Sowjetischer Soldaten-Alltag in Brandenburg

Abzug einer Armee Ein Bildband über eine ehemalige Kaserne in Wünsdorf erweist sich als Kontra-Punkt zur anti-russischen Hysterie

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Wer tut etwas dafür, dass es zwischen Deutschland und Russland ein entspanntes Verhältnis gibt? An erster Stelle würde ich hier die vielen Menschen nennen, die sich alleine oder in Gruppen für konkrete Verständigungsprojekte einsetzen. Einer von Ihnen ist Andreas Franke. Er lebt in Wünsdorf. Zusammen mit dem Fotografen Detlev Steinberg hat Franke einen Bildband über eine verlassene Kaserne der Sowejtarmee in der brandenburgischen Stadt gemacht.

Von Steinberg stammen die beeindruckenden Schwarz-Weiß-Fotos über den Alltag der letzten Sowjet-Soldaten in Wünsdorf, von Franke die Innen- und Außen-Aufnahmen der verlassenen Kaserne in Farbe.

Mit diesen Farb-Aufnahmen ist Franke etwas Überraschendes gelungen. Man sieht strenge preußische Architektur in Verbindung mit bunten Mosaiken und anderen Kennzeichen von sowjetischer Kultur und Soldaten-Leben. Und man sieht den Verfall, der sowohl am Preußischen wie am Sowjetischen nagt. Der Verfall wird aber nicht überhöht, sondern nur dokumentiert.

Die Fotos geben Anlass sich zu erinnern, dass es Anfang der 1990er Jahre zu einem beispiellosen friedlichen Abzug von russischen Soldaten vom deutschen Boden kam. Das Photobuch erweist sich als Kontrapunkt zur grassierenden anti-russischen Hysterie und den angeblichen Expansions-Absichten Russlands.

Der Bildband war 2015 für den deutschen Photobuchpreise nominiert. Vor kurzem war Andreas Franke in Moskau, wo er "Sputnik" ein Interview gab, dass man hier Nachhören kann.

Wie ich eingangs schon schrieb: Jeder kann etwas für ein normales Verhältnis zwischen unseren Staaten tun. Ein erster Schritt kann sein, im eigenen Ort oder der eigenen Familien-Geschichte nach etwas Deutsch-Russischem zu suchen oder eben einfach mal nach Moskau zu fahren, wie der Fotograf Franke es gerade gemacht hat.

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