Wenn heute Erika Steinbach und ihre Entourage den Jahrestag der Verkündung der Charta der Heimatvertriebenen vor 60 Jahren feiern, wird viel von „Versöhnung“ die Rede sein. Schon allein, weil die anreisende Politprominenz derlei Zuckerguss braucht, um ihren Auftritt vor dem umstrittenen Bund der Vertriebenen zu legitimieren. Dem BdV selbst gilt die Charta als das „moralische Fundament“ seiner Arbeit. Ein Papier, das verlangt, „die Völker der Welt sollen ihre Mitverantwortung am Schicksal der Heimatvertriebenen als der vom Leid dieser Zeit am schwersten Betroffenen empfinden“.
Wie tief der geschichtspolitische Sumpf ist, der sich da als ethischer Sockel tarnt, zeigt sich auch im Dauerstreit um die Vertriebenen-Stiftung. Anfang Juli hatte im Bundestag die schwarz-gelbe Parlamentsmehrheit die Besetzung des Stiftungsrates durchgesetzt. Neben Abgeordneten des Bundestags sind dies auch Vertreter der Regierung, von Religionsgemeinschaften und von eben jenem BdV. Abgesehen von einigen Sozialdemokraten rotierte die Opposition gegen den Wahlvorschlag – zum einen weil hier nur über eine fertige Liste abgestimmt werden konnte, auf deren Zusammensetzung die Abgeordneten gar keinen Einfluss hatten. Vor allem aber wegen zwei der nominierten Vertreter des Vertriebenenbundes.
Die bereits in der Bundestagsdebatte geäußerte Kritik an Hartmut Saenger und Arnold Tölg brauchte ein paar Wochen bis in die Zeitungen, Abgeordnete wie auch der Zentralrat der Juden sind empört. Zu Recht, Saenger hat die deutsche Kriegsschuld relativiert, Tölg die Entschädigung von Zwangsarbeitern missbilligt. Doch die Forderung an den BdV, die beiden Anwärter zurückzuziehen, greift zu kurz. Sie geht davon aus, dass Steinbachs Organisation tatsächlich an Versöhnung interessiert ist. Wie schon der Machtkampf um die Zahl der BdV-Sitze und das Besetzungsveto der Bundesregierung gezeigt haben: Dem ist nicht so. „Versöhnung“ ist ein Werbeschild, auf das sich der Vertriebenen-Bund stützt, um seinen politischen Einfluss zu sichern. Nur eine vom BdV komplett unabhängige Aufarbeitung wäre in der Lage, einen Beitrag zur Versöhnung zu leisten.
Kommentare 24
Soll denn der Rat selbst die Versoehnung herstellen oder muessen das nicht die beteiligten Staaten/Gesaellschaften in einem zweiten Schritt? Es ist doch absurd, den Rat, in dem Wissenschaftler sitzen, auch noch fuer die Versoehnung zustaendig zu machen. Er kann nur Voraussetzungen dafuer schaffen, naemlich eine gruendliche Aufarbeitung der Tatsachen, die eben nicht allgemein bekannt bzw. im Bewusstsein der Bevoelkerungen praesent sind. Der Rat ist kein Gericht! In diesem Sinne fand ich Frau Steinbach immer absolut brillant! Ich habe noch nie etwas von ihr gehoert, zu dem ich nicht Ja gesagt haette. Geschichte, um die sich der Rat kuemmern soll, ist eben nicht Geschichtspolitik. Versoehnung ist Gegenwart, es geht darum, wie wir in Zukunft miteinander umgehen. Das muss sauber getrennt werden, sonst funktioniert Versoehnung nie! Es soll doch "nachhaftig" sein.
Zu Recht, Saenger hat die deutsche Kriegsschuld relativiert, Tölg die Entschädigung von Zwangsarbeitern missbilligt.
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Das habe ich ganz anders verstanden. Relativiert wurde nichts, es wurde nur gesagt, was keiner bestreiten kann, das die Kriegslust nicht auf Deutschland beschraenkt war. Frau Steinbach hat das dann als allgemein bekannte Tatsache hingestellt, wohl zu Recht.
Und ob Herr Toelz die Entschaedigung verweigert hat oder, als darueber verhandelt wurde, nur in einen groesseren Zusammenhang gestellt hat, waere zu untersuchen. Nur hat das mit dem Thema des Rates nichts zu tun.
Wenn den Mitgliedern des Rates eine Verstrickung von Vorfahren in die Nazizeit vorgeworfen wird, dann moechte ich mal wissen, wessen Vorfahren das nicht waren und was so eine Argumentation ueberhaupt soll. So eine Argumentation ist doch eine bodenlose Frechheit.
Das Argument, das Sie als Frechheit bezeichnen, wurde von mir nicht ins Spiel gebracht. Abgesehen davon gibt es tatsächlich Menschen, deren "Vorfahren" in der Nazizeit nicht "verstrickt" waren, sondern zum Beispiel als Juden oder Linke im KZ saßen.
@ Fritz Teich, den Geschichtsrevisionisten
Saenger schrieb 2009 in der Pommerschen Zeitung:
Der 1. September 1939 gilt als Beginn des Zweiten Weltkriegs und wird schon deshalb von Politik und Medien mit entsprechenden Reden und Bildern ins öffentliche Gedächtnis gerückt. Oft genug geschieht das unter Kurzformeln wie: „... der vom nationalsozialistischen Regime entfesselte Weltkrieg“. Solche Kurzformeln werfen naturgemäß mehr Fragen auf als beantwortet werden.
Diese Fragen, die hier nach Meinung Saengers aufzuwerfen sind, sind die der Relativierung der deutschen Kriegsschuld. In jedem Nazi-Blatt kannst Du ähnliche Formulierungen finden.
Weiter schreibt Saenger: Besonders kriegerisch führte sich Polen auf. Der 1918 wieder erstandene Staat schaffte es in der kurzen Zeit bis 1921 gleich mit vier Nachbarn durch militärische Besetzungen und Kriege in dauerhaftem Streit zu liegen. Im Deutschen Reich wurden Posen und Westpreußen besetzt, in Oberschlesien drei Aufstände angezettelt, um Volksabstimmungen zu beeinflussen.
Was will Saenger damit ins Bewusstsein rücken? Ich denke, jeder kann das selbst nachvollziehen. Deshalb gibt es Sozialdemokraten, die der Meinung sind, Saenger vertrete geschichtsrevisionistischen Ansichten zur Kriegsschuldfrage. Dieser Meinung schließe ich mich an.
Da Du, Fritz Teich, die selbe Position wie Saenger vertrittst, nenne ich Dich einen Geschichtsrevisionisten, der mit solchen Aussagen den Überfall auf Polen als eine Art Notwehr der Hitlerfaschisten darzustellen versucht.
Sehr geehrter Herr Strohschneider,
danke für diesen Artikel. Im Falle der Vertriebenen scheint es ja für den Außenstehenden fast so, dass die angemahnte Versöhnung gewissermaßen durch die eigene Existenz beständig erforderlich gemacht wird. Also ein sich selbst erhaltendes System, bis in die Kinder, Enkel usw. Und natürlich spielen Personalia eine zentrale Rolle für die Glaubwürdigkeit, darunter die zu weiten Teilen nazistische Herkunft, die unverkennbare Traditionsspuren hinterlassen hat. Die Ausführungen des Herrn S. sind ja nur die Spitze eines Eisbergs. Wer sich in den Katalogen mancher „ganz normalen“ modernen Antiquariate umschaut, wird mit Verblüffung das außerordentliche Angebot entsprechender Literatur und Videos feststellen, dem vermutlich eine Nachfrage korrespondiert.
Was mir aber wichtiger scheint: Man trete nur einmal, im Sinne schlichten, konventionellen, bürgerlichen Gefühls für Anstand und Angemessenheit, einen Schritt zurück und frage sich, ob es nicht degoutant ist, wenn eine Person, die nach Vertreibung oder Ermordung der Einwohner als Kind eines Besatzungssoldaten geboren wurde, als Vertriebene auftritt oder diese repräsentiert. Wäre es nicht ein Faktum, würde man es für Satire oder einen schlechten Witz halten. Das sagt wohl schon genug über das hier repräsentierte Urteilsvermögen.
mit freundlichen Grüßen
Sorry Achtermann, sei bitte genau! Wahrscheinlich sind die Aussagen von Saenger alle ganz richtig. Was nuetzt es denn, diese Tatsachen zu verschweigen? Nichts! Die Dinge sind geschehen! Und es geht nicht um Schwarz und Weiss, es aendert sich nichts daran, dass Deutschland den WWII durch den Ueberfall auf Polen angefangen hat. Von Notwehr war nicht die Rede. Er hat die unbestrittenen Tatsache nur in einen groesseren Zusammenhang gestellt. Das muss erlaubt sein.
