Schutzlos in der Schutzzone

Aufsichtsbehörden | Um Missstände in totalen Institutionen abzustellen, brauchte es Legionen von Whistleblowern. Denn die Aufsichtsbehörden sind Teil des Systems und damit Teil des Problems.

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Privatschulen und Internate seien "auf das Image bedacht, problemfreie Schutzzonen zu sein", konnte man bereits 1998 in einem Beitrag des "Deutschen Ärzteblatts" lesen. Doch die Wirklichkeit hole sie ein. Durch einen - selbstverständlich nur statistisch belegbaren - sprunghaften Anstieg des Drogenkon- sums unter Jugendlichen sähen sich manche Institute bereits gezwungen, durch verdachtsunabhängige Urinstichproben und andere obligatorische Testverfahren nach dem Zufallsprinzip "Gefahrenprävention" zu betreiben.

Schönfärberei und Verharmlosung

Darstellungen dieser Art sind leider von je her typisch für den so genannten "Beilagenjournalismus", der ein "freundliches Umfeld" für die Anzeigenkundschaft der Printmedien schaffen soll. Regelmäßig zu den halbjährlichen Zeugnisterminen erscheinen schönfärberische und verharmlosende Berichte aus der Märchenwelt privater Institute, oft verbunden mit hemmungslosem Bashing der öffentlichen Konkurrenz.

"Mangelndes Lehrerengagement, Gewalt und Drogen", so zitiert das FOCUS-Magazin vom 14.10.1996 eine Umfrage der Vereinigung Deutscher Landerziehungsheime, seien "die Hauptkritikpunkte an öffentlichen Schulen". Und weiter heißt es: „'Die Eltern bringen ihre Kinder in Sicherheit', bestätigt auch Hartmut Ferenschild vom Nobel-Internat Salem am Bodensee. "

Solche Darstellungen sollen von der Tatsache ablenken, dass viele Privatinstitute selbst extreme Probleme mit Drogen und Gewalt haben. Und seit des Skandals um inflationären Missbrauch und Gewalt an zahlreichen sog. "Eliteinternaten", der seit Frühjahr 2010 die Medien beschäftigt, sollte eigentlich jeder wissen: Viele Privatinstitute bieten statt einer idyllischen "Alternative zur Staatsschule" vor allem eines: Eine hohe Dunkelziffer. Was an öffentlichen Schulen auch öffentlich diskutiert wird und damit halbwegs transparent ist, wird in den privaten Nobelinstituten sorgsam vertuscht, wenn auch nicht immer erfolgreich.

Die inzwischen verstorbene ehemalige Leiterin des Landerziehungsheims Marienau, Anneliese Graf-Knoop, schrieb bereits 1969 in ihrem Aufsatz "Der Alltag im Landerziehungsheim" [in: G. Fischer (Hrsg.): Alpdruck Schule, München 1969, S. 82]:

"Der erfahrene Heimerzieher ist sich klar darüber, daß das, was sich im Heimleben abspielt, einem Eisberg vergleich-bar ist: Ein Siebentel ist über Wasser sichtbar, das übrige bleibt verborgen, jedenfalls den meisten Erwachsenen."

Die unausweichliche Konsequenz schildert Graf-Knoop in ihrem Ratgeber "Internate. Aufgaben und Angebote der Heimschulerziehung" (Tübingen 1977, S. 73 ):

"Drogen. Seit Anfang der 70er Jahre quälen sich auch die Internate mit diesem gravierenden Problem. War der Drogenkonsum zunächst auf ‚harmlose‘ Präparate wie Marihuana und Haschisch beschränkt, so greifen heute auch schon jüngere Schüler zu härteren Stoffen."

Sicherlich: Das Thema Drogenkonsum von Kindern und Jugendlichen betrifft die ganze Gesellschaft. "An jeder Berliner Schule gibt es Cannabis", zitiert beispielsweise der "Berliner "Tagesspiegel" den Drogenbeauftragten des Senats. Zehn bis dreißig Prozent der Jugendlichen würden gelegentlich kiffen, jeder Zehnte davon bekomme massive Probleme mit dem Konsum. Und: "Gerade in gutbürger-lichen Gegenden kiffen viele Jugendliche."

