Damals verkündete ein Plakat: „Mütter, Väter, Töchter, Söhne kämpfen für die gleichen Löhne!“ Am Ende waren es aber die Arbeiterinnen des Gelsenkirchener Foto-Unternehmens, die vor dem Bundesarbeitsgericht den Sieg errangen und als „Heinze-Frauen“ in die Geschichte eingingen. Höhere Zulagen für männliche Beschäftigte, so die Kasseler Richter, seien mit dem Gleichbehandlungsgrundsatz unvereinbar. Das war 1981 und ein Meilenstein im Kampf gegen Lohndiskriminierung.
Von gleichem Lohn für vergleichbare Arbeit sind Frauen aber auch heute noch weit entfernt. Mit 22 Prozent beziffert das Statistische Bundesamt die Einkommensdifferenz zwischen Männern und Frauen. Das hat vor allem strukturelle Gründe: Frauen weisen eine diskontinuierlichere Erwerbsbiografie auf, und Beschäftigte in erziehenden, pflegenden oder haushaltsnahen Berufen werden erheblich schlechter bezahlt als in typischen Männerberufen mit vergleichbarem Qualifizierungsniveau.
Nun profilieren sich SPD und Union damit, die Tarifpartner zumindest in Betrieben mit Mitbestimmung und im Öffentlichen Dienst zum Abbau der Entgeltunterschiede zu verpflichten. Zunächst soll Lohntransparenz in den Unternehmen hergestellt werden, dann die Tarifkommissionen paritätisch besetzt und der Abbau von Lohndiskriminierung dokumentiert werden. Von einem höheren Frauenanteil in den Verhandlungsgremien versprechen sich die künftigen Koalitionäre Bewegung bei der Bewertung von Fähigkeiten und Erfahrungen in sogenannten Frauenberufen. Warum sollte ein spezialisierter IT-Nerd auch besser bezahlt werden als eine Erzieherin, von der nicht nur Fachkompetenz erwartet wird, sondern auch Empathie, Teamfähigkeit und Stressresistenz?
Den Arbeitgeberverbänden schmecken die geplanten neuen „bürokratischen Regulierungen“ natürlich gar nicht. Lohntransparenz ist ihnen ein Dorn im Auge, denn Einkommensunterschiede sind ein Machtvehikel. Ob sich Beschäftigte trauen, entsprechende Auskünfte einzuholen, steht dahin. Und Kleinbetriebe sollen von dem Gesetz zunächst gar nicht erfasst werden.
Doch immerhin, der Vorstoß geht in die richtige Richtung, weil der geschlechtsspezifische Arbeitsmarkt strukturell angegangen wird. Auch wenn es noch dauern wird, bis eine Altenpflegerin ebenso viel verdient wie ein Handwerker.
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