Warlam Schalamow gilt als Chronist der „Kolyma“: Im Gulag den eigenen Tod überlebt

Lagerliteratur Eine Biografie Franziska Thun-Hohensteins nähert sich Leben und Werk von Warlam Schalamow. Das Leben des Dichters Warlam Schalamow, der als Chronist der „Kolyma“ die Schrecken des stalinistischen Lagers festhielt, ist bedrückend aktuell
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 03/2023
Knapp 20 Jahre überlebt der Schriftsteller Warlam Schalamow als politischer Häftling im Archipel Gulag, wohin er als 21-Jähriger gelangt. Zeitlebens bleibt er von seiner Haft traumatisiert
Knapp 20 Jahre überlebt der Schriftsteller Warlam Schalamow als politischer Häftling im Archipel Gulag, wohin er als 21-Jähriger gelangt. Zeitlebens bleibt er von seiner Haft traumatisiert

Foto: Volkskommissariat für innere Angelegenheiten der UdSSR

Warlam Schalamow (1907 – 1982) wurde posthum bekannt als Chronist der „Kolyma“, eines stalinistischen Straflagers im Norden Sibiriens, dem er mehrere Zyklen gewidmet hat. Diese zwischen 1954 und 1979 entstandenen Texte sind autobiografisch grundiert, versuchen jedoch auch eine Rundumsicht – die handelnden Personen und damit die Perspektiven wechseln ebenso wie die Jahreszeiten, womit eine Aura der Totalität entsteht. Zwar mag es jeweils einen Anfang der Lagererfahrung geben, aber es gibt keine Entwicklung, keinerlei Ausstieg. Den, der im Lager war, verlässt es nämlich nicht.

Eine Biografie Warlam Schalamows müsste folglich die Gegenerzählung sein. Eine halbwegs linear verlaufende Geschichte, die das konzentrische System der Höllenkreise