Nehmen wir ein anderes Beispiel fuer den Umgang mit Geschichte, siehe TAZ von heute. Da wird geschrieben:
Hier hatte die britische Armee von 1945 bis 1947 ein Internierungslager eingerichtet, in dem auch Mitglieder von NSDAP und Waffen-SS inhaftiert waren. In der Haft kam es zu Misshandlungen. Nachdem die Vorfälle bekannt wurden, schritten die britischen Behörden ein, die Verantwortlichen kamen vor Gericht.
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Gelogen ist das nicht, wenn man so will, es ist aber nur die halbe Wahrheit. Es waren naemlich auch Schwule und Antinazis dort und bestraft wurde niemand. Und was den Nazis ueber die Parteimitgliedschaft hinaus vorgeworfen wurde, ist nicht immer klar. Es waere vielleicht gut, wenn der Freitrag die dazu erschienenen Guardianartikel uebersetzen wuerde, um mal eine feste Diskussionsbasis zu haben, vor allem den:
www.guardian.co.uk/uk/2005/dec/17/secondworldwar.topstories3
Natuerlich waren das andere Zustaende als in den deutschen KZs, es war kein industrielles Toeten, es war aber solide Handarbeit.
Zu Strohschneider, klar, sicher, aber etwas unverschaemt finde ich diese allerneueste Argumentation schon. Denke, dass man versuchen sollte, sachlich zu bleiben. Sonst kriegt man keine nachhaltige Versoehnung hin.
ob es nicht degoutant ist, wenn eine Person, die nach Vertreibung oder Ermordung der Einwohner als Kind eines Besatzungssoldaten geboren wurde, als Vertriebene auftritt oder diese repräsentiert.
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Wieso? Abgesehen davon, dass Besatzung nicht immer Ermordung und Vertreibung heisst und die Leute nicht aus dem besetzten Polen, sondern aus Ostdeutschland vertrieben wurden, ist sie eine ganz andere Person als ihr Vater. Diesen Unterschied sollte man machen.
Sehr geehrter FritzTeich,
1. Es geht um Anstand einfachster Art, nicht um persönliche Schuld. Diesen Unterschied sollte man vielleicht erkennen.
2. Da Sie als Geschichtsexperte auftreten, dürften Sie mit der Fachliteratur zum Walten der Deutschen in Polen vertraut sein. Gute, auf dem neuesten Stand befindliche und umfangreich belegte Übersichten über die zur Verhandlung stehenden Fragen bietet ja beispielsweise das zehnbändige Werk "Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg" des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes; allerdings dürften es an die 10.000 Seiten umfassen. Sicher hätte ich "Versklavung" noch nennen können, es fiel mir erst nach Abschicken des Kommentars ein.
Mit freundlichen Grüßen
Was mich bei allem Leid ( auf beiden Seiten ) stört, wer hat diesen beschissenen Krieg angefangen und den Arm zum Gruß erhoben! Wer hat das Giftgas Zyklon B, dass Werkzeug für den Mord an Millionen Juden in der Hand gehabt. Dazu brauch ich keine Fachliteratur oder Geschichtsrevisionismus.
Bei einem solchen Journalismus wie dem oben beschriebenen der TAZ wird vor allem der Leser nicht ernstgenommen. Wenn das Schule macht, kann man die Demokratie vergessen. Man kann auch nicht sagen, dieses "instrumentelle Verhaeltnis zur Wahrheit" diene dem Kampf gegen Rechts. Das tut es naemlich gerade nicht. Sicher kann man sagen, die Rechten lesen keinen Guardian und sie haben die "Enthuellung" nicht mitbekommen. Das haben sie ja wohl. Also wars eine Spekulation auf die Bloedheit des Michels. Schoene Spekulation!
