Das mediale Drehbuch war nahezu perfekt – eine Art Schnittmuster für die Produktion aufmerksamkeitsheischender Aufreger. Als das Deutsche Ärzteblatt im Dezember eine Fachdiskussion über Stickoxide und Feinstaubbelastung lancierte, blieb das unterhalb der öffentlichen Wahrnehmung. Es folgte ein bemerkenswert einseitiger Filmbericht in der ARD (Das Diesel-Desaster), in dem zwar reichlich Kritiker der Stickoxid-Grenzwerte zu Wort kamen, von der Gegenseite aber nur ein einziger, unsicher wirkender Vertreter des Bundesumweltamtes. Der Film diente Anfang Januar als die Barrikade, von der aus die Festung der Grenzwertrichter und Fahrverbotspäpste beschossen werden konnten. Inkonsistente Messwerte, falsche Messstellen und nicht nachvollziehbare Grenzwerte, so der Tenor, führten zu überzogenen Maßnahmen, die sich gegen die Bürger richteten.
Kurz darauf veröffentlichte die Bild das von dem Pneumologen Dieter Köhler initiierte Positionspapier, in dem sich über 100 Lungenärzte mit der offiziellen Grenzwert-Politik der EU und der Bundesregierung anlegen. Sie behaupten, die Annahmen zur Gesundheitsgefährdung durch Feinstaub und Stickoxide seien wissenschaftlich nicht haltbar, die zugrunde liegenden Studien seien ungeeignet und ideologisch motiviert. Seither tingelt der 70-jährige Fachmann für Medizintechnik und Ex-Klinikchef, der sich aber zu einem „der wenigen Experten“ im Bereich Grenzwerte erklärt, durch die morgendlichen Frühstücks- und abendlichen Talkrunden und sorgt für die Erregungswellen, von denen das Fernsehen lebt.
Cui bono?, fragt man dann. Doch dieses Mal liegt der Fall so klar auf der Hand, dass es schon fast banal wirkt, auf die Freudensprünge hinzuweisen, die Verkehrsminister Scheuer in seinem Ministerium aufgeführt haben dürfte. Und auf eine Automobilindustrie, die diese neue Debatte – was sonst? – begrüßte. „Je mehr Fakten mit in die Diskussion kommen, desto besser“, erklärte der Verband der Automobilindustrie, für den die Ablenkung vom Dieselskandal ebenso willkommen sein dürfte wie dem ein oder anderen Dieseleigner, der derzeit auf seinem Fahrzeug sitzenbleibt. Wobei bei dieser Gelegenheit auch daran erinnert sei, dass mancher unter ihnen sein Auto im Rahmen der Finanzkrise von der Allgemeinheit mitfinanziert bekommen haben dürfte.
All das ist offensichtlich. Erschreckend daran ist nur, dass es überhaupt keiner Verschleierungsversuche von diesem politischen Manöver mehr bedarf, außer vielleicht, dass sich die Politik hinter „den“ Lungenärzten verschanzt. Es sind jedoch nur rund 100 von geschätzt 4.000 Ärzten dieser Profession in Deutschland, die Köhler unterstützen – darunter auch ein früherer Mitarbeiter von Daimler, wie die Nichtregierungsorganisation Lobby-Control herausgefunden hat. Haben sie sich nun gemeingemacht mit der Autolobby und den ihr verbundenen Politikern, wie Scheuer es zweifellos einer ist? Sind sie willige Helfer, wie die vielen Experten, die sich in den siebziger und achtziger Jahren als Wasserträger der Atomindustrie andienten? Oder ist etwas dran an ihrer Kritik an den Grenzwerten, die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Richtwerte ausgibt und die von der Politik nach Maßgabe ihrer Durchsetzbarkeit umgesetzt werden?
Ein statistisches Konstrukt
Für Stickstoffdioxid (NO₂) gilt laut WHO der Richtwert von 40 Mikrogramm, dem hat sich auch die EU angeschlossen, und er wurde in deutsches Recht umgesetzt. Aber schon beim Feinstaub – wobei es hier Unterschiede im Hinblick auf die Größe der Partikel gibt – weicht der WHO-Jahresmittel-Richtwert (10 Mikrogramm) vom in der EU geltenden Grenzwert ab, er beträgt 25 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Die WHO ermittelt die Richtwerte auf Grundlage von epidemiologischen und anderen Studien zur Luftverschmutzung, vom Prinzip her ähnlich, wie etwa Grenzwerte im medizinischen Bereich – Blutzucker, Cholesterin, Blutdruck – festgesetzt werden.
