Machen Kinder glücklich? Eine Menschheitsfrage, die vor allem jüngere Leute im Wartestand auf die Elternschaft umtreibt. Da gibt es die einen, die glauben, dass Kinder der Sargnagel jeder Beziehung sind und Männer dazu bringen, sich schon im Vorfeld aus dem Staub zu machen; und die anderen, denen es gar nicht schnell genug gehen kann, weil sie Kinder für die Erfüllung ihres Lebens halten. Bei den meisten sind Kinder allerdings, na ja, so eine Art mehr oder weniger geplanter Unfall. Es passt nie, aber wenn sie kommen, begrüßt man sie freudig.
Dass aber der Zeitpunkt, wann „sie kommen“, ziemlich bedeutsam sein kann, zeigen zwei kürzlich veröffentlichte Studien. Mikko Myrskylä vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock hat mit seiner US-amerikanischen Kollegin Rachel Margolis nämlich untersucht, welche Eltern besonders glücklich sind. 7.000 Elternpaare aus Deutschland und Großbritannien wurden einem Vergleich unterzogen und im Lauf ihres Lebens nach ihrer Zufriedenheit mit Kindern befragt. Dass Herkunft, Bildung und Einkommen dabei eine wichtige Rolle spielen, erstaunt nicht. Ebenso wenig, dass Frauen unmittelbar nach der Geburt glücklicher sind als Männer, sich dieses Verhältnis, wenn ein Jahr ins Land gegangen ist, aber wieder umkehrt.
Überraschender ist dagegen, dass es eine Korrelation gibt zwischen dem Alter der Eltern und der Geburt eines Kindes. Bei sehr jungen Elternpaaren sinkt die Zufriedenheitsrate nach der Geburt rasant, während sie bei den 23- bis 32-Jährigen hochschießt, wenn das Kind erst mal auf der Welt ist, dann aber merklich abflaut, wenn es anfängt, nervtötend aktiv zu werden und die Aufmerksamkeit seiner Eltern zu beanspruchen. Haben Eltern, insbesondere Frauen, schon die Zone des „kritischen Alters“ (also ungefähr ab 34 Jahren) erreicht, haben sie nach der Geburt ziemliche Probleme, sich auf den neuen Mitbewohner, für den sie nun verantwortlich sind, einzustellen, sind später aber umso zufriedener mit ihm (je nachdem wahrscheinlich, wie er sich entwickelt).
Einflussreich ist dabei übrigens auch die Zahl der Kinder. Während beim zweiten Kind schon weniger Glückshormone ausgeschüttet werden, findet das dritte noch einmal richtig positive Aufnahme. Dumm nur, dass ältere Paare es gar nicht mehr so weit bringen. Dabei hätten insbesondere Männer allen Grund, spät Kinder zu bekommen. Denn eine andere Studie aus Finnland zeigt, dass sie, wenn sie früh Väter werden, also in den Anfangszwanzigern, früher sterben. Das belegen jedenfalls die Sterberegister von finnischen Brüdern, die zwischen 1940 und 1950 geboren wurden. Männer, die sehr jung Väter geworden waren, starben um fünf Prozent häufiger zwischen dem 45. und 54. Lebensjahr als ihre Brüder, die später Kinder bekamen, was wohl dem Stress geschuldet ist, im Post-Teenager-Alter eine Familie durchbringen zu müssen.
Die Ergebnisse zeigten, argumentieren die Forscher, dass junge Väter bei der Versorgung ihrer Familie unterstützt werden müssten, um das erhöhte Sterberisiko abzuwenden. Fragt sich bloß, von wem. Denn die nach 1970 geborene Generation ist damit aufgewachsen, dass sich Eltern die Verantwortung für ein Kind teilen sollten. Was rechnerisch nicht wirklich ein Ausweg ist, weil es den Stress lediglich auf beide Geschlechter verteilt. Und bei allen elaborierten Untersuchungen ist es doch so: Eltern sind am zufriedensten, wenn sie das Gefühl haben, beruflich nicht abgehängt zu werden, und trotzdem noch Zeit haben, die sie mit ihrer Familie verbringen können. Das wissen wir schon ewig und das muss nicht mit aufwendigen Statistiken belegt, sondern von entsprechenden Maßnahmen flankiert werden.
