Die Trauerfeier für die 21 Toten der Loveparade in Duisburg hat mich sehr ergriffen. Den stärksten Eindruck machten auf mich die zahlreich anwesenden Helfer und all diejenigen, wie es die Ministerpräsidentin Hannelore Kraft betonte, welche in ihrem Eingreifen / Zugreifen und Handeln in diesen Schicksalsmomenten anderen Menschen halfen und zur Seite standen. Als besondere Würde empfand ich auch die Anwesenheit des Bundestagspräsidenten, des Bundespräsidenten und der Kanzlerin. Ganz selten wohl, dass diese drei höchsten Repräsentanten Deutschlands gemeinsam an einer Feier und hier dieser würdigenden Trauerfeier teilnehmen.
Unwürdig und bedrückend erscheint es mir, dass bis zu dieser feierlichen Ehrung der 21 jungen Toten weder Schuld benannt wurde, sich keiner dazu bekannt hat noch die politische Schuld eingestanden und daraus resultierende Schritte gegangen wurden. Das nimmt der heutigen Trauerfeier viel von ihrer Ausstrahlung, lässt sie neben der Ergriffenheit der Anwesenden und an den Bildschirmen Zusehenden nur Bitten und Erwartungen in die Zukunft entsenden. Diese Unwürdigkeit nimmt den gehörten tiefen Worten sehr ihre Kraft.
Nahezu entwürdigend ist für mich die Haltung des Duisburger Oberbürgermeisters, dessen Berufung auf eine selbst nicht gemachte Unterschrift das Ereignis und deren Opfer verhöhnt. Er besitzt darüber hinaus nicht die Courrage, in politischer Verantwortung sein Amt zur Verfügung zu stellen – wohl stark mit aus persönlichen finanziellen Erwägungen. Dass er mit seiner in Aussicht stehenden Abwahl einverstanden sein könne legt diese Vermutung nahe und schlägt dem Fass förmlich den Boden raus. Einfach unfassbar schlimm diese verachtende Haltung dieses Oberbürgermeisters.
Doch diese Trauerfeier, die vielen Helfer und die starke Hoffnung auf eine gute Zukunft, in der diese Loveparade 2010 und ihre Toten nicht in Vergessenheit geraten, bestärken mich in meinem unverwüstlichen Optimismus!
Mag man es ruhig Nostalgie nennen, wenn ich angesichts dieser unnötigen 21 Toten und der Orte lebensbedrohender Gegenwartspolitik doch fest an die Worte und Hoffnung Johannes R. Bechers glauben möchte:
„ … es muss uns doch gelingen, dass die Sonne schön wie nie über Deutschland scheint – über Deutschland scheint.“
Kommentare 4
Lieber udz.
Es gibt für alles eine schlechte Zeit. Vielleicht ist mein Kommentar ein solcher. Dennoch - die Frage muss raus.
Es starben bisher 21 Menschen in Folge eines wohl völlig fehl geplanten und organisierten Mega Events nach derzeitig öffentlichen Informationen. Sie starben nicht im Krieg, nicht bei einer Naturkatastrophe oder eines Unfalles der mit einer x-beliebigen Bundesregierung und der deren Versagen in Verbindung zu bringen ist.
Das die/der Landeschef/in an einer solchen Trauerfeier teil nehmen muss und auch das Wort zu ergreifen hat. In Ordnung. Der/die Bundespräsident/in ist auch in Ordnung. Der/die Bundestagspräsident/tin - muss an sich nicht wirklich. Jedoch - was hat der/die Bundeskanzler/in dort zu suchen? Immer in Funktion gefragt nicht in Person - versteht sich hoffentlich. Als Herr oder Frau XYZ irgendwo im Volk ohne Sicherheitsleute, kein Problem.
Die Frage stelle ich mir seit dem ich die öffentliche Besucherliste bekannt wurde.
Lieben Gruß
misterL
Das "alle drei" da waren ist eine Gesamtstaatliche Anerkennung. Soweit werden Sie sicher mitgehen.
Dass die Bundeskanzlerin dabei war, ist meines Erachtens dem Versagen auf der ganzen Linie, was die Sicherheitsorganisation der Loveparade anbetrifft, geschuldet. Sie wollte Flagge zeigen.
Damit die immernoch völlig unbefriedigende Schuldfrage zu in den Hintergrund zu drängen ist aber nur bedingt und wohl nur für die heutigen Trauerfeierlichkeiten schaffbar.
Möglicherweise habe ich nicht das nötige politische (Fein-)Gefühl.
Aber "Die Genossen werden sich schon was dabei gedacht haben" gilt hier nicht. Bin also gespannt auf Erklärungen in den kommendenn Tagen.
Danke für Ihre Frage!
Lieber udz.
Ich bin damit "Das "alle drei" da waren ist eine Gesamtstaatliche Anerkennung. Soweit werden Sie sicher mitgehen." nicht wirklich sicher.
Die vollständige Aufklärungsarbeit ist nicht Chefsache der Bundeskanzlerin - und darf es auch nicht werden. Sie darf also insofern nicht Flagge zeigen - für was eigentlich? -, sondern als Bürgerin Angela Merkel am Rande ihre Trauer zeigen, ihr Mitgefühl ausdrücken. Mehr nicht.
Lieben Gruß
misterL
Eigentlich ist das eine traurige konsequente Weiterführung von "Verantwortungslosigkeit".
Denn: genauso wenig wie sich h e u t e einer der Veranstalter, Amtsinhaber oder Organisatoren mitverantwortlich fühlt, haben sie sich wahrscheinlich v o r h e r , in der Planungs- und Vorbereitungsphase, genauso wenig persönlich oder menschlich für die TeilnehmerInnen der Loveparade verantwortlich gefühlt!