Was muss noch alles passieren!? Schonungslos ist der Bericht eines Gutachter-Trios, das gerade wieder einmal freigelegt hat, was die katholische Kirche seit Jahrzehnten hinter einer Wand aus Schweigen verbergen möchte. Doch dieses Mal berührt der Skandal nicht nur Kirchenvertreter hierzulande, sondern auch einen Ex-Papst, er hat globale Dimensionen: Die mindestens 497 Fälle, die das Gutachten zwischen 1945 und 2019 für das Erzbistum München und Freising auflistet, mutmaßlich begangen von mindestens 235 Tätern, haben die höchsten Würdenträger der Weltkirche eingeholt.
Kardinal Reinhard Marx, seinem langjährigen Vorgänger Friedrich Wetter und dem zwischen 1977 und 1982 dort als Erzbischof wirkenden Kardinal Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., wird vorgeworfen, durch systematisches Wegsehen, Vertuschen und Strafvereitelung ein Umfeld geschaffen zu haben, das es Sexualstraftätern wie dem bereits gerichtsbekannten Peter H. ermöglichte, gegenüber Kindern „im Namen Gottes“ übergriffig zu werden.
Zwölf Jahre lang hat es gedauert, bis der Fall des offenbar mit gütigem Segen Ratzingers von Essen nach München gewechselten H. aufgedeckt wurde. Ein Seelsorger, der sich nur „als Privatmann“ vor Kindern entblößt, darin kann Ratzinger noch heute keine strafbare sexuelle Handlung erkennen, wie seiner 82-seitigen Einlassung zu entnehmen ist. Der besagten Sitzung, auf der entschieden wurde, den in Essen nicht mehr Geduldeten in Bayern unterzubringen, will der emeritierte Papst nicht beigewohnt haben. Die Dokumente besagen anderes. Es handele sich um einen „Redaktionsfehler“ in seinem Statement, räumte der in die Ecke Getriebene wenig später ein. Er sei doch dabei gewesen. Auf der Anklagebank muss er nicht die Wahrheit sagen. Aber was sind das für Verhältnisse, wo ein Ex-Papst der Öffentlichkeit derart frech ins Gesicht lügt? Gar nicht zu reden von den Betroffenen, die als Kinder ausgeliefert und als Erwachsene von selbstherrlichen Würdenträgern ignoriert wurden, wenn sie über ihr Leid berichteten.
Auf dem neu eingerichteten Online-Portal „Geschichten, die zählen“ kann man sich anhören, was ihnen angetan wurde und was jene verantworten, die das Auge Gottes zugedrückt haben. Man kann darüber verzweifeln oder so wütend werden, dass man einer solchen Kirche den Untergang wünscht. Mögen die, die ihr noch treu bleiben, ihren desavouierten Vorsänger Ratzinger davon überzeugen, dass zumindest eine persönliche Entschuldigung billig wäre.
Nein, es sind nicht nur Seelsorger, die Kindern sexuelle Gewalt antun, das passiert überall, und das Verbrechen wird nicht geringer, weil es innerhalb der Kirche geschieht. Aber mit ihrem moralischen Anspruch, ihrer institutionellen Eigenständigkeit und den daraus abgeleiteten Sonderrechten ist sie eben auch etwas Besonderes innerhalb der Gesellschaft. Es zeigt sich erneut, dass die Kirche zu Aufarbeitung ohne Rücksicht auf ihre höchsten Vertreter nicht fähig ist. Die hilflosen Reaktionen einiger peinlich berührter Bischöfe zeugen davon.
Im saarländischen Landtag wurde kürzlich darüber debattiert, den Kirchen den Aufarbeitungsauftrag zu entziehen. Das folgt dem Wunsch der Betroffenen, die eine gesetzlich verankerte unabhängige Aufarbeitungskommission fordern. Allerdings benötigte es dann auch Staatsanwaltschaften, die nicht, wie der Kriminologe Christian Pfeiffer kritisiert, bei ihren Ermittlungen „leise, respektvoll und auf Zehenspitzen“ auftreten. Wie eben in der Kirche.
Kommentare 68
Dem kann man nur zustimmen. Das handzahme Verhalten der Staatsanwaltschaften bleibt allerdings erklärungsbedürftig. Gegenüber gewählten weltlichen Repräsentaten agieren sie ja geradezu präpotent (z.B. Untreuevorwurf gegen Parteivorstand der Grünen). Weshalb handeln sie gegenüber kirchlichen Instanzen nicht ebenso oder zumindest pflichtgemäß? Man wird das nicht auf die Justizminister schieben können, weil die erfahrungsgemäß keinen direkten Einfluß auf die Staatsanwaltschaften ausüben. Aber vielleicht liegt schon darin die Antwort.
Man sollte anders Fragen: Wie sieht eine Welt ohne religiöse Kirchen, Traditionen aus und an was glauben wir dann?
Wollen wir diese Traditionen der Gewaltausübungen beibehalten, wie auch im Glaube bestärkte böse Tendenzen zu erlauben, um das glauben an einen sanften und heilenden Gott zu bestärken, den es leider im realen nicht gibt, da ja unser Alltag auch diesen Traditionen der vielen Kirchen nacheifert?
Oh welch ketzerischer Ansatz, denn dies bedeutet ja, dass keine der weltlichen Kirchen existieren darf.
das vorliegende kirchen-problem
ist im genaueren sinne eines des römisch-katholischen klerikalismus.
darüber gibt es tief-schürfende überlegungen
(vor den mißbrauchs-exzessen) und verallgemeinerungs-fähige
sozial-befunde in dem epochalen buch(1989)
von eugen drewermann*, das implitzit eine umfassende eliten-kritik
enthält: mit der (psycho-)analyse
der praxis der selbst-verneinung in amtlicher mission.
https://www.amazon.de/Kleriker-Psychogramm-eines-Ideals-Drewermann/dp/3530700169
>>Kardinal Reinhard Marx, seinem langjährigen Vorgänger Friedrich Wetter...<<
Hier noch eine kleine Wetter-Geschichte:
Friedrich Wetter ist in Landau (Rheinland-Pfalz) geboren. Die örtlichen Politiker haben ihn zum Ehrenbürger der Stadt ernannt. Im Jahr 2020 wurde ein innerstädtischer Platz, der zuvor für 1,5 Millionen Euro aufwändig saniert worden ist, zum Kardinal-Wetter-Platz umbenannt. Erhalten sind noch einige wörtliche Zitate des tiefgläubigen CDU-Oberbürgermeisters, die der örtlichen 'Rheinpfalz' zu entnehmen sind. Thomas Hirsch, der Ende dieses Jahres mit einem Jahresgehalt von 400.000 Euro rheinland-pfälzischer Sparkassenpräsident wird, sagte damals:
>>Kardinal Wetter ist eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die auf eine beeindruckende kirchliche Laufbahn zurückblicken kann und die sich große Verdienste um die Weitergabe des christlichen Glaubens, die Seelsorge und die Ökumene erworben hat. Die Stadt Landau kann stolz auf ihren Ehrenbürger sein und wir freuen uns, ihm mit einem eigenen Platz in seiner Geburtsstadt unsere Wertschätzung ausdrücken zu können.<<
Die Verwobenheit von Kirche und Politik wird an diesem Beispiel wieder mal deutlich. Es wird sehr schwer sein, eine "gesetzlich verankerte unabhängige Aufarbeitungskommission" zu finden, deren potenzielle Mitglieder nicht von der Autorität dieser Organisation geprägt wurden. Diese Personen müssten von Anfang an ein distanziertes Verhältnis zu dieser Sekte haben. Wer kann das schon von sich sagen...
Danke.
Der Kleriker, Priester oder Bischof ist eine Charakterklasse in Dungeons & Dragons und anderen Fantasy-Rollenspielen. Der Kleriker ist in erster Linie ein Heiler, aber auch sehr fähig im Kampf, nachdem er Domänen wie Eifer oder Krieg gewählt hat.
Mögen die Spiele beginnen.
Ein wunderbares Bild zum Artikel, das ohne Worte, das Übel kennzeichnet.
Man sagt nicht umsonst, dass der Fisch am Kopf zu stinken beginnt und eine weitere bildliche Darstellung des Skandals wären die drei Affen, die nichts hören, nichts sehen und nichts sagen.
Danke für die anschauliche Schilderung aus dem Nähkästchen Landau. Land-au.
Meine Empfehlung aus der Abt. "Kurz und schmerzhaft":
Alle Bürger zwangsumsiedeln, die Stadt dem Erdboden gleichmachen. Anschließender Neuaufbau und Gedenkfeier unter der Ägide der Kirche des fliegenden Spaghettimonsters.
