Klimawandel und / oder Klimakatastrophe

Verantwortung Woher kommt diese gefühlte Verantwortungslosigkeit?

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Der Begriff „Klimakatastrophe“ ist semantisch nicht korrekt, da das Klima natürlich kein Subjekt ist und deshalb keine Katastrophen erleben kann. Weitläufig wird der Begriff „Klimawandel“ benutzt. Der Begriff ist semantisch zutreffender aber auch eine Verniedlichung dessen, was da auf uns zurollt. Wenn ein Mensch krank wird, sprechen wir von einer Krankheit und keineswegs vom Gesundheitswandel. Die Krankheit der Erde wird aber Klimawandel genannt. Der Ausdruck suggeriert, dass das Klimaproblem technisch beherrschbar ist.

Wenn das Zwei-Grad-Ziel nicht eingehalten wird, kommt es zur unkontrollierbaren Klimakatastrophe. Die Folgen sind schwerwiegend und kaum vorhersehbar, trotzdem fühlen sich viele Menschen nicht verantwortlich. Woher kommt nun diese Sorglosigkeit?

Der Klimawandel wird von großen Teilen der Bevölkerung überhaupt nicht ernst genommen, weil der CO2-Austoss eine saubere Emission ist. Schmutzige Emissionen, wie Wasserverschmutzungen oder stinkendes Schwefeldioxid in der Luft, werden sofort wahrgenommen und als unangenehm charakterisiert. Die entscheidende Verbindung zwischen dem Menschen und seiner Umwelt sind die menschlichen Sinne. Um zu erfahren, wie die Welt beziehungsweise die Umwelt um uns herum beschaffen ist, benötigen wir unsere menschlichen Sinne (Riechen, Sehen, Hören, Schmecken und Tasten). Um die CO2–Problematik erfassen zu können, reichen unsere Sinne aber nicht aus. Wir glauben häufig nur das, was wir auch sinnlich wahrnehmen können. Deshalb wird der Klimawandel von einigen Politikvertretern (vornehmlich in den USA) geleugnet. CO2 kann man weder riechen, sehen, hören, schmecken noch tasten. Der CO2–Ausstoß ist eine sogenannte saubere Emission, wird kaum wahrgenommen und spielt im Leben der Menschen eigentlich keine Rolle.

Außerdem sind die Natur und das Klima träge Systeme, die spät reagieren. Physikalische Körper tendieren dazu, in ihrem Zustand zu verharren, solange keine Kräfte auf sie einwirken. Die Erde beziehungsweise das Klima wird jeden Tag mit circa 65 Millionen Tonnen CO2 belastet. Auch wenn sich jetzt schon ein Wetterwandel andeutet, werden die tatsächlichen Auswirkungen des Klimawandels wahrscheinlich erst in der Zukunft sichtbar sein, dann ist eine Umkehr aber nicht mehr möglich. Der empfindlichste Teil im gesamten Ökosystem der Erde ist die Atmosphäre, die besonders geschützt werden muss. Im Gegensatz zu anderen Katastrophen ist es nicht irgendwann vorbei und das Leben formiert sich neu. Die Kehrseite des trägen Klimawandels ist, dass das veränderte Klima mit allen Konsequenzen bleiben wird. Das Klima der Erde ist so fein ausgesteuert, dass die globale Erwärmung dazu führen kann, dass ganze Wettersysteme sich verändern. Es ist durchaus möglich, dass in Europa und Nordamerika eine neue Eiszeit beginnt. Das kalte Frischwasser von den abschmelzenden arktischen Packeisfeldern könnte den Golfstrom zum Erliegen bringen. Wissenschaftler beobachten schon seit längerer Zeit, dass sich der Golfstrom abschwächt.

Im Klimawandel sind Ursache und Wirkung nicht identisch, das hat zur Folge, dass keine Identität zwischen dem Verursacher und dem Träger der Konsequenzen besteht. Die Verursacher sind eindeutig die industriellen Länder der nördlichen Halbkugel, während die Leidtragenden zu der südlichen Halbkugel gehören. Das führt zu dem Paradoxon, dass die Verursacher vermutlich den geringsten Schaden zu schultern haben, während die Opfer, die es nicht verursacht haben, mit den großen Schäden leben müssen. Diese Ungerechtigkeit wird nicht folgenlos bleiben.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Udo Köpke

Buchpublikation: Die Vergötterung der Märkte

Udo Köpke

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden