Wer es immer noch nicht kapiert hat, weiß es spätestens seit dem Krieg um den Burkini: Burka und Nikab sind Symbole der Unterdrückung – und während ein Hidschab noch hingenommen wird, gerät der muslimische Ganzkörperanzug, im Wasser getragen, zum Stein des Anstoßes. Der Burkini, erfunden, um Muslimas am Strandleben teilhaben zu lassen, ist in die Zone öffentlicher Sicherheitsbedrohung gerückt.
In Nizza, wo die Nerven seit dem Anschlag am 14. Juli blank liegen, hat eine friedlich am Strand liegende Muslima einen Sturm ausgelöst, der vergleichbar ist mit dem Skandal, den George Sand entfachte, als sie, allen Dekreten Napoleons zum Trotz, im Winter 1838/39 in Mallorca mit Hosen durch die Straßen lief. Mehrere bewaffnete Polizisten forderten die Frau vor aller Augen auf, ihren „muslimischen Überwurf“ auszuziehen, weil sie die „guten Sitten“ und das Prinzip des Laizismus verletze. Außerdem soll sie 38 Euro dafür bezahlen, die französische Leitkultur herausgefordert zu haben. Dass die Frau gar keinen Burkini trug, sondern ein langärmliges Oberteil, fiel den meisten gar nicht auf.
Dieser Akt kalkulierter Demütigung ist kein Einzelfall in Frankreich, an anderen Stränden ereignet sich Ähnliches, sodass verhüllte Muslimas inzwischen in italienische Badeorte ausweichen. Mit Bußgeldern versuchen die französischen Behörden den Laizismus zu verteidigen. Und wie im Krieg sind Frauen das Unterpfand. Inzwischen hat das französische Verwaltungsgericht das Burkini-Verbot zumindest für die Stadt Villeneuve-Loubet aufgehoben. Es sieht elementare Grundrechte verletzt und folgte damit dem Antrag von zwei Menschenrechtsorganisationen.
Wie die Religionswächter
Das kümmert aber weder die betroffenen Bürgermeister, die ankündigten, am Verbot festzuhalten, noch die Konservativen und den Front National, die nun versuchen, eine gesetzliche Kleiderordnung durchzudrücken. Wie die muslimischen Religionswächter wollen sie nur mit umgekehrten Vorzeichen darüber verfügen, was Frauen verhüllen dürfen und was entblößt sein muss. Es ist aber eben dieser männliche Blick auf den Körper der Frau, der diese in Besitz nimmt. Das gilt für alle Kulturen, gerade auch die westliche.
Kleidervorschriften zu unterlaufen, war immer ein Akt weiblicher Subversion. Ein Blick auf die Bademode des 19. Jahrhunderts zeigt den langen Weg vestimentärer Emanzipation. Nur: Auch der Bikini hat Frauen nicht in Chefetagen gebracht, sondern höchstens auf Magazintitelseiten, den männlichen Blicken ausgesetzt.
Kommentare 53
Es ist schon bösartig von der Natur, dass sie es gewagt hat, die Spezies Mensch in zwei Geschlechtern anzulegen, die einander in begehrender Spannung gegenüber stehen. Knospung wäre für uns alle wahrscheinlich die bessere Lösung gewesen. Aber solange die Evolution diesbezüglich nicht ein paar Überstunden leistet, steht zu befürchten, dass der bewertende Blick auf das entgegengesetzte Geschlecht Grundprinzip für biologische Verfielfältigungsanbahnung bleiben wird, selbst dort, wo Verfielfältigung nicht im Zentrum des Interesses steht.
Der Tanz, der in Frankreich und anderswo um die Kleidung muslimischer Frauen aufgeführt wird, ist Teil eines clash of cultures. Das geht weit über feministische Aspekte hinaus.
Man konnte drauf warten, dass Sie das wieder - eins höher - "weit darüber hinaus" einordnen. Es ist ein clash of cultures. Aber meist geht es bei diesen clash of cultures um die Frauen oder er wird auf ihre Kosten geführt.