Das ist ja alles richtig. Andererseits ein bisschen naiv, denn die großen "mea culpa"-Geständnisse vor großem Publikum gab es nie, gibt es nicht und wird es nie geben. Die Empörung darüber, dass die Öffentlicheit "dreist" angelogen wird, ist wohlfeil, da das ständig und überall geschieht und längst resignierend hingenommen wird (ganz davon abgesehen, dass "die Öffentlichkeit" keinen Anspruch auf öffentliche Geständnisse hat). Und solange im Schatten gelegentlicher Geständnisse ehemals hochrangiger, heute abgehalfterter Kirchenfunktionäre das System Katholische Kirche weiterwerkeln darf, wären diese Geständnisse auch gegenstandslos, vor allem wenn diese Funktionäre im Vatikan sitzen, der bekanntlich ein eigenständiger Staat und somit der deutschen Gerichtbarkeit entzogen ist.
Für Deutschland wäre die substantielle Trennung von Kirche und Staat (keine Kirchensteuern mehr, keine Finanzierung der Funktionsträger, keine kirchlichen Feiertage, Untersagung der Kindertaufe bis zum 14. Lebensjahr) schon mal ein Anfang. Wäre aber für jeden, der das ernsthaft betreiben wollte, politischer, möglicherweise sogar realer Selbstmord.
Die katholische Kirche muss die Priesterberufe für Frauen öffnen und das Zölibat abschaffen, damit sich die Risiken von sexuellem Kindesmissbrauch in der RKK verringern.
Diese Forderung verfehlt das Problem der Pädophilie völlig. Pädosexualität bedeutet, sich ausschließlich oder überwiegend sexuell/erotisch zu Kindern hingezogen zu fühlen. Anwesende Priesterinnen haben auf diese Veranlagung keinen Einfluss. Es gibt nicht wenige Pädophile, die mit sich ringen und Angst haben, übergriffig zu werden und suchen deshalb nach psychologischem Beistand. Wer als Pädophiler in den Priesterjob sich begibt, weiß bzw. wusste um die Möglichkeit des Auslebenkönnens seiner Neigung. Es gibt dafür kaum einen geschützteren Raum als die Institution Kirche. Spätestens jetzt wissen wir das.
Die katholische Kirche ist unbelehrbar, unbeirrbar - und nicht reformierbar.
Wieviele Jahrhunderte sollen noch vergehen, um aus den bekannten Vergehen und Verfehlungen notwendige Konsequenzen zu ziehen?
Die katholische Kirche schließen. Kirchgüter vergesellschaften.
Sinnvolle Aufgaben der Kirche können auch andere - ohne den ganzen Überbau-Schmonsense.
Übrigens: auch Frauen können missbrauchen. Aut i h r e Weisen.
Sie implodiert, die "Mutter Kirche", scheitert an sich selbst. Die männliche "Theologie von oben" ist gescheitert. Was mit Kaiser Konstantin begann, via Mittelalter massiv verschlimmert, isch over! Es geht komplett an Jesus von Nazareth vorbei, die "Frohe Botschaft" völlig versemmelt. Bei Franz Alt z.B. können wir fündig werden, ebenso wie bei Anselm Grün. Die Liebe, nicht die Lieblosigkeit hat das Sagen. Die "Theologie von unten", "Maria 2.0" u.a.m. haben die Chance das "Haus Gottes" zum "Haus der Liebe", zum "Brautgemach", zum "Freuden Haus" zu verwandeln. Jesus & Maria Magdalena von Magdala bieten uns die Lösung! ubi caritas et amor ibi deus est
Falls Sie das Buch gelesen haben (oder nennenswerte Teile davon): Respekt.
Aber wer liest schon in digitalen Zeiten alleine 900 Seiten von einem Autor zu einem Thema?
Das Thema Selbst-Verneinung oder Selbst-Verleugnung ist hochaktuell. Es lässt sich indes auch kürzer abhandeln.
Papst Ratzinger und sein so sexy GANZ-PRIVAT Sekretär Georg Gänswein:
ein schönes diverses Paar !
Werden sie noch Kinder haben ?
Vielleicht hatten sie schon welche, aber wenn, nur männliche.
Ach so, na dann.
Gottes Tempel ist die Welt. Allerdings werden die Kirchen nach wie vor als einflussreiche politische Player gebraucht.
Worum geht es denn den Kommentatoren nun wirklich? Um den sexuellen Missbrauch oder um das Herauslassen eigener Frustrationen und primitiven Hass auf alles, was mit Kirche beginnt? Mir scheint, hier werden diese Straftatsbestände schlicht instrumentalisiert um sich als Gutmensch darzustellen und als Schlechtmensch dieser Priesterkaste eins auszuwischen.
Eine ähnliche Kampagne gab es anlässlich der Odenwaldschule, wo nicht nur ein Christian Füller, verbrämt durch die Missbrauchsfälle, seine persönliche Abrechnung mit der Reformpädagogik abhielt.
Dieses Thema der sexuellen Misshandlung von Schwächeren, um es allgemeiner zu fassen, ist doch viel zu ernst, als dass man es für persönliche Zwecke oder politische Kampagnen benutzt. Deshalb muss doch streng unterschieden werden, zwischen Prävention, allfälliger Strafverfolgung und undemokratischen, amoralischen Strukturen in einer Vereinigung, die sich das Hochhalten christlicher Werte auf ihr Banner geschrieben hat.
Schon in meiner Studentenzeit hat mich die Unbekümmertheit der Theologen überrascht, die ex cathedra behaupteten: "In der Kirche kann es keine Demokratie geben!" Die Begründung endete dann stets bei der Wichtigkeit des Papstamtes, während in der evangelischen Kirche, wen sollte es verwundern, hieß: "Nicht Demokratie sondern Dialog", was bedeutet; der Pastor quatscht alles tot, bis die Kritiker keine Lust mehr haben. Das Sahnehäubchen lieferten stets CDU/CSUler, die im Brustton der Überzeugung laut verkündeten:" Der Papst (Johannes Paul Nr. 2, genannt die Flugente mit fünf Buchstaben) muss so reden und handeln, sonst bricht in Polen alles zusammen und der Kommunismus siegt."
Mich interessiert, was diese Großkopfeten heute dazu sagen, dass ihr Lieblingspapst Benedikt Nr. 16 auch unwahrhaftig sein kann. Die Frage erhebt sich, wo denn in den Jahrzehnten die Kritiker selbst gehandelt haben um diesem bizarren klerikalfeudalen Regime etwas endgültig entgegenzusetzen? Aus Bequemlichkeit hat man das so laufen lassen, benutzt seine vielköpfige Kinderschar zu Wahlkampfzwecken, heuchelt reines Katholikentum und ignoriert unangenehme Dinge.
Das Kirchenvolk wehrt sich doch sonst dagegen als Schäfchen einer vom Oberhirten zu behütenden Herde zu gelten. Diese mediale Empörung ist daher auch bigott.
Ich stimme zu, es gilt, die Dinge möglichst allgemein zu fassen!
Ein Grund mehr, sie in Gemeineigentum zu überführen.
Wer alles auf einmal klären möchte, klärt nichts. Rom wurde nicht an einem Tag gebaut. Die Nennung von Ross und Reiter könnte auch hier zweckdienlich sein.
Etwas mehr Konkretisierung und Zielgenauigkeit würde also nicht schaden.
Neben der medialen Empörung, mit der Sie h i e r allenfalls Frau Baureithels Text meinen können, gibt es einige persönliche Kommentare mit Gehalt.
Thema ist das, was Du daraus machst. Seminararbeiten: nein danke.
Wir brauchen in Deutschland endlich eine echte Trennung von Staat und Kirche. Das bedeutet dass die Kirchen zu privaten Vereinen werden, die keinerlei Sonderrechte haben, die ihre Mitgliedsbeiträge persönlich einfordern und nicht über die Lohnsteuer. Außerdem muss Schluss sein mit dem sogenannten dritten Weg, der den Mitarbeitern kirchlicher Arbeitgeber vormoderne Moralvorstellungen aufzwingt und ihnen verbietet, für ihre Rechte zu streiken. Und natürlich müssen die Staatsanwaltschaften hart ermitteln. Als Christ, so meine Meinung, habe ich diese schlimme Institution nicht nötig.
Sollte man nicht daran denken, die vertraglichen Verbindungen abzuändern. Bayern zum Beispiel.
Konkordat zwischen seiner Heiligkeit Papst Pius XI. und dem Staate Bayern Vom 29. März 1924 Zuletzt geändert durch Vertrag zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Freistaat Bay- ern vom 8. Juni 1988 (GVBl S. 241)
Lesetipp: Mit Artikel 10 anfangen.
"Diese Forderung verfehlt das Problem der Pädophilie völlig. Pädosexualität bedeutet, sich ausschließlich oder überwiegend sexuell/erotisch zu Kindern hingezogen zu fühlen. Anwesende Priesterinnen haben auf diese Veranlagung keinen Einfluss."
