Schon am Dienstag berichtete derwesten.de: „Eine Million Raver werden zur Loveparade erwartet. Doch das Party-Gelände kann maximal die Hälfte zeitgleich aufnehmen." Und weiter: "Es sei zwar nicht auszuschließen, dass der Zugang während der zehnstündigen Veranstaltung kurzzeitig gesperrt werden müsse, aber derzeit gehe man nicht davon aus. Und wenn der Fall doch eintrete, 'dann haben wir ganz unterschiedliche Maßnahmen, mit denen wir das problemlos steuern können', verspricht der Sicherheitsdezernent".
„An einem Punkt könnte sich das Mega-Event zum Tanz auf dem Drahtseil entwickeln: In Duisburg werden deutlich mehr Raver erwartet, als auf das Güterbahnhofsgelände passen. Während Sicherheitsdezernent Wolfgang Rabe auf DerWesten-Anfrage von ‚einigen hunderttausend Menschen‘ spricht, die auf dem Gelände Platz haben, wird Kersten Sattler vom Veranstalter Lopavent etwas konkreter: ‚400.000 bis 500.000 Menschen‘ könnten sich zeitgleich auf der abgesperrten Party-Fläche mit 230.000 Quadratmetern aufhalten. Die konkrete Zahl aus der Genehmigung der Stadt für die Loveparade wollte Rabe aus einsatztaktischen Gründen nicht nennen.“
Wer macht die Love-Parade? Die Main Post schreibt: „Im Januar 1969 in Bamberg geboren, wächst Rainer Schaller im fränkischen Schlüsselfeld auf. Mit 17 Jahren macht er eine Lehre als Einzelhandelskaufmann, anschließend seinen Betriebs- und Einzelhandelsfachwirt. Fünf Jahre später übernimmt er, 22-jährig, seinen ersten Edeka-Markt. Es folgen drei weitere. 1997 gründet er in Würzburg McFit – mit inzwischen 101 Filialen und 700 000 Mitgliedern. 2006 investiert Schaller zwei Millionen Euro in die insolvente Loveparade und übernimmt die Gesellschaftsanteile zu 100 Prozent.“
Ort der Parade wird das Gelände eines ehemaligen Güterbahnhofs sein. Was sprach für dieses Areal? Schaller auf ntv.de am 23. Juli 2010: „Nun ja, man muss gucken, wo man eine Millionen Menschen hinbekommt – von der Logistik her, mit dem An- und Abtransport. Und man muss sehen, wo man dann auch einigermaßen sicher feiern kann. Nach Prüfung in Duisburg erschien uns dieses Gelände auch wegen seiner Nähe zum Bahnhof sehr gelegen.“
Schaller im Handelsblatt-Interview vor einem Jahr: „Nachdem die Love Parade 2004 und 2005 ausgefallen war, haben wir das Event 2006 reanimiert. Wir wollten mit einem relativ kleinen Budget einen hohen Bekanntheitsgrad erzielen. Ich war bei renommierten Werbeagenturen, die mir sagten, dass man im Jahr zwischen acht bis zehn Millionen Euro braucht, um seinen Bekanntheitsgrad zu steigern. Und das war einfach damals vom Budget nicht möglich. Wir haben uns lange überlegt, was wir denn Verrücktes machen können, um bekannter zu werden. Wir haben uns für die Love Parade entschieden. Das war ein Himmelfahrtskommando.“ Handelsblatt: Die Love Parade in Bochum fällt in diesem Sommer aus. Schaller: „Das war ein Schlag ins Gesicht, ist aber nicht zu ändern. Zur Love Parade reisen 90 Prozent der Teilnehmer mit der Bahn an und der Bochumer Hauptbahnhof wird gerade umgebaut. Die nötige Infrastruktur fehlt. Wir schauen nach vorn: 2010 geht es weiter in Duisburg.“
Die nötige Infrastruktur? „230.000 qm für sagen wir mal 460.000 Menschen, das ergibt genau einen halben Quadratmeter pro Person. Und davon geht noch der Platz ab, den Bühnen brauchen und vor allem den die Floats brauchen. 460.000 Menschen sind wie Sardinen in der Dose, da kann sich keiner mehr bewegen. Wenn dann aus irgendeinem Grund da eine Panik ausbricht, dann gibt es Tote - und nicht wenige. Solch eine Menge auf so engem, eingezäunten Raum, das kann nicht gutgehen. Meine Kinder gehen nicht hin, sie verstehen das und teilen die Bedenken.“ (ein Kommentar bei derwesten.de)
