Erhalt des kleinen Glücks

Feminismus Es ging mal um mehr als Einzelschicksale. Heute dümpelt die Debatte um Frauenrechte in der Banalität. Feminismus soll nicht mehr selbstbewusst, sondern glücklich machen
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Als Rita Süssmuth 1985 ihre wissenschaftliche Karriere gegen das Amt der Gesundheits- und Familienministerin eintauschte und ein Jahr später als erste Frauenministerin der Republik reüssierte, wurde sie vom Spiegel gefragt, ob sie nicht Angst hätte, künftig als „Feministin vom Dienst“ wahrgenommen zu werden. Statt sich in mühsamen Definitions- und Abgrenzungsgesten zu verlieren, konterte Süssmuth: Da sie vor sich selbst keine Angst habe, müssten sich wohl auch andere nicht vor ihr fürchten.

Rita Süssmuth war wohl die erste Ministerin, die sich überhaupt eine solche Frage gefallen lassen musste. Feminismus war in den Mainstream-Medien damals noch kein Wald- und Wiesenbegriff und wurde höchstens in Nischenprodukten auf se