Ulrich und der Stallgeruch

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Im Saarland erhöht die Opposition ihren Druck auf den Landeschef der Grünen. „Wie unabhängig war Ulrichs Entscheidung wirklich?“, fragt sich die SPD und verweist auf die Berichte über die beruflichen Kontakte des Jamaika-Kapitäns zu einem FDP-Multimillionär. Die Sozialdemokraten wollen zudem gern erfahren, „für welche Leistung oder Gegenleistung“ der Grüne denn überhaupt Geld (immerhin 1.500 Euro im Monat) von der Firma Think & Solve und deren Mit-Gesellschafter und Platzhirsch der Liberalen Hartmut Ostermann erhalten hat. Als Marketingleiter, so SPD-Generalsekretär Reinhold Jost, habe Ulrich „in den letzten Jahren allenfalls auf dem Papier gearbeitet“. Die Linkspartei spricht bereits vom Anschein „gekaufter Politik“ und erklärte, die inzwischen so genannte Jamaika-Connection habe „kein Geschmäckle mehr, sondern einen starken Stallgeruch“. Auch in den Reihen der Grünen tut sich was: In Saarbrücken wurden Rufe nach einer „parteiinternen Diskussion“ laut, schreibt die Tageszeitung. Der Kreisverband Merzig-Wadern verlangt sogar Aufklärung darüber, ob Ostermann der Partei womöglich Geld gespendet habe. Im Saarländischen Rundfunk sagte der Fraktionschef der Saarbrücker Grünen Thomas Brück, er sei völlig überrascht gewesen von den Beziehungen Ulrichs zu Ostermann. Andere erklärten, die Tätigkeit sei seit Jahren bekannt. Der umstrittene Jamaika-Mann selbst hält jede Vermutung, seine beruflichen Kontakte könnten die Koalitionsentscheidungen beeinflusst haben, für absurd und wies die Vorwürfe erneut zurück. Dennoch: Das oft benutzte Argument, ein Bündnis mit CDU und FDP sei nicht nur stabiler, sondern Schwarz-Gelb hätte den Grünen auch ganz ähnliche politische Angebote gemacht wie Linke und SPD, lässt sich nach der Lektüre der Sondierungsprotokolle (hier: Jamaika – Achtung sehr große pdf.Datei – und hier: Rot-Rot-Grün) kaum aufrecht erhalten.

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Geschrieben von

Tom Strohschneider

vom "Blauen" zum "Roten" geworden

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