Die dpa meldet am Abend des 24. Juli 2010: "Der Erfinder der Loveparade, Dr. Motte, hat den Veranstaltern der Technoparade in Duisburg die Schuld für die Katastrophe mit mindestens 15 Toten gegeben. 'Die haben einen krassen Management-Fehler begangen. Wie kann man denn Menschen nur durch einen einzigen Zugang auf das Gelände lassen. Das ist ein Skandal', sagte der DJ dem Berliner Kurier. Für ihn sei die Frage nach der Verantwortung klar. 'Die Veranstalter sind schuld!' Sie hätten aus 'reiner Profitgier' gehandelt. 'Die haben doch gewusst, dass es voll wird. Was also haben Zäune und Security da zu suchen? Bei nur einem Zugang.' Die Katastrophe sei 'einfach schrecklich', sagte der Techno-Guru. 'Mein Mitgefühl gilt den Familien der Toten und den Verletzten.' Dr. Motte hatte die Liebesparade 1989 gegründet. Weil die Party seiner Ansicht nach zur 'Dauerwerbesendung' verkam, zog sich der Berliner aber 2006 aus dem Organisationsteam zurück."
Kommentare 39
Vielen Dank für diesen ersten Einblick in Hintergründe. Bei derartigen Massenveranstaltungen ist die Schnittstelle öffentliche Hand/privater Veranstalter stets die, die am interessantesten wäre, seltsamer weise aber fast nie in den Fokus gerät. Das ist an jedem Wochenende so bei Fußballspielen und nicht nur bei „problematischen Begegnungen“, das ist bei sonstigen privaten Events immer der Fall. Dass es dann letztlich reduziert wird auf die Frage, wer den Schaden bezahlen soll –so als ob Menschenleben tatsächlich valutierbar wäre(n)-, ist die Scheinzuweisung von Verantwortung im Rahmen einer anfänglichen Kollusion. Raven wir weiter, auf dem Vulkan.
Nun ja...
Bis kurz vor der Katastrophe war eine überzeugende Mehrheit 'gut drauf', hat auf die Zivilisation gesetzt, auf 'Coolness' ... und sich auf das Handynetz und die Toiletten verlassen.
Nur eine überzeugende Minderheit wusste dagegen, wie man eine stabile Seitenlage ansetzt, wie man die Übersicht in schwieriger Situation behält, auch ohne Handy eine Kommunikation aufbaut ...
Es ist ein Schauspiel der Zerbrechlichkeit und Anfälligkeit unserer Gesellschaft, dem Nebenan, der Abhängigkeit von dem, was wir wären, aber nicht sind. COOL.
Im Grunde genommen scheinen die "sehenden Auges" das Chaos in Kauf genommen zu haben.
"Nur eine überzeugende Minderheit wusste dagegen, wie man eine stabile Seitenlage ansetzt, wie man die Übersicht in schwieriger Situation behält, auch ohne Handy eine Kommunikation aufbaut ..."
Und es gibt auch immer eine durchgeknallte Minderheit, die gern ein bisschen drängelt, unbedingt "durch" muss und randaliert, wenns nicht gleich geht. Und die siegen leider auch immer.
Schon. Aber die einen sind die Veranstalter, die sich davon Gewinn versprechen. Die anderen sind ... Dezernatsleiter für öffentliche Sicherheit und Ordnung. Ich bin mir nicht sicher, ob da das, was ich "Kollusion" nenne, also das bewußte und gewollte Zusammenwirken hinreichend deutlich wird.
Der Sicherheitsexperte für die Veranstaltung und Panikprofessor Herr 'Namevergessen' hat eben im WDR-Fernsehen bekundet, daß in den Szenarien sogar mit einer Bombenexplosion im Tunnel gerechnet worden ist, aber nicht damit, daß Leute sich vor dem Tunnel nach oben aus der Menge befreien und dann von da oben wieder runterfallen. Er hat ganz klar an diese wenigen Rettung suchenden Menschen/Raver die Ursache der Katastrophe gegeben. Auch nach kritischer Nachfrage des ortskundigen Journalisten nochmals. Der hat ihn dann unwirsch unterbrochen. - Nicht schön so etwas vom einem federführenden Sicherheitsverantwortlichen zu hören und zu sehen.
