Der Fernsehkonsum in unserer schönen Republik schnellte 2010 auf einen historischen Rekordstand. Man lese und staune: Die durchschnittliche Verweildauer vor der Mattscheide stieg auf unglaubliche 223 Minuten. Pro Kopf und Tag!
Das Marktforschungsinstitut Media Control ermittelte: Der typisch deutsche TV-Zuschauer hat im vergangenen Jahr täglich 223 Minuten ferngesehen. Kein Wunder, dass die ARD-Medienforschung aus dem Häuschen ist. Sie feiert den höchsten Durchschnittswert der Fernsehgeschichte.
Die Einwohner Sachsen-Anhalts führen den Ländervergleich souverän an. Sie sahen 22 Minuten länger als 2009 zu und kamen auf 276 Minuten täglich. Platz Zwei sicherte sich Thüringen mit 274 Minuten. Mit auf das Siegertreppchen steigt auch Sachsen. Mit 269 Minuten pro Augenpaar und einem Plus von 26 Minuten können die Sachsen sogar die höchsten Steigerungsraten verzeichnen. Am unteren Rand begegneten sich Hessen und Bayer mit jeweils 199 Minuten.
Bundesweit gilt: Legt man 80.000.000 Menschen und 365 Tage zu Grunde, so kamen 2010 exakt 6.511.600.000.000 Minuten relativer Geistesabwesenheit und nachweislicher Untätigkeit zusammen. Das sind 4.521.944.444 Tage, also sage und schreibe 12.388.889 Jahre, an denen unsere ohnehin etwas kränkliche Volkswirtschaft mit in die Röhre guckte!
Wagen Sie es, sich vorzustellen, wie viel Mehr im vergangenen Jahr für alle drin gewesen wäre, wenn wir die Fernbedienung aus dem Fenster geworfen hätten? Ich nicht.
Kommentare 5
Eine Frage, die ich mir selbst manchmal stelle. Wenn auch weniger wegen des Fernsehers....
Ende 2002 habe ich den Fernseher grundsätzlich eliminiert. Meine Frau nutzte so ein Gerät ab und zu noch in einem separaten Zimmer, entsorgte dieses Teil aber ebenfalls in 2007.
Entzugserscheinungen hatten wir nicht, da war es nach dem finalen Spiegel (1967 bis 1997 kein Heft versäumt) schon etwas schlimmer, das Internet zumindest in der damaligen Phase noch kein vollwertiger Ersatz. Das Radio reicht, kostenseitig werden wir ja wohl ab 2013 alle in Form einer Steuer namens Haushaltsabgabe die Regierungsvertautbarungen bezahlen dürfen.
Heute kaufen wir sporadisch die taz, speziell die sonntaz, ab und zu den Freitag und die FTD. Bei der JW unterhalte ich ein Abo aus Solidarität, das Genossenschaftsmodell, ähnlich dem der taz sorgt für relative Unabhängigkeit vom großen Kapital derer, die sich die Welt und die Menschen zu kaufen können; glauben.
Es ist unglaublich, wenn ich mir das vorstelle: wieviel Zeit ich in einer Parallelwelt irgendwelcher ankommender TV-Funkwellen zugebracht habe.
Produktiv wars sicher nicht...
Bis auf wenige ausgewählte Dokumentationen und Reportagen und gelegentliche Auslandsjournale.
Es ist unglaublich, wenn ich mir das vorstelle: wieviel Zeit ich in einer Parallelwelt irgendwelcher ankommender TV-Funkwellen zugebracht habe.
Produktiv wars sicher nicht...
Bis auf wenige ausgewählte Dokumentationen und Reportagen und gelegentliche Auslandsjournale.
Der Fernsehkonsum ist um so höher:
je älter die Menschen sind, je niedriger die formale Bildung, je geringer das Einkommen, je höher die Arbeitslosigkeit,....
Das alles trifft auf die von Ihnen genannten Regionen Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen zu. Die Menschen, die die durchschnittliche Fernsehdauer dort senken würden, wohnen jetzt in Bayern und Hessen.
Was wollten Sie mit der regionalen Parametrisierung des Fernsehkonsums ausdrücken?