Die Kartelle des Verschweigens

Gewalt Vertuschen, verschleppen, verschweigen: Je höher das Ansehen der Täter, desto schlechter werden sexuelle Missbrauchsfälle aufgearbeitet. Die katholische Kirche ist da kein Einzelfall
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 43/2021
Die Kartelle des Verschweigens

Illustration: der Freitag

Der Sachverhalt wirkt ungeheuerlich. In der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum des Saarlands (UKS) sollen über Jahre hinweg 34 Kinder von einem Arzt sexuell missbraucht worden sein. Und obwohl die Klinikleitung vom Fall des Assistenzarztes Kenntnis hatte und an die Staatsanwaltschaft weiterleitete, wurde er, offenbar auf Druck der Klinikleitung, nicht publik. Mehr noch sah sie es nicht geboten, die Eltern der betroffenen Kinder zu informieren.

Mit dem Tod des Täters 2016 wurden die Ermittlungen eingestellt, und erst durch einen Zufall stießen die Eltern eines betroffenen, zum Zeitpunkt der Tat zehnjährigen Kindes auf das Delikt. Auch an der HNO-Klinik des UKS sollen mehrere Kinder sexuellen Übergriffen ausgesetzt gewesen sein.