Am Ende war das Jugendwort

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Der betagte Verlag Langenscheidt kürte zum dritten Mal sein „Jugendwort des Jahres“. 30 Kandidaten gingen dieses Jahr im Internet an den Start. Aus einer Shortlist von 15 Vokabeln wählte eine Jury dann den Sieger. Jugendwort des Jahres 2010 ist bezeichnenderweise das eher farblose Konstrukt: „Niveaulimbo“.

Die Zusammensetzung der beiden Begriffe "Niveau" und "Limbo" zu einem neuen, eigenständigen Wort bezeichnet das ständige und wohl unaufhaltsame Absinken des Niveaus. Gemeint sind damit zumeist TV-Formate, prekäre Partys und inhaltsfreie Gespräche. Obwohl einstimmig auserkoren, ist das kein echter Brüller.Immerhin folgt die köstliche Neuschöpfung „Arschfax“ direkt auf Platz zwei. Sie bezeichnet ein Unterhosenetiket, das sichtbar hinten aus der Hose hängt. Aber haben wir damit das Niveau der früheren Champions erreicht?

Unvergessen sind zum Beispiel die wundervolle Denunziation von Ü-30 Treffen als „Gammelfleischpartys“ oder das treffende Verb „hartzen“ für untätiges Rumhängen. Das waren zündende Ideen, die auf Anhieb ins Hirn und ins Lachzentrum trafen. 2010 produziert dagegen eine relative Gähnnummer. Lag es an den Einreichungen? Oder gar an der Zusammensetzung der Jury? Oder unterliegt das gesamte Jahr inklusive Jugendwortwahl einem anhaltenden Limbo des Niveaus? Dann wiederum wären wir Zeugen einer kongenialen Entscheidung.

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Geschrieben von

cu, t.

tobias sckaer

cu, t.

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