Schadensbegrenzung nennt man wohl, was Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) mit dem Herdenauftrieb vor der Hauptstadtpresse vorhatte. Dabei ist das Personal des 17-köpfigen Runden Tisches, der am vergangenen Montag über Konsequenzen aus dem Organspendeskandal diskutierte, selbst schon Spiegelbild für das unüberschaubare Transplantationssystem. Der Bund und die Länder mischen mit, die Krankenkassen und die Bundesärztekammer und natürlich die diversen am Transplantationssystem beteiligten Institutionen, die künftig, daran ließ Bahr keinen Zweifel, besser kontrolliert werden müssen.
Das Sechsaugenprinzip soll verhindern, dass – wie im Göttinger Fall – Wartelisten manipuliert werden. Geplant sind unangekündigte Stichproben in den Transplantationszentren und die verschärfte Prüfung von „Auffälligkeiten“. Außerdem dürfen die Kliniken keine finanziellen Anreize mehr setzen, indem sie Ärzten Boni für bestimmte Leistungsmengen bezahlen. Die schon vor dem Skandal in Negativschlagzeilen geratene Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) allerdings bleibt weitgehend ungeschoren: Man sehe keinen Vorteil darin, ließen die Minister von Bund und Ländern wissen, das System zu verstaatlichen. Die DSO soll aber schärfer ins Auge genommen und rechenschaftspflichtig gemacht werden. Bislang agierte sie nämlich weitgehend unkontrolliert.
Man werde nicht akzeptieren, dass durch das Fehlverhalten einzelner „schwarzer Schafe“ das gesamte Transplantationswesen in Misskredit gerate, heißt es unisono. Dass ein System, in dem rare lebendige Organe von sterbenden Menschen bei ständig wachsender Nachfrage durch halb Europa transferiert werden, selbst schon problematisch sein könnte, war offenbar keine Frage wert. Es geht lediglich um „vertrauensbildende Maßnahmen“. Nach neuesten Umfragen sind derzeit nur 30 Prozent aller Bundesbürger bereit, Organe zu spenden – fatal für einen Gesundheitsminister, der noch vor Kurzem gefeiert hatte, dass sich künftig jeder einmal im Leben zur Organspende verhalten soll. Aber ist der Ruf erst ruiniert, das lernt man zuvörderst in der Politik, ist es schwer, Vertrauen zurückzugewinnen.
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