Das war Michael Schreckenberg (de.wikipedia.org/wiki/Michael_Schreckenberg), den ich bis jetzt nur als "Stauforscher" wahrgenommen habe.
Für mich klingt das auch nach einer lieblosen Organisation der diesjährigen Mega-Party.
Sozusagen eine Love-Parade, deren Manager und Organisatoren die Liebe für das Projekt fehlte.
Als damals Dr. Motte und die anderen langjährigen Macher die Love-Parade "verkaufen" mussten an neue Sponsoren, da fing er an, der Anfang vom Ende.
Wieviel Alkohol (u. a. Dope) hat mit zu dieser Panikattacke begetragen? Ob das alles auf die Veranstalter und Behörden abgeschoben werden kann bezweifle ich ganz massiv.
@ sachichma
Was meinst du mit "Alkohol (u.a. Dope)" ?
Vorschlag: Alkohol, unter anderem Dope - das haut wohl nicht ganz hin.
Falls du Marihuana oder Gras meinst, wäre das als Auslöser einer Panik eher ungeeignet, weil es beruhigt und Angstgefühle dämpft.
Stell dir einfach vor, du wirst von hinten von einer großen Menge Leute in einen Tunnel gedrängt - und vorne geht es nicht weiter.
Du wirst also mittendrin zerquetscht.
Wenn du also schon von etwas auf jemanden "abschieben" sprichst, solltest du den Tunnel nicht vergessen.
Ist der nicht auch "schuld" ?
Mich würde schlicht interessieren, ob die Leute Erfahrung mit solchen Events hatten. Im Ruhrgebiet gibt es Nature One und Mayday. Hat man sich Unterstützung oder Beratung geholt?
Ich glaube die Liebe zum Projekt ist schon ganz lange weg. Auch zu Dr. Mottes Zeiten schon. Die letzte richtig gute Love Parade war für mich 95. Danach war es einfach zu groß.
Für mich jedenfalls.
Aber das ist auch okay. Das passiert mit all diesen Undergrounddingern und ist der Lauf der Zeit. Ab einer bestimmten Größe erwarte ich nur noch Professionalität. Wenn die dann fehlt wird es tragisch.
Jeder Schlosser weiß, dass ein Rohr platzt, wenn der Druck zu groß wird und kein Ausgleichsventil vorhanden ist. Das wissen Verantwortliche und zwar ALLE! Berlin hatte mehrere " Ventile " und ein Tunnel ist / wird zu einer " Todesfalle " denn da gibt es keine Fluchtwege. Schlimm!
ich glaube mittlerweile ist da hauptsächlich alkohol im spiel. jedenfalls war das in berlin so. am anfang haben die leute kaum alkohol getrunken und dafür tonnen an e´s etc.
das hat sich gedreht mit zunehmnder teilnehmerzahl.
veranstalter von solchen events haben die möglichkeit auf 20 jahre love paradegeschichte und erfahrungen zurückzublicken. wer da nicht weiß, dass der hauptteil der anwesenden zu ist...na ich weiß nicht, darauf muss man doch vorbereitet sein.
"Auch der Panikforscher Michael Schreckenberg verteidigte das Sicherheitskonzept, an dem er selbst beteiligt war. Der Tunnel, in dem es zur Massenpanik gekommen war, sei groß genug ausgelegt gewesen, sagte der Professor am Samstagabend im Westdeutschen Rundfunk. (...)
Laut Schreckenberg hatten kurz vor dem Unglück einzelne Jugendliche ein Gitter überrannt und waren eine ungesicherte Treppe hochgelaufen. Einige von ihnen seien dann von der Treppe aus einer Höhe von acht bis zehn Metern nach unten gestürzt. Dass "Menschen von oben herunterfallen" sei ein Fall gewesen, der überhaupt nicht in dem Sicherheitsplan vorgesehen gewesen sei, betonte Schreckenberg." n-tv
Ein Panikforscher, der von Menschen überrascht wird, die Dinge tun mit denen er nicht gerechnet hat, sollte ist sicher auch etwas besonderes.
Ein panischer Kommentar, bitte das "sollte" streichen. Ich hatte dem Herren etwas nahe legen wollen, es mir aber anders überlegt.
@merdmeister
Das stimmt. Die sind alle sehr geschockt, vermute ich.