1. Bei 50 % Frauen oder mehr als PriesterInnen sinkt schlicht prozentual der Männeranteil und damit statistisch auch die Pädophilen auf ein Mass wie z.B. in einem Lehrerberuf.
"Es gibt dafür kaum einen geschützteren Raum als die Institution Kirche. Spätestens jetzt wissen wir das."
2. Frauen in Vorgesetztenpositionen wären in der Regel (nicht immer) anders mit den sexuellen Missbrauchsopfern umgegangen, hätten für den Schutz der Betroffenen gesorgt und die intern bekannt gewordenen Täter nicht einfach nur "versetzt".
"Es gibt nicht wenige Pädophile, die mit sich ringen und Angst haben, übergriffig zu werden und suchen deshalb nach psychologischem Beistand."
Das stimmt. Ich habe in meinem Beruf als Psychotherapeut pädophile verantwortlich handelnde Priester kennen gelernt, welche ihren Beruf wechselten, weil sie bei diesem Beruf eher eine Gefährdung für sich und Kinder sahen.
Artikel 10 § 1 Buchstabe h
"Der Bayerische Staat wird an die bestehenden, nach den Bestimmungen des Co-dex iuris canonici eingerichteten Knaben- und Priesterseminare angemessene Zuschüsse leisten.
Zustimmung! Wenn dann aber richtig;)
Wie nennt sich in diesem Zusammenhang gleich noch die Ausgleichszahlung, die die Kirchen vom Steuerzahler dafür erhalten, dass sie auf ihren Grundbesitz verzichten und die ihnen viele viele Milliarden in die Kassen gespült hat?
Leben Sie in einer anderen Welt als der allgemein bekannten?
Die Legitimation einer Institution wie der Katholischen Kirche anhand einzelner verantwortlicher Personen herbeizuschreiben, ist schon ein skurriles Schelmenstück, das ein hohes Maß an Verleugnung und Verdrängung erfordert. Einerlei, ob mit oder ohne psychotherapeutischer Ausbildung.
Als Mensch mit qualifizierten Ausbildungen im Bereich Supervision, Coaching, Organisationsberatung lege ich Ihnen den gründlichen Blick auf Systeme und ihre Wirkmechanismen nahe. Individualpsychologie allein ist damit schnell überfordert.
tja, eine klerikal-feudale kaste mit un-erfüllbaren ansprüchen an sich
und höchsten ansprüchen, andere zu retten,
hat ihre tücken....
da ist mit-leid fehl am platze: der fehler liegt im system/der
zwanghaften konstellation.
odrrrr?
Ja, der Drewermann hat damals ein höchst schlüssiges und brisantes Buch geschrieben, allerdings in einem Stil, der einen ziemlich fordert. Aber komischerweise war damals das Klima noch viel kirchenkritischer in Westdeutschland als heute. Heute wird schon fast hingenommen, dass sich nichts ändert.
ach, es gibt noch leser, die sich geld-lose gewinne aus der lektüre
hoch-reflektierter, philosophisch-informierter texte verschaffen.
da bleibt natürlich weniger zeit, was zu schreiben.
aber fürs mitmischen im FREITAG reichts noch......
2.) man kann auch kürzeres, sagen wir:
sartres "kindheit eines chefs" lesen.
aber innere leere in der verbindung mit feurigem fanatismus
fürs "gute" zu erkennen, hilft drewermann ungemein.
schade nur, daß politische hitz-köpfe/menschheits-beglücker
einen text von einem kirchen-kritiker, der auch noch gelegentlich
psycho-analytisch(schultz-henckescher provenienz) argumentiert,
nicht angezogen werden...
"Die Legitimation einer Institution wie der Katholischen Kirche anhand einzelner verantwortlicher Personen herbeizuschreiben, ist schon ein skurriles Schelmenstück, das ein hohes Maß an Verleugnung und Verdrängung erfordert."
Ich verstehe nicht, wo ich eine Legitimation der RKK herbeigeschrieben habe.
Vergleichen Sie, wo heute die RKK und die evangelische Kirche inbezug auf die Häufigkeiten und den Umgang mit sexuellem Kindesmissbrauch steht, und ein Gründ liegt in der Priesterweihe (oder wie das heisst) für Frauen und in der Abschaffung des Zölibats bei der evangelischen Kirche. Mit so einer Aussage interpretiere ich die grössere Häufigkeit von sexuellen Missbrauchstaten und Vertuschungen in der RKK im Unterschied zur EK, nicht mehr und nicht weniger.
Über eine systemische Kritik an den Institutionen RKK und EK können wir immer gerne diskutieren, ich halte mich halt nur gerne on Topics.
Ach.
Das alles können Sie sehen?
Tod und Teufel.
Der Grat zwischen Arroganz und ausgeprägtem Selbst-Wert ist schmal.
Wie gerne würde ich Sie auf der Seite der Personen mit Letztgenanntem begrüßen ...
die damalige durchdringung des unglück-produzierenden systems
war ernst-haft und bemüht*.
heute werden verurteilungen von offenbar-gewordenen fehlern
leichter, manchmal reicht ein "pfui!"...
*nicht un-ähnlich der marxschen bemühungen um die ent-rätselung
einer reich-tum-schaffenden wirtschafts-weise und deren
katastrophalen ergebnisse....
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/enteignung-der-kirchen-entschaedigungen-bis-in-alle-ewigkeit-12555649.html
Was die Frage von 'topic' und 'off-topic' angeht, sind wir beide offenbar d i e ultimative Ergänzung ...
Beim zahlenmäßig weitaus größeren Vorkommen sexuellen Missbrauchs unter der Ägide der Römisch-Katholischen Kirche bin ich - selbstredend - bei Ihnen. Sichtbare Anzeichen einer systemischen Kritik ohne vorherige Aufforderung hätten mich milder gestimmt.
Und noch etwas: ich stimme dem Aufmacher des Textes von Frau Baureithel zu, den Kirchen die Aufarbeitung zu entziehen. Anders besitzt dies die gleiche Qualität wie die Aufarbeitung von Morden durch Mafiosi der Cosa Nostra& Cie. zu überlassen.
von wem reden Sie ? was seh ich, ihrer meinung nach ?
wodurch hab ich Ihr präsumtives wohl-wollen verdient?
Wenn der CEO eines Multikonzerns der Gläubisch-Branche massenweise Verbrechen deckt, sollte nicht ein internes Compliance-Gremium aus Untergebenen zuständig sein, sondern die Staatsanwaltschaft.
E-Mail von: Jürgen Beineke | <j.beineke@t-online.de>Datum: 24.01.2022, 19:50 | An: ulrich.schaefer@sueddeutsche.de
Sz.de, 24. Januar 2022, 10:33 Uhr
Franziskus oder Benedikt - zumindest ein Papst sollte um Vergebung bitten
»Gut, dass die Verwicklung von mehreren Münchner Erzbischöfen, darunter Joseph Ratzinger, in diesen Fall so akribisch aufgearbeitet wurde. Man kann sich aber auch fragen: Warum erst jetzt? Warum so spät?«
„So akribisch“? – Das ist ja der blanke Hohn!
„Warum erst jetzt? Warum so spät?“ – die Frage muss heißen. „Warum so systemimmanent/strafvereitelnd?“
Hallo Ulrich Schäfer,
warum werden priesterliche Täter nicht obligatorisch vor ordentlichen Strafgerichten zur Rechenschaft gezogen? Ich sage Ihnen, Gesellschaft (Staat) täte gut daran, die infragestehenden Bischöfe wg. Unterlassung resp. Begünstigung vor ein ordentliches Strafgericht zu stellen. Gesellschaft gewährt Straf-Schutzräume für exponierte Täter.
»Franziskus oder Benedikt - zumindest ein Papst sollte um Vergebung bitten«?
Ach – und das wars dann? Um Vergebung bitten, während die Opfer des priesterlichen sexuellen Missbrauchs auch durch begünstigendes Verhalten von Bischöfen und – wie wir jetzt wissen – Papst jahrelang gedemütigt wurden?
Die Rechtsanwälte Westphal, Spilker und Wastl ("WSW") sprechen in ihrem 1.893 Seiten langen Gutachten von "strukturellen Ermöglichungsbedingungen sexualisierter Gewalt im Raum der Kirche". Ja, die haben „akribisch“ gearbeitet und die freche Lüge von Papst Benedikt XVI in dieser Angelegenheit öffentlich gemacht. Unter diesen Bedingungen dann hat sich Benedikt XVI dann plötzlich erinnern können, nachdem er den aufgedeckten Tatbestand zuvor heftig bestritten hatte.
