Faustpfand und Faustkeil

Kuhhandel Die Praxisgebühr steht vor dem Aus – gut so. Aber das Verteilen von Wahlgeschenken belegt noch keine sozialpolitische Kompetenz
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Der „eigenverantwortliche Versicherte“ war einmal ein Neujahrsgeschenk von Bundeskanzler Gerhard Schröder. An Silvester 2003 bescherte er dem Volk ein neues Codewort, indem er Eigenverantwortung zur Gemeinschaftsaufgabe erklärte. Zuvor hatte Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) mit ihrem CSU-Fachkollegen Horst Seehofer in einer berüchtigten Nachtrunde das Gesundheitssystemmodernisierungsgesetz aus der Taufe gehoben und mit ihm die wohl unpopulärste gesundheitspolitische Maßnahme der letzten 20 Jahre: die Praxisgebühr.

Über mehrere Quartale mutierten damals die Arztpraxen zum Kampffeld. Einkommensschwache Patienten hielt die neue Zuzahlung vom Arztbesuch ab. Für alle anderen trat bald ein Gewöhnungseffekt ein. Schon nach anderthalb