Antisemiten marschieren durch Odessa

"Ukrainische Ordnung" Am Jahrestag des Brandanschlags auf das Gewerkschaftshaus von Odessa fordert eine Leiterin des Rechten Sektors, die Ukraine von Juden zu säubern. Polizei ermittelt.

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Am 2. Mai 2018 gedachten zahlreiche Menschen vor dem Gewerkschaftshaus von Odessa mit roten Nelken den Opfern des Pogroms vom 2. Mai 2014. Damals starben nach einer Brandattacke eines rechten Mobs auf das Gewerkschaftshaus 42 Menschen. 200 Personen wurden verletzt. Der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier fuhr im Mai 2014 nach Odessa, ließ sich aber vom Gouverneur der Stadt überreden keinen Kranz vor dem Gewerkschaftshaus niederzulegen, weil das die Situation in der Stadt destabilisieren könne.
Am Abend des 2. Mai 2018 marschierten Mitglieder der faschistischen Organisationen und Parteien "Nationaler Korpus“, „Swoboda“, „Rechter Sektor“ und „Straßenfront“ mit Rufen wie „Ukraine über alles!“ durch das Zentrum von Odessa. Es galt das Mitgefühl für die Opfer vom 2. Mai 2014 aus der Stadt zu vertreiben und zu zeigen, wer der Herr in der Stadt ist. In der multinationalen Hafenstadt wird vorwiegend Russisch gesprochen. Es galt zu zeigen, dass die Menschen in Odessa, die „ukrainische Ordnung“ wohl oder übel akzeptieren müssen.
Was bedeutet „ukrainische Ordnung“? Die Leiterin des „Rechten Sektors“ von Odessa, Tatjana Sojkina formulierte es am 2. Mai 2018 bei ihrem Auftritt auf der Kundgebung der Rechtsradikalen im Zentrum der Stadt so: „Wir sind überzeugt, dass wir in Odessa für Ordnung sorgen, so wie wir in der Ukraine eine richtige ukrainische Ordnung einführen werden. Die Ukraine wird den Ukrainern gehören und nicht den Schidi (Schimpfwort für Juden), nicht den Oligarchen. Es lebe die Ukraine!“
Wie das Online-Portal Timer aus Odessa berichtet, leitete die Polizei ein Verfahren wegen öffentlicher antisemitischer Äußerungen ein. Der ukrainische Innenminister Arsen Awakow twitterte, „öffentliche antisemitische Aufrufe“ seien „in der Ukraine nicht zulässig.“ Das seien „mittelalterliche“ und „keine patriotischen“ Positionen.
Wenn die ukrainischen Faschisten ihre patriotische Maske fallen lassen, dann kommt es schon mal vor, dass sie Schelte von der Regierung in Kiew bekommen. Doch dass ändert nichts daran, dass die ukrainische Regierung, die von ihr großgezogenen und gefütterten faschistischen Fußtruppen weiter nutzt, um Andersdenkende einzuschüchtern.

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