Und er erklärte sich nicht einmal selber. Dafür schickte er seinen treu ergebenen Privatsekretär Georg Gänswein vor. Der 94-Jährige wollte bei seiner Korrektur der Aussage "betonen, dass dies nicht aus böser Absicht heraus geschehen ist, sondern Folge eines Versehens bei der redaktionellen Bearbeitung seiner Stellungnahme war", hieß es in Gänsweins Statement. "Dieser Fehler tut ihm sehr leid und er bittet, diesen Fehler zu entschuldigen." Gänswein wollte zudem klarstellen, dass in jener Sitzung vom Januar 1980 "über einen seelsorgerlichen Einsatz des betreffenden Priesters nicht entschieden wurde. Vielmehr wurde lediglich der Bitte entsprochen, diesem während seiner therapeutischen Behandlung in München Unterkunft zu ermöglichen". – Das nennt man jawohl Kadavertreue. Der Mann relativiert das Verhalten devot. Er hätte besser den Mund gehalten.
„Um Vergebung bitten“? – Buße, um einen Terminus der kath. Kirche zu bemühen, Wiedergutmachung ist angesagt und nicht nur symbolisch.
Das Verhalten der priesterlichen Täter und ihrer systemgetreuen priesterlichen Vorgesetzten ist nicht irgendwie nur einfach ein Straftatbestand nach Strafgesetzbuch, sondern ein in besonderer Weise perfider insofern, als die kath. Kirche Sexualität in „Stellvertretung Gottes“ dämonisiert und als Todsünde bezeichnet. – Damit wiegt das sexuelle Missbrauchsverhalten der in Rede stehenden Priester „doppelt schwer“.
Die kath. Kirche erklärt uns zu Todsündern, wenn wir unsere sexuellen Handlungen nach den Vorstellungen dieser Priesterschaft nicht auf den ehelichen Zeugungsakt reduzieren. Alles, was sich nicht mit dem, die sexuelle Handlung legitimierenden ehelichen Zeugungsakt verträgt, ist nicht gestattet.
Der vitale Antrieb, durch den aktive sexuelle Beziehungsgestaltung möglich wird, wird pathologisiert indem der autoritär/anmaßende „Stellvertreter Gottes“ den Laien und Gläubigen gegenüber mit seiner ganzen Autorität behauptet, ihr alltägliches Sexualverhalten, das sie ein Leben lang begleitet, sei im Großen und Ganzen Todsünde. Sie und die Priester konditionieren eine neurotische Angstproblematik und halten die Gläubigen so und durch ein rigides und sexualfeindliches Regime in der Rolle des ewigen Sünders gefangen.Und diese üblen Täter stülpen mit ihrem verhängnisvollen sexuellen Missbrauch ihren Opfern (den ewigen Sündern) gleich eine „doppelte“ Schuldenlast über.
Sieben Milliarden Menschen sind mit Sexualität ausgestattet und aufgefordert, sie „ein Leben lang“ täglich gestalten – auch die Priester. Wir Menschen sind hierfür mit opulenten Werkzeugen versehen. Wir verfügen über Millionen von menschlichen Ei- und Samenzellen, sind während des Sexualkontaktes und auch sonst zu enormen Körpersensationen in der Lage. Die Sexualität ist ein vitaler Antrieb, der permanent sämtliche Lebensbereiche beeinflusst und uns selbst noch zu enormsten Leistungen antreibt.
Mit freundlichen Grüßen, Jürgen Beineke
Wenn man über kath. Kirche spricht, muss man sich vergegenwärtigen, dass wir einerseits über religiöse Lehre und andererseits über gemeinschaft-, auch identitätsverleihende Institution sprechen, verkörpert durch sexualitätsdämonisierende (vermutliche neurotische) Priester einerseits und den Laien der Normalpopulation, die Sexualität als einen vitalen Antrieb begreifen andererseits, die ihrerseits die essentiellen Träger dieses gemeinschaftsstiftenden Werks sind. Während die Priester und ihre Lehre überflüssig wie ein Kropf sind und sich hinter lehren Ritualen verstecken, packen die Laien richtig zu und gestalten Gemeinschaft in Kindertagesstätten, Pflegeeinrichtungen, in der Pfarrgemeinde. Sie sind die dienstbaren Geister, die Priester sind nur Prediger einer neurotischen Sexualkunde. Wirklich gemeinschaftsstiftend im Sinne der handfest zulangenden Laien sind sie nicht.
Aus diesem Grunde möchte ich letztere auch ganz solidarisch unterstützen, anerkennend, dass sie unschätzbare gemeinschaftsstiftende Leistungen für Deutschlands Gemeinschaft erbringen. Für die Priester sind sie allerdings nicht mehr als schmückendes Beiwerk.
Die Geschichte der Römisch-Katholischen Kirche ist ein ewig langer Irrweg, Gutes mit Bösem unter einem Dach zu vereinbaren. Dieser Versuch ist krachend gescheitert.
Wer über die römisch-katholische Kirche spricht, kommt in letzter Konsequenz nicht umhin, für eine Auflösung dieser blutriefenden und Elend bringenden Institution über Jahrhunderte zu votieren. Wir sprechen hier nicht von einem Fliegenschiss der Menschheitsgeschichte.
Den Menschen, die bislang gemeinschaftsstiftende Handlungen unter ihrem Kreuz und in ihrem Namen erbracht haben, stehen andere Wege offen, auf denen sie unterstützt werden können. Allerdings sollten sie sich zuvor glaubhaft von dem rückwärts gewandten alten Ungeist lösen.
Für einen Glauben in Liebe - statt einem strafenden Glauben.
Sehr gerne gelesen...
Die im Text verlinkte Seite „Geschichten die zählen“ beinhaltet vorwiegend Missbrauch innerhab der Familie, also dem Ort, wo er am allermeisten geschieht. Das nur so nebenbei. Was den internationalen Sexclub mit Sitz im Vatikan anbelangt: Ausser rhetorischer Akrobatik erwarte ich hier nichts mehr. Mehr darf man ja hier kaum schreiben, sonst wird man plötzlich mit Drohungen aus der aller untersten Schublade konfrontiert, nicht wahr, M.? Und genau das ist das Problem mit diesem Club der alten Männer: Er funktioniert wie die Mafia. Wer nicht schweigt, wird zum Schweigen gebracht. Omertà, oh, merda...
@Bartleby: „Die Geschichte der Römisch-Katholischen Kirche ist ein ewig langer Irrweg, Gutes mit Bösem unter einem Dach zu vereinbaren. Dieser Versuch ist krachend gescheitert.“
Theologisch ist diese Aussage grundverkehrt! Andersherum wird das theologisch-spirituelle Dilemma des Christentums (in „leichteren“ Ansätzen auch des Judentums und des Islams) deutlich: „Die Geschichte der Römisch-Katholischen Kirche ist ein ewig langer Irrweg, das Gute vom so genannten Bösen systematisch zu trennen. Dieser Versuch ist krachend gescheitert.“
Die Realität ist eine völlig andere. Die Wirklichkeit umfasst Geburt und Tod, Altruismus und Egoismus, Friedfertigkeit und Aggressionen, Glück und Unglück, „Paradies“ und Abgrund …
Wer das vermeintlich Schlechte dem Teufel zuschreibt, hat von „Gott“ eine völlig verkitschte, kindliche Vorstellung und von der Wirklichkeit des Menschen und der Mitwelt nicht viel verstanden. Als völlig realitätsfremd muss er „krachend“ scheitern. Vor allem, wenn er von sich behauptet, die höchste Wahrheit zu verkünden, in Wirklichkeit aber unheilvolle Begrenztheit predigt.
Was nützt die Predigt von der Liebe, wenn man damit einhergehend die Wirklichkeit – z.B. die des Menschen – gnadenlos beschneidet und allen Gläubigen eine Zwangsjacke verschreibt? Wer versucht nicht, daraus eines Tages auszubrechen? Das berechtigt natürlich in keiner Weise zu kriminellen Taten.
Wer sich theologisch beispielsweise mit Ratzinger auseinandersetzt, wird schnell erkennen, dass dieser in seinem Denken völlig der „Entweder-Oder-Zwangsvorstellung“ verfallen ist. Er ist in seiner denkerischen „Einfalt“ davon überzeugt zu wissen, was gut und was richtig für „seinen Gott“, für seinen Glauben und für seine Kirche ist, für die er sich einhundertfünfzigprozentig einsetzt.
Kann das dann falsch sein, wenn Ratzinger Menschen, die alles das zu „besudeln“ und zu „gefährden“ versuchen, mit allen ihm als legitim erscheinenden Mitteln in die Schranken zu weisen? Wie darf man es jemals zulassen, dass der schnöde Mensch mit all seinen Verfehlungen sich über einen „Vertreter Gottes“ stellt?
Für Ratzinger ist sogar Vertuschen nicht falsch, für seine Vasallen auch nicht. Die Bestimmung der Wahrheit und die Wahl der Mittel im Kampf gegen die Unwahrheit obliegt der Seite der „Guten“ und nicht der „Schlechten“ – oder etwa nicht?
In diesem Sinne gibt es kaum jemals etwas, wofür man sich entschuldigen müsste. Man selber ist sich keiner Schuld bewusst. Es ist des Teufels Schuld, wenn ein schwacher Mensch verführt wurde – oder etwa nicht?
Nicht nur jeder ernsthaft um Spiritualität bemühte Mensch kann bei genauem Hinsehen diesen Irrwitz erkennen. Jedes Opfer kann zurecht die (Kirchen-)Welt nicht mehr verstehen. Sie alle brauchen unsere Hilfe, damit sie ihr Trauma Schritt für Schritt einordnen und überwinden können! Denn selbst das kann man offensichtlich von einer derart desolaten Kirche nicht erwarten.
Ja, natürlich muss die Stellung der Kirche in der Gesellschaft eine andere werden, natürlich darf es ausschließlich um die Durchsetzung des Staatsrechts gehen. Kein Kirchenvertreter sollte sich jemals mehr auf der „Überholspur“ wähnen.
Muss die Kirche abgeschafft werden? Nein, nicht zwangsläufig. Sie muss nur ihren Platz finden, an dem Wahrhaftigkeit – das Streben nach Wahrheit – und gelebte (Nächsten-)Lliebe die Prioritäten sind.
Verfassungsauftrag: Wie kann es sein, dass nunmehr über 200 Jahre der Steuerzahler für diese (!) Kirche finanziell aufkommt ????? Über die Untätigkeit der gewählten Parlamentarier.
Systemisches
Thema der Wochenendausgabe der SZ
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Dutzende von Beiträgen zum Missbrauchs-Thema sind unter diesem Link zusammengefasst
https://www.sueddeutsche.de/thema/Glaube_und_Religion
u.a.
"Das System Kirche hat sich über alles gestellt"
Fragen:
Was macht dieses "System" aus? Wer gehört (un)mittelbar dazu? Ist die so genannte organisierte Verantwortungslosigkeit nicht ein neoliberaler Marker, der Demokratie und Rechtsstaat untergräbt?
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In der Printausgabe vom 22./23. Januar 2022 lautet auf Seite 2 (Thema der Woche) die Überschrift:
"Im Namen des Volkes. Amen - Das Erzbistum München und Freising bemühte sich immer wieder um die stille Unterstützung von Staatsanwälten und Richtern. Die ließen tatsächlich oft genug Verfolgungseifer vermissen."
Im Vorspann kann man lesen: "Ein Gutachten ... setzt auch die bayerische Justiz in ein schlechtes Licht."
Aus dem Text ein Zitat:
>> Vor dem Strafprozess gegen ... Peter H. im Jahr 1986 schrieb Generalvikar Gruber: "Der vorsitzende Richter wird Herr... sein. Er ist praktizierender Katholik ... Es besteht die begründete Hoffnung, dass alle Beteiligten jedes Aufsehen in der Öffentlichkeit vermeiden werden."
Über das erstaunliche Verständnis der zuständigen Staatsanwaltschaft bereits nach Erstellung des ersten Gutachtens 2010, was das Legalitätsprinzip angeht, berichtet die SZ in diesem Beitrag weiter. Das nie veröffentlichte Gutachten verschwand zunächst im Tresor.
Warum wurde es damals nicht unverzüglich beschlagnahmt? Auf Anfrage der SZ teilte die StA mit, man habe damals nicht von Amts wegen ermittelt. Er acht Jahre später wurde die StA aktiv und ließ sich das 2010-Gutachten übermitteln ...
Der Artikel endet mit dem Hinweis auf die Praxis der 50er Jahre. In einem Schreiben eines Mitarbeiters des Ordinariats, der offenbar zuvor den Landgerichtsdirektor aufgesucht hatte, an den verurteilten Priester heißt es:
"Ich kann Dir nur sagen, dass auch [der Landgerichtsdirektor] von großem Wohlwollen in der Behandlung Deiner schwerwiegenden Angelegenheit getragen ist."
Nun, diese Zeiten des "Wohlwollens" dürften im Jahr 2022 vorbei sein.
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Oben hatte ich auf Artikel 10 verwiesen. Dieser lautet im Ansatz
"Artikel 10, § 1
Der Bayerische Staat wird seinen auf Gesetz, Vertrag oder besonderen Rechtsti-teln beruhenden vermögensrechtlichen Verpflichtungen gegen die katholische Kirchein Bayern stets nachkommen. Die vermögensrechtlichen Verpflichtungen, die im Konkordate von 1817 festgelegt sind, werden durch folgende Vereinbarung ersetzt: .... "
Wie kann es sein, dass nunmehr über 200 Jahre der Steuerzahler für diese (!) Kirche finanziell aufkommt ?????
Man lese den von Stefanie bereits verlinkten Artikel
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/enteignung-der-kirchen-entschaedigungen-bis-in-alle-ewigkeit-12555649.html
Zitat, der Artikel stammt aus dem Jahr 2013:
Als der religionspolitische Sprecher der Linken, Raju Sharma, vor vier Monaten einen Gesetzentwurf zur Ablösung in den Bundestag einbrachte, stieß er damit bei allen anderen Parteien auf taube Ohren. Nicht mal eine Anhörung im Parlament wollten die Unionsparteien, SPD und FDP zulassen. Ihre Begründungen, den Verfassungsauftrag weiter zu ignorieren, fielen kreativ aus. Die Union erklärte, sie „bevorzuge das Prinzip freiwilliger Leistungen sowie einvernehmlicher Lösungen“. Dieter Wiefelspütz von der SPD räumte zwar ein, „auf diese Missachtung eines Verfassungsauftrags durch uns Parlamentarier kann man nicht wirklich stolz sein“. Aber: „Wenn das 90 Jahre lang nicht erfüllt wurde, wird das nicht von heute auf morgen zu regeln sein.“
Zitat Ende
Hauptsache, keusch!
Kardinal Reinhard Marx hat am 27.01.2022 in der Katholischen Akademie München zu dem vor einer Woche vorgestellten Gutachten zum Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum München und Freising Stellung bezogen und seine sexualitätsfeindliche Lehrformel erneuert, die ja gleichermaßen die pathologische Botschaft der kath. Kirche als Institution ist.
Reinhard Marx bemerkt dabei, dass Homosexualität keine Einschränkung sei, um Priester zu werden. „Ob jemand homosexuell orientiert ist oder heterosexuell orientiert, ich gehe davon aus, dass er dann eine keusche Lebensweise führt.“
Schreiben und Schreiben-Lassen.
Ob Aussagen theologisch grundverkehrt sind, ist für mich n i c h t der Maßstab der Dinge. Ich bin kein Theologe - und will auch keiner sein. Aber ich bin wie viele meiner Generation im Geiste der Theologie sozialisiert - und damit eingeengt und behindert. Das fortzusetzen kann nicht mein Interesse sein.
Es freut mich, wenn Einigkeit darüber hergestellt werden kann, dass die Kirche(n) eine Stellung innehat (haben), die nicht in diese Welt passen. Der geistige Überbau ist da für mich als Freidenker ohne externe Heimat da eher nachrangig.
Einen "Platz der Wahrhaftigkeit ... und Streben nach Wahrheit" benötigt keine Organisation der Jahrhundertealten Form. Der kann auch in einer Stroh- oder Lehmhütte bestehen, ganz ohne den Pomp etwa eines Tebartz van Eltz.
Über die quantitative Wucht von Gegenreden bin ich immer wieder verwundert. Ob die den Gegenheiten (Realitäten) gerecht werden? Zweifel sind erlaubt. Ich drücke diese Zweifel gerne aus - auf meine Weise.
P.S. Was ist eigentlich mit den Strafverfolgungsbehörden: Schlafen die? Nicht zuständig? Oder politisch bereits dermassen voreingenommen, dass sie gar nicht mehr zuständig sein können? Im Normalfall käme es bei solchen Geschichten MIT begründetem Tatverdacht augenblicklich zu Strafbefehlen, Hausdurchsuchungen und Verhaftungen. Da würde gewissen grau mellierten Herren endlich so richtig der A.... aufgerissen! Nicht so bei der katholischen Kirche: Warum eigentlich nicht? Geniessen die einen strafrechtlichen Sonderstaatus wie z. B. diplomatische Gesandte? Joseph Ratzinger sollte nach seinen jüngsten Lügen in U-Haft genommen werden- und sei es nur für ein paar Tage: Das würde vielleicht Wunder bewirken..!
