Ein Ukrainer, aber kein einziger Russe

Geschichte Im Hamburger Rathaus ist noch bis zum 10. Februar die Ausstellung "Eine Stadt und ihr KZ" zu sehen

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Die Ausstellung ist sehr sehenswert. Es wird gezeigt, unter welchen unmenschlichen Bedignungen die Häftlinge des KZ Neuengamme auf Werften und in anderen Hamburger Betrieben als Arbeitskräfte eingesetzt wurden.

Auf Fotos ist dokumentiert, wie die Häftlinge nach den schweren Angriffen der englischen Luftwaffe überall in der Stadt bei der Bomben- und Leichenbergung sowie bei der Trümmerbeseitigung eingesetzt wurden. Während dieser lebensgefährlichen Arbeit kam es vor, dass die Häftlinge von deutschen Jugendlichen beschimpft und mit Steinen beworfen wurden, wie ein Häftling auf einer der Schautafeln berichtet.

1943 waren die Mehrzahl der Häfltinge im KZ Neuengamme und seinen zahlreichen Außenlagern Bürger der Sowjetunion. Doch nach ihren Gesichtern und Namen sucht man in der Ausstellung vergeblich. Einen einzigen Ukrainer habe ich auf den Schautafeln gefunden, aber keinen einzigen Russen. Bis auf den einen Ukrainer werden in der Ausstellung nur Fotos von Häftlinge aus Staaten gezeigt, die heute zur EU gehören. Man sieht Häftlinge aus Tschechien, Polen, Frankreich, den Niederlanden und anderen europäischen Ländern. Überlebende aus diesen Staaten kommen auch selbst in Videos zu Wort.

Es ist wohl keine Übertreibung, wenn man feststellt, dass die Ausstellungsmacher ein politisches Zugeständnis an die deutsche Politik und die deutschen Medien gemacht haben. Um russische KZ-Häftlinge zu trauern, und das auch noch im Hamburger Rathaus, würde die tägliche Negativ-Berichterstattung über Russland und Putin stören, weshalb man "die Russen" in der Hamburger Ausstellung einfach weggelassen hat.

Weitere Informationen über die Ausstellung hier: https://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/nachrichten/news/eine-stadt-und-ihr-kz-ausstellung-im-hamburger-rathaus/

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