Das ist wahr genauso wie die Tatsache, dass Deutschland den Krieg verloren hat und man "das Rad der Geschichte nicht zurueckdrehen" kann. Das will aber auch niemand. Heute geht es aber um mehr. Die Grenzen fallen und man muss miteinander zurechtkommen. Dazu muss man das alte Schwarz/Weiss-.Denken ueberwindern und etwas ganzheitlicher denken. Peter Glotz und Co, die sich diesen Rat ausgedacht haben, waren doch keine Nazis.
das Giftgas Zyklon B
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Das nenn ich industrielles Toeten. Die "Produktionsweise" ist dabei aber IMHO nicht das Entscheidende. Entscheidend war und ist die Aufkuendigung der gesellschaftlichen Solidaritaet. "Ab heute duerft ihr bei Euren Nachbarn die Scheiben einschlagen", Und genau deshalb bin ich gegen JEDE Art der Verteufelung. Immer und ueberall. (Und auch in Dresden.)
Es geht um Anstand einfachster Art, nicht um persönliche Schuld.
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So kann man es sehen, es geht aber auch um Inhalte, die klar sein muessen. Welche Eltern jemand hat, kann in diesem Zusammenhang einfach keine Rolle spielen. Und es geht um die Form. Ich hab mir die Steinbach einmal in einem laengeren Interview im Deutschlandfunk angehoert und dann immer wieder genau hingehoert und gesehen, wenn von ihr die Rede war. Da hat sie mich immer ueberzeugt. Die Argumente ad hominem, selbst wenn man der Satire auf Magazincovern einiges zubilligt, hat sie nicht verdient. Die geben ihr eher Recht.
Da Sie als Geschichtsexperte auftreten
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Das tue ich eher nicht. Es sind doch ueberwiegend Trivialitaeten, die zur Sprache kommen, fuer die man kein Experte sein muss. Das Warschauer Ghetto etc, der "blanke Horror", etc. Die Erschiessung der polnischen Intelligenz ganz am Anfang usw. Ich bin aber Jurist und da gilt der Grundsatz, dass immer auch die andere Seite zu hoeren ist. Auch die Vertriebenen. Was die an Tatsachen erzaehlen ist naemlich, man sollte es kaum glauben, auch alles wahr.
Was die an Tatsachen erzaehlen
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Es gibt Tatsachen, von denen man irgendwie weiss, die einen aber nicht interessieren, und Tatsachen, zu denen man ein engeres Verhaeltnis hat. Frau Steinbach hat, wie "vertrieben" sie auch immer war, durch ihre Biographie ein solches engeres Verhaeltnis. Genauso Peter Glotz, der aus "Eger" stammt, IMHO Chep oder so heute geheissen, gleich hinter der Grenze von Bayern aus gesehen. Mir waren diese Tatsachen, soweit sie mir irgendwie bekannt waren, irgendwie weiss man es ja, voellig fremd. Den Reissmueller, der nicht muede wurde, darueber in der FAZ zu schreiben, hielt ich fuer bescheuert. Dann bin ich mal wild campender Weise von Karlsbad aus durch das "Sudetenland" gefahren. Mitteleuropa, wie Frankreich, ok, Brandenburg oder was davon uebrig geblieben ist kannte ich noch nicht. Da ist mir einiges klar geworden. Und es gibt auch einen juristischen Einstieg, naemlich den Streit um die Kalkmuehle des Herrn von Liechtenstein, den der durch alle Instanzen, abwechseln als Privatmann und als Staatsoberhaupt dieser napoleonischen Wiese in den Alpen, vom Landgericht Koeln bis hin zum IGH gefuehrt hat. Dieser Streit, der einem alle Lieblingsdokumente der Nazis vorfuehrt, ist aber nur der Rahmen, zeigt naemlich, was es praktisch heisst, dass Deutschland den Krieg verloren hat. Geloest ist damit noch nichts.
Falls sich einer fuer die Kalkmuehle interessiert, "certain property" in google eingeben, erster Hit, jedenfalls hier.
Tja, was kann man zu all´ dem Affentheater um den Stiftungsrat noch sagen, als zusammenfassend das, was Tom Strohschneider dazu schrieb.
Die Fakten sind beschämend genug. Dafür, dass Frau Steinbach, die ganz offensichtlich ein rotes Tuch für viele, auch für den Außenminister ist, nicht im Stiftungsrat Platz nimmt, bekommt der BdV (Bund der Vertriebenen) sechs, statt dreier Sitze im 21-köpfigen Gremium. Dem gehören auch noch der Bundesbeauftragte der Regierung für Kultur, je zwei Verteter der großen Kirchen, des Zentralrates der Juden, vier Bundestagsabgeordnete, ein Verteter des Innenministeriums und einer des Außenministeriums an. Geboren Mitglieder sind zudem die beiden Präsidenten der Stiftungen der deutschen Geschichtshäuser. Wer da ein Amt inne hat ist automatisch im Stiftungsrat „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“! Die ganze Liste muss komplett, als Paket, abgestimmt werden. Über die Einzelpersonen (z.B. Ersatz bei Ausscheiden) befindet, nach dieser Vorgehensweise, immer die Institution die Sitze hält.
