ICEkalt

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Wer zwischen 2008 und 2010 die Strecken Erfurt-Berlin und Berlin-Frankfurt des öfteren mit der DB zurückgelegt hat, wird Irene D., 37, wahrscheinlich schon einmal begegnet sein. Besonders im Winter war es der o.g. obdachlosen Dame auf den Bahnhöfen zu zugig. Kurz entschlossen zog sie - auf Zeit und ohne Ticket - in die gut geheizten Abteile diverser ICEs ein.

Insgesamt fuhr Irene D. so oft schwarz, dass sie stolze 940-mal aufflog. Bei jeder dieser Kontrollen hatte sie brav ihren Personalausweis vorgezeigt, ergo insgesamt 940 Strafanzeigen eingesammelt. Kein Wunder, dass sie schließlich festgenommen wurde und in Untersuchungshaft landete.

Am 24.01.2011 kann es zum Prozess. Im Saal Nummer 1101 des Moabiter Kriminalgerichts musste sich die verwegenste Schwarzfahrerin der Nation wegen des „Erschleichens von Leistungen“ verantworten. Ihr Kommentar: „Ich möchte schweigen!“ Warum auch nicht. Die drückende Beweislast war beim besten Willen nicht aus der Welt zu schaffen. Vor dem Saal warteten insgesamt 45 Zugbegleiter auf ihren Einsatz gegen die äußerst hartnäckige Wiederholungstätern.

Bei der Urteilsfindung bewiesen die Richter zwar Augenmaß, aber wenig praktische Intelligenz. Die 8-monatige Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt. Dabei hätte sie - gerade im kältesten Januar seit Jahrzehnten - viele Übernachtungsprobleme lösen können. So landet Irene D. womöglich wieder genau dort, wo sie immer wieder straffällig wurde: im ICE.

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Geschrieben von

cu, t.

tobias sckaer

cu, t.

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