Das Recht und die Vernunft werden sich schon wieder durchsetzen, solange es nicht wieder jenen politischen Kräften gelingt die Macht zu erlangen, die ihre eigenen Ansichten zum unbedingten Volkswillen erklären. Seien es nun Bürgermeister, Länder- oder Staatschefs.
Mir fällt zu Burkini, Burka und Niqab nichts mehr ein und noch weniger dazu, dass so vielen beständig was einfällt.
Die Mallorqiner konnten allerdings 1838/1839 nicht mit napoleonischen Dekreten gegen George Sands Kleidung wettern, wohl aber, mit spanischen, katholischen und örtlichen Sitten und Regeln gegen die Hosenträgerin vorgehen.
Macht aber nichts, denn der regulierende Hintergrund, das autoritäre Auge des vorstehenden Mannes, war, wie in dem berühmten Loi du 26 brumaire an IX (1800), « Toute femme désirant s'habiller en homme doit se présenter à la Préfecture de police pour en obtenir l'autorisation » (Ein Gesetz des Consulat, das aber nicht von N. I stammt) niedergelegt, darin ebenso wirksam.
Diese Regulierung wurde übrigens erst 1892 und dann 1909, maßgeblich zugunsten der Freiheit des weiblichen Beinkleides aufgegeben.
Mir graut, dass alle diese etatistischen Kleiderordnungsregeln ein so zähes Leben haben und immer wiederkehren, wenn auch manches Mal, mit geradezu umgekehrtem Vorzeichen: "Frau, ziehe dich aus, damit du auf den Strand passt." Mir graut, dass die Maßnahmen gegen Burkini und diverse andere Kleidung, leider auch den Pöbel ermächtigt, selbsttätig vorzugehen und zumindest zu beleidigen, wenn nicht gar handgreiflich zu werden.
Vorbildlich übrigens Olympia, z.B. mit dem Beachvolleyball- Turnier der Frauen. Da gibt es zwar auch einmal Regeln, die peinlich genau vermessen wurden. Heute ist die optische Ausnahme ebenso zulässig und startberechtigt und es wird dazu nicht mehr viel Federlesen gemacht, wie Doaa Elghobashy und Nada Meawad bewiesen.
Welche Rätsel geben uns dann allerdings Frauen auf, die nun ebenfalls allgmeine Autorität in Bekleidungsfragen anstreben?
Beste Grüße und nur weiter
Christoph Leusch
"wenn ihnen vorgeschrieben wird, was sie zu tragen haben"
Und das mit Bezug auf die Vorgänge in Nizza ...
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Vielleicht ganz gut, dass ich mit meinem rudimentären Verständnis für Mathematik und Logik mein Geld verdient habe (die lebenslange Apanage der ehemaligen Company dafür sehr pünktlich überwiesen wird),
statt mit schöngeistiger Schwurbelei nebst qualitätshaltigem Journalismus;
wo es ja gerade nicht darum ging, was zu tragen ist - sondern was bitteschön nicht zu tragen sei.
Sorry for this small difference ...
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Ok, ehe ich hier verhaftet werde. Natürlich sind diese Vorgänge in Nizza wohl eine Farce, reihen sich ein in die Bigotterie bei der Durchsetzung hehrer westlicher Werte aka Leitkultur;
Bigotterie aktuell und in der Regel mit Feuer und Schwert ...
Wobei, ganz so tolerant bin ich natürlich nicht, wenngleich ein leidlich anderes Thema wohl. Vollverschleierung, Vermummung bei substaniellen Rechtsgeschäften etc. mag ich dann doch nicht so gut finden. - - - - - Was der FC-Editor momentan hier "leistet", ebenfalls nicht ...
