Starke Linkspartei, beängstigendes AfD-Ergebnis, schwierige Regierungsbildung – was lässt sich über das Wahlergebnis von Thüringen sagen, wenn nicht bloß wiederholt werden soll, was vor dem Sonntag auch schon klar war?
Eine deutlich gestiegene Beteiligung zeugt von der schon länger anhaltenden Repolitisierung der gesellschaftlichen Debatten. Dabei geht es weniger um Einzelthemen, sondern um gesellschaftspolitische Richtungsfragen. Damit sind wir schon bei der AfD, deren Wähler*innen man schon lange nicht mehr mit dem Hinweis auf Frustration oder Protestverhalten von der Tatsache freisprechen kann, dass sie einer rechtsradikalen Partei ihre Stimme geben, die gerade in Thüringen keinen Hehl daraus macht, was sie anstrebt. Ein Großteil ihrer Anhänger*innen stehe „politisch hinter dem rechtsradikalen Thüringer Landesverband“, so hat das gerade noch einmal das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft Jena in einer Studie dargelegt. Wer für die Höcke-Truppe votiert, will eine andere Gesellschaft. Eine, vor der man sich fürchten muss.
„Der AfD gelingt es auch, die unterhalb der öffentlichen Meinungen und der Staatsräson in Ost und West erhalten gebliebenen nationalistischen, völkischen, auch rassistischen Haltungen und Mentalitäten zu sammeln“, so hat das nach den Wahlen in Sachsen und Brandenburg der Parteienexperte Horst Kahrs formuliert. Das Problem – dieser Ausdruck klingt schon verniedlichend – wird so schnell also nicht wieder verschwinden.
Die Stärke der AfD ist sowohl Ausdruck der Transformation des Parteiensystems als auch ihre Treiberin. Die Krise der alten Volksparteien gärt schon viel länger, sie hat auch etwas mit dem Hinterherlaufen hinter Stimmungen zu tun, mit einer Ökonomisierung von Politik, die sich als Lieferant für „Produkte“ versteht, von denen man durch Umfragen herauszufinden glaubt, dass sie auch gewünscht sind. Das aber entspricht offenbar immer weniger dem, was eine große Mehrheit wirklich umtreibt: Antworten auf große Fragen wie die Klimakrise, auf neue Unsicherheiten in einer globalen Welt, auf tief reichende Veränderungen des Alltags der Beschäftigten und der auf einen Sozialstaat Angewiesenen vorgeschlagen zu bekommen.
Jenseits der Farbspiele
Zugleich ändert eine starke AfD inzwischen fundamental die Bedingungen, unter denen die anderen Parteien solche Lösungen suchen und umsetzen könnten. Das lenkt den Fokus auf eine andere Frage: Welche politischen Optionen bestehen für jene drei Viertel der Thüringer*innen, die nicht die AfD gewählt haben? Denn gerade das wird in Thüringen nun abermals sichtbar: Regierungsbildungen werden schwieriger, neue Modelle der Kooperation müssen vereinbart werden. Die Farbenpalette nicht nur künftiger Landesregierungen wird bunter.
Das ist nicht ohne Risiko, von den Schwierigkeiten für alle Beteiligten gar nicht zu sprechen. Aber was wäre die Alternative? Dass die CDU sich auf eine irgendwie geartete Kooperation mit der AfD auf Landesebene einlässt, ist nicht zu erwarten. Andere Mehrheiten, aus denen eine „klassische“ Koalition werden könnte, liegen jenseits der politischen Fantasie oder haben keine Mehrheit. Dabei ist es nicht einmal von Belang, ob die FDP nun wirklich in den Landtag einzieht oder doch noch rausfällt.
Thüringen kann hier, und darin könnte selbst an einem Wahlabend wie diesem ein bisschen Hoffnung liegen, abermals eine Rolle als Labor des Politischen spielen, als Ort neuer Möglichkeiten. Mit Rot-Rot-Grün unter einem linken Ministerpräsidenten hat der Freistaat in den letzten fünf Jahren bereits gezeigt, dass dies keineswegs illusorisch ist.
Über Alternativen zu den etablierten Modellen der politischen Kooperation wird hierzulande meist nur im Krisenmodus gesprochen: Wie oft musste man das Wort „unregierbar“ in den Wahlvorberichten lesen. Aber stimmt das denn? Ist Thüringen, wie es in einer Zeitung hieß, tatsächlich das „Land der begrenzten Möglichkeiten“? Anders gefragt: Ist es nicht gerade deshalb sinnvoll, nach neuen Möglichkeiten zu suchen?
Die alten Gleise verlassen
Bodo Ramelow hat die nun kommende Pattsituation im Landtag lange vorhergesehen. Der Landesverfassung nach würde Ramelow so lange im Amt bleiben, bis ein neuer Ministerpräsident bestimmt ist. Mit der schon erfolgten Verabschiedung eines Landeshaushaltes für das Jahr 2020 hat Thüringen jene Zeit, die es nun bräuchte, um „im Labor“ die Ingredienzien zu sichten, das eine auszuprobieren, das andere zu überlegen. Und na klar: Notfalls auch wieder zu verwerfen.
Bereits erwogen worden sind Modelle wie eine Minderheitsregierung oder wechselnde Mehrheiten. Das würde das Parlament nicht schwächer, sondern stärker machen, offene Abstimmungen abseits von koalitionärer Disziplin politisieren die Auseinandersetzung, heben den Inhalt vor die bloße Machtlogik. Es könnte über zusätzliche Verhandlungsebenen zu einer Belebung des politischen Diskurses kommen, wie man in einer Untersuchung des Politikwissenschaftlers Stephan Klecha nachlesen kann. Das alles hier bedacht immer unter der Voraussetzung, dass die Brandmauer zur AfD auch künftig steht.
Die Parteien kämen so vielleicht auch wieder dazu, unter „Repräsentation“ nicht eine Angebotswirtschaft zu verstehen, die vor allem und mit Blick auf eigene Umfragewerte auf die Meinungen des Souveräns reagiert oder auf das, was man dafür hält. Schluss gemacht werden müsste mit dem Anbeten der „Stabilität“ von Regierungen, als ob das allein schon die Verhältnisse verbessern würde. Schluss gemacht werden müsste mit dem extremismustheoretischen Unfug, der im Reden von der angeblichen „Mitte“ steckt, aus dem die Linkspartei dann stets herausgemeint wird. Zur Erinnerung: In Thüringen ist die Linkspartei unter Ramelow deutlich stärkste Kraft geworden.
