An diesem Wochenende wollte ich mir als Journalist ein Bild vom Leben in Odessa machen. Doch daraus wird wohl nichts, wenn nicht noch ein Wunder passiert.
Am Sonnabendabend bin ich, aus Prag kommend, mit einem Flugzeug der Czech Airlines in Odessa angekommen. Von den Grenzbeamten wurde mir in freundlichem Ton mitgeteilt, dass der ukrainische Geheimdienst SBU eine Einreisesperre gegen mich verhängt hat. Die Einreisesperre gilt ab sofort für die nächsten FÜNF JAHRE. Welchen Paragraphen der ukrainischen Rechtsordnung ich verletzt haben soll, konnten die Grenzbeamten nicht sagen. Sie erklärten, sie seien verpflichtet, Anordnungen des SBU auszuführen. Ich könnte die Entscheidung anfechten. Aber auf jeden Fall werde ich Sonntagfrüh mit Czech Airlines nach Prag abgeschoben. Zurzeit sitze ich in der Transitzone des Flughafens Odessa. Meinen Pass bekomme ich erst wieder, wenn ich zum Flugzeug gefahren werde.
Die deutsche Botschaft in Kiew habe ich informiert. Wie ich hörte, bin ich nicht der einzige Journalist, den man aus Odessa in die EU abschieben will oder schon abgeschoben hat.
Kommentare 18
Vielen Dank für diesen persönlichen Bericht zur aktuellen Lage.
Ob die Geheimdienste etwa ganz (un)heimlich die Macht übernommen haben wird wohl ein Geheimnis bleiben - da scheint jede Form von Aufklärung daran zu scheitern.
Danke auch von mir für diese Facette, die wohl andere Seite der Medaille eines demokratisch bewaffneten Grenzregimes;
nicht nur gegen die Flüchtlinge zu neuen Höhen gelangt.
Wenn schon bei Telepolis "Ergänzungen durch die Redaktion" vorgenommen werden, dann dürfte es bis zu den "Nachtwölfen" für den Autor nicht weit sein.
Bleiben Sie mutig!
Hallo Herr Heyden,
schön mal wieder etwas von Ihnen zu lesen, allerdings nicht schön auf diese Weise. Im Mainstream interessiert man sich derzeit leider nur für durch die Türkei verhängte Einreiseverbote. Aber Türken und Ukrainer sollen ja derzeit an vielen Stellen kooperieren.
Vielleicht ist es Ihnen ja ein Trost, daß "Lauffeuer" auch in Kiew Zuschauer gefunden hat. Alles Gute.
https://www.youtube.com/watch?v=LXRIuVNGmds
Sieht so aus, als wenn unsere Freunde in Kiew Ihre Beiträge auch irgend wie gelesen haben. Wie es scheint, wird an Ihnen eine besondere, eben eine faschistische Sorte von Medienkritik exkutiert.
Wünsche Ihnen von Herzen eine - so weit das denkbar ist - stressfreie Zeit auf dem Flughafen und eine glückliche Rückkehr nach Prag. Immerhin können wir froh sein, einen deutschen Pass zu haben. Nicht, dass es zu mehr als einer lauwarmen Reaktion der BRD kommen wird, wenn überhaupt, aber das schützt schon noch ein wenig, Deutscher zu sein.
Ist der Kaffee auf dem Airport noch immer so lausig?
Hr.Heyden,sie duerfen nicht in die Ukraine weil sie kuerzlich eklatant ukrainisches Recht verletzt haben. Sie wissen das auch und machen trotzdem hier auf verfolgte journalistische Unschuld. Erbaermlich und bezeichnend !
Dürfen wir mehr erfahren, was weiß man dazu in Lwow? Hatter Herr Heyden eine russische DVD dabei oder war er frech zu Bandera?
Neugeschaffenes Unrecht des Kiew-Regimes meinen sie wohl.
Könnten Sie das bitte näher erläutern?
Die Ukrainer sind freigiebig mit Einreiseverboten für Journalisten. Auch ein Pole ist laut Sputnikbericht betroffen.
Der ukrainische Geheimdienst SBU hat dem polnischen Journalisten Tomasz Maciejczuk für fünf Jahr die Einreise verboten. Grund dafür war vermutlich eine unbequeme Frage, die der Reporter dem ukrainischen Außenminister gestellt hatte.