Damit sind schon zwei triftige Gründe genannt, warum Privatschulen und Internate eben keine drogenfreien Inseln sind, sondern eher Strafkolonien für Drogenkonsumenten:

  • Erstens äußert sich der heimliche Drogenkonsum häufig in nachlassenden Schulleistungen und Verhaltensauffälligkeiten. Genau dies veranlasst dann Eltern von Teenagern, zur Privatschule oder ins Internat zu wechseln.
  • Und zweitens können zumeist nur Gutsituierte einen solchen Wechsel finanzieren, deren Nachwuchs - dank der höheren Taschengelder - zu exzessiverem Drogenkonsum in der Lage ist als die Geringverdiener-Kinder.

Weitere Gründe kommen hinzu. Privatinstitute sind viel stärker als öffentliche Schulen auf einen "guten Ruf" angewiesen. Niemand muss seine Kinder dorthin schicken. Wer mit Drogenproblemen oder Gewaltexzessen in die Schlagzeilen gerät, verliert Kunden. Hierdurch entsteht ein doppelbödiges Milieu. Nach außen wird lautstark verkündet, wie erfolgreich man dank härtester Maßnahmen bei der Drogenprävention, beim Schutz vor Missbrauch und Gewalt sei. Beweisen soll dies ein medienwirksamer Aktionismus. Alkohol- und Drogentests nach dem Zufallsprinzip und harte Strafdrohungen - so wird fälschlich behauptet, würden potenzielle Täter abschrecken. In Wahrheit erreicht man durch die vermeintliche Erhöhung des Entdeckungsrisikos überhaupt nichts, weil Suchtlabile nämlich zwei dominierende Eigenschaften besitzen: Krankhafte Selbstüberschätzung und extreme Risikobereitschaft.

Da bleibt nur, die Erfolge, die man nicht hat, wenigstens vorzutäuschen, indem man die Zahl der Schulverweise in der Statistik ein wenig "bereinigt". Um die "Fallzahlen" in Grenzen zu halten, werden die "strengen Regeln" eben so ausgelegt, dass Schulverweise vermieden werden. Wie's geht, verraten diverse Erfahrungsberichte aus dem Internet:

"Schloss Ising versucht oft streng und geregelt rüber zu kommen, dabei ist vieles sehr lasch. [...] Die Erzieher an sich drücken oft ein oder sogar zwei Augen zu, wenn es um das Thema Rauchen, Alkohol, etc. geht. Ich habe selbst mitbekommen, dass bei positiven Alkoholtests ab und zu kein Verweis (wie üblich) gegeben wurde, sondern nur eine kurze Verwarnung ausgesprochen wurde."

"Jeder Isinger weiß, dass ca alle 3 Monate irgendein Schüler wegen irgendwelchen banalen Sachen von der Schule fliegt, doch wirft man einen Blick in die Akten von Frau Brandl, so stellt man fest dass angeblich noch kein einzigster Schüler geflogen ist. Denn in Ising ist es scheinbar sehr wichtig diese perfekte Fassade aufrecht zu erhalten. Anstatt einen Schüler dem Internat zu verweisen, droht Frau Brandl mit einem Schulsrauswurf [...] , wenn die Eltern nicht bereit wären, ihr Kind freiwillig von der Schule zu nehmen."

"Schon mehrmals kursierten Gerüchte von unterschlagenen Drogentests und das Suchen von Sündenböcken. Vor einiger Zeit wurde schon mal ein Schüler der Schule verwiesen, der öffentlich im Elternbrief als Einzeltäter und Sündenbock dargestellt wurde, obwohl er nur ein kleiner Fisch im großen Ritalinteich war. Die 'Haupttäter' bekamen lächerliche Strafen oder blieben gar straffrei."

"Leider sind wir zu 100 Prozent auf die PR-Masche der Internate reingefallen. Es ist genauso, wie Sie es in so vielen Berichten und Interviews beschreiben. Ich erkenne so vieles wieder: Gruppenzwang, Mobbing, Drogen, Alkoholexzesse, nichts ahnende Schulleitungen, hohe Schülerfluktuationen, regelmäßige Kündigungen von Schülern (um sich die Hände in Unschuld zu waschen und die Elternschaft zu beruhigen), gut manipulierbare Urintests (um damit zu prahlen "Wir tun etwas", beim Pinkeln dreht sich das Personal allerdings schön um, damit man das Fremdurin ja nicht findet) .... ich könnte eine endlose Liste schreiben... aber Sie wissen vermutlich, was ich alles meine!"

