Internat Salem: Rent a (Minister-)Präsident

Schloss Salem | Das Edelinternat am Bodensee setzt mal wieder Maßstäbe und kreiert eine neue Form der Schleichwerbung: Sie instrumentalisiert hohe Gäste als Werbeträger.

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In der Schule Schloss Salem lernt der Eliteschüler fürs Leben. Vor allem, dass Karrieren weniger auf Leistungen beruhen, sondern auf dem richtigen "Stallgeruch", im Soziologendeutsch gern Habitus genannt. Das SWR 2-Feature "Der feine Unterschied und seine Folgen" stellt fest:

"In Salem trägt man keine Rasta-Locken,schrill gefärbte Haare oder abgewetzteJeans, sondern Gucci-Klamotten und
Polo-Hemden mit hoch gestelltem Kragen. Man lernt nicht nur Unterrichtsstoffund Verantwortung, sondern auch ein
bestimmtes Benehmen und einen Stil,mit dem man sich von anderen abgrenzt.Einen Salemer, meint Schülerin Teresa,
könne sie auf den ersten Blick auf derStraße erkennen."

Der Schul(mitbe)gründer Kurt Hahn war ein Oberschicht-Snob, der von Lehrern gern abschätzig als "schlechtangezogenen Wissensvermittlern" sprach. Doch noch wichtiger als das richtige Outfit waren für den jüdische Fabrikantensohn ohne Beruf die richtigen sozialen Kontakte. Ausschlaggebend für den beruflichen Erfolg, so hatte er früh verstanden, waren weniger akademische Meriten, sondern Kontakte zu wichtigen Leuten und die Bildung von Seilschaften und Klüngeln. Indem er sich auf allen Ebenen gut "vernetzte", konnte Hahn seine Schulgründung in der alten Elite des untergegangenen Kaiserreichs, die auch in der Weimarer Republik noch weithin bestimmend blieb, fest etablieren. Dafür, dass dies auch nach Gründung der Bundesrepublik so blieb, sorgte der Altsalemer Hellmut Becker, der als genialer "Strippenzieher" beschrieben wird. Der Vielzahl seiner Verbindungen - das System Hellmut Becker - ist es zu danken, dass den bereits in der Weimarer Zeit abgehalfterten und wegen des Verstoßes gegen Art. 7 GG unter bundesrepublika- nischen Verhältnissen gar nicht genehmigungsfähigen "Deutschen Landerziehungsheimen" eine "Vorbildrolle" für das neue demokratische Bildungswesen angedichtet wurde, die ihnen in keiner Weise zukam. Bis heute pflegt die Schule Schloss Salem ungeachtet ihrer über viele Jahrzehnte eher dürftigen Pädagogik ein hybrides Selbstbild, das seinen Ausdruck in selbst verliehenen Prädikaten wie "Leuchturmqualität" oder "herausragendes Gymnasium" mit "besonderem Anspruch" und "international wirksamer Vorbildrolle im 20. Jahrhundert" findet.

Kecke Kevins

Trotz ihrer traditionellen Vernetzung ist eine teure "Exklusions-schule" wie Salem auf permanente Kontaktpflege mit den Mächtigen, Reichen und Einflussreichen dringend angewiesen. Dies gilt ganz besonders im Hinblick auf die - von der Salemer Stammkundschaft heimlich verachtete - Politikerkaste. Trotz jährlicher Elternbeiträgen von 30.000 Euro zuzüglich Nebenkosten kann sich das Institut nämlich nur mit Hilfe der staatlichen Ersatzschulfinanzierung über Wasser halten. Zudem benötigt man fortlaufend zusätzliche öffentliche Zuschüsse für Projekte, Baumaßnahmen und anderes mehr. Da liegt es nahe, sich ständig des Wohlwollens der jeweiligen Machthaber zu versichern. Auf keinen Fall dürfen diese ob der Tatsache ins Grübeln geraten, dass teure Bezahlschulen - ungeachtet reichlicher Stipendienvergabe - einer Sonderung der Schüler nach den Besitzverhältnissen der Eltern Vorschub leisten. Ihr Fortbestehen hängt existenziell von der Missachtung des so genannten "Sonderungsverbots" seitens der Landesregierungen ab. Dieses wurde - so haben das hohe Gerichte bereits mehrfach festgestellt, von den Genehmigungsbehörden offensichtlich noch nie wirklich ernst genommen. Damit auch weiterhin lustig durch die Finger geschaut und soziale Exklusion aus Steuermitteln gefördert wird, muss man das politische Führungspersonal möglichst in die privatschulfreundlichen Netzwerke der Wirtschaftselite einspinnen. Außerdem nutzt es auch dem Image und Bekanntheitsgrad einzelner Privatinstitute, wenn führende Politiker, die ohnehin im Focus der medialen Berichterstattung stehen, öffentlichkeitswirksam Interesse bekunden und freundliche Worte für den einzelnen Anbieter finden.