Aus diesen Studien wird eine statistische Risikoeinschätzung abgeleitet, wobei es auch darauf ankommt, wie lange ein Mensch der Belastung ausgesetzt ist, wie hoch die Konzentration des Schadstoffs ist, welche anderen Stoffe in der Luft schwirren, mit denen sich der Schadstoff verbindet, oder welche anderen Effekte die Gesundheit der Betroffenen positiv beeinflussen. Das Ganze ist also ein statistisches Konstrukt und der Richtwert eine Verabredung: Ab diesem Punkt erscheint die Gefahr für eine nicht spezifizierte Population zu groß. Die Bevölkerung in Deutschland, sagt Holger Schulz, der das Epidemiologische Institut am Helmholtz-Zentrum in München leitet, verliere durch die Luftverschmutzung schon jetzt 600.000 Lebensjahre jährlich.
Solche alarmierenden Zahlen zieht Köhler in Zweifel, wie er überhaupt moniert, dass es keine Kausalität zwischen Luftqualität und Todesrisiko gebe. Ein junger Raucher, führt er als Gegenbeispiel an, fiele, obwohl er einer ungleich höheren Feinstaubbelastung ausgesetzt sei, auch nicht nach einem halben Jahr tot um. Dennoch, wird ihm entgegengehalten, weiß jeder, dass sich Rauchen negativ auf die Gesundheit auswirkt. Ein Lungenkrebspatient muss nicht unbedingt durch Rauchen erkrankt sein, aber die Wahrscheinlichkeit, dass ein Patient, der raucht, deshalb Lungenkrebs hat, ist sehr hoch.
Dass es sich bei Grenzwerten um eine von vielen Faktoren abhängige (wenn auch nicht völlig willkürliche) Konstruktion handelt, beweist die Entwicklung medizinischer Grenzwerte. Galt in den sechziger Jahren ein Blutdruck von 160/100 als normal, gilt heute schon als gefährdet, wer 140/90 überschreitet. Mit 120 mmHg firmiert man schon als Prä-Hypertoniker, als Fast-Bluthochdruckpatient, obwohl sich der Einzelne womöglich gar nicht krank fühlt und auch kein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko hat. Ähnliches gilt für Blutzuckerwerte oder Cholesterin.
Die damit einhergehende Produktion neuer Patientengruppen diente aber nicht nur der Pharmaindustrie, die nun massenhaft Blutdrucksenker absetzen konnte, sondern war auch vom Ziel geleitet, möglichst flächendeckend Krankheitsrisiken zu minimieren. Nicht zuletzt aufgrund des Kostendrucks auf die Gesundheitssysteme. Das hatte häufig Folgen für die Patienten, die unter den Nebenwirkungen der Pillen litten oder unter der Furcht, einem baldigen Herz-Kreislauf-Tod zu erliegen. Heute orientiert sich die medizinische Behandlung im Idealfall nicht mehr nur an einem überschrittenen Grenzwert, sondern es werden spezielle Computerprogramme eingesetzt, um das individuelle Krankheitsrisiko auszuloten.
Dieser Weg ist im Falle von Luftschadstoffen allerdings nicht möglich, denn niemand kann wissen, wer an einer bestimmten Straßenkreuzung wohnt, wie oft er die Wohnung lüftet, ob er Asthma hat oder ob ein kleines Kind auf dem Balkon spielt. Es geht nicht um den Fußgänger, der mal schnell eine Straße überquert, sondern um diejenigen, die der Belastung dauerhaft ausgesetzt sind. Die Schadstoffgrenzwerte orientieren sich an den Schwächsten, deren Risiko minimiert werden soll – deshalb gibt es eine große Diskrepanz zwischen Innenraum-Grenzwerten (z. B. am Arbeitsplatz), wo in der Regel erwachsene gesunde Menschen sitzen, oder an Straßen. Unangemessen ist daher auch der Vergleich mit einem kokelnden Adventskranz oder einer Gasflamme, die kurzfristig viel mehr Stickoxide produzieren, nicht nur, weil sie nicht dauerhaft in Betrieb sind, sondern weil Stickoxide in Innenräumen viel schneller zerfallen als in der Außenluft.
Im Unterschied zu medizinischen Grenzwerten haben niedrig angesetzte Luftschadstoffgrenzwerte keine gesundheitlichen, sondern soziale Folgen: Sie führen etwa zu Fahrverboten oder zum Wertverfall von Fahrzeugen. Das kann für die Betroffenen nicht nur ärgerlich sein, sondern gravierend. Doch es wäre geradezu obszön, die kriminelle Manipulation der Dieselfahrzeuge, für die die Autoindustrie verantwortlich ist, nun mit einer Manipulation der Grenzwerte zu beantworten. In diesem Fall sollte vielmehr das gültige Verursacherprinzip stark gemacht werden.