Die Kinder der Reichen und Einflussreichen wissen zudem Eltern in ihrem Rücken, die ihre Sprösslinge bei einschlägigen Vorwürfen mit allen Mitteln herauspauken. Jürgen Busche schreibt unter dem Titel "Kinder, Kirche und Karrieren" über die Elternklientel exklusiver Privatinstitute wie des Berliner Canisius-Collegs:

"Vor etlichen Jahren in Berlin, ungefähr zu der Zeit, als in dem von Jesuiten geleiteten Gymnasium am Tiergarten die sexuellen Übergriffe geschahen, die jetzt, erst jetzt, die Öffentlichkeit beschäftigten, begab sich im benachbarten Stadtteil Wilmersdorf Unerfreuliches. Schüler eben jenes Jesuitenkollegs, das nach dem Heiligen Petrus Canisius benannt ist, einem gebürtigen Holländer, verwüsteten eine soziale Einrichtung der katholischen Kirche und versuchten, einen Brand zu legen. Die jungen Leute waren als heftige Trinker in den Kneipen der Umgebung wohlbekannt, aber eine Strafverfolgung wegen Randalierens blieb aus. Solche Exzesse von Cliquen im Jugendalter sind nichts Besonderes. In den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts verbuchte man das unter Rowdytum von Halbstarken. Das Besondere an der Wilmersdorfer Aktion – und deshalb ist sie dort bei einigen bis heute unvergessen – lag in dem Umstand, dass allzu einsichtig war, weshalb jegliche Ahndung der Missetat unterblieb. Die Eltern der Knaben wussten sie zu unterbinden."

Was Wunder, dass die nur bei oberflächlicher Betrachtung martialischen Abschreckungsmaßnahmen der Privatinstitute ihre Adressaten kalt, pardon: cool, lassen. Ihre soziale Exklusivität, die vorrangige Sorge der Premium-Anbieter wie der Premium-Kundschaft um das Elite-Image und die persönliche Reputation, die eine Komplizenschaft des Schweigens und Nicht-wissen-wollens fördert, die man vornehm "Korpsgeist" nennt, der wirtschaftlich bedingte Zwang zur Rücksichtnahme - dies alles lässt genau das Treibhausklima entstehen, in dem man nicht etwa nur dieselben Probleme hat, wie sie eben überall bestehen, sondern in dem die "dunklen Geheimnisse" auf das Üppigste gedeihen.

Und obwohl das so ist und beispielsweise die Berichte über die pädokriminellen Greueltaten von Lehrern und Erziehern an zahlreichen Eliteinternaten seit 2010 einfach nicht mehr enden wollen, taucht selbst im Zusammenhang mit diesem Massenphänomen fast reflexartig das Motiv der angeb-lichen "Schutzzone" auf, die Kinder und Jugendliche vor dergleichen Unbill bewahre. "In den Eliteschulen", so zitiert der SPIEGEL den ehemaligen Leiter der Schule Schloss Salem, Bernhard Bueb, "werde eine schärfere soziale Kontrolle ausgeübt als in der Familie, wo bekanntermaßen die meisten Fälle von Missbrauch vorkämen. Daher seien gut geführte Internate sogar Schutzräume gegen Übergriffe."

Doch das Wort vom Schutz ist hier lediglich eine Schutz-behauptung. Die "schärfere soziale Kontrolle", die hier sozusagen als Dienstleistung und Qualitätsmerkmal eines "gut geführten Internats" angepriesen wird, ist aufgrund der besonderen Strukturen totaler Institutionen - hierzu gehören neben Internaten auch Strafanstalten, psychiatrische Kliniken oder Kasernen - eben gerade nicht zu gewährleisten. Darum gilt auch und gerade gegenüber den Internaten die Einschätzung Jürgen Busches:

"In gewisser Hinsicht sind Kinder, die auf solche ostentativen Eliteschulen geschickt werden, mit ihresgleichen und den Lehrern so sehr allein gelassen, wie es an einer normalen, staatlichen Schule nicht möglich wäre."