So lag es wohl nahe, zeugt aber auch von einem gewissen Größenwahn der Schule Schloss Salem (immerhin gibt es 4.188 andere allgemeinbildende Schulen in Baden-Württemberg, die hätten besucht werden können!), den grünen Ministerpräsidenten anlässlich seiner Amtseinführung „keckerweise“ (so Schulleiter Westermeyer gegenüber dem Überlinger "Südkurier") in die Schule Schloss Salem einzuladen. Zunächst setzte es - immerhin hat ein Ministerpräsident ja wichtigere Aufgaben - eine terminbedingte Absage. Doch die Networking-Class vom Bodensee blieb hartnäckig. Westermyer gegenüber dem Südkurier: „Dann waren wir wieder keck genug, ihn einzuladen.“ Keckkeckkeck! Der Salemer Affenberg mit den einzigen freilebenden (und äußerst aufdringlich futterheischenden) Affen Europas lässt grüßen. Oder, um mit Heinrich Heine zu sprechen:

"Laß dein Grämen und dein Schämen! Werbe keck und fordre laut, und man wird sich dir bequemen, und du führest heim die Braut."

Dass auch die Nachwuchselite in der Schule Schloss Salem frei wie auf dem benachbarten Affenfelsen lebt, durften deren würdigste Vertreter dann am 10.05.2013 dem bündnisgrünen Landesvater vorführen, der laut Pressetext "echtes Interesse an dem weltbekannten Internat und dessen pädagogischem Konzept" zeigte, was ihm großzügig auch die Schulsprecher Sophie Werner (15) und Justus Formans (17) "attestierten". Setzen, gut.

„Meine Internatszeit", so bekannte Kretschmann am Ende einer Gesprächsrunde mit handverlesenen Schülern in der Salemer Bibliothek, "gehört zu den schlechtesten Lebenserinnerungen, die ich habe, deshalb freut es mich, dass es Ihnen hier so gut geht.“ Na, wenn das keine Bombenwerbung für das Luxusinstitut ist!

Wie der "Südkurier" weiter berichtet, habe Kretschmann "in der Vergangenheit mehrfach vom repressiven Klima und den gewalttätigen Erziehungsmethoden in seinem Internat erzählt, die in ihm einen tiefen Widerwillen gegen autoritäre Herrschaftsformen hinterlassen hätten". Anlass für Werbeblock Nummer 2:

>>Dass die Uhren in Salem anders gehen, erlebte Kretschmann zu einem idealen Zeitpunkt. Sein Besuch fiel zufällig in die „Kevin-Woche“, während der die gesamte Schule in allen Funktionen von Schülern geführt wird. So diskutierten Schulsprecher und Ämterträger in der Bibliothek mit dem MP, während Schulleiter Bernd Westermeyer entspannt draußen vor der Tür stand. „Wir waren der Meinung, unsere besten Botschafter sind unsere Schüler, die das Ganze hier mit Leben erfüllen.“ <<

Wenn uns hier etwas nicht gefällt...

Auch die Schwäbische Zeitung vom 10.05.2013 widmete der Promotion-Tour im Internat Salem einen schönen Bericht. Die Werbebotschaft hier: Prima Klima dank weitreichender Mitbestimmung der Salemer "Verantwortungselite".

Das "Besondere an Salem" - etwa die „Erziehung zur Verantwortung“ mit den sozialen Diensten im Altersheim oder der Freiwilligen Feuerwehr - sei dem MP sicherheitshalber schon mal vorweg "im internen Gespräch mit Repräsentanten der Schule" vermittelt worden, d.h. vor dem Tête-à-tête mit der Jeunesse dorée. Und zur Freude von Schulleiter Westermeyer habe Kretschmann erklärt, dass er "Privatschulen als Teil des öffentlichen Schulsystems sehe" (wie jetzt?!) und als "Bereicherung, um modellhaft Dinge auszuprobieren, die später in der Breite wirksam werden".

