Margaret Thatcher ist nicht tot. Trotz früheren Schlaganfällen und einem unerwartet langen Krankenhausaufenthalt nach einem Armbruch ist die 83-Jährige höchst lebendig.
Dennoch kämpfen im Königreich tausende Bürger bereits jetzt gegen ein Staatsbegräbnis für die Premierministerin der Jahre 1979 bis 1990. Mit einer Online-Petition haben sie sich an Amtsnachfolger Gordon Brown gewandt: „We the undersigned petition the Prime Minister to not support a state funeral for Baroness Thatcher“. Die Eiserne Lady verdiene derlei finale Ehren nicht – die Begründung: Thatcher habe jede Menge „awful things“ auf dem Kerbholz, schreckliche Dinge also.
Insbesondere die Unterstützung für Augusto Pinochet stößt bei vielen Briten immer noch auf Ablehnung. Dass Thatcher noch in ihrer 1995 erschienenen Autobiografie die „internationale Feindseligkeit“ gegenüber dem blutigen Regime monierte und die „liberal-ökonomische Maßnahmen“ des chilenischen Diktators lobte, hat diese Kritik nur noch verstärkt.
Es gibt aber noch einen anderen, gegenwärtigeren Grund. Erfolgreich ist die Petition nämlich auch wegen der Finanzkrise, die gerade auch Großbritannien erschüttert. Thatchers „Revolution des freien Unternehmertums“ zeigt immer drastischer ihre Früchte. Viele Briten bereuen die Privatisierungsorgien der Regierungszeit der Eisernen Lady.
Abgesehen davon: Staatsbegräbnisse für Nicht-Royale sind in Großbritannien eher die Ausnahme denn die Regel. Letzter Nutznießer des Ehrenrituals war der 1965 gestorbene Sir Winston Churchill. Über 300.000 Menschen erwiesen dem Aufgebahrten die letzte Ehre, Zehntausende verfolgten den Begräbniszug am Straßenrand, Millionen sahen am Fernseher, was 40 Kameraleute filmten. 112 Staatsmänner lauschten dem Donner von 19 Kanonenschüssen.
Und nun Thatcher? Schon im Sommerloch 2008 war erstmals darüber spekuliert worden, ob auch ihr dereinst eine solche „Fünf-Sterne-Beerdigung“ (BBC) angedeihen soll. Die Totenfeier, so der Plan, werde in St. Paul's Cathedral stattfinden, dem Sitz des anglikanischen Bischofs von London. Debattiert wurde das Ganze auf höchster Ebene: Zwischen der Queen, dem Premierminister und Baroness Thatcher herself. Doch ein solcher möglicher „ultimativer Ritterschlag“ (Daily Mail) warf schon seinerzeit Fragen auf: Würden genug Soldaten bereit stehen, um die Route des Prozessionszugs zu schützen – trotz der personalaufwändigen Einsätze im Irak und Afghanistan?
Ein Sommerloch später ist das Thema Staatsbegräbnis nun wieder präsent. Bisher unterstützen über 13.000 Briten die Anti-Thatcher-Petition – die am 21. Juli ihre, pardon: „Deadline“ erreicht.
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