Kommentare 25
Im Beitrag ist es erwähnt, dass Lobby-Control herausgefunden hat, dass Prof. Köhler weitere drei Initiatoren hinter sich hatte. Einer war Verkehrsforscher, der andere Motorenforscher, zeitweise von der Autoindustrie bezahlt.
Es handelt sich hier aber auch um einen Problemfall der Presse, die diese Behauptungen über die Grenzwerte und deren angeblichen Folgen hypte. Dazu gehören vornehmlich die Springerpresse und das öffentliche-rechtliche Fernsehen, die den eitlen Selbstdarsteller Köhler in Talkshows und sonstigen Sendungen präsentierte. Wie sich jetzt herausstellt, ist dies keine Lungenfacharzt-Initiative, wie bisher medial verbreitet wurde und weiterhin beibehalten wird, sondern es waren auch Nichtmediziner am Werk.
Das ganze PR-Manöver dient tatsächlich nur den Autokonzernen, deren gesetzeswidriges Handeln jahrelang von den deutschen Aufsichtsbehörden nicht hinterfragt wurde. Trotz dieser schützenden Hand werden nun die europäischen staatlichen Einrichtungen von Politikern, die sich in ihrem Amt nur auf einer Durchgangsstation zur Privatwirtschaft befinden, in die Ecke der Willkürhandelnden gedrängt, die den Bürgerinnen und Bürgern mit ihren vermeintlich unwissenschaftlichen Grenzwertsetzungen die letzte Freiheit rauben wollen. So kehrt man die Ursache- und Wirkungszusammenhänge um und untergräbt Verschriften, die dem Schutz der Umwelt dienen sollten, aber zu weniger Gewinn der Autobranche hätten beitragen können.
Fazit: Die Konzernbosse sind nur dann zufrieden, wenn sie unter den Augen des Staates die Erlasse und Vorschriften umgehen können. Oder, wenn diese Kumpanei nicht möglich ist, dessen Gesetzesnorm mittels PR-Strategie ad absurdum geführt werden können.
>>In diesem Fall sollte vielmehr das gültige Verursacherprinzip stark gemacht werden.<<
Sicher.
Trotzdem rate ich dazu, sich nicht in die Gestaltung einer Verkehrsform so weit hineinzudrehen, dass man nicht mehr rauskommt. Sondern lieber mal alle verfügbaren Verkehrs- und Transportmittel zu untersuchen auf:
- Umweltverträglichkeit, u. A. natürlich Atemluftreinhaltung. Beim Vergleich darf selbstverständlich nicht davon ausgegangen werden, dass zum Beispiel ein Li-Ionenakku vom Himmel fällt und, nachdem er mal da ist, nicht schmutzt. Sondern es sind natürlich alle Produktionsketten von den Rohstoffen bis zum fertigen Produkt zu untersuchen, um Fehleinschätzungen zu vermeiden.
- Unfallrate
- Energieeffizienz: Wieviel Energie wird pro Personenkilometer oder Tonnenkilometer verbraucht?
Wenn alle diese Untersuchungen ausgewertet sind, kann sachlich über die optimale Verkehrstechnik entschieden werden. Die Abgasdiskussion wäre damit Vergangenheit, denn der Schwerpunkt von Investitionen und Arbeitsplätzen läge nicht länger im Strassenverkehr. Wenn zusätzlich die Möglichkeiten zur Verkehrsvermeidung einbezogen würden könnte noch ein bisschen Arbeitszeitverkürzung bzw. Entstressung der Lohnarbeit herausspringen. Ausserdem könnten Krankenkassenbeiträge gesenkt werden. Durch Deasphaltierung von Fahrspuren und Parkplätzen und Anpflanzen von Bäumen könnte das Stadtklima verbessert werden, was weiter zur Gesundung der Menschen beitrüge.
Was man von diesem Verkehrminister hört, kann man nur bescheuert nennen. Ist das eine "Einstellungsvoraussetzung"?
>>Hat Lobby-Control auch untersucht, wieviele der verbleibenden 3900 Lungenärzte einer Umweltschutzorganisation angehör(t)en oder nahestehen?<<
Umweltschutzorganisationen zahlen nicht so gut wie Daimler Bonz ;-)
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>>Übrigens gibt es in Deutschland nur 2.725 Ärzte für Pneumologie, zumindest wenn den zugänglichen Onlinedaten getraut werden kann.<<
Dann haben sich also 3,67 % der hierzulande praktizierenden Pneumologen der Köhler-Kampagne angeschlossen.
Was man von diesem Verkehrminister hört, kann man nur bescheuert nennen. Ist das eine "Einstellungsvoraussetzung"?