@ Bernd Ebert - Ok, gerade gelernt, dann doch ganz gut ...
skandal!
millionenfach werden der rechts-verletzung/ordnungs-widrigkeit verdächtige
von ordnungs-amts/polizei-angestellten/beamten um identifikation angehalten und zeit-raubenden, demütigenden prozeduren ausgesetzt.
die schaffen das und bringen vielfach-bewegte und schlichtere gemüter in wallung.
warum gerade dieser dienst-vollzug hier besonders entgleist sein soll, läßt auf eine sehr besondere empörungs-bereitschaft schließen.
daß bei behörden-entscheidungen einsprüche möglich sind,
nimmt der öffentlichen erregung die spitze und wird daher
der erwähnung nicht für opportun gehalten.
dem human/gender-empfinden eine breite gasse!
Ein Verbot Burkini/Burka/Niqab zu tragen ist schlicht lächerlich. Ein solches Verbot ist nicht nur eine Einschränkung der Religionsfreiheit sondern noch vielmehr ein Zeichen von aus Angst geborener Feindseligkeit gegenueber dem Islam und gegenueber allen Muslimas. Eine aufgeklärte Gesellschaft darf das Recht des Individuums auf Selbstbestimmung und auf Autonomie nur dann einschränken wenn die Rechte anderer verletzt werden. Wir muessen aushalten, dass es muslimische Frauen gibt, welche freiwillig eine(n) Burka/Niqab/Burkini tragen. Es mag sein, dass dies fuer einige Zeitgenossen schwer nachzuvollziehen ist, aber unsere Gesellschaft muss dies ertragen können. Könnte sie es nicht, sie wäre nicht besser als die Fundamentalisten in Saudi-Arabien oder im Iran.
@Flagman "Ein Verbot Burkini/Burka/Niqab zu tragen ist schlicht lächerlich." Stimme ich weitgehend mit Ihnen überein. Weitgehend eben, nicht in toto, weil substantielle Rechtsgeschäfte aus meiner Sicht die reale Identifikation erfordern. Oder sollte der Notar bei einem Immobiliengeschäft dann schreiben: "Von Burka, Niqab her bekannt" ? Was dann, böse, böse, daran liegen mag, dass Frauen derartige Rechtsgeschäfte in den für Burka/Niqab her in Rede stehenden Ländern eh' nicht gestattet sind, das die Männer dort unter sich ausmachen; nun hierzulande dafür gar "Unterstützung" gefunden haben.
werter herr leusch, nicht erst durch kleider-normierungen fühlen sich leute ermächtigt, ihrem gesunden rechts-empfinden nötigend geltung zu verschaffen. als helfer der (selbst-)justiz tut sich so manche/r hervor. im voll-genuß seiner/ihrer recht-habenden position, in voller fahrt, wenn auch auf dem falschen dampfer....
In diesem Punkt gebe ich ihnen recht, wer hierzulande ein Rechtsgeschäft eingehen will oder z.B. eine Prüfung ablegt oder zu einer Zeugenaussage vor Gericht erscheinen muss, der hat sein Gesicht zu zeigen. Aber den Befürwortern eines "Burka-Verbotes" geht es ja um etwas anderes. Ein solches Verbot soll schlichtweg die -aus Sicht der Mehrheitsgesellschaft rückständige und potentiell gefährliche- islamische Minderheit in Deutschland diskriminieren und ausgrenzen.
"Aber meist geht es bei diesen clash of cultures um die Frauen oder er wird auf ihre Kosten geführt." Kann mann da überhaupt etwas richtig machen? Erlauben wir den Muslimas den Burkini - auf Kosten der Frauen. Verbieten wir ihnen den Burkini - auf Kosten der Frauen. Halten wir uns raus - auf Kosten der Frauen. Halten wir uns nicht raus - auch auf Kosten der Frauen. Vielleicht sollten wir europäisch solzialisierte Frauen entscheiden lassen ... aber halt, das geht dann gegen muslimisch sozialisierte Frauen, denen es herzlich egal sein dürfte, ob sie von europäisch sozialisierten Männern oder Frauen in die Opferrolle gedrängt werden. Gute Menschen können schließlich nicht irren. Ich glaube mittlerweile, der Feminismus ist ein selbststabilisierendes System, dem überhaupt nicht mehr an Diskurs gelegen ist, das dafür aber alles vereinnahmt, vor allem auch solche Umstände, die überhaupt nichts mit der Gleichberechtigung von Frauen zu tun haben. Jedenfalls, dieser clash of cultures wird nicht auf dem Rücken von Frauen ausgetragen. Frauen können nicht erwarten, bei einem clash derartigen Ausmaßes ungeschoren davonzukommen, aber das heißt nicht, dass sie die einzigen sind, auf die das zutrifft.