@merdmeister
Das stimmt. Die sind alle sehr geschockt, vermute ich.
Hier schlägt Kommerz eindeutig das Wohl des einzelnen Menschen. Aber der Return of Investment muss sich ja schließlich lohnen, wenn man schon 2 Mio. investiert hat. Danke für den Beitrag.
Der Herr ist sicher geschockt, deswegen sollte man auch warten, was er in den nächsten Tagen von sich gibt. Die Aussage, das Sicherheitskonzept sei ausreichend gewesen wird allein durch die Fakten widerlegt.
Wer sagt, man habe nicht damit rechnen können, dass Menschen irgendwo hinaufklettern würden, war noch nie auf einem Festival. Dieser Drang braucht keine Massenpanik.
http://lh5.ggpht.com/_SRsiQbENrj8/TEv-09UiimI/AAAAAAAABLs/ItePovf5tPU/s144/HurricaneTurner01.jpg
http://lh4.ggpht.com/_SRsiQbENrj8/TEv-7mzmisI/AAAAAAAABLw/Yfe1cijgxJ0/s144/HurricaneWasserTank.jpg
Ich wollte ja mal den Begriff der Eigenverantwortung einwerfen. Der taucht ja doch immer höchst selten nach solchen tragischen Ereignissen auf.
Das Gaspedal klemmte und Toyota war Schuld. Für Millionen angeblich selbstständig denkende, kluge Menschen war es Gewißheit. Und manche hatten sicher auch die Hoffnung auf gewaltige Entschädigungszahlungen. Nun hat eine Behörde festgestellt, daß es KEIN technischer Fehler gewesen ist. Also individuelles Fehlverhalten. Ich finde dies sehr bedenkenswert.
Wieso gehen Menschen zu einer solchen für jeden VORHER erkennbar problematischen Veranstaltung? Die Überfüllung war absehbar. Die Alkoholisierung war absehbar. Der Drogenmißbrauch war absehbar. Stundenlang gehörschädigende 120-130 dB auf die Ohren waren zu erwarten. Es hätte noch eine gewaltige Hitze dazukommen können. Der daraus resultierende Streß war absehbar.
Sind die Veranstalter die Sündenböcke?
UND:
Ist das wirklich eine FEIER? Wer oder was wird da gefeiert?
Wenn sich an einem Ort 1,4mio Menschen versammeln bin ich ganz sicher auch immer woanders zu finden als dort.
Wenn der Veranstalter im Vorfeld bekundet, das Gelände sei groß und der Tunnel breit genug, sollte man sich darauf allerdings schon verlassen können.
Wozu ist in diesem Land denn alles geregelt und verordnet, wenn ich mich darauf nicht verlassen kann?
Eigenverantwortung kann nicht heißen, selber Gutachten zu erstellen, außer man ist bei der FDP.
"Wozu ist in diesem Land denn alles geregelt und verordnet, wenn ich mich darauf nicht verlassen kann?"
Vielleicht sollten wir uns diese trügerische Sicherheit mal deutlicher klar machen? Einerseits will und muß ich mich darauf verlassen, daß ein Aufzug funktioniert, eine Brücke hält,... Andererseits bleibt immer(!) ein Restrisiko.
Als ich in den 80ern im Kaukasus unterwegs war, sind wir über "Brücken" gegangen, bei denen wir uns nicht gewundert hätten, wenn sie zusammengebrochen wären. Manchmal bestand die "Brücke" aus zwei Stahlseilen. Eins für die Füße, eins oben für die Hände. Zwanzig Meter tiefer ein reißender Gebirgsfluß. Es war glasklar, daß es ausschließlich unsere Verantwortung und unsere Entscheidung war.
Mir scheint, als wäre hier ein eigentlich normales Wissen verlorengegangen. Oder so eine Menschenmasse vermittelt eben gerade diese "Sicherheit".
Ich denke ja, daß in diesem Land mit den Verordnungen und Regelungen ganz grundsätzlich was nicht stimmt. Aber...
"Wieso gehen Menschen zu einer solchen für jeden VORHER erkennbar problematischen Veranstaltung? Die Überfüllung war absehbar. Die Alkoholisierung war absehbar. Der Drogenmißbrauch war absehbar. Stundenlang gehörschädigende 120-130 dB auf die Ohren waren zu erwarten. Es hätte noch eine gewaltige Hitze dazukommen können. Der daraus resultierende Streß war absehbar. "
Weil sie jung sind und Party machen wollen. - Wie schon in Woodstock, Roskilde, etc.