"Besondere bildungspolitische Anliegen hatten zumindest die Schüler nicht vorzubringen", stellt die "Schwäbische" fest. Warum auch, wenn man sich - dank "Elitedenken als Erziehungsmittel" - schon in der besten aller (elitären) Schulwelten wähnt. Und "auf Nachfrage" des Blattes betreibt Schulsprecherin Sophie Werner gleich auch noch etwas Staatsschulbashing: „An meiner alten Schule hätte ich sicher einige Fragen gehabt. Wenn uns hier etwas nicht gefällt, können wir das direkt bei der Schulleitung ansprechen.“ Ein Salemer Eleve fragt nicht, er spricht direkt an. Aha. Man bekommt eine Vorstellung von dem Selbstbewusstsein der Elite.

Beeindruckend sicher auch für Landesvater Kretschmann, der weniger betuchten Baden-Württembergern allerdings statt einer in der Breite wirkenden exklusiven Luxuswohnschule lieber die Gemeinschafts- und Inklusionsschule andienen möchte, um "soziale Gerechtigkeit" herzustellen. Solche Widersprüche muss man aushalten können, und "Yes, he can!", wie auch sein sozialdemokratischer Kultusminister, der die eigenen Kinder auf die Waldorfschule schickt. Dafür bürgt ein Lebensweg des MP, der vom Oberministranten zum KBW-Revoluzzer, vom braven Staatsbeamten (Gymnasiallehrer), frommen Sangesbruder im Kirchenchor und Schützenkönig zum bündnisgrünen Wutbürger führte, der als Ministerpräsident nun den Stuttgarter Untergrund-Bahnhof bauen muss, gegen den er als Oppositionspolitiker noch gewettert hatte.

Der Werbespruch für die Schule Schloss Salem, den sich der Landesvater in den Mund legen lässt, wird von der "Schwäbischen" leicht abgewandelt. Hier heißt es: „Umso mehr freut es mich, dass es euch hier so gut gefällt.“ Das ist etwas anderes als die Feststellung, "dass es Ihnen hier so gut geht". Solche Nuancen sind in der Politik nicht unwichtig. In welchem Blatt wurde Kretschmann denn nun richtig zitiert?

Kein repressives Klima in Salem?

Gut gehen oder gut gefallen sind nicht dasselbe . Und es muss auch nicht allen, die in Salem leben und lernen, gleich gut gehen oder gleich gut gefallen. Und genau so verhält es sich wohl auch. Dem Bericht einer bayrischen Schülerzeitung ist zu entnehmen, dass etwa die Hälfte der Schüler spätesten nach einem Jahr wieder geht. Auch die "berühmten Schüler", mit denen die Schule gern in Verbindung gebracht wird und die Salem selbst in einer Art "Hall of Fame" stolz präsentiert, standen laut dem heutigen Schulvorstand Robert Leicht "oft nicht länger als ein, zwei Trimester auf der Schülerliste". Zu kurz, um vom "Salemer Geist" wirklich ergriffen und geprägt zu werden, wie dies beispielsweise die FDP-Seniorin Hildegart Hamm-Brücher gelegentlich behauptete.

Extreme Schülerfluktuation gilt allgemein nicht als Ausdruck ausgeprägter Kundenzufriedenheit. Ein NDR-Feature zitiert einen Salemer Lehrer: "Schüler kommen und gehen".

Dass Salem "ein Stück gelebte Demokratie" darstelle, wird erst seit kurzem behauptet. Schulgründer Kurt Hahn vertrat ein aristokratisches Führerprinzip und hatte seinen Schülern 1933 "ohne Zögern" den Rat gegeben, nicht abseits zu stehen und in SA und SS einzutreten, weil er hoffte, von den Nazis als "guter Jude" behandelt und nach kurzer "Schutzhaft" in seine Funktion als Leiter des Instituts wieder eingesetzt zu werden. Erst die 1968er Jahre brachten weniger autoritäres Gedankengut in das "Jugendstraflager der Eliten" ("Die Presse"). "Der Spiegel" fand allerdings im Rückblick, dies hätte die Schule in einen "Trümmer-haufen" verwandelt. Die Salemer Leiterlegende, Bestsellerautor Bernhard Bueb (Lob der Disziplin), wohl nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung, konvertierte gegen Ende seiner 31-jährigen Amtszeit vom linksliberalen Laissez-faire-Pädagogen zum neokonservativen Hardliner. Eine demokratische Schülervertretung erklärte er zur Schnapsidee, weil diese die Schule Schloss Salem unregierbar mache.

