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Die Fassungslosigkeit bewahren Der Historiker Saul Friedländer wird für sein Werk mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt
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Ende 1962 reiste Saul Friedländer von der Schweiz kommend nach Aumühle in Norddeutschland, um Großadmiral Dönitz, der nach Hitlers Selbstmord für kurze Zeit die politische Führung in Deutschland übernommen hatte, zu treffen. Er fuhr auf der alten Reichsautobahn den Rhein hinauf, wobei ihn, wie er in seinem Rückblick Wenn die Erinnerung kommt schreibt, "ein merkwürdiges Gefühl der Verzweiflung" überkam. Diese Autobahn, schien es ihm, hielt ihn "für immer in Deutschland gefangen; überall Deutschland, überall Deutsche. Ich hatte das Gefühl, in eine ausweglose Falle geraten zu sein." Auf "Hitlers Autobahn" vollzog Friedländer das nach, was die Juden empfunden haben mussten, als sich nach 1933 ein Schlupfloch nach d