarbeit: 17.000 Bundeswehr-Euro für Sat.1

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Über Karl-Theodor zu Guttenbergs Familienbesuch „bei der Truppe“ in Afghanistan ist viel diskutiert worden. Dass im Rahmen der Frontbespaßung gleich auch noch eine Show des in Heuschreckenbesitz befindlichen Privatsenders Sat.1 veranstaltet wurde, war ebenfalls Thema. Was noch fehlte ist die Schlussabrechnung eines Vorganges, den das Bundesministerium für Verteidigung als „eine Maßnahme der Informationsarbeit“ bezeichnet, als „die gezielte Vermittlung von Informationen unter Ausnutzung aller verfügbaren Medien“, die im Fall des Johannes B. Kerner „besonders geeignet“ sei, „ein größeres Verständnis der Zuschauer im Heimatland für die Kräfte im Einsatz zu erreichen“. Die Sendung wurde übrigens von Spiegel TV mitproduziert.

Hans Christian Ströbele von den Grünen hatte bereits in Erfahrung gebracht, dass das Ministerium bereits vor der Kriegsshow insgesamt fünf Mal Teams des Sat.1-Moderators nach Afghanistan hat reisen lassen. Ob und wenn ja wie viel das den Steuerzahler gekostet hat, ist unklar. Nach der Beantwortung einer Frage des Linken-Abgeordneten Ulrich Maurer ist nun immerhin klar, dass der Transport von Equipment sowie Produktion und Unterbringung der Sender-Mitarbeiter von der Bundeswehr mit insgesamt etwas mehr als 17.000 Euro kofinanziert worden sind. Für eine „umfassende Befassung mit dem Thema 'Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan' mit einer sehr hohen und weit überdurchschnittlichen Reichweite“ an der Heimfront ist das zweifellos ein Schnäppchen.


Frage des Abgeordneten Ulrich Maurer (Die Linke):

Entstehen der öffentlichen Hand Kosten durch den Transport des TV-Equipments von SAT.1 für die Produktion der SAT.1-Talkshow von Johannes B. Kerner von Deutschland nach Afghanistan, die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen für die SAT.1-Crew sowie die Unterbringung, Verpflegung und den technischen Support der SAT.1-Crew?

Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Thomas Kossendey:

Die Tätigkeit des Produktionsteams von Johannes B. Kerner und die Aufzeichnung des Gesprächs des Moderators mit im Einsatz befindlichen Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr unter Anwesenheit des Bundesministers der Verteidigung in Mazar-E-Sharif ist eine Maßnahme der Informationsarbeit im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung. Informationsarbeit wendet sich an die nationale und internationale Öffentlichkeit, an die Soldatinnen und Soldaten, die Reservistinnen und Reservisten, die zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundeswehr sowie deren Angehörige und an alle für die Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Bundesrepublik Deutschland relevanten Zielgruppen. Themen, wie z. B. die Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Bundesrepublik Deutschland und Auftrag und Aufgaben der Bundeswehr, insbesonder im bewaffneten Einsatz in Afghanistan, werden durch Maßnahmen der Informationsarbeit transportiert. Maßnahmen der Informationsarbeit sind u. a. die gezielte Vermittlung von Informationen unter Ausnutzung aller verfügbaren Medien, die Durchführung von Interviews, die Zusammenarbeit mit überregionalen elektronischen Medien und Unterstützung bei der Realisierung der entsprechenden Projekte. Diesen Maßnahmen ist das Format „Kerner“ zuzuordnen. Es ist besonders geeignet, einer breiten Öffentlichkeit Informationen über die Einsatzrealität in Afghanistan und die Haltung der dort dienenden Angehörigen der Bundeswehr authentisch zu vermitteln. Über das Gespräch vor Ort ist ein größeres Verständnis der Zuschauer im Heimatland für die Kräfte im Einsatz zu erreichen. Jenseits der eigentlichen Einschaltquote findet die Produktion ihren Niederschlag in den deutschen Print-, TV- und Online-Medien und führt somit zu einer umfassenden Befassung mit dem Thema „Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan“ mit einer sehr hohen und weit überdurchschnittlichen Reichweite.

Auf Ihre Fragen teile ich mit:

1. Der Bundeswehr sind für den Transport von 2.000 kg Material Kosten in Höhe von 12.000 Euro entstanden. Kosten für das darüber hinausgehende Transportgut werden von der Produktionsfirma erstattet.

2. Besondere Aufwendungen für Sicherheitsvorkehrungen für die SAT.1-Crew sind nicht entstanden.

3. Für die Unterbringung sind Kosten in Höhe von 1.135,64 Euro, für die Verpflegung in Höhe von 1.080,12 Euro und für die personellen Unterstützungsleistungen in Höhe von 2.792,12 Euro entstanden.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Tom Strohschneider

vom "Blauen" zum "Roten" geworden

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