Die nicht gewählten Gewählten

Wahlrecht Volksvertreter? Die Eigenheiten des deutschen Wahlrechts führen die Idee einer repräsentativen Demokratie zunehmend ad absurdum. Eine radikale Reform ist nötig
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Erinnern Sie sich noch an die Aufregung über die Überhangmandate kurz vor der Bundestagswahl? Da wurde vor einer womöglich nicht legitimierten Regierung gewarnt, das Wahlrecht galt allgemein als verfassungswidrig. Zu Unrecht: Denn das Bundesverfassungsgericht hatte im Juli 2008 lediglich das so genannte negative Stimmgewicht bemängelt. Es tritt auf, wenn einer Partei ein Überhangmandat dadurch verloren geht, dass die Wähler mit ihren Zweitstimmen diese Partei wählen – eine von vielen Paradoxien des deutschen Wahlrechts, aber bei weitem nicht die einzige.

Es handelt sich um ein kompliziertes Mischgebilde aus Personen- und Verhältniswahl, das von fast der Hälfte der Wähler überhaupt nicht verstanden wird. Dies haben die Politologen