Pau schlägt Thierse

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Die Stimme von Oskar Lafontaine hat Wolfgang Thierse nicht bekommen - warum, das wurde hier schon erklärt: Er nahm gar nicht an der konstituierenden Sitzung des Bundestags teil. Dem SPD-Mann blieben bei der Wahl zum Parlamentsvize allerdings auch die Stimmen von vielen anderen Abgeordneten verwehrt. So viele, dass der Berliner sogar schlechter abschnitt, als die Linke Petra Pau.

Man kann spekulieren: Thierse bekam den Unmut von Abgeordneten der Union zu spüren. Vor einigen Tagen hatte der Spiegel berichtet, mehrere Sozialdemokraten hätten geplant, die Muskeln spielen zu lassen und Lammert „die Stimme zu verweigern - aus Vergeltung an der Union und dem CDU-Politiker persönlich“. Gut möglich auch, dass ihm mancher in der SPD-Fraktion die Stimme verweigert hat - die hatte Thierse für den Posten nach einer Kampfkandidatur mit Susanne Kastner nominiert, in der ein Drittel die Abgeordnete aus Nordbayern bevorzugt hatte.

Thierse jedenfalls wurde bei der Wahl zum Bundestagsvize mit nur 371 Stimmen letzter vor Pau. Der SPD-Abgeordnete Sascha Raabe habe später geflucht, es sei eine Sauerei, dass mit Hilfe der Union ein verdienter Politiker wie Thierse sogar weniger Stimmen erhalten habe als Petra Pau von der Linken, schreibt die Süddeutsche. Ach Herr je. Das Mittel der Abstrafung bei der Wahl zum Bundestagsvize scheint sich zu etablieren.

Paus erste Wahl stand seinerzeit unter dem Zeichen einer langen Auseinandersetzung um die Kandidatur von Lothar Bisky, den die Mehrheit des Parlaments im Oktober und November 2005 in vier Wahlgängen vorführte - ein bis dato nie dagewesener Affront. Die Linksfraktion ließ den ihr zustehenden Posten daraufhin für Monate unbesetzt. Pau wurde schließlich erst im April 2006 als Parlamentsvize gewählt. Damals lag Thierse noch vor ihr. Knapp.

siehe auch lafontaines-linke.de

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Geschrieben von

Tom Strohschneider

vom "Blauen" zum "Roten" geworden

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