Trasse der Freundschaft

Güterverkehr nach Osten Die Deutsche Bahn und die russische RZhD rücken zusammen

Russland und Deutschland rücken näher zusammen - auf der Schiene. Die Staatsbahn RZhD hat unlängst ihre Modernisierungsvorhaben vorgestellt. Auch von einer Beteiligung bei der Deutschen Bahn ist die Rede.

Russland könnte im Güterverkehr mit China in Zukunft eine Schlüsselrolle spielen. Letztes Jahr startete zu Testzwecken bereits ein Containerzug von Hamburg nach Peking. Er brauchte für die Strecke zwölf Tage - die derzeitige Verbindung auf dem Seeweg dauert für Container 32 Tage.

Um den Güterverkehr über den eurasischen Kontinent zu entwickeln, müssen die rechtlichen Bestimmungen von mehr als sechs Ländern aufeinander abgestimmt werden. So schnell wird das nicht gehen, meinen Experten. RZhD-Chef Wladimir Jakunin hat dennoch große Pläne. Die russische Staatsbahn soll grundlegend ausgebaut werden. Ab 2010 will man mit dem Unternehmen an die Börse gehen. Doch zuvor muss Russlands Bahn modernisiert werden, erklärte der Chef der russischen Bahn, Jakunin. Der Personenverkehr arbeitet noch mit Verlust.

Regierung und Staatsbahn wollen in den kommenden 22 Jahren die exorbitante Summe von 506 Milliarden Dollar bereitstellen. Russlands Bahn will auch die Zusammenarbeit mit den Nachbarländern intensivieren. Eine Basis dieser Zusammenarbeit ist die breite "russische" Spurweite von 1522 Millimeter. Nicht nur in den baltischen Republiken, auch in Finnland und selbst in der Mongolei gehört diese Spurweite immer noch zum Standard. Eisenbahnchef Jakunin möchte auch eine breite Gleis-Trasse nach Wien bauen. Das ist zwar noch Zukunftsmusik - aber damit wären Gütertransporte von China nach Europa und umgekehrt besonders preisgünstig, denn es wäre nicht mehr nötig Container für verschiedene Spurbreiten umzuladen.

Jakunin ist auch an einer stärkeren Verflechtung mit Deutschland interessiert. Der Chef der Deutschen Bahn, Hartmut Mehdorn, würde eine russische Beteiligung bei seinem Unternehmen begrüßen. Der russische Bahnchef wiederum bezeichnete im Gegenzug eine mögliche Investition der Deutschen als "eine gute Idee". Investoren, sagte Jakunin, könnten sich auch an den RZhD-Töchtern im Logistik-Bereich beteiligen, von denen einige bereits Ende 2008 einen Börsengang planen.

Die deutsche Regierung hatte Ende April die Weichen für eine Teilprivatisierung der Deutschen Bahn gestellt. Danach sollen im Herbst 24,9 Prozent des Transportgeschäftes verkauft werden. Aus dem Erlös könnte auch Geld in den Ausbau des Netzes gen Osten fließen. Der SPD-Politiker Hermann Scheer warnt jedoch: Einnahmen aus dem Teilverkauf dürften nur im Inland verwendet werden. Zudem sollten sich bei der geplanten Strecke nach Peking alle "Transitländer proportional zu ihrem Streckenanteil" beteiligen. Die Kosten des Projektes sind ungewiss, Experten rechnen mit 100 Milliarden Euro.

Auswirkungen hat die Trasse aber auch auf den deutsch-russischen Güterverkehr, von dem bisher nur ein Prozent über die Schiene laufen. Deutschland ist wichtigster Außenhandelspartner Russlands, das Handelsvolumen stieg vergangenes Jahr erneut über sechs Prozent. Deutsche Firmen haben "erhebliche Investitionen" in Russland getätigt, wie es das Auswärtige Amt nennt. Der Containerverkehr auf der Schiene krankt jedoch an zeitraubenden Grenzkontrollen. An den Grenzen werden die Güterzüge nach Russland bis zu drei Tage aufgehalten. Mehdorn will dieses Problem mit einem elektronischen Frachtbrief lösen, der die Einzelkontrolle der Container erübrigen soll. Ein gemeinsam von der Deutschen Bahn und der russischen Staatsbahn gegründetes Logistikunternehmen soll die Abwicklung des wachsenden Güterverkehrs beschleunigen.

Über das Unternehmen Siemens ist Deutschland auch an der Modernisierung der russischen Eisenbahn beteiligt. Im Dezember wird Siemens die erste von insgesamt acht Elektroloks für die geplante Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Moskau und St. Petersburg liefern. Zurzeit sind auf der Strecke nur Geschwindigkeiten von 130 Stundenkilometern möglich. Auf einer neuen Parallelstrecke sollen aber ab 2015 Geschwindigkeiten bis 350 Stundenkilometer möglich sein. Hochgeschwindigkeitsstrecken plant die russische Staatsbahn auch Richtung Helsinki, Berlin und in Richtung der Wolga-Stadt Nischni Nowgorod.

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