Mitte März in Berlin-Mitte. In einem schicken Bankgebäude in Sichtweite des Brandenburger Tors sitzen vier Männer auf einer kleinen Bühne in einem fensterlosen Raum. Sie sind viel rumgekommen auf dieser Welt, wirken weltmännisch gelassen, ohne sich dafür anstrengen zu müssen. Die leichte Segelbräune auf ihren Gesichtern in diesen grauen Tagen verrät dem Besucher der Veranstaltung schnell: Diese Burschen kommen entweder direkt von einer teuren Yacht oder haben zumindest mit teuren Yachten zu tun. Auf den Stühlen davor sitzen Journalisten und Fans des schnellen Segelsports. Die sehen in der Mehrzahl nicht viel anders aus als die, die da oben sitzen. Auch sie sind ungewöhnlich braun für diese Jahreszeit und in konservativen Schick ge
gewandet. Sie schreiben für Zeitschriften wie Yacht oder andere Blätter, die ein normaler Mensch nicht liest. In einer Ecke steht eine riesige Silberkanne auf einem kleinen Tisch. "The Auld Mug" ist die älteste Trophäe in der Geschichte des Sports, wird stolz erzählt. Das weiß aber kaum jemand. Vor 130 Jahren wurde dieser Pokal an den Sieger einer Segelregatta übergeben. Der Wettbewerb heißt seitdem America´s Cup. Bis heute hat sich eigentlich nicht viel an dem Sport verändert, und das wollte man wohl auch so. Der Hochsee-Segelsport ist ein letzter Tummelplatz von Aristokraten, Industriemagnaten und anderen reichen Menschen. Der America´s Cup ist dafür wie geschaffen. Die vier Menschen, die da oben sitzen, wissen das natürlich am besten und müssen doch das Gegenteil verkaufen. Denn Hochseesegeln soll in diesem Jahr richtig populär gemacht werden. ARD und ZDF übertragen mehr als 50 Stunden, zum Teil sogar live. Das ist kein leichtes Unterfangen für eine teure und gleichsam elitäre Sportart, für die sich im Grunde kein normaler Mensch interessiert.Deshalb gibt es eine PR-Tour, die die vier Männer und ihre Trophäe durch einige Metropolen Europas führt. Jochen Schümann zum Beispiel ist ein gewichtiger Teil dieser Werbetour. Er sitzt gleich neben der großen Silberkanne. Vor vier Jahren hat der Berliner Segler sie für das Schweizer Team Alinghi eingefahren. Im Auftrag des dortigen Pharma-Milliardärs Ernesto Bertarelli. In Sydney im Jahr 2000 ist Schümann noch für Deutschland Olympiasieger geworden, danach hat er bei den Schweizern angeheuert. Das ist lukrativ. Jochen Schümann sagt, dass er eigentlich lieber für ein deutsches Team arbeiten würde. Aber bis zum Ende des America´s Cup stehe er noch als Sportdirektor unter Vertrag bei dem Syndikat des Schweizer Titelverteidiger. Dass nun erstmalig das deutsche öffentlich-rechtliche Fernsehen (ARD und ZDF) die von April bis Juli vor der Küste Valencias über die Bühne gehende Rennen live oder in Aufzeichnung übertrage, mache ihn mächtig stolz. "Das ist wichtig, um den Sport endlich populärer zu machen", sagt er und meint doch eigentlich in Mehrheit die Sponsoren.Neben Jochen Schümann sitzt Jesper Bank, der dänische Skipper des deutschen Bootes bei diesem America´s Cup. Doch bevor der zur Wort kommt, gibt es erstmals was zu sehen. Gezeigt wird ein rasanter Videoclip mit dynamischen Sportlern an Segeln, Rudern und Kurbeln auf windschnittigen, formschönen Yachten. Der Himmel ist blau, die Sonne grell. Die Manöver scheinen für den Segellaien ungewöhnlich riskant auf diesen unruhigen Gewässern. Schnelle, einen Tick zu laute Gitarrenmusik wurde als Geräuschkulisse gewählt. Das gibt den Bildern noch mehr Fahrt. Eigentlich ist alles fast wie im Kino, kurz bevor der große Hauptfilm anfängt. Als die rasanten Segelspots dann abgelaufen waren und das Licht angeht, kommt Jesper Bank zu Wort. Er sei stolz, dass erstmalig ein deutsches Boot an dem America´s Cup teilnehme und ihn als Skipper ausgewählt habe, berichtet er. Irgendwie aber kommt danach keine rechte Diskussion auf. Die Journalisten fragen nicht viel.Als man das merkt, werden schnell noch ein paar Bilder hinterhergeschoben. Diesmal geht es um Valencia. Der Hafen der spanischen Metropole wurde nämlich für den America´s Cup gründlich modernisiert. Eine blitzsaubere Marina als Kulisse passt prima zu dem Segel-Event. "Man kann sich im gesamten Hafen Valencias bis Juli über den Cup informieren und sogar mit den Crews reden", verspricht Michel Hodara, eine Art Manager des America´s Cup. Wie in einer Art globalen Segelschule will er von der spanischen Hafenstadt aus jetzt endlich seinen Sport fernsehgerecht präsentieren dürfen. Neun Millionen segelinteressierte Menschen soll es allein in Deutschland geben. Die PR-Crew sagt in Berlin, sie wolle, dass es noch mehr werden. "Dafür sind wir auch nach Berlin gekommen", meint der PR-Manager der deutschen Yacht, Michael Mronz. Die Journalisten nicken.