Wenn dem so ist: Müssten staatliche Stellen als Genehmigungs- und Aufsichtsbehörden nicht ein wachsames Auge auf die private Bildungsindustrie haben? Müssten vielleicht. Doch im Bereich der Schul- und Heimaufsicht ist es wie überall. Die öffentlichen Haushalte sollen drastisch sparen. Es fehlen die Ressourcen.

Die staatliche Aufsicht ist ein stumpfes Schwert

Für eine sorgfältige Überwachung brauchte man mehr Geld und Personal. Wenn schon der Schutzmann an der Ecke durch eine Videocamera ersetzt wird (günstigstenfalls!) und die Steuerprüfer vom Finanzamt zu bestimmten Zeiten alles durchwinken - was will man da erwarten? Selbst Staatsanwälte sind häufig gehalten, zwecks Fallreduzierung durch die Finger zu schauen. Opportunitätsprinzip statt Legalitätsprinzip, nennt man das. Und die Luxusbezahl-schulen und -Internate sind erstaunlich gut vernetzt in Politik und Verwaltung. Dies zeigte der Fall der Odenwaldschule im hessischen Ober Hambach.

"Schulleiter, Kirchenvertreter, Ministerien - alle reden von "Einzelfällen" des sexuellen Missbrauchs an Schulen", schreibt Birger Menke auf SPIEGEL Online. "Inzwischen sind es ziemlich viele Einzelfälle. Die Schulen haben einen blinden Fleck, die Behörden offenbar einen toten Winkel: Wo ist die staatliche Schulaufsicht, wenn man sie braucht?"

„In Deutschland sterben Kinder für Geld“

Deutsche Behörden schützen Kinder nicht ausreichend vor Gewalt, sagt Michael Tsokos, Leiter des Instituts für Rechtsmedizin an der Berliner Charité.

In dem Buch „Deutschland misshandelt seine Kinder“ dokumentieren Tsokos und seine Kollegin Saskia Guddat zahlreiche Fälle von Kindesmisshandlung. „Die Realität ist vielfach sogar brutaler als der grausamste Psychothriller“, so die Autoren.

7,5 Milliarden Euro hat der Deutsche Staat im Jahr 2009 für den Kinder- und Jugendschutz ausgegeben. Doch auch unter den Augen der Betreuer kommt es immer wieder zu schweren Misshandlungen.

Landtag entschuldigt sich bei missbrauchten Heimkindern

Der hessische Landtag hat sich bei ehemaligen Heimkindern entschul- digt, die vor allem in den fünfziger und sechziger Jahren Gewalt und Miss- handlung erlitten haben. Diese Geste werde den Opfern hoffentlich ein Mindestmaß an Genugtu- ung verschaffen, sagte in Wiesbaden der Grünen-Abgeordnete Andreas Jürgens, der als Vorsitzen- der des Sozialausschus- ses stellvertretend für alle Fraktionen sprach. In den damaligen Heimen seien Ausbrüche unvorstell- barer Gewalt offenbar an der Tagesordnung gewesen. Die Täter seien später nur selten zur Rechenschaft gezogen worden, sagte Jürgens. „Vertuschen, Abwiegeln, Verharmlosen war die häufigste Reaktion.“ Heimaufsicht, Jugend- ämter oder Staatsan- waltschaften seien überwiegend untätig geblieben. Viele Opfer hätten lebenslang Probleme, ihren Platz in der Gesell- schaft zu finden. Quelle: faz.net

Uno-Bericht zu Kinderrechten in der Kirche

Die Uno kritisiert die katholische Kirche für ihren Umgang mit Kindern - insbesondere Missbrauch, Vertuschung, Züchtigung. Das Fazit: Der Vatikan schütze seinen Ruf, nicht die Rechte Minderjähriger. Der Report ist eine weltliche Abrechnung mit der kirchlichen Doppelmoral.

