Heute starten wir mit Rezepten der einfachen Dorfküche in der Türkei. Armeleuteküche also, davon hat dieses Land mit den vielen Nationalitäten eine Menge zu bieten. Anders als Griechenland ist die Türkei ein Paradies für Vegetarier.
Wie Frauen haben auch viele Speisen der türkischen Küche blumige Namen. Frauen heißen Dilek (Wunsch), Nilgün (Tag am Nil), Gül (Rose). Muss man sich mal vorstellen! Und Rezepte haben Namen wie Kadinbudu (Frauenschenkel) oder Der Imam fiel in Ohnmacht.
Den bewusstlosen Imam gibt's später, der ist für Fortgeschrittene. Jetzt ist türkisch kochen für Einsteiger dran.
Schnell & günstig & lecker. Alle Rezepte gelten für zwei gute Esser. Dünne freuen sich, die dicken Freitägler nehmen ab. Lebenshilfe also - oder Service (das ist übrigens Boulevard).
Sehr beliebt und fast in jedem Lokanta (schlichte Lokale, unterhalb des hiesigen Restaurant-Niveaus, hier schwelgen die Einheimischen und ich) zu finden ist die
Mercimek Corba, Suppe von roten Linsen
200 -250 g rote Linsen, 1 Zwiebel, 2 Knoblauchzehen, 2 EL Öl, 1 Liter Wasser, 1 reife Fleischtomate, ½ Chilischote*, 1 oder 2 Würfel Hühnerbrühe, 1 Handvoll grob geschnittene Blattpetersilie, am Ende zum Abschmecken schwarzer Pfeffer, Prise Zucker, Salz, etwas Zitronensaft.
Zwiebel und Knoblauch würfeln, mit der zerkleinerten Chilischote in Öl anschwitzen, nicht bräunen. Die kurz abgebrausten roten Linsen dazu geben, alles eine Minute rühren, jetzt Wasser und den Brühwürfel rein. Durch eine grobe Reibe die Tomate hinein geben.
Kochen, bis die Linsen platzen, nach rund 15 Minuten. Nun den Stabmixer** in den Topf halten und alles 30 Sekunden fein pürieren. Ist die Suppe zu dick, kochendes Wasser zugeben. Abschmecken mit Pfeffer, Zucker, Salz, Zitronensaft. Wer es gehaltvoller mag, gibt noch fetten Joghurt dazu (10 %). Oder auch Sahne, so ich. Zum Schluss Petersilie, die darf aber nicht mitkochen. Noch besser als Petersilie ist geschnibbelter Portulak, aber leider nicht leicht zu kaufen in Deutschland, leider.
* Chili muss nicht sein
**Ohne Stabmixer geht's auch. Dann ist die Suppe etwas grober strukturiert und fast genau so lecker.
Yoğurtlu Kızartma, gebratenes Gemüse mit Joghurtsauce
200 g Aubergine, 200 g Zucchini, 200 g dünnwandige grüne Spitzpaprika (Sorte Carliston), 1 Zwiebel, Knoblauchzehen nach Bedarf (also reichlich, ich nehme eine Knolle), 1 dicke Fleischtomate, 4 EL Olivenöl, Salz.
Aubergine, Zucchini und Spitzpaprika und Knoblauch in etwa drei Millimeter dicke Scheiben schneiden, nacheinander in Öl braten, salzen und Sorte um Sorte übereinander auf einen großen Teller schichten. Vorher evtl. auf Küchenpapier leicht entfetten, mach ich aber nie. Zwiebel- und Knoblauchwürfel kurz anschwitzen, die gewürfelte Tomate dazu geben, bei kleiner Hitze in drei Minuten weich dünsten. Über das geschichtete Gemüse geben.
Für die Sauce 2 Becher Joghurt (ca. 400 g), 2 EL Olivenöl, 2 gehackte oder durchgepresste Knoblauchzehen, Salz, schwarzen Pfeffer verrühren.
Das Gemüse mit der Joghurtsauce umgeben. Ein paar Spritzer von aufgeschäumter Butter mit Paprikapulver verschönern die weiße Sauce ungemein.
Alle Zutaten gibt's auch in Deutschland beim Türken. Zu beiden schmeckt aufgebackenes Fladenbrot - Pide - am besten. Baguette geht auch.