Träfe dies zu, dann wäre der bündnisgrüne Landesvater allerdings recht blauäugig auf eine wahre Schmierenkommödie hereingefallen. Es müsste angesichts der zur Schau gestellten Schülerpower eigentlich statt "gelebter Demokratie" eher gelebte Anarchie herrschen, zumindest - für Außenstehende nicht erkennbar - in der Heimlichkeit der Salemer Subkultur. Diese Diskrepanz zwischen Schein und Sein kennt man auch aus anderen totalen Institutionen, z.B. Justizvollzugsanstalten.

"Die Bediensteten einer Justizvollzugsanstalt", schreibt Heidi Möller in ihrem Aufsatz "Supervision im Gefängnis", " geraten sehr schnell in ein reaktives Handlungsmuster. Es gilt, Suizide zu verhindern, Meutereien der Gefangenen und Ausbruchsversuche zu vereiteln, im wesentlichen Ruhe und Ordnung zu garantieren." Ist das auch die Situation der Salemer Pädagogen? Altsalemer und Ex-"Tatort"-Kommissar Jochen Senf berichtet im Berliner Tagesspiegel:

"Es gab etliche Selbstmordversuche, verzweifelte Attacken gegen sich von Schülern zu meiner Salemer Zeit. Die Widersprüche krachten nur so aufeinander. Es war durchaus archaisch, was da so alles passierte."

Meutereien und Aufruhr kennt man ebenfalls aus der Salemer Schulgeschichte. Unter Buebs direkter Nachfolgerin Ingrid Sund und ihrem gestrengen Oberstufenleiter Pelham Lindfield-Roberts sollten ganz im Sinne des autodiagnostischen "Lobs der Disziplin" wieder Zucht und Ordnung in Salem einkehren, Sauforgien und nächtliches Aussteigen unterbunden werden. Im Ergebnis hatten Sund und Lindfield-Roberts innerhalb Jahresfrist ihre Jobs verloren. In einem Beitrag der Süddeutschen Zeitung, der gängigen Internatsklischees nachspürte, findet sich folgende Aussage des Salemer Schülersprechers Alexander Lorf:

>>Das Klischee: Internatsschüler und -schülerinnen bilden eine starke Gemeinschaft. Sie handeln mit vereinten Kräften und bringen es schon einmal fertig, [...] einen neuen Direktor, der ihnen nicht gefällt, zu stürzen.

Sophie: Stimmt voll und ganz.

Alexander: Vor zwei Jahren wurde in Salem eine Direktorin vorgestellt, die sich den Sympathien sämtlicher Schüler entzog. Die Schülerschaft trat als geschlossene Gemeinschaft auf und sorgte dafür, dass die Frau nie ihr Amt antrat. <<

Vor diesem Hintergrund erhält die Wendung "Wenn uns hier etwas nicht gefällt..." einen repressiven Unterton. Nur dass die Repression in umgekehrter Richtung ausgeübt wird und sich gegen Lehrer, Erzieher und missliebige Kameraden kehrt. Wer regiert eigentlich nun wirklich in dieser "totalen Institution"?

Es scheint fast so, als gäbe es eine Art unfreiwilliges Gentlemen's Agreement zwischen Erziehern und zu Erziehenden: "Leben und Leben lassen". Wie im Knast eben, wo in Wahrheit die Unterweltgrößen mit Hilfe ihrer Clans die Macht ausüben und Mithäftlinge terrorisieren, die sich diesem Untergrund-Regime nicht unterordnen wollen. Und die Anstaltsleitungen lassen sie notgedrungen gewähren, jedenfalls so lange der Anschein gewahrt bleibt, die Vollzugsbeamten hätten alles im Griff, die tatsächlichen Machtverhältnisse also nicht an die Öffentlichkeit dringen.

Der Bericht einer ehemaligen Salemer Stipendiatin lässt derartige Knaststrukturen vermuten. Sie schreibt:

Zu den Lehrern kann ich nur sagen: In meinen 9 Jahren auf Salem hatte ich nur 4 Lehrer, die man respektieren konnte, die souverän waren, ihren Stoff solide rübergebracht haben und sich nicht von den verwöhnten Fratzen, die da meine Mitschüler waren, haben einschüchtern lassen. Alle anderen waren nur dauernd bemüht, ja nicht auf die falsche Seite zu geraten und es sich mit den "Coolen" , den Cliquenchefs, zu verderben, denn dann wäre der Unterricht fast unmöglich gewesen. So sahen Lehrer seelenruhig zu, wie meine Schulsachen regelmässig aus dem Fenster flogen und anderer Unfug mit mir oder anderen armen Hanseln getrieben wurde.