Beschämend ist, kein Pole, Tscheche oder Russe sitzen im Stiftungsrat. Beschämend ist wie sehr die Angelegenheit zu einer Art innenpolitischer Machtkampf um diese Plätze an der Sonne ausartete, die in Zukunft, was dieses Thema angeht, leider wieder Definitionsmacht haben werden.
Beschämend ist, wie sehr die ursprüngliche Idee, die etwas von internationaler Weite und tatsächlicher Versöhung hatte, so dachte sich das z. B. Peter Glotz, nun eher ein Reibstein deutscher Innenpolitik ist, an dem sich, es klingt doch verrückt, Deutsche vorwiegend mit historischen Einschätzungen über die Absichten und Ansichten ihrer Nachbarn, mit der angeblich international bestehender Revisions- und Kriegslust der dann überfallenen Nachbarn beschäftigen und schon im Vorfeld, zum Anlass der Begründung des Stiftungsrates damit aufwarten. - Da ist doch eine endgültige Verabschiedung vom versöhnenden Teil des Stiftungsanliegens.
Eine innerdeutsche Diskussion wird weitgehend mit Vorurteilen, Halbwahrheiten und natürlich auch einigen Wahrheiten, das ist nicht zu bestreiten, über die deutschen Nachbarn zur Zeit der Hitlerei geführt, obwohl gerade diese Nachbarn ganz offiziell an der Stiftung nicht mehr beteiligt sind! - Das ist beschämend und wirft kritische Fragen auf.
Diese Frage möchte ich auch Herrn Teich stellen. Wenn die Deutschen im Stiftungsrat untereinander die historisch heiklen Themen ansprechen, deren weitere Aufarbeitung und deren öffentlichkeitswirksame Präsentation vorplanen, mitplanen, glauben Sie wirklich, es gehe dann noch um das Ziel der Stiftung, vor allem das Endziel, die Versöhnung?
Ich will es mild formulieren. Die Stiftung ist der letzte Rettungsanker des BdV, der damit einen institutionellen Ort in der Hauptstadt Berlin erhält, an dem sich von nun an Deutsche, vorwiegend werden es jene sein, die sich direkt oder indirekt mit den Vertriebenen persönlich verbunden fühlen, über eine spezifische Art der Geschichtsbetrachtung die es so seit dem Anlass, seit der Vertreibung gibt, in bekannter Art aussprechen. - Es steht zu befürchten, dass selbst die besten und heiligsten Schwüre, man wolle mit den europäischen Nachbarn gemeinsam und versöhnend wirken, durch diese Eingengung für unsere Nachbarn als Lippenbekenntnis daher kommt.
Liebe Grüße
Christoph Leusch
Da der Rat ja keine Erfindung von Frau Steinbach ist, sollte man mal pruefen, warum denn Peter Glotz diesen Rat mit angeregt hat.
Unabhaengig davon ist mir eine Veranstaltung von Peter Glotz ueber das Europa der Regionen wieder eingefallen. Auch in der Region koennen wir nur gleichberechtigt leben, wenn wir die Nationalen Fragen geklaert haben. Man braucht nur einmal nach Guben oder eine andere entlang der polnischen Grenze geteilte Stadt zu denken.
Aus Prag war ein alter juedischer Philosoph eingeladen, der an die gloreichen Zeiten der Doppelmonarchie erinnerte. Der wollte von Regionen nichts wissen. Vermutlich liegen die Probleme immer im Detail.