Einfach auf Konzernlobbyisten zu hören, mit dem Grosshirn im Standby-Modus wirkt sich jedenfalls günstig auf die Karriere aus. Scheuer ist ja nicht Erste seiner Art. Und nicht der Letzte.
>>Möglicherweise hat der verbliebene Rest etwas besseres zu tun oder einfach keine dezidierte Meinung.<<
Das vermute ich auch. Und die Meinung, aus der Behandlung von Einzelfällen in der Arztpraxis keine epidemiologischen Aussagen ableiten zu können ist ja keineswegs unrealistisch. Die müssen mit anderen Methoden gewonnen werden.
Das Ganze erinnert mich an den Glyphosatstreit: Da sagen Behandler der Einzelfälle auch nicht viel, weil das eben nicht möglich ist. Das beweist nicht die Unschädlichkeit von Gyphosat.
>>Einfach auf Konzernlobbyisten zu hören, mit dem Grosshirn im Standby-Modus wirkt sich jedenfalls günstig auf die Karriere aus. Scheuer ist ja nicht Erste seiner Art. Und nicht der Letzte.<<
Das wird sich nie ändern. Es ist geradezu die zentrale Voraussetzung Verkehrsminister zu werden, den sich die Autokonzerne bieten lassen. Auch ein Verkehrsminister oder eine -ministerin einer anderen Partei, und sei der Posten von der Linskpartei besetzt, wird nicht die herrschende autoprivilegierende Verkehrspolitik zugunsten eines besseren ÖPNV revidieren können. Die gewählten Parlamente haben stückweise ihre Handlungskompetenz an die Konzerne abgegeben. Diese zurückzuholen, ist kaum möglich. Abzulesen ist das auch an den Bahnvorständen der letzten Jahre, die fast alle zuvor bei Autokonzernen tätig waren. In deren Sinne haben sie gute Arbeit geleistet. Keine Partei konnte sie daran hindern.
"... Sondern lieber mal alle verfügbaren Verkehrs- und Transportmittel zu untersuchen auf..."
Diese Untersuchungen mit Vorschlägen liegen schon lange in den Schreibtischen oder besser gesagt, den ministerialen "Giftschränken". Rund 10 Mrd. Gewinn allein bei VW reichen für die Schadensbegrenzung über Nachrüstung. Das sind im Verhältnis zur Bestrafung von Sozialbetrügern Peanuts für diese Unternehmen. Das Geld für eine neue Verkehrs- und Energiepolitik ist also vorhanden - nur in den falschen (kriminellen) Händen. Was ist ein Geiselnehmer schon gegen unser Lobbyistenpack. - Anpacken!
Liebe Frau Baureithel,
I
Aus dem Statement Prof. Köhlers und seiner Hundertschaft wurde in der deutschen Presse und für das Talk-TV: "Die Lungenfachärzte (Deutschlands)".
Nun bürgert sich bei Presse und TV ein, es gäbe 4000 Fachärzte.
Wie kommt das zustande: Professor Köhler hatte die Mitglieder der Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. , des größten Fachverbands, um Zustimmung angeschrieben. Ob er alle erreichte, entzieht sich meiner Kenntnis.
Der Verband zählt derzeit ca. 3900 Mitglieder, von denen aber nur ca. 2700 Lungenfachärzte oder Ärzte sind. Genaue Angaben sind schwierig, weil der Verband auch Kliniken, Praxen und Forschungeinrichtungen als Mitglieder führt. Die übrigen Mitglieder rekrutieren sich aus Studenten, Fachpersonal im Bereich Pulmonologie, Pneumonologie, ca. 50 Industrievertretern, u.ä.
Die Sektion 3 des Verbandes, Arbeitsmedizin, Epidemiologie, Umwelt- und Sozialmedizin, umfasst derzeit gerade einmal 187 Mitglieder.
Wie die Fachgesellschaft, Kürzel DGP, in ihrem Jahresbericht 2017 selbst angibt, sind nur sehr wenige Ärzte mit dieser Fachgebietsbezeichung in der Forschung, insbesondere der Umweltforschung tätig. Ganz allgemein beklagt der Verband die vergleichsweise geringe Forschungsaktivität der Pulmonologie, obwohl die Erkrankungen in diesem Sektor ansteigen.
Die Fachgesellschaft selbst hat sich übrigens, wie weitere, kleinere Verbände, für ein strikteres Vorgehen, für die Einhaltung der Grenzwerte und für Diesel-Fahrverbote ausgesprochen!
II
Der Vergleich der Ermittlung der NOx-Grenzwerte mit den Blutdruckgrenzwerten, die vorwiegend von US- Fachgremien nach unten korrigiert wurden, hinkt.