Man wird das Ergebnis noch genauer analysieren müssen, die wachsende Personalisierung des Politischen hat sich nicht nur im Freistaat gezeigt, aber auch hier hat sie den kleineren Koalitionspartnern offenbar Luft zum Atmen genommen. Ein Risiko von Alternativen zu den bisher üblichen Modellen des Regierens mag auch darin liegen, dass bei Kooperationen zwischen Parteien unterschiedlicher Lager – etwa Linkspartei und CDU – das rhetorische Ressentiment gegen die „Altparteien“ neue Nahrung findet.
Aber wirklich zugkräftige Argumente gegen ein bisschen Mut zum Verlassen der eingefahrenen Gleise sind das nicht. Die neue Unübersichtlichkeit in Parlamenten ist vor allem eines: die neue Normalität. Dies anzuerkennen heißt keinesfalls, auch die AfD als „normal“ hinzunehmen.
Es könnte aber heißen, den Versuch einer Erneuerung der politischen Kultur, der öffentlichen Debatte zu unternehmen, in der es wieder und attraktiver möglich wird, „Vorschläge zu machen, wohin und nach welchen Regeln sich Wirtschaft und Gesellschaft entwickeln sollen“, wie ebenfalls der Parteienexperte Horst Kahrs schrieb. Vorschläge, hinter denen sich unterschiedliche Milieus versammeln können, Vorschläge, die Widersprüche von Interessen kooperativ bearbeiten statt zu verschweigen oder zu Ungunsten einzelner Gruppen zu übergehen, Vorschläge, die einer Solidarität der Praxis wieder mehr Raum verschaffen, statt gegeneinander auszuspielen. Thüringen hat in den vergangenen fünf Jahren unter den limitierten Bedingungen von Landespolitik in diese Richtung schon Schritte unternommen. Nun haben sich die Bedingungen zum Weiterlaufen verändert. Das Labor Thüringen – es könnte im guten Sinne eines bleiben.
Kommentare 49
Glückwunsch der Linkspartei und Herrn MP Ramelow. Erschreckend das Abschneiden der AfD mit der “Spitzenkraft“ Höcke. Sehr Lustig die Reaktion von Herrn Moring, bei 11% CDU Verlusten würde ich da mal “ in sich gehen“ besser Zurückzutreten. Historisch, dass Abschneiden der Linken in Bundesland Thüringen!
SPD unter 10%, nice
Mal sehen, ob eine Minderheitsregierung das Tagesgeschäft bewältigt und auch Zeit für weiterreichende Entscheidungen findet oder sich im Zwang permanenter Zugeständnisse aufreibt.
Wer transformiert hier wirklich?
Ich finde die Schlagzeile schon eine steile These! Das impliziert ja, das die AfD tatsächlich ein tragfähiges, wirkungsvolles und überzeugendes politisches Konzept hätte! Aber mal abgesehen von ekliger Provokation und zugegeben sau guter PR-Arbeit is da bisher nicht viel. Dass das so verfängt ist erbärmlich aber beim besten Willen kein Gütesiegel für diese Partei! Es ist ein dicke, fette und schallende Ohrfeige für all die, die sich zur politischen Elite dieses Landes zählen!
Meiner Meinung nach transformiert sich das erbärmliche politische Parteiensystem in Deutschland in Wahrheit selbst!
In Wirklichkeit entblößt und konterkarriert die AfD lediglich die historische und nicht minder besorgniserregende Fantasie-, Taten- und Konzeptlosigkeit der etablierten Parteien! Deutschlands Polit-Elite scheitert in ermüdender Regelmäßigkeit, an den Herausforderungen des 21. digitalen Jahrhunderts und sühlt sich in analoger und monochromer Selbstherrlichkeit! Und hinterlässt dabei seit mindestens einer Dekade ein klaffendes Vakuum!
Irgendwer musste sich da ja irgendwann reinsetzen. Die Schonungslosigkeit des demokratischen Alltags verzeiht nunmal keine dauerhafte Realitätsverweigerung!
"SPD unter 10%, nice" .. I LIKE! Es gibt noch mehr Partyvolk an diesem Tag? Sauber! :-)
manchmal macht es Sinn, neben der Headline und der Subheadline wenigstens ein paar Zeilen des Artikel zu lesen
Wirklich, .. so profan und stereotyp?
" deren Wähler*innen man schon lange nicht mehr mit dem Hinweis auf Frustration oder Protestverhalten von der Tatsache freisprechen kann, dass sie einer rechtsradikalen Partei ihre Stimme geben, .."
Wer Angst vor dauerhafter Arbeitslosigkeit, Altesarmut, Perspektivlosigkeit, schleichender Verarmung und der allgemeinen medialen Ausgrenzung hat oder diese täglich er- und durchlebt, von dem kann man doch bei besten Willen nicht wirklich soziale, demokratische Gedanken und Verhaltensweisen erwarten! Oder etwa doch!? Nich im Ernst oder?
Leute, wacht büdde endlich auf!
Es geht hier für viele und immer mehr in Deutschland nicht mehr um Luxus! Welches Auto, welcher Urlaub .., nein es geht da um Grundbedürfnisse!!! Essen oder nicht, Wohnen oder nicht, teilhaben oder nicht etc.! Wer dauerhaft erniedrigt wird und der eigenen Handlungsfähigkeit mehr oder weniger beraubt wird (Harz4, Rentenarmut, Niedriglohn etc.), der gibt auf und verelendet oder er wird wütend und wehrt sich irgendwann und freundlich kann das nicht werden! Das muss doch jedem klar sein! Das ist einfachste Sozialpsychologie!
Hat hier irgend jemand echt geglaubt, dass die schleichende Enteignung und Konfrontation eines Drittels der Bevölkerung mit den Folgen von sozialer Kälte und einer unvergleichlichen Verteilungsungerechtigkeit plus regelmäßiger diskreditierender Medienkampagnien (Der Arbeitslose ist Schuld an seinem Elend und der Verschuldung des Landes, Ossis sind alle Nazis, etc.) über Jahrzehnte, keine Folgen haben wird! Das finde ich ein bischen naiv und erscheint mir sehr kurzsichtig!Und wie abwertend ist denn die Aussage einer weiteren so oberflächlichen Studie? Wie zynisch die Konsequenz in Form einer so empathielos wirkenden journalistischen Veröffentlichung!
Fragen wir uns nicht vielleicht lieber, warum so viele Menschen trotzdem AfD wählen!? Warum sie trotz der Probleme im Land und in Ihrem Alltag nichts anderes im Kopf zu haben scheinen als Rassismus! Wer das abfällig komentiert muss mit dem ausgestreckten Finger, zuerst mal auf sich selbst zeigen!