Die Mentoren auf den Flügeln - zuständig für Ordnung und Disziplin ausserhalb des Unterrichts - waren noch schlimmer. So ziemlich alle litten unter Minderwertigkeitskomplexen. Kein Wunder wenn die Sprösslinge dort schon im zarten Alter von 12 mit Geld nur so um sich schmeissen, wärend man selbst ein eher mageres Gehalt bekommt und dafür 24 Stunden lang mit pubertierenden Prinzen und Prinzessinnen zu kämpfen hat, die noch nie gelernt haben, andere zu respektieren."

Befürchtungen, dass die jugendliche Schickeria ihre Bewacher nur so lange toleriert, wie diese das subkulturelle Geschehen nicht ernsthaft stören, werden durch die offizielle Schulseite genährt. Hier heißt es augenzwinkernd in anbiederdem Schüler-Sprech unter dem Stichwort Regeln:

"Man darf in Salem kein Alkohol trinken und auch nicht rauchen. Wenn man erwischt wird, bekommt man eine angemessene Strafe und wenn man gegen diese Regeln weitere Male verstößt, muss man die Schule leider verlassen.

Klingt knallhart, aber jeder halbwegs intelligente Mensch weiß, dass wir Schüler doch immer Wege finden die Regeln zu umgehen. Und ich muss sagen, manche unter uns entwickeln dabei wirklich beneidenswerte Masterpläne. [...] Das wichtigste ist jedoch, dass wir Schüler in Salem viel zu sagen haben und unsere Meinung auch hohes Ansehen in der Lehrerschaft hat."

Von der "Selbstverwaltung" der Schüler, die dem Herrn Kretschmann da in der Kevin-Woche so hübsch demonstriert werden sollte, sind offensichtlich nur die Ober-Kevins begeistert. Aus untergeordneter Perspektive liest sich das dann etwa so wie in einem Chat-Beitrag des SPIEGEL- Forums "Staatliche Schulen in der Kritik - Sind die Privaten besser?":

"Internat ist geil, die einzige Ausnahme: Schule Schloss Salem. Dort wird nicht der Zusammenhalt der Schüler und soziale Kompetenz gefördert, sondern Denunziantentum, Verrat, Arschkriecherei und Egoismus.Dort bekommen die Schüler die besonderes schleimig und linienkonform sind extra "Stasi-Posten", mit denen Rechte der Bestrafung einhergehen. D.h. dort können Schüler andere Schüler für Tischdienst und sonstige Strafen einteilen. Auch sind sie verpflichtet größere Verstöße an die Internatsleitung zu melden (z.B. trinkende Jugendliche). Abgesehen davon werden die Kleinsten (5-7 Klasse oder so) auch noch von der Schule selber terrorisiert, indem ihnen von den Erziehern Geld und Süßigkeiten weggenommen werden, und stückchenweise wieder ausgeteilt werden. Wer sich heute über egoistische und rückgratlose Bänker/Manager wundert: die Hälfte davon war sicher auf Salem!"

Wenn das der Führer - pardon, der Herr Ministerpräsident gewusst hätte.

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ZFI-Archiv: Internate in den Medien Bis etwa Anfang der 1990er Jahre wurde über Internate in Deutschland überwiegend recht kritisch berichtet. Dies änderte sich mit dem Aufkommen privater Anbieter in Hörfunk und Fernsehen dramatisch, suchten doch nun auch öffentlich-rechtliche Anstalten mit seichten Lifestilethemen und Hofberichterstattung gegenüber der neuen Konkurrenz "Quote zu machen". Gleichzeitig fanden im Bereich der Printmedien ebenfalls tiefgreifende Veränderungen statt, die ein Vordringen massiver Beeinflussungen der Berichterstattung durch wirtschaftliche Interessen-gruppen ermöglichten.

Nachdenkseiten: Kampagnenjournalismus

Podcast: Warum Inter- nate einen Imagewandel hinter sich haben, von Karl-Heinz Heinemann. SWR2 Impuls vom 24.09.2007

Medienlüge Image- wandel - Recherchen zu einem besonders dreisten Stück PR-Journalismus Sendung: SWR2 Impuls vom 24.09.2007

Privatschulen: Das beste fürs Kind Die staatliche deutsche Schule wird schlechter geredet, als sie ist, und es fehlt ihr an glaubwürdigen Verteidigern. Bedrohte Apfelsorten und Auerhähne hätten es leichter.

Spiegel-Online Forum Staatliche Schulen in der Kritik - Sind die Privaten besser?

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