Kommentare 29
Das hört sich lecker an. Wenn es noch den "Tag" "Rezept" bekommt, findet man es später auch noch wieder :)
merdeister, moin, schreib doch mal einen Kurzexkurs (boah, was'n Wort) über 'rictiges Taggen'. Fände ich gut. Ich selbst fasse die tag-Zeile eher als Raum für Jux auf.
Wat isn 'rictig'? Schreibt man das nicht richtig 'rictic'?
Wie krieg' ich denn 3 (!) mm dünne Auberginenscheiben hin? Mit dem Gurkenhobel?
Oha, ich bin ja selber ein ganz lausiger Tagger, habe mir aber vorgenommen mich zu bessern.
e2m könnte da vielleicht was zu sagen.
leeecker.
Gegrillt mag ich das Gemüse am liebsten, vielleicht weils nicht leicht so matschig-fettig wird?
Ich mache immer noch Petersilie oder Koriander oder Minze in den Joghurt.
Gab es letzte Woche noch zu leckeren Rievkooche.
meinst du etwa kartoffelpuffer?
Reibekuchen ist etwas primitiver. In den Puffer koennen auch Zwiebeln rein.
Quatsch, Rievkooche sind nicht primitiver, natürlich gehören da auch Zwiebeln rein. Ich habe auch noch eine geraspelte Zucchini in den Kartoffelteig gemischt, ganz hervorragend.
Also bei mir gibt's mittwochs immer Fabergé-Rühreier zum Frühstück. ...
also Fritze
ich reibe in meine puffer manchmal möhre
oder, wenn grad eine zur hand, trüffel-kartoffel
trüffel würd ich natürlich nur drüber reiben - nach dem backen
Hünkar Begendi (Dem Herrscher hat es gefallen) und Imam Bayildi (Der Imam ist in Ohnmacht gefallen) sind definitiv für Fortgeschrittene :)
Natürlich ist die Türkei ein Paradies für Vegetarier, weil a) Fleisch für den Durchschnittstürken zu teuer ist und b) weil an den Küsten sehr wiel Gemüse angebaut wird. Vielleicht wäre zu sagen das auch am Mittelmeer und an der Ägäisküste die Küche der grichischen Küche sehr ähnelt, weil 1923 mit dem gegenseitigen Bevölkerungsaustausch (oder besser der gegenseitigen ethnischen Säuberung) sehr viele Flüchtlinge aus Griechenland kamen und die Küche mitbrachten.
Aber daneben gibt es ja noch andere Küchen. Insbesondere die aus dem Kaukasus eingewanderten Völker wie Tscherkessen, tendieren dazu in jedes ihrer Gerichte Kartoffeln bei zu tun (im wahrsten Sinne des Wortes KArtoffelfresser :) ). An der Schwarzmeer Küste beschränkt sich alles auf Fisch und in Ost und Südostanatolien sowie am Ostmittelmeer wird mehrheitlich Fleisch (also die berühmten Kebabs) gegessen.
möhre ist toll, sellerie auch. Je nach dem was gerade zur Hand ist.
Meine Mutter ist gerne Lachs dazu. Ich bleibe da lieber klassisch beim Apfelmus, oder eben Johgurtsauce, die setzen so einen schönen, frischen Kontrapunkt.
vielleicht finden wir ja noch einen gemeinsamen tag für unseren alltags-küchen-kram? ich würde mich freuen, wenn man so alles gesammelt wiederfände. für mich ist das inspiration und schon beim lesen ein genuss.
Ich würde taggen: türkei alltag küche rezepte und das Ganze unter der Rubrik Alltag "Sein und Haben" ablegen.
Und natürlich nachkochen, ohne würde, wenn und aber, sondern so, wie es dasteht.
Bevro ich es vergesse: Blogs kann man bezüglich der Tags auch nachträglich ohne weiteres ändern. Kann ja jeder selber mal ausprobieren, ob er seine eigenen Artikel wiederfindet, ohne über die Blogfunktion zu gehen.
das würd ich doch mal ausprobieren!
nachmessen nicht vergessen. jede einzelne scheibe.
alternative: kurz als ganze frosten und dann mit der brotschneidemaschine arbeiten
lachs mit meerrettichsauce auch
oder... frischgeräucherte forelle
oder ... crevettes
oder ... frischer matjes
von kaviar nicht zu reden
@jap
macht das nicht Kratzer auf den Goldzähnen?
Aber freilich, merdeister!