Kindesmiss- brauch: Das Versagen der Politik Reportage zum Thema sexueller Missbrauch von Kindern (45 Min - 02.09.2013 22:00 Uhr) Nach dem Bekanntwerden der Missbrauchsfälle in Schulen und kirchlichen Einrichtungen im Jahr 2010 versprach die Politik zu helfen. Was hat sich für die Betroffenen geändert? Quelle: http://www.schafsbrief.de/archiv-bis-25-09-2013/

Forschungsprojekt „Sexueller Missbrauch“ wird interdisziplinär ausgeschrieben Das von der Deutschen Bischofs- konferenz beschlossene Forschungsprojekt „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ wird nun als „Interdisziplinäres Forschungsverbundprojekt“ neu ausgeschrieben. Diesen Beschluss hat der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz auf seiner jüngsten Sitzung gefasst. Nachdem das Forschungsprojekt durch die Kündigung der Zusammenarbeit mit dem Kriminologi- schen Forschungsinsti- tut Niedersachsen e. V. zu Jahresanfang vorläu- fig beendet wurde, weil keine gemeinsame Basis gefunden werden konnte, beschlossen die deutschen Bischöfe noch im Januar 2013 einstimmig, an der Realisierung des Forschungsprojektes festzuhalten.

Missbrauchsvertu- schung hatte in der Kirche System Ein 250 Seiten starkes Gutachten [...] kommt zu einem Ergebnis, das kaum vernichtender sein könnte: Vertuschung von Straftaten und Aktenvernichtung reihen sich ein in haufenweise festgestellte Misshandlungen durch Priester, Religionslehrer, Pastoralreferenten und Jugendseelsorger, geschehen überwiegend in ländlichen Regionen des Bistums durch gereifte Männer mittleren Alters, die Alkoholprobleme hatten. Quelle: WAZ

"Terror-Regime" im Internat" "Es war die grauenhafteste Zeit in meinem Leben": Sexuelle Übergriffe, psychische Erniedrigungen und schwere Züchtigungen - Kabarettist Michael Lerchenberg ist nach eigener Aussage als Schüler im katholischen Internat von St. Stephan in Augsburg mehrmals misshandelt worden. [...] Das Benediktiner-Kloster existiert noch, das dazugehörige Gymnasium St. Stephan hat bis heute den Ruf einer Elite-Schule. Bereits 2013 hatten mehrere ehemalige Schüler öffentlich ähnliche Vorwürfe erhoben. 2010 schrieb Lerchenberg einen Brief an den Abt. Darin habe er ihn aufgefordert, "die damaligen Vorfälle klarzustellen und öffentlich Zeugnis abzulege". Daraufhin habe er eine "lavierende, eiernde, unterschwellig drohende" Antwort bekommen. Quelle: Süddeutsche Zeitung

Internatsschüler verbrennen Neulinge mit Bügeleisen Zwei Schüler des schwedischen Internats Lundsberg sind am Freitag wegen Körperverletzung verurteilt worden. In einer Art "Aufnahmeritual" hatten sie einen 14 Jahre alten Mitschüler mit einem Bügeleisen so starke Verbrennungen zugefügt, dass er ins Krankenhaus musste. Die beiden 18-Jährigen müssen eine Geldstrafe und Schadenersatz an das Opfer zahlen. Die anderen sieben angeklagten Schüler und die Schlafsaalaufsicht wurden freigesprochen.

Das Gericht in Värmland konnte keine böse Absicht hinter dem Tun der Schüler erkennen. Sie seien sich nicht darüber im Klaren gewesen, wie gefährlich ein Bügeleisen sein könne. Der Vorfall hatte im August 2013 dazu geführt, dass die Eliteschule 300 Kilometer westlich von Stockholm schließen musste. Die Schulleitung hatte das "Aufnahmeritual" zunächst als Streich abgetan. Das Internat, auf dem auch der schwedische Prinz Carl Philip seinen Abschluss gemacht hat, steht seit Jahren wegen Mobbingvorwürfen unter Beobachtung. Nach einer Untersuchung konstatierte die Schulaufsicht ein System von Erniedrigungen, Beleidigungen und Misshandlungen und ordnete die Schließung an. Die Schule wehrte sich und bekam Recht: Im September erklärte ein Gericht die Schließung für unwirksam. Quelle: dpa

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