Stimme ich im Allgemeinen zu! Hat hier aber leider wenig Sinn gemacht! Am Ende bleibt der Eindruck bestehen, die AfD hätte was zu bieten und noch viel schlimmer, es würde reichen mal drüber zu reden! .. .. ..
Ich denke die Zeiten sind bereits vorbei! Und wo soll der überparteiliche Konsens für Taten (also Gesetze mit spürbaren positiven Folgen im Alltag) denn bitte herkommen? Ramelow ist ein Einzelkämpfer! Die Linke selbst, ist zur Zeit ein pseudo-intellektueller, distanzierter Haufen ohne politische Tatkraft! Die CDU und die SPD leiden an tiefgreifendem und von Panik getragenem Identitätsverlust und von der FDP .. Na ja, es geht um Gesellschaft und Verteilungsfragen nicht Vermögensvermehrung! Und die Grünen .. Vielleicht aber ich befürchte die werden ihrer eigenen siegestrunkenen Euphorie erliegen, wenn der Alltag und die Frage der Kostenübernahme über sie hereinbricht.
Und am Ende zählt der Bund und nicht die Hexenküche Landespolitik!Also .. reden wir mal drüber! Bin gespannt was passiert! Lesen hat mir jedenfalls da nich so weitergeholfen. Aber ich mag blind sein, bin für argumentative Hilfestellungen offen.
;-)
Ein merkwürdiges Stimmungsbild, dass sich im Wahlergenis zeigt. Irgendwie geht es um Charakter in den Parteien und mit den gewohnten Charakterbild von Personen ist man bei SPD, CDU/CSU, Grüne, FDP und auch bei den Linken unzufrieden und man will mit dem was angeboten wird, keine Symbiose eingehen. Ramelow ist eine Ausnahme, zu dem was bei den Linken sonst geboten wird, oder als Charaker mit dem man sich identifizieren könnte eine Übereinstimmung festestellen lässt und man dies dann auch wählt.
Verniedlichung, Kränkung, Unentschlossenheit, fehlende Zivilcourage, verstörende Feindbilder und keine positv erscheinende Löungsansätzen bei den Problemen Arbeit, Mieten und Mobilität, wie auch klimafreundlicher die Umwelt gestalten zu wollen, kann kein bestehen der üblichen Wahlergebnisse erzielen.
Dann stellt sich die Frage: Warum identifizeiren sich soviele mit der AfD, obwohl vermittelt wird, dass in Ihrem Konzept keine Löungen angeboten werden, oder ist die Vermittlung der Scheinlösung AfD über die Medien falsch dargebracht und das gezeigte wird als Aufforderung angesehen, erst recht AfD zu wählen, wie auch das alle anderen Parteien keine Reflexion Ihrer Arbeit anstreben und es auch festzustellen ist, dass die Bevölkerung mit den Arbeiten von den gewohnten Parteien unzufrieden ist und Wir Bürger, auch keine Angebote für eine gesunde Politik im gesamten Bundesraum, nicht vorfinden können.
Das Argument, ich wähle AfD, um den anderen einen Denkzettel zu verpassen, zählt hier nicht mehr. Da dieses Ergebnis eine bewusst herbeigeführte Entscheidung darstellt und man eine Symbiose mit einer Partei, die keine zukunftsorientierte Lösungen anbietet, eingehen möchte, statt im Vakuum der anderen politischen Lösungen zu ersticken. Das ist eine logische Konsequenz, wenn ich mit dem was war keine Aufwertung erfahren kann, dann gehe ich in eine anderes Lager und Versuche dort Aufwertung zu erhalten, auch wenn sich alles ins negative dabei entwickelt. Im negativen Tendenzen kann ich auch Wachstum erleben.
Was mich erschreckt ist, dass die AfD als Akademikerpartei gehandelt wird und wenn dies dass Bild und die geistige Haltung von Akademiker darstellt, dann stimmt etwas an der Erziehung, an der Bildung und an dem Charakterbild dieser Personen, auch etwas nicht und zeigt das hier ungesunde Tendenzen in unserer Kulturauffassung erzogen werden. Verlangt das unser Arbeitsplatz, dass man latent Faschismus als wohlriechend, wahrnehmen und annehmen darf, wie auch soll?
Die Akademiker arbeiten an Lösungen, um mit KI Arbeitsplätze abzuschaffen und wundern sich selber, dass Sie dadurch auch ins prekäre rutschen und als Lösung sehen Sie die AfD, für ein bewahren Ihres selbstverschuldeten schwinden an Status an. Das ist genauso Schizophren, wie es die anderen Parteien in Ihrer nicht ausübenden Reflexion auch an Verhalten aufführen.
Und da sage einer, wir hätten kein mentales Problem. Unsere mentale innere Haltung, ist eine Baustelle, die keiner angehen möchte.
Erschreckend hierzu ist die CDU/CSU in Ihrem beleidigt sein und dem dadurch erstellen von neuen Feindbildern, um Ihre eigenen Kampfzonen bewahren zu können. Scheinbar ist Politik genaus persönlich wie Religion. Da verkehrt sich etwas ins Gegenteil um. Da wirkt die CDU/CSU wie das kleine trotzige Kind und zeigt Verhaltensmuster, die man zu Anfängen der AfD erkennen konnte.
Zum bürgerlichen Bündnis von CDU und SPL in Thüringen.
Rund 1,7 Millionen Wahlberechtigte, etwa 2,6 % von rund 65 Millionen bundesweit. Bei einer Wahlbeteiligung von rund 65 Prozent, etwa 1,1 Million. Bei knapp 30 Prozent, etwa 330.000 für die SPL (Sozialdemokratische Partei Linke).
Die Bourgeoisie kann damit recht gut leben. Jetzt müsste sich auch nur noch ihre Hofpartei, die CDU, für ein Wahlbündnis mit der bürgerlichen SPL entscheiden.
PS: Die Familien Siemens, Mohn, Springer und Quandt, ebenso wie Bodo Ramelow, sie dürften damit keine Probleme haben.
28.10.2019, R.S.
wenn Team Olaf/Klara übernimmt, geht noch deutlich weniger
Das Schönste an diesem Ergebnis, finde ich, ist die Demütigung von CDU und auch Teilen der SPD, die sich über Jahrzehnte der Partei DIE LINKE gegenüber arrogant/zurückweisend verhalten haben und die sogar selbst zu den Architekten der politischen Großwetterlage gehören, deren Opfer sie nun sind.
CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak hat noch gestern eine Koalition seiner Partei mit der Linken in Thüringen nach den massiven Verlusten bei der Landtagswahl ausgeschlossen. Sein wichtigstes Kriterium gestern im TV: DIE LINKE sei noch immer eine Partei, die sich verweigere, den Unrechtsstaat DDR Unrechtsstaat zu nennen. Ein wahrlich „überzeugendes Argument“ und deutlicher Hinweis auf seine eigene bornierte Arroganz. Er sah bei dieser Verkündigung aus wie eine leibhaftige Holzschnitzfigur.
||| Dann stellt sich die Frage: Warum identifizeiren sich soviele mit der AfD, obwohl vermittelt wird, dass in Ihrem Konzept keine Löungen angeboten werden, oder ist die Vermittlung der Scheinlösung AfD über die Medien falsch dargebracht und das gezeigte wird als Aufforderung angesehen, erst recht AfD zu wählen |||
Auch wenn es Journalisten überhaupt nicht gerne hören, aber der Journalismus wurde als Agitprop-Verein entlarvt. Ich kenne nur noch ganz wenige Leute, die ganz naiv glauben, dass Aussagen, Berichte, Reportagen von Journalisten oder entsprechenden Medienleuten einer Sache "einfach so" sachlich angemessen seien, ohne dass mit ihnen versucht würde, durch eine Vielzahl darstellerischer Mittel, die einem Romancier gut zu Gesichte stünden, mit ihrer Darstellung Meinung zu erzeugen und zu manipulieren. Auch wenn es Journalisten überhaupt nicht gerne hören, Journalismus ist desavouiert und steht unter Generalverdacht.
Man könnte also tatsächlich sagen, es sei ein Vermittlungsproblem; tatsächlich ist das nur einer von vielen Aspekten. Merkel hat sich verzockt; sie dachte, was nach Fukushima ging - Ausstieg aus der Kernenergie durch göttliche Verfügungsgewalt - ginge auch mit den Migrationsbewegungen, einfach mal ex cathedra die Konsequenzen unserer Politik bei uns für willkommen zu erklären. Das hat die deutsche Politik in eine endlose Spirale von unerwünschten, aber auf Grundlage des Willkommenseinsollens notwendigen Konsequenzen gezwungen. Die SPD ging in Duldungsstarre; das hat ihr, zusammen mit der nachhaltig bis heute unterbleibenden Aufarbeitung - das heißt Rückgängigmachung - der HartzIV-Scheiße, das Genick endgültig gebrochen.
Das und vieles mehr hinterlässt ein Identifizierungsvakuum (nicht im Sinne der Identitären oder Völkischen, sondern im Sinne der Frage: Welche Partei kann ich eigentlich noch wählen?). Und da der latente Faschismus der deutschen Gesellschaft (viele andere europäische Gesellschaften sind keinen Deut besser, aber hier nicht Thema) nie aufgearbeitet wurde und nie ausheilen konnte, strömte er in dieses Vakuum. Womit die Stunde der AfD geschlagen hatte. Kommt noch Luckes Naivität dazu, der wohl meinte, er sei der klügere Zauberlehrling. Diese Frage nach noch wählbaren Parteien ist um so vieles wichtiger, als sie daherkommt; man könnte schreien ob der Ignoranz, mit der längst desavouierte Optionen immer noch und immer wieder als "kleineres Übel" und dergleichen verkauft werden sollen.
Letztlich geht es um Macht. Um nichts anderes als Macht. Jedem einzelnen Politiker, Frauen inklusive, geht es um Macht, auch wenn die vornehm als "Gestaltungswille" deklariert wird. Der Unterschied, den Parteien wie Ideologen aus dem machen, was da wie gestaltet werden soll, wird von zunehmend mehr Menschen nicht mehr nachvollzogen. Und damit wird die AfD tatsächlich eine Alternative. Nicht, weil mit ihr Hoffnung verbunden ist, sondern aus Wut, die sich zunehmend in einer "nach mir die Sintflut"-Haltung ausdrückt. Oder auch in der Haltung "macht kaputt, was euch kaputt macht", eine nette Pointe.
Ob die AfD irgendetwas anzubieten hat, was diskutabel wäre und den Notwendigkeiten der Menschen zugute käme, spielt da überhaupt keine Rolle mehr. Wir leben schon längst wieder in Weimar.
Ramelow hin, Ramelow her – mit Wahlaritmetrik kann man nicht alles erklären, was gestern gegen die Wand gefahren ist. Große Teile des Berglandschaftsgebiets, das gemeinhin als Thüringen bezeichnet wird, sind in fast jeder Beziehung defizitiär. Beispiel Geisa: Strukturell ist die westlichste Gemeinde des Bundeslands eher ein zurückgebliebener, gedanklich nach wie vor hinter dem Eisernen Vorhang befindlicher Teil Osthessens als Plattenbau-DDR, so wie sich Lieschen und Hänslein Müller aus Wessiland sich das vielleicht vorstellen. Entsprechend hat die AfD dort eher mittelprächtig zugeschlagen (19,5%). Die absolute Stimmmehrheit fuhr mit 53% die CDU ein. Linke: 11,3%; Grüne: nicht existent.
Sieht man sich die Gemeinde an, kann man sagen: Irgendwie könnte sie mehr aus sich machen. Die Altbausubstanz ist – siehe auch Görlitz – teilweise besser herausgeputzt als in manchen West-Gegenden. Hinzu kommt ein Schloss; nicht weit entfernt ist zudem Point Alpha – ein veritabler Publikumsmagnet in Sachen Grenzanlagen-Gedenken. Trotz sichtbarer, vermutlich der Wahl geschuldeter Aktivitäten im Ort ist die größte Gaststätte – untergebracht in einem Gutsherrenhaus mitten in der Altstadt – »geschlossen«. Nein – nicht wirklich geschlossen, sondern offensichtlich reserviert für eine geschlossene Gesellschaft. Sonstige Gastronomieoptionen – Hallo, es ist Sonntag mittag: eine Sportsbar, die allerdings gähnend leer ist.
