Embryo in No-Woman's Land

DIE BIOLOGIE LIEFERT KEINE KRITERIEN FÜR MORAL Eine ungewöhnlich große Öffentlichkeit diskutierte auf dem Berliner Fortpflanzungsmedizinkongress über Embryonenschutz, neue Formen der Elternschaft und genetische Diagnostik im Reagenzglas
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Nennen wir es einfach Nora. Würde Nora in den fünfziger Jahren gezeugt und geboren worden sein, hätten sich Mutter Gisela und Vater Hans sicher auch ein gesundes Kind gewünscht. Die Schwangerenvorsorge war damals nur rudimentär entwickelt, von Gentests wusste niemand, und wenn Nora am Ende mit einer Fehlbildung oder einer Krankheit auf die Welt gekommen wäre, hätten die Eltern dies, je nach religiöser Bindung, als Gottesfügung oder als Unfall der Natur hingenommen: Schicksal in jedem Fall. Keinen Gedanken hätte das Elternpaar wohl darauf verschwendet, welchen "Status" das, was in Giselas Bauch heranwächst, hat: Ein kleiner Zellhaufen, ein Mensch oder gar eine Person?

Mit der Geburt von Louise Joy Brown vor 22 Jahren hat sich das grundle