Der letzte Salonlöwe

Literatur Der Tod des Verlegers Roberto Calasso bedeutet auch das Ende eines Verlags, mit dem sich viele Italiener*innen identifizierten
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 31/2021
Darf man sich den Verleger als glücklichen Menschen vorstellen? Ja und nein
Darf man sich den Verleger als glücklichen Menschen vorstellen? Ja und nein

Foto: Louis Monier/Gamma-Rapho/Getty Images

Als der Schriftsteller und Verleger Roberto Calasso am 28. Juli 80-jährig starb, erschienen zeitgleich seine Erinnerungen: an seine Florentiner Kindheit und an Bobi Bazlen, das Hausgespenst seines Verlags Adelphi. Calasso galt als Italiens esoterischer Großmeister, zugleich als Mailands letzter – verschwiegener – Salonlöwe. Nachrufe in Italien und im Ausland, darunter in Deutschland, wo Calasso in renommierten Häusern vertreten war, bemühten sich um respektvolle Charakterisierungen dieses Büchermenschen, der weder Abhandlungen noch Romane im herkömmlichen Sinn geschrieben hatte. Stattdessen hatte er Mythen weitererzählt und mit einer Kulturtheorie verbunden, in deren Mittelpunkt die Notwendigkeit der Götter stand. Eines seiner letzte