Die Mortalitäten und Morbiditäten bei Hypertonikern (Schlaganfall, Herzinfarkt, etc.) werden an konkreten Patientenkollektiven ermittelt, und in randomisierten (Alters-)Kohorten erfasst.
Nur nebenbei: Bisher sind europäische Fachgesellschaften dem US- Trend, trotz des großen Lobbyeinflusses, nicht gefolgt.
Im Gegenteil, wichtige Fachgesellschaften warnen davor, gerade bei älteren und greisen PatientInnen, den Blutdruck so stark zu senken!
Bei uns gelten erst Ruhe- RR- Werte von 140/90 mmHg an aufwärts als Bluthochdruck, und für greise Patienten (>/= 80. Lebensjahr), sind aufgrund besonderer physiologischer und anatomischer Gegebenheiten (Starre der Gefäße und daher fehlender Dämpfung, usw.) , Werte bis 160/90 mmHg akzeptabel.
Als kleine Hilfe für die Leserschaft der dFC sei noch angefügt, dass die Grenzwerte selbstverständlich für den in Ruhe gemessenen Blutdruck gelten!
Wer gerade Treppen stieg, Sport trieb oder sonstige schöne Dinge in die Tat umsetzte, sich aufregte, Arztbesuch- Hochdruck hat, kommt immer auf höhere Werte. Es sei denn, man ist austrainiert und stressresistent.
RR- Werte unter Belastung und anderen Spezialbedingungen, sind nur von hohem Aussagewert, wenn sie mit anderen Parametern, z.B. Ruhe- und Belastungs-EKGs und/oder über 24- Stunden erfasst werden.
Ganz grundsätzlich gilt natürlich, was Sie auch schrieben, dass die gesetzlichen Grenzwerte der EU oder Deutschlands sich immer aus multiplen Fachansichten, politischer und wirtschaftlicher Opportunität und öffentlicher Meinung/Haltung zu den Risiken ergeben. Das gilt praktisch für alle Schadstoffe in der Umwelt, die irgendwie für relevant gehalten werden.
Sehr interessant wäre übrigens eine Analyse der allgemeinen Vorstellungen in der Bevölkerung, was als Risiko gilt, und wer als Risikogruppe/- Person überhaupt wahrgenommen wird. Gesunde Verkehrsteilnehmer haben sicherlich selten Allergiker, Asthmatiker, schwer Herzkranke oder Lungenkranke, Kleinkinder oder immungeschwächte Menschen, deren Zahl wächst, auch weil so viele harte Therapien, z.B. gegen Krebsformen möglich sind, im Blick.
Da wäre Nachfragen angesagt, ob die vielen Verkehrs- Teilnehmer und Wähler ein Bewusstsein entwickeln.
Beste Grüße
Christoph Leusch
Schon klar.
Aber die Konzerne schaffen es immer wieder Tunnelblickdiskussionen anzuleiern, die den Strassenverkehr als alternativlos voraussetzen und sich an einem Detail abarbeiten. In den akut Laufenden wird zum -zigten Male der Gesamtkomplex ignoriert. Nur um zu "klären", ob die Luftvermüllung schon hinreicht oder ob es noch ein bisschen mehr sein darf. Wahrscheinlich wird die Automobilindustrie bald mit der erlösenden Botschaft um die Ecke kommen dass sie schon wieder den Elektromotor erfunden hat.
>>Das wird sich nie ändern.<<
Ja. Deswegen gehe ich ja davon aus, dass Problemlösungen nur von ausserhalb der Parlamente kommen können.
>>In den akut Laufenden...<<
=
In der akut laufenden Diskussion
>>Die Realität sieht anders aus und ideologische Parteibonzen in der Regierung laben sich an den "Erkenntnissen" von Pseudo-Medizinern, um genau die erforderlichen Schritte zu verhindern.<<
Weiss ich doch, ich lebe ja auch nichgt auf der Rückseite des Mondes. Aber dem Fatalismus: "es ist alles alternativlos so wie es läuft" halte ich eben immer wieder mal "das Andere" entgegen. Fortschritte können ja nur von ausserhalb der bürgerlichen Parlamente kommen.
