Angeführt von einem Toten

Österreich Nach dem fulminanten Kärntner Wahlsieg der Haider-Partei "Bündnis Zukunft Österreich" befindet sich der Rechtspopulismus in der Alpenrepublik einmal mehr im Aufwind

Mit Jörg Haiders tragischem Abtritt ging anscheinend keine Ära zu Ende, sondern nur ein Leben. Denn zweifellos, die Leiche hat zu den Kärntner Landtagswahlen ihre Wirkung voll entfalten können. Bei satten 45,5 Prozent liegt nun die Haiderpartei „Bündnis Zukunft Österreich“ (BZÖ). Das sind noch einmal drei Prozent mehr als 2004. Die Erben jubeln und die Gegner verzweifeln. Mit solch einem Triumph hat niemand gerechnet.

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Der tote Haider war in diesem Wahlkampf jedenfalls allgegenwärtig. Sein Mythos konnte sich nicht nur bestätigen, er wird sich mit diesem Ergebnis noch zusätzlich aufladen. Wahrscheinlich werden einige Kärntner noch ihren Kindeskindern erzählen, wie dazumals, im Winter 2009 der Landesvater vom Himmel aus den Wahlkampf angeführt habe. Dass „der Jörg“ da oben sitzt und auf seine Kärntner schaut. Da ist mehr dran, als einem lieb sein kann. Mit rationalen Begründungen ist dieses Ergebnis kaum noch zu erklären.

„Wir passen auf dein Kärnten auf“, plakatierte das BZÖ im Wahlkampf. So wurde der Wahlgang zu einem Akt der Heldenverehrung. „Vor der BZÖ-Zentrale umarmten Passanten orange Funktionäre“, berichtet das Boulevardblatt „Österreich“. Dem ist so. Auch in der Landeshauptstadt Klagenfurt wird die Orangenpartei erstmals den Bürgermeister stellen. Ein ganzes Land scheint der politischen Nekromantie zu verfallen und sich an einem toten Führer zu berauschen. Fleißig strickt man am Heldenlied des Verunglückten.

Das "freiheitliche" Lager (Bundes-FPÖ und BZÖ zusammengerechnet) liegt in Kärnten nunmehr bei fast 50 Prozent und auch sonst ist die Tendenz überall steigend. Schön langsam träumt man den Traum von der stimmenstärksten Kraft, nicht nur in Kärnten, sondern auch auf Bundesebene. Zappenduster schaut es für Kontrahenten aus, insbesondere für die in Wien regierende SPÖ. In Kärnten etwa ist die einstige Mehrheitspartei nur noch ein Wrack. 10 Prozent hat sie verloren und liegt nun bei 28 Prozent. So tief im Keller war man noch nie. Auch bei der zweiten Landtagswahl, in Salzburg, mussten die Sozialdemokraten herbe Verluste hinnehmen. Landeshauptfrau Gabi Burgstaller konnte mit einem Minus von 6 Prozent den ersten Platz nur knapp verteidigen. Aber auch für die christlich-konservative ÖVP und die Grünen war am gestrigen Sonntag nicht viel zu holen.

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