Praecox am Bosporus

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Große Erregung an der renommierten Bilgi-Universität in Istanbul. Drei Dozenten, die einen Pornofilm als Abschlussarbeit zugelassen und betreut haben, müssen ihren Hut nehmen.

Rasche und große Bekanntheit erreichte unlängst ein Film-Student der angesehenen Bilgi-Universität. Für sein Examen drehte Deniz Özgün einen pornographischen Streifen auf dem Gelände seiner altehrwürdigen Anstalt. Zuvor hatte er wortreich und mühevoll die Zustimmung und die Erlaubnis seiner drei akademischen Betreuer eingeholt. Und die werden nun von ihrem Go! für das freizügige Projekt heimgesucht. Es führte zu ihrer sofortigen Entlassung.

Dabei lieferte Özgün obendrein ein schwaches Opus ab, in dem sich eine seiner Bekannten in die Hauptrolle abmühte. Beinahe wäre der Streifen durchgefallen – und das Ganze wäre nicht weiter aufgefallen. Doch der angesexte und redseelige Jung-Regisseur machte seine Arbeit im türkischen Magazin "Tempo" publik. Die Universität machte daraufhin kurzen Prozess.

Und die Moral von der Geschichte? Auf der individuellen Ebene: Wenn etwas schon (fast) in die Hose geht, sollte man in Erwägung ziehen, einfach die Klappe zu halten. Auf der fachlichen Ebene: Sogar Pornofilme verlangen eine gewisse Professionalität. Auf gesellschaftlicher Ebene: Die Türkei ist selbst da nicht wirklich liberal, wo die Intelligenz sitzt. Und ganz allgemein: Vorschnellen Reaktionen haftet immer etwas Tragisches und etwas Komisches an.

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Geschrieben von

cu, t.

tobias sckaer

cu, t.

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