Unglaubwürdige deutschenLungenfachärzte erweisen der Gesundheit einen Bärendienst!Der SPD-Gesundheitspolitiker Lauterbach und seine Parteikollegin Schulze sind einige der wenigen Besonnen in der aktuellen, von selbsternannten und falschen Experten angefachten, und von bestimmten Fake-News-Medien befeuerten Grenzwert-Diskussions-Hysterie, an der nur Unwissende oder im Diesel-Lobbyismus Verstrickte wie der Bundes-Verkehrsminister Freude haben.Da wird die aktuelle, durch keinerlei Studie oder neue wissenschaftlichen Erkenntnisse untermauerte Meinung von 3% der in der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP) versammelten Fachärzte - eine Minderheit und krasse Außenseitergruppe innerhalb der relevanten Wissenschaftsgemeinde - zur absoluten Wahrheit hochgejubelt, während diese DGP gerade Ende 2018 erst erklärt hatte: „Studien zeigen, dass Feinstaubbelastung durch Landwirtschaft, Industrie und Verkehr gesundheitsschädlich ist“.Die DGP und ihr Präsident haben zu der veröffentlichten Meinung der rd. 100 Fachärzte neuerdings folgende, das Verhalten der 100 beschämende Erklärung herausgegeben: "Eine Bagatellisierung der Auswirkungen von Luftschadstoffen gefährdet die Bemühungen, Risiken und Gefahren von Luftverschmutzung zu minimieren!"Es wird Zeit, in dieser Diskussion wieder die bedrohte Gesundheit der Menschen und nicht die ökonomische Gesundheit der Automobilindustrie in den Mittelpunkt zu stellen!Und jetzt wird ruchbar, dass die Erklärung der 3% der Fachärzte auch der Automobilindustrie Nahestehende mit verfasst haben! Das Ganze stinkt zum Himmel! Wie so Vieles aus der Automobilindustrie und der mit ihr in enger Kumpanei verbandelten Politik!Da erinnert man sich doch plötzlich auch wieder, dass nicht wenige Ärzte der (Pharma-)Industrie immer mal wieder gerne zu Diensten waren!
Nachdem die WELT wochenlang den unverantwortlichen Fake News Jüngern um Prof. Köhler und dessen Mitstreitern aus der Automobillobby eine Plattform geboten und seine Leser - beinahe täglich - hat sie am 1.2.2019 mit einem Artikel von Wiebke Hollersen die Notbremse gezogen.
Ach, begann da die WELT unter dem Eindruck der überwältigenden Beweislage für die derzeitigen Grenzwerte und damit auch gegen die Behauptungen der 116 Lungenärzte unter Führung von Prof. Köhler und Lobbyisten der Autoindustrie zurückzurudern? Ein bißchen spät für eine seriöse Zeitung!
Jetzt fehlt nur noch die finale Schlußfolgerung - da traut sich wohl die WELT noch nicht heran, daher meine Formulierunhshilfe:
Im Verbund mit Autolobbyisten, selbst ernannten - falschen - Experten und den auf der Seite der Mächtigen stehenden Medien wurde zum Thema Grenzwerte ein Ablenkungsmanöver gigantischen Ausmaßes gezündet, scheinbar um die Autoabgase gesundzubeten: nicht die in betrügerischer Absicht manipulierten Autos seien also das Problem, sondern die plötzlich „willkürlich und zu hoch angesetzten Grenzwerte“ - einschließlich der Deutschen Umwelthilfe (DHU), die die Einhaltung dieser Gesetze einklagt! Was für ein Täuschungsmanöver!
Übrigens veröffentlicht die WELT diesen Kommentar nicht in ihrer Community, de er angeblich gegen deren Richtlinien verstößt! :-)
Interessant ist die Doppelzüngigkeit der ZEIT in diesem Täuschungsmanöver:
Der ZEIT-Herausgeber Josef Joffe war wieder einmal der Industrie zu Diensten. Entgegen auch den Berichten in seiner ZEIT bagatellisierte er im Tagesspiegel am 28.1.2019 die drohenden Gesundheitsgefahren durch Autoabgase, erklärte die Hysterie schürende 3% Minderheit und krasse Außenseitergruppe unter den deutschen Lungenfachärzten handstreichartig zu „Lungenärzten an der Front“ (Ihr Anführer, der mittlerweile pensionierte und wissenschaftsmethodisch offensichtlich nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit argumentierende Prof. Köhler war bis vor 12 Jahren (!) Präsident der deutschen Gesellschaft für Pneumologen), unterschlägt bzw. verfälscht die Ergebnisse der seriösen einschlägigen Wissenschaftler-Gemeinde („widersprüchliche statistische Hochrechnungen“), und verkennt, dass es mitnichten nur um Gesundheitsgefahren für die Lunge geht!
Typisch ZEIT-Strategie: durch objektive seriöse Berichte den Eindruck eines neutralen, überparteilichen Leitmediums vermitteln, aber - wenn es um politische Handlungen geht - denen zu Diensten zu sein, auf deren Seite die ZEIT wirklich steht!
Dies ist nur eines von vielen - in diesem Fall offensichtlichen - Beispielen, weshalb ich der ZEIT misstraue!
Wozu Deine mir unnötig erscheinende Frage?