Naja, hier von einem Restrisiko zu sprechen, finde ich schon ein bißchen zynisch.
Ich fahr auch nicht mehr mit der Achterbahn, seit ich mir mal den Kopf gestoßen habe.
Aber es handelt sich bei der Love-Parade um ein Großereignis, das inzwischen einen eigenen Tourismus-und Wirtschaftszweig gebildet hat.
Eigenverantwortung sollte man immer haben, aber hier haben sich junge Menschen auf die Einladung zu einer professionell organisierten Veranstaltung verlassen!
Hätten die mit sowas rechnen müssen?
Ich denke, nein.
...war Kommentar zu Gerhard.
Ich habe soeben die Pressekonferenz verfolgt und bin völlig fassungslos. Selbst der WDR-Moderator sagte danach er habe schon viele PK gesehen, aber so etwas noch nicht, völlig konsterniert.
Er redete euphemistisch von "einer Demonstration der Hilflosigkeit".
Die "Verantwortlichen" sahen völlig fertig und übernächtigt aus, und wiesen alles, alles alles von sich. Zwischenzeitlich war von 105 000 Menschen die Rede und dass das Gelände zu keinem Zeitpunkt völlig gefüllt war. Daß von einer "Massenpanik" nicht die Rede sein könnte. Und so weiter und so fort.
Völlig an der offenkundigen Realität vorbei.
Ich bin immer wieder ein Verfechter von abwarten, nicht zu früh eine Meinung bilden, nur keine schnellen Schuldzuweisungen ...
Aber hier wurden so viele offenkundige Fehler gemacht und niemand sieht sie ein? Wie kann das sein?
@leeelah,
ja das Herumgestottere und -Gedruckse der Organisatoren und Sicherheitskräfe ist mir gestern abend im TV auch aufgefallen.
Kurz kommt mir in den Sinn, dass die alle vielleicht Angst vor Schadensersatzleistungen oder Schmerzensgeld in Millionenhöhe haben könnten (?) - dass das womöglich für die der noch viel größere Schock sein könnte ?
Aber ich will denen mal echte Betroffenheit nicht absprechen.
Als die jungen Leute ihre Party noch ohne Komerz und Sicherheitskonzept
von Dezerneten machten und machen, hat jeder Teilnehmer seine
Freude und Verantwortung für das Partymachen gekannt und kennt
sie .
" Aber es handelt sich bei der Love-Parade um ein Großereignis, das inzwischen einen eigenen Tourismus-und Wirtschaftszweig gebildet hat."
Herr Schaller sagte:"Wir wollten mit einem relativ kleinen Budget einen hohen Bekanntheitsgrad erzielen."
Es ist unser Gesellschaftsystem das an unseren Kinder verdienen muss
und keine Steuergelder erübrigt um solche Grossveranstaltungen zu
subventionieren.
@ Tom Strohschneider
Danke für die erhellende Medienlese. McFit ist ja vor einigen Jahren auch dadurch aufgefallen, dass Sie ausländisch erscheinenden Menschen die Mitgliedschaft unter fadenscheinigen Gründen vorenthielten. Wundern würden mich Enthüllungen zur mangelhaften Organisationsplanung da nicht. Wie im Artikel belegt wird, war mit Problemen zu "rechnen". Aus Sicht von McFit scheint es auch schlüssig, die Loveparade nicht mehr stattfinden zu lassen; eine Veranstaltung mit einem solchen Imageschaden als Werbeplattform "rechnet" sich eben nicht mehr.
@GerhardHM
»Mir scheint, als wäre hier ein eigentlich normales Wissen verlorengegangen.«
Da haben Sie vollkommen recht. Allerdings ist das bis zu einem gewissen Grade auch gewollt. An die stelle des »ordentlichen Wissens« ist eben ein Systemvertrauen getreten. Dieses entlastet den Einzelnen von der Sorge um seine Sicherheit und dem damit Verbunden Abklärungsaufwand, so dass Prozesse im einzelnen komfortabler und in der Masse ökonomischer, mit geringeren Aufwand für das Gesamtsystem organisiert werden können. Daher merdeisters Kommentar: »Wenn der Veranstalter im Vorfeld bekundet, das Gelände sei groß und der Tunnel breit genug, sollte man sich darauf allerdings schon verlassen können.« In diesem Fall hat jedoch das System versagt, bzw. man hat sich die Sachlage "schöngerechnet".