Die Frage nach den Strafverfolgungsbehörden ist schnell beantwortet:
wer die bislang als 'Schwarzfahrer' etikettierten Nutzer des ÖPNV ohne Fahrschein zusammen mit anderen Staatsgefährdenden Delikten mit Verve verfolgt, kann sich doch nicht mit solchen 'Petitessen' der beschriebenen Art befassen.
Ich habe kleine Rädchen im NS-Getriebe vehement verteidigt, wenn sie noch im hohen Alter, kaum mehr existent, vor Gericht gezerrt wurden. Herr Ratz ist zwar kein kleines Rädchen (eher ein kleines Lichtlein), aber ich finde: Vergehen/ Tat und Ahndung sollten in einem überschaubaren zeitlichen Kontext stehen. 40 Jahre zählen für mich nicht mehr dazu. Sorry.
Und noch eines: es gibt wirksamere Mittel der Triebabfuhr. :-)
Erkenntnisgewinn oder Erkenntnisblockade?
Intellektuelle Wahrhaftigkeit oder persönliche Betroffenheit?
Bedauerlich, dass Sie meinen rein inhaltlich gehaltenen Beitrag nicht als Möglichkeit zum in der Sache äußerst wichtigen Ekenntnisgewinn nutzen, sondern stattdessen Ihre persönliche Befindlichkeit in den Vordergund schieben.
Hätte ich mir Zeit und Mühe also sparen können!
So ist das mit der Freiheit. Der Freiheit VON - wie auch der Freiheit ZU.
Nachdem hier Beleidigungen bis hin zu Toterklärungen von FC-Mitgliedern zum tolerierten Umgangston gehören, dürften doch "persönliche Befindlichkeiten" (wie sähen wohl "un-persönliche" aus - und wer könnte sie formulieren?) eher in die Abt. für Launiges fallen - oder?
Wohl dem, der einfache Lösungen anzubieten (zu suggerieren) hat. Wenn Sie für Ihre Posts "Erkenntnisgewinn" in Anspruch nehmen, übernehme ich gerne die "Erkenntnisblockade".
Viel Vergnügen auf weiterem Talk-Show-Niveau.
Ich versuche derweil, die Redaktion von Anne Will zu erreichen. Themenvorschlag für die nächste Sendung frei nach @Insel-Banker:
"Die Römisch-Katholische Kirche in der Postmoderne: Fluch - oder Segen?"
Horrido - gut Ding will Weile haben!
"Wer sich theologisch beispielsweise mit Ratzinger auseinandersetzt, wird schnell erkennen, dass dieser in seinem Denken völlig der „Entweder-Oder-Zwangsvorstellung“ verfallen ist. Er ist in seiner denkerischen „Einfalt“ davon überzeugt zu wissen, was gut und was richtig für „seinen Gott“, für seinen Glauben und für seine Kirche ist, für die er sich einhundertfünfzigprozentig einsetzt."
Wenn es um Mißbrauch geht will ich mich keineswegs theologisch mit Ratzinger & Konsorten auseinandersetzen. Denn Mißbrauch fällt unter irdische Gesetzgebung, dafür reicht die Staatsanwaltschaft. Was der Herrgott mit ihm vorhat ist seine Sache, doch wenn der Staat es zulässt, dass hier Paralellgesellschaften entstehen, welche auch noch das Wohl unsrer Kinder gefährden, ist Schluss mit lustig! Ja, der Staat und die Öffentlichkeit macht sich meiner Meinung nach sogar zum Komplizen, wenn er diese brutalen Straftaten ungestraft lässt.
"Kann das dann falsch sein, wenn Ratzinger Menschen, die alles das zu „besudeln“ und zu „gefährden“ versuchen, mit allen ihm als legitim erscheinenden Mitteln in die Schranken zu weisen? Wie darf man es jemals zulassen, dass der schnöde Mensch mit all seinen Verfehlungen sich über einen „Vertreter Gottes“ stellt?"
Ein Psychogram erlaube ich mir nicht zu erstellen in der causa Ratzinger. Wer aber Sex und Menschlichkeit aus dem Parteiprogramm streicht, kann die Wahrheit Christus nicht an die Frau/Mann/Kind glaubhaft bringen. Das ist Fakt! Insofern ist das Scheitern des Vatikans auf Sicht eingepreist.
"Für Ratzinger ist sogar Vertuschen nicht falsch, für seine Vasallen auch nicht. Die Bestimmung der Wahrheit und die Wahl der Mittel im Kampf gegen die Unwahrheit obliegt der Seite der „Guten“ und nicht der „Schlechten“ – oder etwa nicht?"
Das "Matchi Syndrom" nennen es die Natives in Nordamerika, eine Krankheit des Geistes. Darüber sollten Gutachten entscheiden. Da könnte man bei BlackRock gleich weitermachen.
"In diesem Sinne gibt es kaum jemals etwas, wofür man sich entschuldigen müsste. Man selber ist sich keiner Schuld bewusst. Es ist des Teufels Schuld, wenn ein schwacher Mensch verführt wurde – oder etwa nicht?"
Entschuldigen? Ganz im Gegenteil, sie lassen und liessen sich die Morde & Vergewaltigungen der christlichen Eroberer durch den Ablasshandel in monumentaler Form (Petersdom) in Erinnerung bringen. Sprechen heilig, im Namen von Betrug, Gier und Geiz! Und das täglich, rund um den Erdball!
"Nicht nur jeder ernsthaft um Spiritualität bemühte Mensch kann bei genauem Hinsehen diesen Irrwitz erkennen. Jedes Opfer kann zurecht die (Kirchen-)Welt nicht mehr verstehen. Sie alle brauchen unsere Hilfe, damit sie ihr Trauma Schritt für Schritt einordnen und überwinden können! Denn selbst das kann man offensichtlich von einer derart desolaten Kirche nicht erwarten."
So schöne Worte ...
... und welche Hilfe denken Sie, brauchen diese Leute? Wissen Sie wie schwer es ist einen Termin beim PsychologenIn einzufahren? Sie können diesen Leuten ja nicht einmal Hilfe anbieten. Diesen "Kardinalfehler" der Kirche kann man nicht verzeihen! Wieviel Liebe, Sexualität und Leben wurden zerstört? Jede einzelne Geschichte sollten die Täter sich anhören müssen, jede einzelne Geschichte ihrer Opfer. Die Taten der Einzeltäter können nie überwunden werden, nur wer Glück hat darf auf Vergebung hoffen, im Einzelfall. Die von der Instutition Kirche begangene strukturelle Gewalt ist mindestens so streng zu veranschlagen wie die Bildung einer kriminellen Vereinigung oder Mitgliedschaft extremistischer Gruppen.
"Ja, natürlich muss die Stellung der Kirche in der Gesellschaft eine andere werden, natürlich darf es ausschließlich um die Durchsetzung des Staatsrechts gehen. Kein Kirchenvertreter sollte sich jemals mehr auf der „Überholspur“ wähnen."
Kirche darf auf keinen Fall rechtsfreier Raum sein. Inwieweit hier Staatsanwaltschaften wegen Unterlassung in die Pflicht genommen werden können muss öffentlich debattiert werden.
"Muss die Kirche abgeschafft werden? Nein, nicht zwangsläufig. Sie muss nur ihren Platz finden, an dem Wahrhaftigkeit – das Streben nach Wahrheit – und gelebte (Nächsten-)Lliebe die Prioritäten sind."
Ob die Kirche abgeschafft gehört, diese Frage sollte Kirche selbst beantworten. Die Konservative insgesamt befindet sich in der Sinnkrise. Als Katholik bin ich Teil dieser Kirche und ja ich schäme mich für die Vorgänge. Ich bin in katholisch behüteter Atmosphäre aufgewachsen und habe auch meine Kinder christlich erzogen. Warum ich nicht austrete? - da ringe ich ständig hin und her. Einmal will ich der Stachel im Fleisch bleiben - ein andermal widert mich der Konzern nur noch an!
Sprüche sind Spruche- ich schreibe es trotzdem ,,Kein Frosch legt den Teich trocken,in dem er gerade sitzt.''
Mich hat nicht verwundert,das Ratzinger nun dementieren musste.Na selbst er hat Angst vor der Hölle.
Mir wäre wichtig zu erleben,daß die katholische Kirche in Deutschland den Mißbrauchsopfern Therapien bezahlen.Da bleibt die Zeit nicht stehen,um zu reden und aufzuarbeiten.
Hier muss endlich Kirche und Staat getrennt werden.
Nein die Aufarbeitung ist mehr wie ein Gutachten etc ..Ich bin froh über die Deutlichkeit der Kanzlei Was sind das für Nichtgeschichtsrevisionisten?Die hatte wohl Keiner oder Keine auf dem Schirm.
"Mir wäre wichtig zu erleben,daß die katholische Kirche in Deutschland den Mißbrauchsopfern Therapien bezahlen.Da bleibt die Zeit nicht stehen,um zu reden und aufzuarbeiten."
Das ist doch mal ein konkreter Ansatz, danke dafür @Anelim Aksnesej. Den Überbau abspecken und den Laden endlich vergesellschaften, das wäre die rechte Antwort. Gäbe es Jesus, er würde das Pack aus dem Tempel werfen.
Nein würde JCh nicht tun,denke ich.Der Leidensweg der Mißbrauchten ist länger,wie das Leben der Muß Raucherinnen.
Interessante Frage Was würde Jesus Christus tun?
Ich weiß es nicht.Sicher ist, er wurde nicht so lange aufarbeiten,sondern hier und heute praktisch erlebbar tun.
MißbraucherInnen
muss es heißen
"Der Leidensweg der Mißbrauchten ist länger,wie das Leben der Muß Raucherinnen."
Interessante Kombination. Wobei mir als entwöhnter Raucher die Option mit dem Nikotin lieber wär. Ich stelle mir sexuellen Mißbrauch unvergleichbar schrecklich vor. Die Sexualität, das ganze Leben kaputt gemacht ... der Horror schlechthin ...
... "Sicher ist, er wurde nicht so lange aufarbeiten,sondern hier und heute praktisch erlebbar tun."
Für einen wie ihn hätte sich nicht viel geändert, seit damals. Es gibt eine Weltmacht (wie Rom), Streit um Jerusalem (seit eh und je) und Geldwechsler (Börsen) lungern immer noch an Tempeln und Kirchen herum. Aber als Syrer käme er derzeit gar nicht über die Grenze, ohne Papiere ...
Hätte mich verschrieben-siehe Ergänzungen
Die Spätfolgen sind so unkalkulierbar....Da kann auch Jesus Christus nicht die Realität kicken.Die Unendlichkeit einer Religion ist mitunter tödlich für das reale Leben eines Zweibeiners... Die menschliche Psyche lässt sich nicht überlisten.Ich frage mich,was ist so schwer ein paar Goldleuchter z.B. zu verkaufen?Na vielleicht wird es was mit Kardinal Marx- nur zu....Marx war ja meistens chronisch pleite,wer ist der Engels von Kardinal Marx?Vielleicht der Papst selber- immerhin Südamerikaner und Theologie der Befreiung,weit hergeholt und gesponnen...
Zum ersten Teil: Daran wirds wohl liegen, stimmt. Zum Zweiten: Sexualstraftaten sind, zumindest in der Schweiz, unverjährbar. Das macht die Sache nicht unbedingt einfacher, zumal es sich meistens um sog. Vieraugen-Delikte handelt: Da steht Aussage gegen Aussage. Zeugen gibt es keine. Wenn ein Opfer erst nach, sagen wir, 40 Jahren Strafanzeige erstattet, stellt das die Gerichtsbarkeiten vor fast unlösbare Probleme. Wem will man mehr glauben: Dem mutmasslichen Täter oder dem Opfer? Ich rede hier vom familiären Bereich. Die katholische Kirche ist da aber ein ganz anderes Kaliber. Ich denke, das muss man schon auch in die Betrachtungen mit einbeziehen. Wir reden hier von hinlänglich bekannten, z. T. verkommenen und / oder nicht mehr zeitgemässen Strukturen. Das hat überhaupt nichts mit Triebabfuhr zu tun. Wir könnten mal zusammen eine Liste mit Missbrauchsskandalen innerhalb der katholischen Kirche erstellen. Und immer noch passiert: Nichts, überhaupt nichts. Das ist doch unfassbar! Andere Institutionen werden von den Strafverfolgungsbehörden komplett auseinander genommen. Waldorf Schule und zahlreiche Internate zum Beispiel. Oder Sportinstitutionen. Wie viel braucht es denn bei der katholischen Kirche, bis endlich gehandelt wird? Insofern muss man dem vorliegenden Artikel uneingeschränkt zustimmen: Den Kirchen gehört die Aufarbeitung endgültig entzogen!
P.S. In meinem innersten Familienkreis gibt es Missbrauchsopfer. Eine Katastrophe. Das macht meinen Zorn vielleicht verständlicher. Diese Menschen leiden ein Leben lang und sind irreparabel beschädigt. Und warum? Weil man die Täter aus z. T. verständlichen Gründen nicht zur Rechenschaft ziehen wollte. Strukturen halt eben. Zudem sind die mutmasslichen Täter bereits verstorben. So.
Die Realität der Katholischen Kirche – und anderer religiösen Vereinigungen - zeigt sich nicht nur in Deutschland, das ist (oft) nur ein kleiner Teil des Ganzen.
Es gibt erhebliche ideologische / theologische Unterschiede im Innern der Institutionen, in den verschiedenen Ländern, auf den verschiedenen Kontinenten, und bei den einzelnen Katholiken selbst.
Das muss bei den Linken in D und Europa erst einmal richtig analysiert werden. Man kann nicht einfach all diese Unterschiede in den gleichen Topf einer linken Standard-Religionskritik werfen.
Die Klassengesellschaft reproduziert sich natürlich auch in den Religionen.
Vor vielen Jahren nahm ich an einer Veranstaltung teil, an der u.a. auch Alfred Dregger und Joseph Ratzinger als Redner auftraten. Zwei extrem reaktionäre Herzchen – eine Seele, kein Unterschied zwischen Schwert und Kreuz. Das Wort ‚konservativ‘ fehlt weit, die gezeigte chauvinistische Geisteshaltung abzudecken.
Es hat mich seitdem immer wieder verwundert, wie Herr Ratzinger es auf den Stuhl des Papstes schaffte, und welche Kräfte ihn dabei unterstützen.
Selbst in Anbetracht seines fortgeschrittenen Alters kann man misstrauisch bleiben, was seine fortgesetzte Anwesenheit in Rom betrifft …
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Angesichts der wahrscheinlichen Folgen und Konsequenzen des Klimawechsels wird m.E. Spiritualität in allen möglichen Variationen global zunehmen.
Die ‚großen‘ Weltreligionen haben da längst noch nicht ausgedient, auch nicht die Katholische Kirche.
Für eine systemkritische Linke wäre es in diesem Adaptionsprozess strategisch notwendig, die richtigen Bündnispartner zu finden.
Nochmals verlinkt hier ein verlassener Bauplatz zur möglichen Wiederinbetriebnahme:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kritischer_Katholizismus
Hier passt weder ein Blatt Papier noch die Taste eines PCs zwischen uns. ;-)
JA, die Kirche (Kirchen?) hat (haben) eine Sonderstellung, die fernab jeder historischen und praktischen Vernunft liegt. Ich denke noch 'gerne' an den Brand der Notre Dame und den medialen Aufschrei - auch unter abgestandenen Linken.
In der Tat ist zwischen persönlichem und institutionalisiertem Rahmen zu unterscheiden. Ohne Wenn und Aber.
Ihr Post Scriptum ist zustimmungswürdig. U n d ergänzungsfähig. Das meiste trifft nicht nur auf sexuelle Missbrauchsopfer zu, sondern auch auf andere - weniger skandalisierte, aber hochwirksame - Opfer.
Als Heimkind der BRD der 1960er weiß ich, wovon ich schreibe. Diese Erfahrungen nehmen Sie mit ins Grab und in die Ewigen Jagdgründe.
Ich hatte das - verdiente oder unverdiente - Glück, damit leben zu können, sogar m e i n Leben leben zu können. Dafür bin ich sehr dankbar und demütig geworden. Schlimmstenfalls hätte ein Anders Breivick, teutonische Variante, aus mir werden können. Für mich wenig verlockend.
Spiritualität und Glaube benötigen Orte und Heimat. Gewiss. Aber wo steht geschrieben, dass sie bluttriefende und angsterfüllte Räume benötigen? Die noch die Schreie der Opfer hören lassen?
Mein Motto: Verzeihen ja, vergessen nie. Beharrlichkeit und Mut zur Aufarbeitung.
Wider die vorschnelle Inbetriebnahme. Ob mit oder ohne Wikipedia.
Die Historikerin Dagmad Pöpping, die 2017 das Buch "Kriegspfarrer an der Ostfront" veröffentlichte, sagt in einem Interview:
>>Was den Antibolschewismus angeht, waren die christlichen von den nationalsozialistischen Diskursen kaum zu unterscheiden.<<
Die atheistischen Bolschewiki wurden als "seelenlos" eingeordnet, deshalb, so die Schlussfolgerung, könne man sie anders behandeln als die "Beseelten". Mit dieser theologischen Volte wurden die Kommunisten aus dem Bereich des Menschlichen ausgeschlossen. Die Nationalsozialisten haben für bestimmte Menschengruppen den Begriff der "Untermenschen" benutzt. Die Parallelen sind evident. Für die Kirchen, so Pöpping, stand die Re-Christianisierung Russlands als Ziel ihrer Kooperation mit den Nazis im Zentrum.