Genau deshalb genehmige ich mir auch stets einige Glas Polywasser dazu.
ich tag' jetzt bei mir drüben mit "alltagsküche", muss ja ein (zusätzliches?) wort sein, wenn alles darunter zu finden sein soll.
vielleicht macht ja jemand mit.
danke, e2m.
na dann auf ein wohl
Danke Euch allen für die Hinweise zum Taggen. So macht bloggen Spaß.
@goedzak
Mit Hilfe von Lineal und Bleistift markierst Du auf den Auberginen die beabsichtigten Einschnitte.
Nee Spaß. Völlig egal, ob die Scheiben, 2, 3 oder 5 mm dick sind - einfach mit einem gewetzten Messer drauf los schnibbeln und braten. Gebratene Auberginen saugen zwar reichlich Fett auf, darum sind sie aber auch so lecker. Vor allem, wenn Du gutes Öl verwendest.
Meine Standards sind Rapsöl (Mittelanatolien), Olivenöl (Ägäis) und Haselnussöl (Schwarzmeer). Oft mische ich.
Liebe leeelah,
Ob Reibekuchen, Kartoffelpuffer, Schnibbelskuchen -
für mich eine Delikatesse. Ich reibe meist eine Zwiebel mit in den Teig und gebe reichlich geschnittene Blattpetersilie dazu.
Bei einem Kartoffelpuffer-Gelage mit Freunden gilt immer als kulinarischer Star des Abends:
1 frischer Reibekuchen, darauf 1 EL Sauerkraut (gekocht wie üblich), darauf 1 dicker Klacks Creme fraîche, darauf 1 Scheibe Räucherlachs oder graved Lachs.
Einer meiner Freunde belegt seine Reibekuchen mit Schweizer Kase, ein anderer gibt Rübensirup auf eine Scheibe Schwarzbrot und legt darauf den Reibekuchen.
Und klar, kölsche Rievkooche mit Apfelkompott geht auch. Herzliche Grüße an Deine Mutter.
Lieber Kabus,
dass sich an der Schwarzmeerküste alles auf Fisch beschränken soll, hat soeben meine Frau erzürnt. Sie stammt aus der Provinz Ordu und als Halb-Lasin liebt sie alle möglichen Varianten vom Hamsi, der Schwarzmeersardelle.
Die Schwarzmeerküste ist auch bekannt wegen der hohen Fleischqualität, weil es dort so üppig grünt und blüht.
Kürzlich aßen wir in Trabzon köstliche Akcaabat-Köfte und in Artvin ein sehr spezielles Döner von Lamm und Ziege.
Von einer Beschränkung auf Fisch kann keine Rede sei.
Grüße aus Turgutreis
weinsztein
Da bin ich beruhigt, 5 mm krieg ich hin. :))>
Und auch im Ernst: Die genannten Gemüsen schneiden, salzen, säuern (die Paprika nicht), abtupfen, in einer Kasserolle platzieren, reichlich mit einer Zwiebel-Knoblauch-Öl-Remoulade übergießen und dann deckellos im Ofen durchziehen lassen, wär' das eine akzeptable Variante? (Joghurt-Sauce dazu wie beschrieben)
Für nebenbei:
„Für unser leichtes Gericht benötigen Sie folgende Zutaten: 235 g Löwenzahn, die Blättchen, zart – 2 Zehen Knoblauch – 1 gute Prise Salz – 3 EL Öl – 1 EL deutschen Zitronensaft – 1 EL Petersilie, gehackt – 2 EL Schnittlauch, gehackt
Die zarten Löwenzahnpflänzchen für kurze Zeit zum Reinigen in eine Schüssel Salzwasser legen. Mit den Knoblauchzehen eine Schüssel ausreiben. Öl, Salz und Zitronensaft oder Essig mit den Kräutern zu einer Sauce mischen, dann die gewaschenen Löwenzahnblättchen zugeben.
Den Salat sollten Sie exakt 30 Minuten vor dem Essen anmachen, damit die Blättchen etwas mürber werden. Wichtig beim anmachen ist, dass Sie den Löwenzahn rechts drehend mischen um evt. vorhandene negative Energien zu eliminieren. Für die Zubereitung sollten Sie ungefähr 10 Minuten veranschlagen. Wer mag, kann auch ein hartgekochtes Ei dazu schneiden. Und als Nachspeise gibt’s ein leckeres Marmeladenbrot, am besten mit Erdbeerkonfitüre.
Guten Appetit“
man soll aber den tag net vor dem amd loben :-)