Es gibt Journalisten, die recherchieren, bevor sie schreiben und das Geschriebene veröffentlichen, z.B. hier:
"Doch was genau ist an diesem Dienstag um circa elf Uhr morgens am Strand von Nizza passiert? Haben die Polizisten die Frau wirklich dazu gezwungen, ihr Oberteil auszuziehen? Nein, sagt zumindest die Stadtverwaltung. "Die Frau wollte zeigen, dass sie einen Badeanzug trägt - aber keiner hat sie dazu gezwungen, ihr Oberteil auszuziehen", sagt Erwann Le Hô, Sprecher der Stadt Nizza der Deutschen Welle. "Die Polizisten haben ihr gesagt, dass sie nur ohne die Tunika am Strand bleiben darf. Aber sie hat sie wieder angezogen. Also musste sie eine Strafe von 38 Euro zahlen. Kurze Zeit später hat sie den Strand verlassen - friedlich."
Ein Sprecher der Polizei stimmt dem zu. "Bei einem einfachen Erlass dürfen wir Menschen gar nicht zu irgendetwas zwingen - außer, um die Identität von jemandem zu kontrollieren. Sie hat das Oberteil aus freien Stücken ausgezogen", sagt Philippe Steeve von der Gewerkschaft der Streifenpolizisten SDPM zur Deutschen Welle. Es ist jedoch schwierig, diese offizielle Version zu überprüfen. Denn der Name der Frau ist bis heute nicht bekannt."
Am 30.8.2016 wird ist im OnlineFreitag zu lesen:
"Wer es immer noch nicht kapiert hat, weiß es spätestens seit dem Krieg um den Burkini: Burka und Nikab sind Symbole der Unterdrückung –..."
Ein ziemlich aggressiver Schreibstil. Wer sich wagt zu widersprechen hat es wohl immer noch nicht kapiert. Das sind die ganz Blöden, die Islamophoben. Oder Braune.
Komisch. Nicht wenige Schreiber können sich offensichtlich nicht mehr an Titelblätter mit vollverschleierten Frauen und Schlagzeilen, die an die Befreiung afghanischer Frauen appellierten. Zur Rechtfertigung deutsche Soldaten in den Krieg zur Befreiung der Frauen, zum Schulen- und Brunnenbau ... nach Afghanistan zu schicken. Man berief sich auf Menschenrechte und auf Gleichberechtigung. Es ging das Bild einer muslimischen Frau mit abgeschnittener Nase um die Welt....
Ich kapiere es nicht, werte Frau Baureithel, wieso Vollverschleierung von Frauen plötzlich ein Symbol der Freiheit muslimischer Frauen sein soll.
Schlimmer noch. Ich fühle mich für dumm verkauft von Leuten wie Ihnen, von Leuten, die behaupten für ein im Zweifel linkes Blatt zu schreiben. Genau genommen: Ich finde es unverschämt und verantwortungslos.
Das Thema ist eigentlich durch und ja, es gibt wichtigere Themen, aber dieses, scheinbar nebensächliche Thema zeigt exemplarisch die Verlogenheit und Scheinheiligkeit von Burkini- und Burka (u.ä. ja Unterdrückungssymbolen). Und ja, es ist nicht der Islam der Frauen unterdrückt, es sind (auch)muslimische) Männer. So sagte es eine muslimische Frau, die "kapiert" hatte, worum es geht.
