Die lange Liste von Russlands "Verbrechen"

Kalter Krieg II Russland-"Experten" wissen, welche Politik Russland machen muss. Warum hört in Moskau niemand auf sie?

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Die von westlichen Russland-„Experten“ aus dem liberalen, linken und rechten Lager aufgestellte Liste der „russischen Verbrechen“ und Fehler wird immer länger:

Die Rote Armee war 1941 nicht in der Lage, die Wehrmacht zu stoppen, weil Stalin Generäle der Roten Armee erschießen ließ.

Aus der Gefangenschaft in Deutschland in die Sowjetunion zurückkehrende Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter mussten sich Verhören stellen.

Die russischen Streitkräfte haben den türkischen Vorstoß auf syrisches Gebiet im Oktober 2019 zugelassen und die Kurden enttäuscht.

Die russische Armee hat angreifende, israelische Kampfflugzeuge über Syrien 2019 nicht abgeschossen und Assad enttäuscht.

Russland hat die Volksrepubliken Donezk und Lugansk nicht als unabhängige Staaten anerkannt und damit viele Bewohner dieser Gebiete enttäuscht.

„Eigentlich ist alles, was Russland macht, falsch und alles was es nicht macht, ist auch falsch.“ So formulierte treffend Igor Maximytschew, von 1987 bis 1992 Gesandter in der sowjetischen Botschaft in Berlin, den ich gerade interviewt habe. Diese Art mit Russland umzugehen, sei ein typisches Kennzeichen für Russophobie, so der 86 Jahre alte, ehemalige Diplomat.

Russland wird offenbar nur anerkannt, wenn die Westmächte selbst nicht mehr weiterwissen und Russland die Karre aus dem Dreck zieht. Danach darf man das große Land dann mit Inbrunst weiter treten.

Im Juli war ich in Wolgograd, im Museum zur Schlacht von Stalingrad. Da sah ich in einem Schaukasten einen Säbel, den Churchill auf der Teheraner Konferenz im November 1943 Stalin als Geschenk des britischen Königs Georg VI. überreicht hatte. Der Säbel war eine Geste des Dankes an die Bürger von Stalingrad und der Sowjetunion.

Auf einen Säbel für die Leistungen Russlands bei der Widerherstellung des Friedens in Syrien, braucht man nicht zu hoffen, noch nicht mal auf Worte der Anerkennung. Noch tut der Westen so, als ob er wüsste, wie es weitergeht, ohne Russland.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden