Lafontaines Erfolg

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Wie hoch der Erfolg der Linkspartei im Saarland einzuschätzen ist, haben am Sonntagabend die Moderatoren der Öffentlich-Rechtlichen gezeigt – als sie wieder und wieder behaupteten, das Wahlergebnis sei doch hinter dem zurückgeblieben, was Oskar Lafontaine sich gewünscht habe. Nun kann man vieles behaupten, sicher aber nicht, dass die Linke im kleinsten Flächenland hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist.

„Wir wollen über 20 Prozent kommen, wir wollen die entscheidende Kraft sein“, hatte Lafontaine am Freitag auf der Abschlusskundgebung noch einmal die Wunschmarke benannt. Und das war angesichts der Umfragen nicht einmal zu erwarten. Über 21 Prozent sind es nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis dann doch geworden, gut fünf Prozent mehr als die Demoskopen vorhersagten. Elf Sitze im Landtag – die linke Landesliste umfasste gerade einmal zwölf Kandidaten. Auch in Thüringen kam die Partei besser ins Ziel, als die Umfragen erwarten ließen. Und selbst in Sachsen sieht es nicht viel schlechter aus, als erwartet. Das Ergebnis von André Hahn ist zweifellos der Schatten auf der Bilanz der Linken an diesem Sonntag, aber wenn man es genau nimmt, ist das weder überraschend noch dramatisch: Mehr war diesem Spitzenkandidaten nicht zuzutrauen und auf ein rot-rotes Signal hatte in Dresden, Leipzig und anderswo sowieso niemand gehofft. Was sich die Linke von ihren Ergebnissen in Thüringen und im Saarland am Ende kaufen kann, ist an diesem Wahlabend noch nicht auszumessen. Das Problem ist: Sie hat es nicht selbst in der Hand. Für eine Befreiung aus dem machtpolitischen Dilemma müsste die Sozialdemokraten sorgen.

Das gilt vor allem für Thüringen, wo Bodo Ramelow die SPD um zehn Prozent auf Distanz hielt und nun kaum auf seinen Ministerpräsidentenanspruch verzichten kann. Im Saarland hängt es vor allem an den Grünen. Und selbst wenn es zu den beiden Regierungsbeteiligungen kommt, wäre damit auf bundespolitischer Ebene noch nicht viel gewonnen. Wer sich die Selbstbeweihräucherungen der auf niedrigem Niveau stagnierenden Sozialdemokraten angehört hat, muss Zweifel haben, ob die Botschaft im Willy-Brandt-Haus überhaupt angekommen ist. Es sei die Prognose gewagt: Würde Frank-Walter Steinmeier jetzt springen und für möglich halten, was Kurt Beck noch den Parteivorsitz gekostet hat – ein Plus von mindestens fünf Prozent für die SPD wäre möglich. Jürgen Trittin hat es heute angedeutet: „Der 30. August könnte der Anfang vom Ende der Kanzlerschaft von Angela Merkel sein.“ Könnte, hätte, wenn – die SPD dazu bereit wäre. Darin findet Lafontaines Erfolg seine Grenze.

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Geschrieben von

Tom Strohschneider

vom "Blauen" zum "Roten" geworden

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