Nicht wenige Schreiber können sich offensichtlich nicht mehr an Titelblätter mit vollverschleierten Frauen und Schlagzeilen, die an die Befreiung afghanischer Frauen appellierten, erinnern.
.....
zeigt exemplarisch die Verlogenheit und Scheinheiligkeit der Verteidiger von Burkini- und Burka (u.ä. ja Unterdrückungssymbolen)
@MoinMoin
"Zur Rechtfertigung deutsche Soldaten in den Krieg zur Befreiung der Frauen, zum Schulen- und Brunnenbau ... nach Afghanistan zu schicken. "
Der war gut, die Zeiten wandeln sich ...
ad
moinmoin 01.09.2016 | 01:09
Die Klage, überall sei Lüge und Scheinheiligkeit, führt aber auch häufig mit sich, Informationen und Einsichten, die einem selbst nicht passen, einfach so zu bezeichnen.
Die `"Strandpolizei" einiger Bürgermeister in Frankreich war real. Aufgebauscht berichtet, wurde allenfalls die Art und Weise, wie die Ortspolizei gegen die Frau vorging. - Genau aus diesem Grunde, gab es nun einen Gerichtsbeschluss, gegen diese Praxis.
Nicht wenige SchreiberInnen lesen, hören und sehen mittlerweile so selektiv, weil sie tatsächlich, außerhalb ihrer eigenen Vorstellungswelt, nichts anderes als ebenso berechtigt und gültig anerkennen können und wollen. - Das ist ein Problem.
Vielleicht haben Sie, weil Sie ja eine gute Erinnerungsfähigkeit besitzen, auch medial wahrgenommen, dass die Frauen, die in Deutschland Vollschleier tragen, dies zuallermeist sehr offensiv und selbstbestimmt tun. Sie erklären, dies sei Teil ihrer Freiheit, auch wenn es unter Umständen anderen Bürgern nicht gefällt.
Sehr häufig sind es Konvertitinnen, die so auftreten.
Gäste hier einmal ausgenommen- es ist immer schlecht, Gästen die eigene Lebensweise aufzudrängen- die aus den muslimischen Ländern kommen, um hier zu shoppen, Geschäfte zu tätigen oder andere Funktionen ausüben, tragen hier 99,8% der Muslimas keine Burka, keinen Niqab und keinen Burkini.
Der Burkini erlaubt es nun aber auch den konservativen Muslimas, die partout glauben wollen, dies gehöre zu ihrem Islam und schütze sie in einer Öffentlichkeit, die sie als für sich sittlich bedrohlich empfinden, dort, am Strand, in Schwimmbädern zu erscheinen, überhaupt öffentlich zu sein.
Nun stört viele Bürger ausgerechnet das. Ist das nicht komisch und auch grundfalsch?
Sollen diese Frauen zu Hause hocken und/oder in Badehäuser gehen, die es nur selten gibt?
Wo bitte, sollten tatsächlich vor allem Männer und darunter muslimische Geistliche die Ansichten und das Verhalten dieser muslimischen Frauen bestimmen, wäre denn mehr Freiheit möglich? Im nächsten, nie verlassenen Umfeld oder in einer erweiterten Öffentlichkeit, die mit dem Burkini eben auch strenggläubigen oder aus ganz anderen Gründen zur Verhüllung neigenden Menschen, zugänglich ist?
Beste Grüße
Christoph Leusch
Zu flagman und :
"..Eine aufgeklärte Gesellschaft darf das Recht des Individuums auf Selbstbestimmung und auf Autonomie nur dann einschränken wenn die Rechte anderer verletzt werden. Es mag sein, dass dies fuer einige Zeitgenossen schwer nachzuvollziehen ist, aber unsere Gesellschaft muss dies ertragen können. Könnte sie es nicht, sie wäre nicht besser als die Fundamentalisten in Saudi-Arabien oder im Iran..."