Zeugnis von vorhandenem Orts-Leben (sowie politischen Kräfteverhältnissen) legt die Wahlwerbung der einschlägigen Parteien ab. Allseits präsent und entsprechend auffällig: die Plakate von CDU, AfD und NPD. Speziell letztere – stetig in unmittelbarer Nachbarschaft an die entsprechenden Säulen gehängt – signalisieren bereits farblich, wo im Osten der Hase hängt: die AfD in Hellblau plus Schwarzrotgold, die NPD mit dunklerem Blau. Auffällig bei den AfD-Anschlägen ist die subtile oder auch etwas deutlichere Bezugnahme auf eine grundsätzlichere Wende, die nach Meinung der Partei ansteht. Ansonsten bedienen die Parolen von Bürgerlichen und Rechten eine Stimmungslage, die an die der hessischen Stahlhelm-CDU Marke Achtzigerjahre deutlich anschließt: »Freiheit statt Sozialismus« (AfD); »Liebe zur Heimat« (NPD).
Von den restlichen Parteien zeigte in Geisa allenfalls noch die SPD Präsenz. Was soll man tun? Schlimme Deprivation, wie sie gemeinhin immer als Diagnose für den Rechtsdrall der östlichen Bundesländer angeführt wird, kann es schwer sein. Ich denke, Thüringen – wahrscheinlich alle Ost-Bundesländer mit Ausnahme von Brandenburg – gefallen sich letztlich gut in ihrer etwas zurückgebliebenen Zuckerbäcker-Welt. Mit sozialer Diagnostik hat das wenig zu tun. Ich denke, die rechten Parteien sind für große Teile der dort lebenden Bevölkerung einfach ein geeignetes Vehikel, um die Moderne auszusperren.
Inklusive der Zumutung, den besten Gasthof vor Ort auch Sonntags zu betreiben.
CDU schließt Koalition mit Linken (SPL) nicht aus.
Vgl. https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_86672618/thueringen-wahl-2019-mike-mohring-schliesst-koalition-mit-linken-nicht-aus.html
Wer denkt, die AfD hat den Leuten nichts anzubieten, sollte mal überlegen, woher diese Stimmen denn kommen.
Klar hat diese Partei, wie weiter oben bereits erwähnt, auch eine "saugute PR" gemacht. Aber der Spitzenkandidat Höcke polarisiert so stark, das er vielleicht sogar den einen oder anderen potentiellen Wähler abschreckt.
Thüringen ist aber nun mal kein Bundesland, welches über große Städte verfügt. Dies erklärt doch auch das relativ schlechte Abschneiden der Grünen. Diese ziehen ihr Wählerschaft doch überwiegend aus jungen, gut gebildeten und "modern" denkenden Bewohnern von (Universitäts-)Städten.
Mit solchen Menschen können und wollen sich die Menschen in ländlichen Regionen Deutschlands, egal ob Thüringen, Bayerischer Wald, Westerwald oder dem Emsland z.B., aber nicht identifizieren. Diese denken anders, nicht einfacher, und eventuell auch einen Deut realistischer.
Und genau dies macht sich doch die AfD zu eigen. Deren Kandidaten "sprechen" die Sprache dieser Menschen, und kommen nicht mit "Veganen Geburtstagskuchen" im Kindergarten oder irgendwelchen Gender-Themen.
Wer sich noch an den Film "Er ist wieder da" erinnert, kann dies schnell nachvollziehen. Man kann den Menschen (auch in Thüringen) sehr viele Belastungen zumuten, aber man muß Ihnen das Gefühl geben, das man ihnen zuhört und sie mit ihren Ernsten, Sorgen und Nöten auch "für Voll" nimmt.
Und so etwas können die Grünen außerhalb ihres Klientels schon mal gar nicht, und CDU und SPD haben dies auch verlernt. Diese Gabe ist aber Herrn Ramelow (nicht der Linken insgesamt, wie die Ergebnisse in anderen Bundesländern zeigen) und vielen in der AfD gegeben.
Oh. Danke für diese ausführliche Antwort.
Bitte bleiben Sie ruhig und regen Sie sich nicht unnötig auf, ich selber rege mich auch nicht auf, da dies mit meiner Aktion, umweltfreundliches arbeiten auch nicht funktionierte. Diese Aktion ist zu einem Tabu geworden und ich kann damit, nirgendswo mehr hingehen.
Sehen wir das positiv. Bin ich wieder frei für anderes.
Ein Umgang mit dem was zur Zeit heranwächst, kann ich nur sagen. Wie wäre es mit hopeful fear. Wir schauen uns dann die Ängste an und erarbeiten darin neue Erfolge. Etwas anderes fällt mir dazu nicht ein.
Dass die PdL die zerbröselnde SPD im Parteiengefüge der BRD ersetzen muss, war ja DAS große strategische Paradigma, für das ich - als bis vor Kurzem noch PG - von 2007 (Eintritt) bis dato gekämpft hatte, - gegen die bestenfalls "taktischen", eher operativen Feuchttraum-Optionen von RRG.
Dieser innerparteilich leider verlorene Ein- u. Ansatz von mir fand unter a. auch auf lafonaines-linke.de statt, dem wesentlich vom Autor (nicht PdL-Mitglied) des Artikels betriebenen Blog, dessen Inhalte er später dann in den Orkus befördert hat, und wo er massiv, fast schon als Leihstimmenkampagne für die SPD, die informelle Verabredung der PdL-Großkopfeten stützte, lieber auf die verantwortunglose/stressfreiere Variante der PdL(-Führungen) als Beiboot(-Kapitäne) zu setzen.
Heute sieht sich die PdL der Wirklichkeit u. Wahrheit dieses Paradigmas ausgesetzt, ohne sich auf diese Rolle als DES Counterparts/Antipoden zur - & Regierungspartners der - CDU/CSU u. ä. auch nur im entferntesten vorbereitet zu haben. Weder gibt es eine hinreichende Analytik oder gar ein ausdiskutiert-quasi-konsensuales Verständnis in der Partei von dem, was in der SPD als eben dieser Counterpart falsch lief u. läuft, noch haben die PdL-Führungen aus den Fehlern der SPD-Führungen irgendetwas gelernt:
Das potentielle Wählerklientel der potentiellen Sozial-2.0-Partei mag sich in Fällen wie Thüringen (z. T. krebsbedingter Ausfall der CDU-Führung u. ä. ) gern damit behelfen, eine gute CDU-Politik (z. B. im Anschluss an die kath.bzw. christl. Soziallehre/-politik, Nell-Breuning, Wuermeling usw.) durch eine PdL-Führung vollziehen zu lassen, aber früher o. später wird man auch da zum Original wieder zurückkehren, - oder, unter Wahrnehmung des extremen Verschlisses und Kompetenzmangels (CSU-Verkehrspolitik, Flüchtlinge, rechter u. islamischer Terror, ...) der aktuellen Kon'sen UND der PdL (Berliner Wohnungsbau-Politik, Digitalisierung, ... ) dann eben zu Hause bleiben, während die AfD diejenigen auf der stramm rechten Seite re-mobilisiert, die diese Konsequenz des Fernbleibens schon vor 2-3 Jahrzehnten gezogen hatten.
