Die Hand des Bruders

Russland Nichts und niemand ist vergessen. Der 9. Mai zur Erinnerung an den Sieg vor 75 Jahren bleibt der wichtigste Feiertag
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 19/2020

„Am 9. Mai wachte ich morgens immer vom Duft der Beljaschi auf, der kleinen tatarischen Torten mit Fleischfüllung, die es an diesem Tage gab. Gebacken hat sie stets meine Großmutter, Maria Iwanowna“, erinnert sich Swetlana, eine 45 Jahre alte Juristin aus Moskau. Morgens gegen drei Uhr sei Maria aufgestanden, um den Teig mit Hefe anzurühren, das brauchte seine Zeit. „Wir wohnten damals zu fünft, meine Eltern, mein Bruder Sergej, ich und die Großmutter – sie war die wichtigste Erzählerin, wenn wir am 9. Mai zusammensaßen. Es wurde immer zu Hause gefeiert, man redete über den Alltag, sah sich die Siegesparade im Fernsehen an und erinnerte den Krieg.

Zug nach Rjasan

Maria Iwanowna hatte 1937 im Alter von 18 Jahren den Agronomen Ser