Warum hat man Polen eigentlich zweimal geteilt? Zweimal hatte doch schon System. Wir erinnern uns an die erste und die zweite polnische Teilung. Was war denn an der KuK-Verwaltung usw so schlimm? Oder der russischen, um nach der deutschen erst gar nicht zu fragen? War die polnische Verwaltung besser? Gab es unter Deutschen, Russen usw. keine polnischen Beamten? Das Zeitalter der Nationalstaaten...
leider wieder Definitionsmacht
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Da hat natuerlich KEINER irgendeine Definitionsmacht und irgendwie muss der Rat zusammengesetz sein. Der Rat kann nur ueber ein Thema SPRECHEN. Er kann hoechstens die Themen bestimmen. Die sind aber auch Angelegenheit der Gesellschaft(en) an sich. Ich stell mir das viel offener vor und sehe den Sinn des Rates gerade in dieser Offenheit. Offenheit verbunden mit Beharrlichkeit, super! Wenn man auch niemandem einen Dialog aufzwingen kann. Muss aber auch nicht, der Rat kann nicht mehr als ein Kristallisationspunkt sein. Ein "Affentheater" gehoert dazu, so sind wir eben.
leider wieder Definitionsmacht
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Da hat natuerlich KEINER irgendeine Definitionsmacht und irgendwie muss der Rat zusammengesetz sein. Der Rat kann nur ueber ein Thema SPRECHEN. Er kann hoechstens die Themen bestimmen. Die sind aber auch Angelegenheit der Gesellschaft(en) an sich. Ich stell mir das viel offener vor und sehe den Sinn des Rates gerade in dieser Offenheit. Offenheit verbunden mit Beharrlichkeit, super! Wenn man auch niemandem einen Dialog aufzwingen kann. Muss aber auch nicht, der Rat kann nicht mehr als ein Kristallisationspunkt sein. Ein "Affentheater" gehoert dazu, so sind wir eben.
de.wikipedia.org/wiki/Teilungen_Polens#Zustimmung_trotz_Ablehnung
Die polnische Anarchie. Befreites Gebiet, aber nur auf den ernsten Blick. Der zweite ist Bauen ohne Baugenehmigung, nachdem das Objekt laengst feierlichst eingeweiht worden ist. Ist das nicht Schwachsinn? Oder ist da nur nicht richtig kommuniziert worden? In Guben.
Guben ist fuer alles ein gutes Beispiel, auch fuer den Geltungsbereich und die Strafbarkeit nach dem deutschen Verkehrsrecht. Ab wann gilt das denn? Gilt das auch schon, wenn der polnische Autofahrer noch gar nicht nach Deutschland reingelassen worden ist? Nur weil er ueber einen Strich gefahren ist?
Die polnische Anarchie.
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Es gibt auch ein einfaches "adeliges Vergnuegen zu missfallen". Vielleicht sollte man das bei allem "Affentheater" nicht vergessen.
Die Forderung, den BdV von der Aufarbeitung fern zu halten, greift leider auch zu kurz. Ich habe in verschiedensten Veröffentlichungen zum Thema hierzulande, in Polen wie auch in der Tschechischen Republik feststellen müssen, dass niemals der eigentliche Sinn und Zweck des Unternehmens in Frage gestellt wird. Von Linken jeglicher Couleur wird immer unterstellt, es ginge hier um eine ernsthafte Geschichtsaufarbeitung. Mag sein, dass wirklich Leute darunter sind, die dies tun werden. Vollkommen ausgeblendet wird in der Kritik die Stoßrichtung gegen die Sowjetunion (und damit auch gegen das heutige Russland). Insbesondere die deutsche Seite versucht über die Mitinsbootnahme der Polen und Tschechen, alle Schuld den bösen Russen zuzuschreiben. Und genau das tun selbige leider auch sehr gern. Erika Steinbach ist da eher die Person, die das Ganze verzögert, weil sie ja genau die Polen und Tschechen beschuldigt, was diese ihr - vernünftigerweise - übel nehmen. Wer sich also eine wirkliche Geschichtsaufarbeitung wünscht, sollte entweder für Frau Steinbach im Stiftungsrat sein, damit dieser gar nicht zustande kommt. Oder - und das wäre der einzige ernstzunehmende Weg - man sorgt dafür, dass Russland (und Belarus und die Ukraine und ...) den diesem Land gebührenden Platz in der Geschichtsaufarbeitung einnimmt.
Was heisst denn Versöhnung? Was haben denn die Polen bisher angeboten? Noch immer halten sie an der Vertreibung fest und besetzen deutsches Land. Nun kann, man sagen, gut, die Bundesrepublik hat natürlich keine Gebietsansprüche, wir sind Realisten. Aber wieso denn dann auch noch auf den Opfern herumtrampeln?