Flagman mag richtig liegen. Einschränkungen von Freiheitsrechten sind immer äußerst kritisch.
Aber ich kann die Argumentation flagmans nur ernstnehmen, wenn er sie uneingeschränkt auch auf Kleidung und sonstige politisch - weltanschauliche Symbolik von Rechten und Rechtsradikalen anwendet.
Alles andere wäre heuchlerisch- populistischer Doppelsprech bzw. schitzoides Denken.
Ich glaube sogar, dass religiöse Verblendung und als Folge reaktionäre Gesellschaftsümwälzungen in die Voraufklärungszeit eventuell gefährlicher ist, als rechtsradikales Gedankengut. Denn die Religion bemächtigt sich der Psyche weit intensiver (auch wegen der "Metaphysik bzw. der Todesangst/Höllenangst usw.) -
und ein "Aussteigen" aus eigener Kraft ist für die meisten äußerst schwierig, selbst wenn es im Islam nicht mit einer Tötungsdrohung belegt wäre.
Der Burkini erlaubt es nun aber auch den konservativen Muslimas, die partout glauben wollen, dies gehöre zu ihrem Islam und schütze sie in einer Öffentlichkeit, die sie als für sich sittlich bedrohlich empfinden, dort, am Strand, in Schwimmbädern zu erscheinen, überhaupt öffentlich zu sein.
Nun stört viele Bürger ausgerechnet das. Ist das nicht komisch und auch grundfalsch?
Komisches und grundfalsches Verhalten findet sich zuhauf: Muslime wehren sich gegen eine ihnen aufgezwungene Kleiderordnung, zwingen aber gleichzeitig ihren Frauen eine viel rigidere auf.
Grundsätzlich dürfte es den Nichtmuslimen in Deutschland oder Frankreich (bei den Muslimen verhält es sich leider anders) ziemlich egal sein, was wer anzieht. Aber es treibt viele halt doch die Sorge um, dass islamische Wertvorstellungen schleichend die Unbefangenheit moderner individueller Selbstdarstellung untergraben könnten. Wer springt schon gerne nackig ins Wasser, wenn nebenan sitzende Frauen durch ihre Bekleidung demonstrieren, dass für sie schon die unbedeckte Schulter eine unerträgliche Art des sich Zeigens ist?
Wer geniert sich da dann vor wem? Und wessen Verhalten ändert sich infolgedessen unfreiwilligerweise?
Burkinis sind eben nicht nur eine andere Art sich zu kleiden, sondern beinhalten ein Verurteilen moderner Lebensweisen.
Habe vorhin bei M- berger wieder mal einen der dümmsten bzw. oberflächlichsten Sprüche gehört. Diesmal (auch )von einer "modernen" Muslimin mit überwältigender Sprachgewalt:
"Man kann doch nicht alles verbieten , was einem nicht gefällt"
Klar kann man nicht ausnahmslos (ohne Obergrenzen) ALLES verbieten,was einem (heißt das "uns" ?) nicht gefällt.
In der tat verbieten wir aber (sehr )Vieles, WEIL es einigen oder vielen von uns nicht gefällt:
- Nacktsein bzw. Geschlechtsteile zeigen in der Öffentlichkeit. Einige von "wir" verbieten sich und anderen von " wir"auch, ohne Verschleierung in der Öffentlichkeit herumzulaufen.
- Wieder andere von "wir " verbieten ihren Nachkommen einen selbstgewählten Partner oder Sexvor der Ehe und würden das zum Gesetz für alle machen, wenn man sie ließe.
- Fahren über 30Km in Geschwindigkeitsbegrenzten Zonen
-Tiere und Menschen quälen quälen.
Öffentliche Orte zumüllen
Schule schwänzen
Religionen veralbern wen es den öffentlichen Frieden stört, weil viele andere beleidigt sind
Steuern hinterziehen durch Schwarzarbeit Das verbieten wir sogar, obwohl es sehr vielen gefällt
usw, usw, usw, usw, .........
