Jazenjuk bezeugt Staatsstreich vor Gericht

Ukraine Der ehemalige Ministerpräsident Arseni Jazenjuk hat vor Gericht eingestanden, dass Präsident Janukowitsch am Tag seiner Absetzung nicht verschwunden war.

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In einer sensationellen Gerichtsverhandlung vor dem Obolon-Bezirksgericht in Kiew am 11. Dezember 2017 wurde faktisch bestätigt, dass in Kiew im Februar 2014 ein Staatsstreich stattfand.
Es handelte sich um das Verfahren zum angeblichen Landesverrat des ehemaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch. Wie das Internetportal "Timer" aus Odessa berichtete, sagte der ehemalige ukrainische Ministerpräsident Arseni Jazenjuk in der Gerichtsverhandlung aus, er habe am 22. Februar 2014 "in der ersten Tageshälfte" mit Janukowitsch telefoniert.
Oho! Da wird man doch hellhörig. Wir erinnern uns: Am 22. Februar 2014 um 17 Uhr nachmittags hatten die Anhänger des Maidan in der Werchowna Rada für die Absetzung von Präsident Janukowitsch gestimmt. Sie hatten erklärt, Präsident Viktor Janukowitsch sei spurlos verschwunden.
In der Gerichtsverhandlung erläuterte ex-Premier Jazenjuk nun, nach der Verfassung sei es nicht zulässig gewesen, dass der Präsident spurlos verschwindet. Das Parlament sei gezwungen gewesen vorher noch nicht angewandte rechtliche Maßnahmen zu ergreifen.
Außerdem erklärte Jazenjuk, er habe "in der ersten Tageshälfte" mit Janukowitsch telefoniert. Der Rechtsanwalt von Viktor Janukowitsch fragte sofort nach, "vor oder nach der Abstimmung" über die Absetzung von Janukowitsch durch die Werchowna Rada? Zunächst sagte Jazenjuk, er erinnere sich nicht. Später sagte er: Am 22. Februr 2014, morgens oder nach dem Mittagessen.
Als die Abstimmung in der Werchowna Rada am 22. Februar 2014 um 17 Uhr stattfand, wusste Jazenjuk also, dass Janukowitsch lebt und sich in der Ukraine, genauer gesagt auf der Krim, befindet, schlußfolgert Juri Tkatschow, Chefredakteur des ukrainischen Internet-Portals "Timer" in seiner Analyse. Damit sei das "letzte Stückchen" Legitimität des jetzigen ukrainischen Präsidenten und des jetzigen ukrainischen Parlaments zerstört, so Timer-Chefredakteur Tkatschow.

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