Sie sind im Nachkriegsdeutschland gut davongekommen, die christlichen Verbündeten der Nazis. Immer noch haben sie bedeutende steuerliche Privilegien und alle Steuerzahlerinnen, ob Kirchenmitglied oder nicht, müssen jährlich Milliarden berappen, damit diese Organisationen ihr missionarisches Werk fortsetzen können.
Über die Wahrheit des Ex-Stellvertreters
https://www.publik-forum.de/Religion-Kirchen/die-wahrheiten-des-papstes-benedikt
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"Viele der überkommenen Privilegien der Religionsgemeinschaften werden dem Missbrauchsorkan nicht standhalten." - so Prantl in seiner heutigen SZ-Kolumne.
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Was die Ampel vorhat - Blick in den Koalitionsvertrag
>> Unter der zuende gehenden Großen Koalition spielte das Verhältnis von Staat und Religionsgemeinschaften nur eine geringe Rolle; grundsätzliche Reformen des Staatskirchenrechts wurden nicht angegangen. Oppositionsanträge etwa zur Ablösung der Staatsleistungen an die Kirchen hatten erwartbar keinen Erfolg.
In der kommenden Legislaturperiode soll sich das ändern: Reformen beim kirchlichen Arbeitsrecht, Aufarbeitung sexualisierter Gewalt, Ablösung der Staatsleistungen – die Ampel-Koalition nimmt sich einiges vor. Dabei fällt auf, dass im Vergleich zum Koalitionsvertrag der vorigen Großen Koalition Kirchen und Religionsgemeinschaften insgesamt etwas weniger Raum einnehmen. Zwar schätzt auch die Ampel das Engagement der Kirchen in der Entwicklungszusammenarbeit und will ihre Förderung stärken; weiterhin will sie in der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik das Thema Religion stark machen. <<
Quelle: katholisch.de
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Auszug Koalitionsvertrag, Seite 111:
Kirchen und Religionsgemeinschaften
Kirchen und Religionsgemeinschaften sind ein wichtiger Teil unseres Gemeinwesens und leisten einenwertvollen Beitrag für das Zusammenleben und die Wertevermittlung in der Gesellschaft. Wir schätzen und achten ihr Wirken.
Wir schaffen in einem Grundsätzegesetz im Dialog mit den Ländern und den Kirchen einen fairen Rahmen für die Ablösung der Staatsleistungen. Wir entwickeln das Religionsverfassungsrecht im Sinne des kooperativen Trennungsmodells weiter und verbessern so die Beteiligung und Repräsentanz der Religionsgemeinschaften, insbesondere muslimischer Gemeinden.
Dazu prüfen wir, ob hierfür Ergänzungen des Rechtsstatus von Religionsgemeinschaften notwendig sind und erörtern dies in enger Abstimmung mit den betroffenen Kirchen und Religionsgemeinschaften. Neuere, progressive und inDeutschland beheimatete islamische Gemeinschaften binden wir in diesen Prozess ein. Wir bauen dieAusbildungsprogramme für Imaminnen und Imame an deutschen Universitäten in Zusammenarbeitmit den Ländern aus.
Bisher rund 20 Milliarden an die Kirchen (Überzahlung) - und zwar aus den allgemeinen Steuern. Das Versagen der Regierungen, der MdB. BVerfGE.
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Zum besseren Verständnis von Artikel 140 GG in Verbindung mit u.a. 138 WV zwei Links:
https://de.wikipedia.org/wiki/Artikel_140_des_Grundgesetzes_f%C3%BCr_die_Bundesrepublik_Deutschland
Humanistische Union
Die Humanistische Union begrüßt, dass im Deutschen Bundestag zum zweiten Mal der Versuch unternommen wird, den Verfassungsauftrag zur Ablösung der Staatsleistungen einzulösen.
(...)
Die Ablösung der Staatsleistungen an die Kirchen ist seit 1919 bindender Verfassungsauftrag, wie dies auch der Gesetzentwurf im Allgemeinen Teil der Begründung anerkennt. Die Regierungen und Parlamente des Deutschen Reichs, der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Länder haben es seit über 100 Jahren versäumt, diesen Verfassungsauftrag zur Ablösung der historischen Staatsleistungen an die Kirchen umzusetzen. Dadurch sind der evangelische und der katholischen Kirche allein seit dem Jahr 1949 bis zum Jahr 2020 staatliche Leistungen der Länder in Höhe von 18,986 Milliarden Euro zugeflossen[2], die bei rechtzeitiger Ablösung den Kirchen ganz oder zu einem sehr großen Teil nicht gezahlt worden wären. Die Kirchen haben dadurch bis heute ein Vielfaches der Mittel erhalten (Überzahlung), die sie nach dem Willen der Verfassunggebenden Nationalversammlung von Weimar nur „übergangsweise“ erhalten sollten. Dieser Wille des Verfassungsgebers ergibt sich aus der „Übergangsvorschrift“ des Artikels 173 der Weimarer Reichsverfassung (WRV), welche nicht in das Grundgesetz inkorporiert wurde:
„Bis zum Erlaß eines Reichsgesetzes gemäß Artikel 138 bleiben die bisherigen auf Gesetz, Vertrag oder besonderen Rechtstiteln beruhenden Staatsleistungen an die Religionsgemeinschaften bestehen.“
Es folgt der Hinweis auf die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts und das Versagen der bisherigen Regierungen und MdB.
"Die Ablösung der Staatsleistungen an die Kirchen ist seit 1919 bindender Verfassungsauftrag, wie dies auch der Gesetzentwurf im Allgemeinen Teil der Begründung anerkennt. Die Regierungen und Parlamente des Deutschen Reichs, der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Länder haben es seit über 100 Jahren versäumt, diesen Verfassungsauftrag zur Ablösung der historischen Staatsleistungen an die Kirchen umzusetzen."
Danke für die Aufklärung, @mardi51a, hab ich wieder was dazugelernt
„Ich hatte das - verdiente oder unverdiente - Glück, damit leben zu können, sogar m e i n Leben leben zu können. Dafür bin ich sehr dankbar und demütig geworden.„
Ich weiss gar nicht, was ich sagen soll. Aber wenn Menschen mit einem solchen Hintergrund das Leben trotzdem noch schaffen, dann ist das eine Leistung! Rein statistisch betrachtet, ist es eigentlich ein Wunder, dass ich diesen Kommentar überhaupt schreiben kann. Mehr kann und will ich nicht sagen. Aber ich weiss ebenfalls ganz genau, was es heisst, vorbelastet zu sein.
...
Immer am kämpfen, immer. Immer und immer wieder.
Manchmal reichen Andeutungen, Bruder.
Und neben dem Kämpfen die Liebe nicht vergessen. Die Agape-Liebe.
Welt und Wesen brauchen das.
Trennung von Staat und Kirche, erste Schritte
Wer hat Erfahrungen mit E-Petitionen? Wie lange noch 500 Millionen/Jahr aus dem Steuersäckel für die Kirchen? Sind nicht 100 Jahre genug?
Die öffentliche Empörung ob des Missbrauchs könnte sie nicht der Absichtserklärung der Ampel, dem Verfassungsgebot nach über 100 Jahren der Nichtbefolgung seitens der Gewählten,
durch eine im Bundestag einzubringende e-Petition
unmissverständlichen gesellschaftlichen Druck verleihen, das Koalitionsversprechen (siehe oben) zügig in die Tat umzusetzen.
Arbeitstitel: "Finanzielle Trennung von Staat und Kirche"
Die oben verlinkte Stellungnahme der Humanistischen Union könnte man als kurze Begründung heranziehen.
Die Rechts-und Verfassungslage ist klar. Der Bundestag ist zum Handeln verpflichtet. Wir sehen vor uns eine 100-jährige Missachtung der geschriebenen Verfassung. Das Verfassungsgebot muss unverzüglich mit Leben erfüllt werden.
Wie bei der angedachten Impfpflicht könnte der Input aus der Mitte des Bundestags kommen. Die Einsetzung einer Kommission mit einem stringenten Auftrag wird wohl notwendig sein.
Eine Petition würde eine weitere Verschleppung in Zeiten wie diesen unmöglich machen. Es ist niemandem zu vermitteln, dass nach Jahrzehnten der Missbrauchs und dessen systemerhaltende Vertuschung durch die Hierarchen diese weiterin vom Steuerzahler alimentiert werden.
Wer von den fortschrittlichen Initiativen kann auf praktische Erfahrung zurückgreifen, damit eine solche Petition zugleich einen durchschlagenden (Anfangs)Verlauf nähme?