Und gerade die,die sich und (wen sie die Macht dazu hätten) auch allen anderen, alles Mögliche verbieten und gebieten, gerade die berufen sich auf Liberalität und sagen in Bezug auf Körperverhüllung: "Man kann nicht alles verbieten, was einem nicht gefällt"
Es ist natürlich ein rhetorischer Trick, der suggerieren soll, dass es sich nicht um eine reaktionär- antiliberale Symbolik bezüglich einer " Sonderstellung" der Frau handelt, sondern nuuuur um ein Modeacessoir, das frech scheinheilig in ein "Zeichen der Freiheit der muslimischen Frau" umgedeutet oder als bedeutungslos beliebiges Modeacessoir "gedeutet" wird.
Ein Musterbeispiel an heuchlerischer Doppelsprech- Schizoidie.
Und alle hören in der Runde höflich zu, aber kaum einer nennt es beim Namen. Du brauchst nur laut "Freiheit" oder "Religion" zu rufen und bei allen rutschen Vernunft und Kritikfähigkeit aus Angst und Opportunismus in die Hose.
Neulich in einem Freibad in Berlin spielten Burkini-verhüllte Mädchen wie alle anderen Kinder fröhlich am Beckenrand. Ich habe mich gefreut, dass sie Spaß hatten. Denen wäre viel genommen, wenn sie das nicht mehr dürften. Ich finde es schon erstaunlich, wie nun selbsternannte Anwälte von Anstand und Moral Frauenrechte bedroht sehen, für die sie im Alltag nicht aktiv eintreten, so als sei deren Existenz gegebenes Naturgesetz und nicht dem Kampf mutiger Frauen zu verdanken. Was sich da gerade so empört ist Teil einer satten Gesellschaft, die zu täge ist, die Freiheiten, die sie hat, auch selbst zu leben.
Stattdessen sieht man ersatzweise in der Vollverschleierung ein Symbol für die Unterdrückung der Frau. Und die soll, staatlich verordnet, aus ihrer Leibeigenschaft befreit werden, indem sie sich nicht mehr öffentlich vollverschleiert zeigen darf?
Was auf viele genauso befremdlich wie die Verhüllung wirkt, ist das Auftreten muslimisch-fundamentalistischer Männer in der Öffentlichkeit. Ich habe bisher nicht davon gehört, dass jemand öffentlich die Idee aussprochen hat, den typischen Vollbart zu verbieten, der genauso wie eine Verhüllung als Symbol einer bedrohlichen fundamentalistischen Einstellung gesehen werden könnte.
Was macht den Unterschied? Ist es vielleicht einfach leichter eine Frau anzugreifen, weil ihr ein Opferstatus übergestülpt werden kann, der dazu berechtigt in die Lage einzugreifen?
Die vermeintlich Entmündigte wird ein weiteres Mal entmündigt, diesmal aber der guten Sache wegen?
Columbus schreibt:
"Das Recht und die Vernunft werden sich schon wieder durchsetzen..."
Und so sehe ich das auch. Der Burkini wird nicht verboten.
Und Fau Baureithhhhel hat scheinbar nur zu solchen Themen was zu schreiben? Wie langweilig.
zum faszinierenden bild der australischen retterin:
darf sie auch männliches retten?
und: wenn nicht: bis zu welchem alter gelten männliche kinder als kinder?
der schmuck an ihren händen deutet eher auf ein fake.
Ist es nicht viel demütigender, wenn Mensch nicht an allen öffentlichen Stränden nackt baden darf? Ich plädiere auf den Wegfall ALLER Kleidervorschriften in öffentlichen Badanstalten und an öffentlichen Stränden.
„Dieser Akt kalkulierter Demütigung ist kein Einzelfall in Frankreich, an anderen Stränden ereignet sich Ähnliches, sodass verhüllte Muslimas inzwischen in italienische Badeorte ausweichen.“
Wäre es Ihrer Ansicht nach ein Akt der Demütigung, wenn jemand, der an einem öffentlichen Strand nackt badet, von herbeigerufener Polizei aufgefordert würde sich eine Badehose/einen Badeanzug anzuziehen oder sich an einen FKK-Strand zu begeben?