Kommentare 3
man könnte das natürlich auch so deuten, dass für Eltern bis Anfang, Mitte 30 das erste Kind erst einmal einen massiven Einbruch des eigenen Glücksempfindens nach sich zieht, den sie nicht erwartet haben und auf den sie nicht vorbereitet sind. Das verklärte Lächeln beim Lauschen der Geschichten anderer Eltern über deren durchwachte Nächte und die eigene selbst erlebte Schlaflosigkeit sind eben nicht dasselbe^^
"Die Ergebnisse zeigten, argumentieren die Forscher, dass junge Väter bei der Versorgung ihrer Familie unterstützt werden müssten, um das erhöhte Sterberisiko abzuwenden."
Meine Güte, weder traue ich den Statistiken noch sorge ich mich um die jungen Väter. Zum Ausgleich können die ja dafür das Rauchen und Alkoholtrinken einstellen (reduzieren), das kompensiert allemal.
"Eltern sind am zufriedensten, wenn sie das Gefühl haben, beruflich nicht abgehängt zu werden,.."
Und der Satz geht mir gewaltig auf den Nerv, denn die Leier gesellschaftlicher Falschprioritäten, "erst die Ökonomie und dann der Rest" halte ich, (zumal ich das hier im Forum voraussetze) für eine längst überfällige Revolution. Das ist der eigentliche Stress, der jedem klar ist, aber wie es zurzeit ist, kaum von den Eltern zu ändern ist.
Schreibe das aus der Erfahrung mit zwei eigenen Kindern, wo mit durchwachten Nächten mit Kopfschmerzen und "Kopfarbeit" im Beruf "Begeisterung" als weniger geeignetes Wort erscheint. Und aufgrund langer Arbeitszeiten und „Energiemangel“ einfach ausgepowert. Die "Verklärung" dieser Zeit hat auch nicht später eingesetzt. Was nicht heißt, dass es dazu keine Zeiten (Erlebnisse, Erinnerungen) gibt.
Die beste potentielle Elternzeit ist die späterer (finanzieller) Unabhängigkeit, wenn man i.d.R. selbst keine Kinder mehr bekommen kann und alle Zeit zur Verfügung hat, um sich um Kinder anderer zu kümmern (spielen, anleiten, miterleben, selber lernen). Vielleicht bekommen deshalb ältere Männer genau aus dem Grund im hohen Alter selbst noch mal Kinder. Ich kann es ihnen nicht verdenken.
Man könnte das natürlich auch so deuten, dass für Eltern bis Anfang, Mitte 30 das erste Kind erst einmal einen massiven Einbruch des eigenen Glücksempfindens nach sich zieht, den sie nicht erwartet haben und auf den sie nicht vorbereitet sind.
Eigene Erfahrung: Wenn man als Paar (oder gar Alleinerzieher) mit dem ersten Kind allein ist, dann kann man daran zugrunde gehen. Ständig Sorgen, da keine Erfahrung. Keine Routine, kein Schlaf. Keine Schulter zum Ausheulen. Unsicherheit und Stress übertragen sich dann auch auf das Kind. Teufelskreis.
Kommt man dagegen in ein Umfeld, wo (kleine) Kinder zum Alltag gehören und man noch von Familienmitgliedern hie und da unterstützt wird, dann verkehrt sich die anfängliche Verzweiflung ins Gegenteil.
Leider sind die Verhältnisse so, dass wohl viele (Klein-)Familien - gerade junge Eltern - eher in Einsamkeit ihren Mann/Frau stehen müssen.