Als die Steppe kochte

Russland Alexander Glitschew kam als 19-Jähriger an die Stalingrad-Front. Er hielt nach dem Krieg die Versöhnung mit Deutschland für unverzichtbar
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 19/2015

An drei Gerüche erinnerte sich Alexander Glitschew, wenn er an die Schlacht um Stalingrad dachte. „Da war der Geruch explodierender Granaten, der Geruch von Leichen, die niemand beerdigte, weil keine Zeit war, und der Geruch von wildem Wermut.“ Das Gewürzkraut blieb in seinem Gedächtnis haften, weil er das kniehohe Gewächs im heißen Sommer 1942 ständig vor der Nase hatte. Als Aufklärer robbte Glitschew fast den ganzen Tag durch die Steppe vor Stalingrad. Wer in dem flachen Gelände aufstand, war ein toter Mann. Es gab keine Deckung.

Ich traf Glitschew zuletzt im Januar 2013. Den 70. Jahrestag des Sieges über die Hitler-Wehrmacht wird der Veteran, der von 1972 bis 1987 das zentrale Moskauer Forschungsinstitut für technische Standar