Ukraine: Tolstoi und Dostojewski gestrichen

Russophobie Die Dämonisierung Russlands in der Ukraine geht weiter. Nachdem russische Banken zugemauert wurden, will man jetzt Tolstoi und Dostojewski aus den Schulen verbannen

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Wer hätte das gedacht? Drei Jahre nach dem in Europa begeistert gefeierten Maidan plant das ukrainische Bildungsministerium die Werke von Lew Tolstoi und Fjodr Dostojewski aus dem Unterrichtsprogramm zu streichen. Die Zensoren im Bildungsministerium störte offenbar vor allem, dass die beiden russischen Schriftsteller die Ukraine als Teil des russischen Imperiums beschreiben.

Dass die Führung der Ukraine nicht - wie immer wieder laut verkündet - europäische Werte und Standards durchsetzen will, sondern das Land einfach an den Westen verkaufen, zum Ausplündern der Rohstoffe (Holz, Getreide) freigeben will und als Aufmarschplatz gegen Russland anbietet, wird immer offensichtlicher.

Man darf gespannt sein, wie die ukrainischen Regierungsvertreter dass Ausklammern der wichtigsten russischen Autoren aus dem Unterrichtsprogramm in Europa erklären werden, und ob das deutsche Feuilleton die Attacke auf die russischen Klassiker für kritikwürdig hält oder Verständnis äußert.

Wie das Internet-Portal Vesti-ukr.com berichtete http://vesti-ukr.com/strana/231525-new-programa-skola-v-ukraine , hat das ukrainische Bildungsministerium jetzt die überarbeitete Fassung des Unterrichtsprogramms für die Klassen 5 bis 9 veröffentlicht. Die Endfassung soll – nach einer weiteren Beratung - Anfang Mai veröffentlicht werden.

Nach der bisherigen Fassung werden zahlreiche Klassiker aus dem Unterrichtsprogramm durch zeitgenössische Autoren ersetzt. Die Fünftklässler werden jetzt die Erzählung „Charlie und die Schokoladenfabrik“ des norwegisch-walisischen Schriftstellers Roald Dahl lesen. In der neunten Klasse sollen die Schüler „Wer die Nachtigall stört“ von Harper Lee lesen.

Tschechow, Gogol, Bulgakow, Goethe und Heine wurden im Unterrichtsprogramm belassen. Viele Lehrer in der Ukraine befürchten jedoch, dass Klassiker zugunsten modischer Bestseller zurückgedrängt werden.

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