Bodo hat die Wahl gewonnen, nicht die LINKE. Komisch, aber wahr. Das ist wie Kretsch hat gewonnen in BW, nicht DIE GRÜNEN. Conclusio 1, die Menschen wählen personalisiert, keine Programme. Conclusio 2, die Menschen wählen eine starke Führungsfigur an der Spitze. Nicht neu! Daran wird die Demokratie nicht scheitern. Was nicht mehr angesagt ist, ist die seit Jahren von allen strapazierte Mitte, die es so, eh nie gab. Vielmehr verwischten alle Konturen, alle Profile, bei allen, es wurde -logischerweise- daher egal, was man wählte, sie waren ja eh alle in der Mitte. Stillstand, die zwangsläufige Folge. Das wird jetzt aufgemischt, gut so. Was alle Mittigen allerdings nicht bedachten, war das Braune, todgeglaubt der Irrtum. Nun sind sie wieder da, die Geister aus der Flasche, in die sie nie wirklich zurück sind. Die Zeiten der bisherigen Volksparteien ist over. Gut so. Nicht nur bei uns, nein, in ganz Europa. In Zeiten des sich immer mehr verschärfenden Klimawandels, nebst Folgen, wird die Polarisierung noch erheblich zunehmen. Soll es nicht final zu smarten Ghettos vs Nogo Ghettos kommen, muss jetzt massiv solidarisch gehandelt werden. Parallel müssen regionale, lokale Lösungen priorisiert werden. Per ordre de Mufti via Berlin / Brüssel ist out. Die totale Digitalisierung, by the way, darf nicht zur völligen Versklavung führen. Es liegt nicht am Können, sondern nur am Wollen. Die happy few sind ratlos, ihr bisheriges setting ist Schnee von gestern. tempus fugit
keine Sorge, ich lächele^^ Der Weg endet in der Petersilie. Für alle.
@Reinhold Schramm
Herr Strohschneider zeigt hier sein Gesicht: Zitat ...Alternativen zu den bisher üblichen Modellen des Regierens ... bei Kooperationen zwischen Parteien unterschiedlicher Lager – etwa Linkspartei und CDU –... Zitat Ende.
Eine Alternative ist für ihn eine Kooperation zwischen Linkspartei und CDU. Damit können die Familien, die wegen ihrer Verfügungsgewalt über die entscheidenden Ressourcen seit mehr als 100 Jahren in Deutschland das Sagen haben sehr gut leben. Wie Sie schon angemerkt hatten.
Wieso fehlende Mehrheit? Soll die CDU doch mit Ramelow ran.
Die konservativen Leute sehen die AFD inzwischen als die bessere CDU. Die AFD ist für viele die CDU in authentisch. Die CDU war ja auch im Westen nach dem Krieg die Nachfolgeorganisation der NSDAP mit dem C als Feigenblatt im Namen.
Merkel hat durch ihr nicht vorhandenes historisches Bewusstsein den ultrarechten Flügel der CDU nonchalant kaltstellen wollen, ob beim Euro oder der Zuwanderungspolitik, und hat damit dem Baby AFD Geburtshilfe geleistet.
"Die gewählt werden, haben fast nichts zu sagen. Die das Sagen haben, werden nicht gewählt."
Karl Marx ? Nee: Horst Seehofer (in einem lichten Augenblick oder lucidum intervallum).
Und denen, die nicht gewählt werden, kommen die Zersplitterungen der Parteien gerade recht. Das macht die Parteien noch impotenter! Es wird einfach Zeit, daß die SPD in der Linken aufgeht, wo doch klar wird, daß die Union allmählich von der AFD assimiliert wird. Dann sind die Frontlinien wieder klar und es kann auch wieder Oppositionspolitik gemacht werden, die den Namen verdient!
Die kapital-faschistische Finanz- und Monopolbourgeoisie hat ihre bisherige SPD wohl abgeschrieben (?) – auch wenn ihr verdienter Sigi noch einen lukrativen Posten im Verband der Automobilindustrie bekommt.
Solange sich die SPD noch nicht bundesweit unter 5 Prozent befindet, dann muss man eben doch nochmals nachtreten!
Hätte sich die kapital-faschistische, antisemitische und terroristisch-imperialistische NSDAP vor Kriegsbeginn 1939 etwas Vergleichbares wie die SPD zu Beginn des 21. Jahrhunderts, mit ''Agenda 2010'', ''Hartz-IV''-Strafvollzug für langjährige Erwerbstätige, mit deren Eintritt in die persönlich unverschuldete Arbeitslosigkeit und mit der ''Rente mit 67'' erlaubt, die damalige deutsche Arbeiterklasse hätte in einem blutigen Bürgerkrieg die kapital-faschistische NSDAP und ihrer analogen Finanziers, von Krupp, Siemens und bis IG-Farben, nachhaltig vernichtet.
Dass das der SPD heute damit so ungeschoren möglich war, mit ihrer kapital-faschistischen ''Agenda 2010'', dem ''Hartz-IV''-Strafvollzug und der ''Rente mit 67'' [und demnächst mit der ''Rente mit 69''], zeigt uns nur wie erfolgreich die damalige kapital-faschistische NSDAP, dank der Vorleistung der SPD in der Weimarer Republik, insbesondere nach den Olympischen Spielen 1936, das Klassenbewusstsein der deutschen Arbeiterklasse – bis heute nachhaltig – beseitigen konnte.
Wäre noch ein Funken Klassenbewusstsein bei Einführung und Praxis des faschistischen ''Hartz-IV''-Strafvollzugs im Massenbewusstsein der werktätigen Klasse übrig geblieben, die SPD würde schon nicht mehr als Partei der kapital-faschistischen Finanz- und Monopolbourgeoisie in Deutschland existieren.
Inwieweit die heutige AfD sich auch in der Praxis als eine kapital-faschistische Alternative – zur noch existierenden SPD und insbesondere für die CDU und für die FDP – für das Finanz- und Monopolkapital erweist, das wird uns der Fortgang ihrer geschichtlichen Existenz [AfD] in Deutschland noch zeigen.
- stets ungeschminkt.
28.10.2019, R.S.