Über das Einreiseverbot habe er an der Grenze erfahren, teilte Maciejczuk via Facebook mit. Der Grenzbeamte habe ihm gesagt, dürfe in den nächsten fünf Jahren nicht mehr in die Ukraine.
Wie der Journalist weiter mitteilte, hatte er im Februar in Amsterdam dem ukrainischen Außenminister Pawel Klimkin eine Frage zu den nazistischen Formationen im Land gestellt. Daraufhin habe man ihm „russische Propaganda“ vorgeworfen und versprochen, ihm mit einem Einreiseverbot gedroht.
Herr Heiden lassen Sie sich nicht beirren in Ihrer journalistischen Aufklärung. Es werden trotzdem, dass Sie nicht einreisen können, Berichte über die morgigen Geschehnisse aus Odessa nach außen dringen.
Details dazu gibt es heute sicher in der deutschen Großpresse.
Heyden war auf der annektierten Krim ohne die Reise a) in Kiew beim Außenministerium anzumelden und b) auf dem Landweg auf die Krim einzureisen. Die Regeln sind klar und transparent, alle wissen das.
Sehr geehrte User, vielen Dank für Ihre guten Wünsche. Ich bin in Prag und erhole mich in einer wunderschönen Stadt von den Strapazen. Lieber Whocarez, laut Protokoll, welches man mir am Flughafen von Odessa am 30. April aushändigte, wurde die Entscheidung, mich nicht einreisen zu lassen, vom SBU, dem ukrainischen Geheimdienst schon am 20. Februar getroffen, hat also nichts mit meiner Reise auf die Krim im April 2016 zu tun.
Dann betrifft das Verbot sicherlich ihre Donbass-Reise(n), die Sie sicherlich illegal über die russisch-ukrainische Grenze gemacht haben. Sollte das nicht zutreffen, dann lässt sich allerdings vom Vorgehen des ukrainischen Staates gegen unliebsame Journalisten reden.
aus Jahr 2009 haben Sie als Andreas Stein geoutet. Aus pure Neugier - Heinrich-Böll-Stiftung, ukraine-nachrichten.de Portal ?
Hier habe ich was gefunden
http://www.russland.ru/zweiter-jahrestag-des-odessa-massakers/
Lese gerade Hofbauers "Feindbild Russland" (nebenbei bemerkt: sehr empfehlenswertes Buch), und im Abschnitt über das Massaker in Odessa bezieht er sich auf Ihre Recherchen als wichtige Quelle (der überwiegende Teil der sog. Qualitätsmedien schien damals mehr an Desinformation interessiert zu sein). Dafür gebührt Ihnen Hochachtung!
Wie der anscheinend gut informierte WHOCAREZ (vermutlich unbeabsichtigt) erläutert hat, geht es den Herrschenden in Kiew um das Abstrafen von Journalisten, die unabhängig in den "abtrünnigen" Gebieten recherchieren. Erstaunlich, so etwas direkt "from the horse's mouth" zu hören.
Der Text der mir von den Grenzorganen ausgehändigt wurde, ist zum Teil handschriftlich verfasst und schwer zu lesen. Es kann sein, dass ich den falsch gelesen habe und dort nichts vom 20. Februar steht. Eine Bekannte übersetzte den handschriftlichen Teil so: "на основании части первой статьи восьмой Закона Украины "О пограничном контроле" , что в отношении него есть решение уполномоченного государственного органа о запрете въезда в Украину СБУ. " (übersetzt: Auf der Grundlage des ersten Teils des Artikel des achten Gesetzes der Ukraine ´Über die Grenzkontrolle´ gibt es zu ihm eine Entscheidung des zuständigen staatlichen Organs über das Verbot der Einreise in die Ukraine SBU). SBU, so heißt der ukrainische Geheimdienst. Aus dem Schreiben geht nicht hervor, ob und welche Paragraphen der ukrainischen Rechtsordnung ich verletzt habe.
Ich hätte schreiben müssen, eine Bekannte übersetzte den handschriftlichen Teil aus dem Ukrainischen ins Russische so: .....