Der trojanische Bierwagen

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„So herzerfrischend anders“ ist auf dem acht Meter langen Lastwagen zu lesen. Das so besungene „Hütt Luxus Pils“ stammt aus Baunatal-Knallhütte in Hessen.Und es ist auch dort geblieben. Im Bauch des LKW haben sich AKW Gegner versammelt, denen man aus dem Stand den guten alten Titel Spaß-Guerilla verliehen sollte.

Zeit und Ort der Handlung: Montagabend gegen 20.30 Uhr auf der wohl wichtigsten Kreuzung im Landkreis Lüchow-Dannenberg. Im gleißenden Licht der Polizei Strahler gabelt sich die Straße. Einerseits Richtung Seybruch, andererseitsnach Splietau. Einen der beiden Wege muss der Castor-Transport mit seinen 123 Tonnen hochradioaktiven Mülls nehmen. Wie gewohnt ist er vom französischen La Hague in das niedersächsische Atommüll-Zwischenlager Gorleben unterwegs. Nur 20 Kilometer hat er noch vor sich, als die Bierpause ansteht.

Unterhalb der Ladefläche des getarnten Getüms ist ein Metallkasten angebracht, der bis an die Fahrbahndecke reicht. Von dieser fast uneinnehmbaren Kapsel aus haben sich die Umweltliebhaber von Greenpeace persönlich in der Straßenoberfläche verankert. „Wir sitzen hier fest und werden uns nicht von der Stelle bewegen“ erklärt einer von ihnen das Unübersehbare.

Wie die Nachrichten inzwischen beweisen, wurde selbst dieses originelle Hindernis souverän hoheitsstaatlich und mit zäher Geduld entfernt. Geblieben sind eine unbezahlbare Werbung für „Hütt Luxus Pils“ und großes Amüsement, nicht nur in gewissen Kreisen. Leider wird beides wohl kaum die Halbwertzeit von Plutonium erreichen. Aber: Castor kommt ja alle Jahre wieder.

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Geschrieben von

cu, t.

tobias sckaer

cu, t.

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