Tatsächlich hat wohl weniger Die Linke in Thüringen gewonnen, als MP Ramelow. Umfragen sollen ergeben haben, dass selbst CDU-Wähler zu einem großen Teil mit dem MP zufrieden sind. Im BR wurde gestern konkret ein Unternehmer und Unions-Wähler zitiert, der meinte, Ramelow würde seine Sache sehr gut machen. Der Wahlkampf soll vor allem Ramelow-zentriert und weniger auf die Partei orientiert gelaufen sein. Für die Partei Die Linke dürfte die Deutung des Thüringer Ergebnisses keinesfalls einfach sein. Statistisch gesehen ist es ein Ausreißer, von dem nicht viel abzuleiten ist.
Wahrscheinlich bräuchten wir eine/n Psychologen/in als Bundespräsidenten/in und eine/n Sozialarbeiter/in als Kanzler/in, um diese tiefen Krater in unserer Gesellschaft wieder etwas schließen zu können. Ich glaube aber etwas weniger Polemik und Schlagzeilen-Infotainment in den Mainstream-Medien würde auch schon etwas ändern! Aber damit verdient man kein Geld .. .. ..
Jupp - kann ich Dir nur Zustimmen! Seh ich ganz genauso! Leider .. .. ..
Duisburg, Bremerhaven usw. ... ???
" Man kann den Menschen (auch in Thüringen) sehr viele Belastungen zumuten, aber man muß Ihnen das Gefühl geben, das man ihnen zuhört und sie mit ihren Ernsten, Sorgen und Nöten auch "für Voll" nimmt. Und so etwas können die Grünen außerhalb ihres Klientels schon mal gar nicht, und CDU und SPD haben dies auch verlernt. Diese Gabe ist aber Herrn Ramelow (nicht der Linken insgesamt, wie die Ergebnisse in anderen Bundesländern zeigen) und vielen in der AfD gegeben. "
Stimme ich voll zu! Mehr ist ihnen aber auch nicht gegeben und mehr als reden müssen sie ja auch nicht! .. was man den Mainstream-Politainment-Tanten und Onkeln auf fast allen Kanälen dringend mal sagen müsste!!! Leider hat der Rest aber seit Jahren auch nicht viel mehr Substanzielles zu bieten .. .. .. :-(
Was mich aber sehr irritiert, .. es wird wieder nur über den Osten gelästert! Als wären 23% von 66% gleich 100% .. Nur weil es so schön plakativ in die deutsche vorurteilsgesteuerte Schubladendenke passt! Und man dann über echte Probleme und Lösungen nicht diskutieren braucht. Aber was ist mit Duisburg oder Bremerhaven? .. Da geht ja auch nich mehr viel voran. Da wird auch immer radikaler gewählt ..
Kann man den Menschen da denn mehr zumuten, nur weil Sie viel weniger sind? Nein, natürlich nicht!
Aber das passt nicht in die deutsche Schublade ..
und leider ist damit auch klar, was als einziges bleibt, das helfen würde: Originäre Deutsche im Wohlstand ertränken. Oder wie der gute alte Marx, Brecht(?) so in etwa sagte: Erst kommt das Fressen, dann die Moral. Ersetze hier und heute Fressen durch ein angenehmes Leben. Wobei ich noch nicht mal überzeugt bin, dass das gegen Faschismus helfen würde, denn wie Hüsch sagte, Faschismus ist Sadismus. Persönlicher Sadismus, und somit ein Charaktermerkmal.
Manchmal kann man eben doch nicht soviel fressen, wie man kotzen möchte.
"Es wird einfach Zeit, daß die SPD in der Linken aufgeht, wo doch klar wird, daß die Union allmählich von der AFD assimiliert wird. Dann sind die Frontlinien wieder klar und es kann auch wieder Oppositionspolitik gemacht werden, die den Namen verdient!"
Es braucht eigentlich keine neuen SPD-Ableger! Is ja eh schon die Hälfte der Ehemaligen rübergehuppt! ;-)
Es braucht eine neue, authentische, tatkräftige Politiker-Generation! Egal in welcher Partei! (Schröder hat CDU/FDP-Poltik als notwendig verkauft - Merkel machte die Worte Flüchtlinge, Mindestlohn, Atomausstieg sagbar in der CDU .. Und Joschi .. ja der war ja auch der Oberburner! .. Als grüner Außenminister in den Krieg ziehen! Ne Du ahnst es nicht! )
Nur diesmal eben welche die was von Empathie, Gesellschaftspolitik und Ökologischer Ökonomie verstehen und das auch konsequent durchjagen, durch die Mühlen des Lobbyisten-Sekratriats Bundestag.
Der Logik nach wäre jetzt der Lindner dran .. ;-) ;-) ;-) ;-) ;-)
Gut .. wieder mal Zeit zum Aufhören! *Lol*
"Erst kommt das Fressen, dann die Moral."
Es war Brecht in der Dreigroschenoper. Und er war mit der Rezeption, die Ihrer Auffassung entsprach, sehr unzufrieden.
Ich empfehle - ausnahmsweise ganz ohne Sarkasmus, sich das Stück mal in aller Ruhe reinzuziehen.
"Faschismus ist Sadismus"
Ich will hier nicht das große Fass auf machen. Aber: Joker ist diesbezüglich m.E. sehr aufschlussreich.
Der Begriff "Faschismus" scheint in seiner nebulösen Undefiniertheit mittlerweile so eine Art linkes Amulett zu sein: wer ihn trägt, ist vor bösen Geistern geschützt, eine Art Magie, die verhindert, dass stattfinden wird, dem man einen Namen gab.
Faschismus ist "nix", ist entweder alles oder gar nichts. Entweder waren alle schon immer auch faschistisch mit dem Bestreben, Eigenes gegen Fremdes im Lauf der Jahrhunderte abzugrenzen, blutig zu verteidigen oder "unrechtmäßig" zu erobern, oder es gibt ihn gar nicht, den Faschismus, denn das Abschlachten von Menschen ist wahrlich nicht sein Alleinstellungsmerkmal - es sei denn, man nennt nun flugs jedes Abschlachten Faschismus - das geht auch, und in seiner Beliebigkeit ist dieser im Grunde so nichtssagende Begriff unsterblich.
Analysen könnten weiter führen als dieser magische Kampfbegriff.^^
Gestern ... machte sich das Medium den ganzen Tag Sorgen, ob und überhaupt die CDU mit der Linke koalieren könnte. Die Frage, ob und wie in der Linken eine mit der CDU-Kolik gesehen wird, scheint nicht zu interessieren. So sieht es aus.
