Sie fällt. Und fällt. Wie es sich in der Bundesrepublik gehört, in föderaler Zögerlichkeit, im Süden schneller als im bedächtigen Norden. Nachdem die aktuellen Inzidenzzahlen wenig Stoff liefern, hat sich die Maskenpflicht an Schulen zum Corona-Zankapfel entwickelt. Darf es Kindern weiterhin zugemutet werden, stundenlang mit einem Lappen vor Nase und Mund im Unterricht sitzen zu müssen, oder ist es umgekehrt nicht geradezu unsere Verpflichtung, den Bevölkerungsteil, für den bisher noch keine Impfung zur Verfügung steht, zu schützen durch das Tuch?
Für Virologen wie Melanie Brinkmann liegt der Fall klar: Warum etwas abschaffen, was nützlich und billig ist, fragt sie und resümiert, dies aufzugeben sei „einfach dumm“. Ähnlich sehen es Lehrerverbände, die sich um das Personal an den Schulen sorgen und nicht einfach zuschauen wollen, wie die Schulen „durchseuchen“. Anders die Kinderärzte, die mit mehr oder weniger Furor Partei für die Jüngsten ergreifen und die die meist harmlosen Infektionen von Kindern ins Verhältnis setzen zur Maskenpflicht: Wir quälten die Kinder, so etwa der Sprecher des Berufsverbands der Kinderärzte, Jakob Maske, im Interesse der nicht geimpften Erwachsenen.
Haben wir die Kinder in den vergangenen Monaten also zum Maskentragen nur verdonnert, um die eigene Freiheit auszuleben? Nehmen wir in egoistischer Manier Kinder in Schutzverwahrung? Es gibt wohl kaum jemanden, der gerne mit Mundschutz unterrichtet und unterrichtet wird. Gleichzeitig offenbart die Diskussion die tiefe Verunsicherung durch die Pandemie, durch die das Gefühl für die richtige Maßnahme zum richtigen Zeitpunkt verloren gegangen ist. Wir sind Risikofetischisten geworden, umgetrieben von Angst.
Vielleicht ist es deshalb endlich an der Zeit, ein Wagnis einzugehen, das denen Entlastung bringt, die unter der Pandemie besonders gelitten haben. An der Zeit, uns mit Bedacht aus der Deckung zu wagen und dem Risiko zu begegnen, das das Leben nun einmal darstellt. Die Maske lässt sich bei Bedarf schnell wieder entmotten. Gewähren wir den Kindern, denen wir in den vergangenen anderthalb Jahren Übervorsicht antrainiert haben, vorerst jene Freiheiten, die wir Erwachsenen selbst für uns reklamieren.
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