@ Tom Strohschneider
Danke für die erhellende Medienlese. McFit ist ja vor einigen Jahren auch dadurch aufgefallen, dass Sie ausländisch erscheinenden Menschen die Mitgliedschaft unter fadenscheinigen Gründen vorenthielten. Wundern würden mich Enthüllungen zur mangelhaften Organisationsplanung da nicht. Wie im Artikel belegt wird, war mit Problemen zu "rechnen". Aus Sicht von McFit scheint es auch schlüssig, die Loveparade nicht mehr stattfinden zu lassen; eine Veranstaltung mit einem solchen Imageschaden als Werbeplattform "rechnet" sich eben nicht mehr.
@GerhardHM
»Mir scheint, als wäre hier ein eigentlich normales Wissen verlorengegangen.«
Da haben Sie vollkommen recht. Allerdings ist das bis zu einem gewissen Grade auch gewollt. An die stelle des »ordentlichen Wissens« ist eben ein Systemvertrauen getreten. Dieses entlastet den Einzelnen von der Sorge um seine Sicherheit und dem damit Verbunden Abklärungsaufwand, so dass Prozesse im einzelnen komfortabler und in der Masse ökonomischer, mit geringeren Aufwand für das Gesamtsystem organisiert werden können. Daher merdeisters Kommentar: »Wenn der Veranstalter im Vorfeld bekundet, das Gelände sei groß und der Tunnel breit genug, sollte man sich darauf allerdings schon verlassen können.« In diesem Fall hat jedoch das System versagt, bzw. man hat sich die Sachlage "schöngerechnet".
Die sind Betroffen, ja, so sahen sie aus.
Aber was die da von sich gegeben haben, das hat mir zwischenzeitlich die Tränen in die Augen getrieben. Dass es da um Schadenersatzansprüche und eventuelle strafrechtliche Konsequenzen gehen könnte... das halte ich für ziemlich realistisch.
Aber so machen sie es nur noch schlimmer.
Wirklich, so ein unglaublich dilettantisches, falsches Spektakel als Krisenmanagement könnte sich nichtmal die KVB einfallen lassen. Und hier in Köln ist man ja einiges gewöhnt. Wenn da schon die WDR-Menschen fassungslos sind... da will etwas heißen.
@Lee Berthine
Nein, nicht zynisch. Wir haben uns, so meine ich eben, nur "erfolgreich" das Wissen "abgewöhnt", daß es keine 100%ige Sicherheit gibt. Nirgendwo, niemals.
Ich habe mir gerade die Fotos angeschaut. Wenn sich vor so einem Tunnel mehrere hundert oder gar tausend Menschen stauen, dann brauche ich doch keinen Sicherheitsdienst, der mir sagen muß, daß hier was falsch läuft. Dann drängele ich mich da doch nicht auch noch von hinten mit hinein. Aber genau das scheint passiert zu sein. Gibt es ein Recht auf irrationales, egoistisches Verhalten?
Vor kurzem gelang es mehreren hundert Bahnreisenden zusammen mit den Zugbegleitern nicht, trotz der offensichtlich gefährlichen Situation von 60°C in den Wagen angemessen zu reagieren. Fast jeder hatte ein Handy dabei, Internet-PC, Notbremse. Nun sollen, es war die erwartbare Reaktion, die Kühlanlagen Schuld sein. Oder die Bahn, die natürlich zahlen soll. Aber was haben die Bahnreisenden unternommen? Wie haben sie auf die Zugbegleiter eingewirkt? Warum hat niemand die Polizei angerufen? Oder eben die Notbremse gezogen?usw.usf.
Ich finde dieses Massenverhalten ziemlich beängstigend. Auch angesichts der großen Weltlage. Da meinen ja auch etliche Millionen, wir könnten (mehr oder weniger) so weitermachen.
@merdneister
In den Deinen Aussagen stimme ich Dir natürlich vollkommen zu. Ich habe auch mit dem Kopf geschüttelt, wo ich das Statement des Panikforschers in Deinem Kommentar gelesen habe.