Tatsächlich sind alternative Verkehrsprojekte (der Umbau des Verkehrs), z.B. die konsequente Verlagerung des Frachtverkehrs auf die Bahn, der Aufbau von City- Logistik, durch eine breite Mehrheit aus CDU/CSU, SPD und FDP, verhindert worden, die alle auf eine privatwirtschaftliche und individuelle Regelung der Verkehrs und Gütertransports setzten. Schon vor vielen Jahren, wurden dazu zahlreiche Richtungsentscheidungen getroffen.
Die Bahn wurde zu einem, praktisch 100% staatseigenen Privat-Unternehmen umgebaut, in dem der Staat fast nichts mehr zu sagen hat (teure Bahnhof und Beschleunigungsprojekte, internationale Logistik Firmen des Straßengüterverkehrs kaufen, Konzern zur Steuerersparnis und internen, gegenseitgen Abrechnung, sowie zur Unübersichtlichkeit für Kontrolleure, in viele Töchter aufteilen, , die Kommunen und den Bund über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz ausnehmen, ohne wirklich Leistung zu bringen, regelmäßig Staatszuschüsse kassieren, usw.).
Die BT-Abgeordneten in den Fachausschüssen müssen Unterlagen einklagen, die dann auch noch geschwärzt werden, wenn sie überhaupt für mehr Bahn Interesse hegen.
Man kann auch nicht leugnen, dass die übergroße Mehrheit der Wahlbürger diese Vorgehensweise und die Bevorzugung des Straßenverkehrs wünscht und keinesfalls eine Änderung erstrebt. Nicht einmal an eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung, meinetwegen auf das Niveau der schnellsten Nachbarstaates Polen (140km/h) trauen sich unsere Volksverteter, aus genau diesem Grund.
Ein Witz, dass für alle diese politischen Willensentscheidungen pseudologische Argumente aus der Wissenschaft angeführt werden.
Zu allem kommt der massive Druck von Deutschlands angeblichen Vorzeigekonzernen, mit den Vorzeigearbeitsplätzen, der Lobbyismus.
Genug geärgert, schönes WE
Christoph Leusch
>>600.000 Lebensjahre bedeuten im Schnitt 2,7 Tage. Wow....die schenke ich ihnen.<<
Eine Durchschnittszahl gleichmässig auf die Bevölkerung zu verteilen führt in die Irre: Wer in einer verkehrsberuhigten Zone mit viel Garten ums Haus herum oder auf dem Land* wohnt ist gesundheitlich deutlich besser dran als Anwohner verkehrsreicher Strassen in grossen Städten.
*wobei viele Landbewohner mit dem Brummbrumm in die Stadt fahren und dort zum Problem beitragen.
Lieber Christoph Leusch,
schön, mal wieder eine so lange und differenzierte Meldung von Ihnen zu bekommen, vielen Dank.
Zu I: Sie werden ja schon in der Berichterstattung festgestellt haben, dass die Angaben über die Zahl der auskunftskundigen Fachärzte - und da würde ich auch wie Sie sehr bezweifeln, dass alle es sind, denn wer von niedergelassenen Lungenärzten ist mit der Forschung vertraut - sehr unterschiedlich sind. Mir ging es ja um nichts mehr, als die Größenverhältnisse deutlich zu machen.
Zu II. Mir ging es hier um nichts anderes als klarzumachen, dass Grenzwerte bestimmten Bewertungen unterliegen und von ihnen gesteuert werden, nur dass unmittelbar medizinische Grenzwerte anderer Natur sind als Umewelt-Grenzwerte. Wenn man das in einer Zeitung gründlich machen könnte, würde man tatsächlich büer Risikoabschätzung, Risikobewertung und Umgang mit Risiken schreiben müssen, das ist noch einmal ein ganz anderes Thema.
So viel schon halb nächtlings und viele Grüße
Ulrike Baureithel
Danke für die Antwort, Frau Baureithel.
Es ist schon spät, der Montag angebrochen.
Sie haben sich nicht täuschen lassen, von diesem perfiden Versuch des pensionierten Facharztes und Professors, mitsamt seinen Verbündeten von der "weißes Taschentuch"- Fraktion.
Aber viele ihrer KollegInnen bei Presse, Funk und Fernsehen, plakatierten und plazierten die Meldung von der Meinung der Lungenfachärzte Deutschlands, und sie verglichen eben auch diverse Grenzwerte, obwohl die völlig unterschiedlichen Zwecken dienen und methodisch unterschiedlich zustande kamen.
Man denke nur einmal, wie schnell Grenzwerte rutschen, kommt es zu außergewöhnlichen Ereignissen, wie z.B. einem Atomunfall. Die Milch war, plötzlich viel höher angereichert mit Radioaktivität, auch noch genießbar.
