Nackte Zahlen

SPD Vor einem Jahr hat die SPD Kurt Beck in die Wüste geschickt. Seither führt sie unter Steinmeier und Müntefering eine Groteske auf: die ewige Rückkehr der Sozialdemokratie

Wenn Kinder zu oft Bauchschmerzen vortäuschen, um nicht in den Kindergarten zu müssen, werden sie gewarnt: Wenn es mal richtig weh tut, glaubt dir womöglich keiner mehr! Eltern, die ihre Zöglinge mit einem wirklich schlimmen Beispiel pädagogisch beeindrucken wollen, sollten die Geschichte von der Steinmeier-SPD erzählen. Seit einem Jahr befindet sich die Partei in einem ewigen „Aufbruch“, beinahe täglich wird die „Rückkehr“ angekündigt – doch niemand hört mehr hin.

Eine wahre Groteske seit Anbeginn. Als Kurt Beck nach den ewigen Sticheleien, den Demütigungen und der offenen Fronde gegen ihn nicht länger als Depp der Sozialdemokratie herhalten wollte und aufgab, war zum ersten Mal das neue sozialdemokratische „Jetzt-gehts-los“ zu hören. „Hoffnung und Zuversicht sind wieder zurück“, versprach Franz Müntefering bei seiner Wahl als Becks Vorgängernachfolger auf dem Parteivorsitz - und kündigte den soundsovielten „Tag des Aufbruchs“ an. Ein Jahr danach ist Frank-Walter Steinmeier keinen Schritt weiter und muss weiter um eine Erkenntnis werben, der die Realität im Wege steht: „Wir spielen auf Sieg.“

Natürlich weiß der so genannte Kanzlerkandidat, wie es in Wahrheit aussieht. Vor Becks Rücktritt lagen die Sozialdemokraten beim Institut für Demoskopie Allensbach um knapp drei Prozent besser als heute, bei der Forschungsgruppe Wahlen um zwei Prozent, bei Infratest dimap um drei Prozent. Emnid gibt immerhin ein Plus von einem Pünktchen an, Forsa ebenso.

Unter Beck war es jedenfalls nicht schlechter als nun mit Steinmeier und Müntefering. Die langen Messer von Schwielowsee haben sich als verbogene Löffel entpuppt. Nicht aus dem Vollen schöpfen kann man damit, sondern allenfalls klappern.

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Geschrieben von

Tom Strohschneider

vom "Blauen" zum "Roten" geworden

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