@Doris Brandt
Das stimmt wohl. Den Aspekt des Kommerzes hatte ich vorher gar nicht so sehr in dieser Deutlichkeit gesehen, aber das mit dem ROI und den 2Mio. lässt mich auch annehmen, dass es sich so irgendwie verhält bzw. verhalten hat.
Die Staatsanwaltschaft hat ja schon Akten beschlagnahmt und die Ermittlung aufgenommen.
Kann man nur hoffen, dass die unahängig von politischer und wirtschaftlicher Seite wirklich unabhängige Ermittlungen durchführen dürfen.
Mein Mitgefühl mit Dr. Motte hält sich in engen Grenzen. Der hat dafür gesorgt, dass die Love-Parade als politische Demo geführt wurde. So musste in den Anfangsjahren der Love-Parade die Stadt Berlin einen Großteil der Kosten übernehmen, während sich Motte und seine Planetcom-Gang die Taschen gefüllt haben.
Wäre die ganze Techno-Kiste direkt als kommerzielle Veranstaltung geführt worden, hätte man sie wie das bei jeder anderen Musikart üblich ist, auf ein festes Festivalgelände mit der entsprechenden Infrastruktur untergebracht, so wie bei Rock am Ring oder in Wacken.
Die Leute hätten Eintritt zahlen müssen, was zur Folge gehabt hätte, dass nur echte Raver gekommen wären und der ganze Rattenschwanz an Spannern, Eventsüchtigen, Drogis und Alkis weggeblieben wäre, für die dieses Event ja deshalb so interessant ist, weil es keinen Eintritt kostet und man seine Asozialität mal richtig schön ausleben kann.
Die Passivität der ICE-Reisenden hat mich allerdings auch sehr gewundert.
Notbremse, Fenster einschlagen, Feuerwehr rufen, den Schaffner als Geisel nehmen, da hätte man schon ein bißchen mehr Zivilcourage zeigen können.
Bei der Sache mit dem Tunnel bin ich mir nicht sicher, was die Leute, die da drin feststeckten, noch hätten machen sollen.
Vorhin habe ich einen Artikel gelesen über einen Vorfall vor vielen Jahren: eine junge Frau wurde auf der Straße von einem Mann mit dem Messer verletzt.
38 Menschen standen dabei und schauten zu.
Die Frau schleppte sich mit letzter Kraft in ihren Hausflur, der Mann folgte ihr und vergewaltigte sie auch noch.
Wie gesagt, niemand kam ihr zu Hilfe.
Wissenschaftler haben das Phänomen untersucht und sind zum Schluss gekommen:
Je mehr Leute zuschauen, um so weniger fühlt sich der einzelne verantwortlich, einzugreifen.
Im Gegenteil:
die anderen Leute, die auch nur herumstehen, werden als Vorbild wahrgenommen.
Das heißt: "die anderen machen ja auch nichts, dann wird das schon so richtig sein" !
Ja, erschreckend und beängstigend.
Keiner der hier Schreibenden würde 1000 Leute in seinen Garten von 300 m² einladen. Warum nicht?
Klar, weil die nicht reinpassen.
Genau das ist aber passiert.
Verantwortungsloser geht es nicht. Kein eigener Sicherheits und Rettungsein-ausgang.Alles durch den einen Tunnel. Eine verbrecherische Planung.
Das eine Menge Kid´s Alkohol und andere Drogen zum Teil nicht ablehnen, olle Kamellen. Ist jedes Wochenende in jeder Disko so.
Da schneit aber häufig das Ordnungssamt rein. Sicherheit überprüfen. Mit dem Duisburger Konzept wär nicht eine Disko auf.
Ja, Gesellschaft hat Schuld, nur welche?
Ich sag mal Schaller und Sauerland.
Und nun, was tun?
Ich glaube ja, viel zu vielen ist die Fähigkeit zur Empathie abhanden gekommen. Wir fühlen nicht oder kaum noch das fremde Leid, die fremde Gefährdung. U.a. vielleicht auch, weil so manche sogar das eigene Elend kaum noch fühlen. Es gilt in scheinbar größer werdenden Kreisen als cool, sich von Horror, Elend, Gewalt,... nicht beeindrucken zu lassen. Oder sich gar daran zu "erfreuen". Und diese Masseneffekte haben dann nochmal ihre eigene Dynamik.
Irgendwie hoffnungslos.
Der Mann ist doch, anders als Dr. Motte, Akademiker. Die forschen und forschen und sind ja den Handlungszwängen enthoben.