Ich habe den ganzen Sonntag in einem Wahllokal auf dem Ländle verbracht, um dort Nachwahlbefragungen durchzuführen. Das Land ist an die AfD verloren! Mir standen allerdings keine Nazis gegenüber, sondern Menschen (Wähler), die sich von der Politik der Haupt- und Großstädte abwenden und den Ernst der Lage für ihr Dorf beschreiben.Wenn die Kirmes stirbt, kommt der Bus schon lange nicht mehr.
Stimmt. Leider geht es weiter, mit einem neuen verrückten Glanz.
Damit kommt aber kaum einer zu recht. Parteien wie auch Medien nicht und auch wir sind gefordert, mit vielen neuen Formulierungen, damit wir den neuen verrückten Glanz begreifen, verstehen und auch darauf einwirken können.
Ja, dass sehen Sie völlig richtig. Ich bin wirklich auf die Thüringer stolz - auch auf einige CDU Sympathisanten, die Links gewählt haben … immerhin über 31% Was ich nicht verstehe ( auch in meinen pers. Umfeld ) … die AFD zu wählen … mit diesem unangenehmen Menschen Höcke. Keiner soll sagen, dass haben wir nicht gewusst! ( Beschluss des Verwaltungsgerichts Meiningen (2 E 1194/19 Me) ) "in ausreichendem Umfang glaubhaft gemacht, dass ihr Werturteil nicht aus der Luft gegriffen ist, sondern auf einer überprüfbaren Tatsachengrundlage beruht". Belege liefert Höcke selber … Siehe : Höcke-Buch “die faschistische Agenda Höckes und könne als gerichtsbekannt vorausgesetzt werden. Darin finden sich Sätze vom "bevorstehenden Volkstod durch den Bevölkerungsaustausch" usw. Das wissen doch die Menschen, meine Schlussfolgerungen daraus – Faschismus ist auch in einer Demokratie wieder möglich und die vielen AfD Polizisten auf Listen der Partei in Thüringen sind ebenfalls keine beruhigendes Kriterium für wehrhafte Demokratie. Zusatz, aber es gibt auch Bürgermeister die die AfD “schick“ finden...!
zu spät :-) das Stück wurde bereits des öfteren reingezogen^^
Wenn Brecht mit dieser Rezeption unzufrieden war, teilt er das Schicksal aller Autoren, die sie Deutungshoheit über ihre Werke verlieren, sobald sie diese veröfefntlichen
mit "Joker" meinen Sie den neuen Film?
im Wesentlichen Zustimmung - Politikwissenschaftler bekommen ohnehin graue Haare ob der unkontrollierten Ausweitung des Begriffes auf immer mehr Unliebsame. Und der Begriff hat tatsächlich eine Wanderung absolviert, von der italienischen Arbeiterbewegung hin zu Mussolinis Kampftruppen..
Trotzdem ist er als Emblem nicht völlig nutzlos, denn es geht dabei nicht nur um das Abschlachten, sondern um das Abschlachten auf für das Opfer unangenehmste Weise. Selbstverständlich gibt es in diesem Kontext Varianten der Details der Gründe, die unterschiedliche Ideologien etablieren mögen. Es wird ja, durchaus mit guten Gründen, bestritten, dass Nationalsozialismus Faschismus sei. Ich halte allerdings dafür, dass aus der Sicht der Opfer alle diese Unterschiedlichkeiten in einem Punkt zusammenfallen, dem erlittenen Leid fundamental-existentieller Natur.
Erlauben Sie mir deswegen bitte, den Begriff weiterhin zu benutzen; falls an irgendeiner Stelle ein relevanter Aspekt auftaucht, der damit nicht zu erfassen ist, können wir das ja jederzeit diskutieren.
sic!
So ist das wohl. Wenn der Geist aus der Flasche ist ...
Und: Ja. Aber gehen Sie nicht rein, wenn Sie zu Depression neigen. Dann kommen Sie womöglich nur auf allen Vieren raus. Oder hatte Sie auch das Vergnügen schon?
nein, der Film wartet noch, aber man laß schon einiges^^
Sollte es wirklich ein Bruch mit der guten alten Tradition sein, derzufolge ein Schurke so böse, ruchlos, genial, whatever sein kann, am Ende gewinnt Deutschl ... ehm, Batman?^^
oh Gott, das habe ich nicht geschrieben^^ also, man las schon so einiges^^
Batman kommt gar nicht vor. Es ist vor allem das Dystopische, das den Film so bedrückend macht. Und wir wissen ja alle, wie furchtbar böse Herr Joker später dann ist. Die Genese dieses Bösen wird m.E. bestürzend gut gezeichnet. Die Parallelen zu Alt-Right usw. sind unübersehbar. Ich denke, dass Ähnliches auch dem aufkeimenden Faschismus hier zugrunde liegt. Aber ich will nicht spoilern.
Und weil es sonst off-topic wird:
Vielleicht mögen Sie nach einem eher ungemütlichen Kinoabend hier oder hier mitdiskutieren?
"sondern um das Abschlachten auf für das Opfer unangenehmste Weise"
Möglich dass ich das nicht verstehe?
Fraglich auch, wie das beurteilt werden soll??
Die unangenehmste Weise war für Viktor E. Frankl die mit der ungerechten Demütigung verbundene.
Oder was ist für Sie die "unangenehmste Weise"?
folternderdings
....denn das Abschlachten von Menschen folternderdings ist wahrlich nicht sein Alleinstellungsmerkmal - es sei denn, man nennt nun flugs jedes Abschlachten mit Folter Faschismus - das geht auch, und in seiner Beliebigkeit ist dieser im Grunde so nichtssagende Begriff unsterblich.
??
Nun, Sie haben zurecht darauf hingewiesen, dass der Begriff recht schwammig ist; ich habe Ihnen ein Kriterium angeboten, das sich weniger auf formale Aspekte kapriziert als auf die psychische Komponente - es ist in all diesen Menschen dasselbe falsch gelaufen, selbst wenn die sozialen Formen, die es annimmt, historischen Wandlungen unterlagen. Letztlich erachte ich Faschismus somit als Extremform der guten(?) alten menschlichen Urüberzeugung, andere Menschen jederzeit zum Zweck meines Zweckes machen zu dürfen, mit oder ohne deren Einverständnis. Das ist ein hohes Abstraktionsniveau, zugegeben, aber es zerrt ein bisschen die Maske vom Gesicht, oder den Schleier weg von den Worten, mit denen eine Vielzahl von Formen als etwas anderes, Wünschenswerteres ausgegeben werden soll und wird.
Sie sagen es selbst. Es ist "nur" ein qualitativer Unterschied ... auf einem Kontinuum. Der Kippunkt wird willkürlich festgelegt.