Man hat damit, in der Not des unvermeidlichen Eintrags, zumindest einige Fälle von Schilddrüsen-CAs und Leukämien mehr, für vertretbar gehalten, rein statistisch.
Der außergewöhnliche Fall in Sachen Stickoxide (NOx) ist jedoch, dass Automobilkonzerne versprachen, die Regeln, die fahrzeugbezogenen Grenzwerte, immerhin EU- weit Gesetz,, einzuhalten. Dann wurden sie dabei etappt, dies nicht zu tun, gar zu manipulieren.
In der EU blieben sie weitestgehend straffrei und auch frei von größeren Umrüstkosten, bis auf eine Anpassung der Motorelektronik mittels Software. Nun dürfen sie sogar hoffen, dass auch die straßen- und ortsbezogenen Grenzwerte irgendwie überschritten werden dürfen oder gleich so verändert werden, dass der Verkehr weiterhin rollt und die Geschäfte unbelastet bleiben.
Ihnen eine gute Woche und nur das Beste
Christoph Leusch
Mit der Diskussion darüber, ob die Atemluft schon hinreichend vermüllt ist oder ob es noch ein bisschen mehr sein darf hat die Automobilindustrie wieder mal eine feine Ablenkungsdebatte angeleiert.
Ich halte für richtig, die Diskussion darüber am Laufen zu halten, dass Strassenverkehr als Massenverkehrs- und Transportmittel eine technische Fehlentwicklung ist. Und die Alternativen nicht immer wieder unter den Teppich der Konzernprofite zu kehren, weil man sich primär unbedingt permanent mit Luftgrenzwerten, Tempolimit, Arten der Elektrifizierung des Strassenverkehrs und elektronischen Steuerungssystemen des Unfallmobils beschäftigen muss.
>>Wäre sie für China gedacht kämen etwa 4 Stunden heraus.<<
Auch dann wären es nicht für jeden Chinesen gleichermassen exakt 4 Stunden.
Es wären aber, bei gleicher Atemluftvermüllung pro Kubikmeter Luft, sehr viel mehr als 600 000 Lebensjahre, weil es sehr viel mehr Chinesen gibt.
An solchen Details kann man sich abarbeiten, wenn man bloss ja nicht an die grundsätzlichen Fragen heran will. Wie auch in diesem Forum ersichtlich.
Erinnern Sie sich noch an die Dealerei mit den bzw. das der Grenzwerten nach Tschernobyl? Das sind Erfahrungen, die man nie vergisst, in diesem Sinne grüßt u.b.
Seit Wochen beklagen emsige Foristen, vornehmlich wohl Diesel-Autobesitzer, dass sie von Fahrverboten bedroht werden bzw. diesen schon ausgesetzt sind. Ihr werdet gewissermaßen als Täter instrumentalisiert für die resultierende Luftverschmutzung. Insofern sind diese Eure Klagen berechtigt!Warum aber, verdammt noch mal, fallt Ihr auf Professoren mit Rechenschwäche und falsche Grenzwert/Messverfahren/Lungen Scharlatane herein, die nicht wahrhaben wollen, dass auch die Anwohner von belasteten Straßen Opfer sind. Die eigentlichen Täter sind diejenigen, die Euch - unter Vorspielung falscher Tatsachen - die schmutzigen Diesel-Autos für viel Geld untergejubelt haben.Insofern ist die Auflösung dieses ganzen Skandals doch ganz einfach:Täter: AutomobilindustrieMittäter: VerkehrsministerOpfer: Diesel-AutobesitzerOpfer: Anwohner belasteter StraßenJetzt müsst Ihr nur noch darauf achten, dass sich nicht Leute als falsche Opfer-Anwälte ausgeben, nur weil sie auch gegen Fahrverbote argumentieren, aber die anderen Opfer gar nicht im Blick haben!In diesem Bild muss jetzt nur noch die Politik, d.h. die bisherigen Mittäter, dafür sorgen, dass die eigentlichen Täter die einen Opfer entschädigen bzw. deren schmutzigen Autos endlich auch Hardware-mäßig nachrüsten, was automatisch zu einer Verbesserung der Lage der andern Opfer führt!Vergesst dann alle Diskussionen über Grenzwerte, Messverfahren etc. und nutzt Euren gesunden Menschenverstand, auch wenn dieser derzeit in der Verkehrspolitik rar gesät ist: Ihr könnt sehen und riechen, dass aus den immer zahlreicheren, immer größeren Auspuffrohren der PKW sicherlich nicht gesunde Atemluft ausgepustet wird! Nur das sollte zählen!