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„Wie die muslimischen Religionswächter wollen sie nur mit umgekehrten Vorzeichen darüber verfügen, was Frauen verhüllen dürfen und was entblößt sein muss.“
Analog zu „muslimischen Religionswächtern“ mit „umgekehrten Vorzeichen“ wäre es, wenn sich Männer in Badehose am Strand aufhalten könnten, während Frauen vorgeschrieben würde, dass sie nackt sein müssten, damit Männer dadurch sexuell erregt werden können.
Der kasus knacktus ist die Ungleichbehandlung der Geschlechter, ortsübliche Sitten und Bräuche und die der Vorschrift zugrundeliegende Motivation bzw. Begründung.
„Ein Blick auf die Bademode des 19. Jahrhunderts zeigt den langen Weg vestimentärer Emanzipation.“
Ein Blick auf die Bademode des 19. Jahrhunderts in D. ist tatsächlich höchst interessant und aufschlussreich und zeigt, dass Sie mit Ihrer Argumentation völlig falsch liegen.
Fällt Ihnen auf, warum?
„Die Klage, überall sei Lüge und Scheinheiligkeit, führt aber auch häufig mit sich, Informationen und Einsichten, die einem selbst nicht passen, einfach so zu bezeichnen.“
Ihre Klage offenbart sehr deutlich (und ziemlich platt), was Ihre Absicht ist.
Ich schrieb: „… aber dieses, scheinbar nebensächliche Thema zeigt exemplarisch die Verlogenheit und Scheinheiligkeit von Burkini- und Burka (u.ä. ja Unterdrückungssymbolen).“
Ganz sicher wissen Sie, dass das mit dem, was Sie mir unterstellen, das ich geschrieben habe, NULL zu tun hat.
Wenn sie mit mir diskutieren wollen, unterlassen Sie bitte Verdrehungen, Verfremdungen, Unterstellungen und Manipulationsversuche!
„- Genau aus diesem Grunde, gab es nun einen Gerichtsbeschluss, gegen diese Praxis.“
Was es gab, können Sie im Beitrag von Frau Baureithel nachlesen:
„Inzwischen hat das französische Verwaltungsgericht das Burkini-Verbot zumindest für die Stadt Villeneuve-Loubet aufgehoben.“ (Fettformatierung von mir)
Sie sind sicher klug genug den Unterschied und dessen Bedeutung zu (er)kennen.
Ich schließe mich Ihrem Plädoyer an! Wie würden die Verteidiger von Burkini und Burka eigentlich reagieren, wenn eine religiöse Tradition das Nacktsein für Frauen vorschreiben würde?
Halten sie es wie sie wollen, Moinmoin. Ändern kann ich es sowieso nicht. Aber gut ist, dass sie sich frei äußern. Dafür bin ich sehr dankbar.
Nur noch zur juristischen Erklärung: Das ist die übliche Praxis, übrigens auch bei uns.
Untergerichte müssen nur den bei ihnen anhängigen Fall aburteilen und sie fällen keine Grundsatzurteile. Aber selbstverständlich wird die Entscheidung des Verwaltungsgerichtes, mit seinen eindeutigen Begründung, zukünftig auch bei jeder anderen Verwaltungsanordnung, sofern sie rechtsförmig sein will, berücksichtigt und jede Kommune, die weiterhin an Regeln festhalten will, die nicht rechtsförmig sind, wird bei einem dagegen erhobenen Verfahren, mit ziemlicher Sicherheit, unter Verweis auf dieses Urteil, scheitern. - Das ist auch bei uns und in allen Ländern, die eine fortgeschriebene Rechtsprechung kennen, völlig üblich, sonst müssten ständig, wegen irgendwelcher Mätzchen, Grundsatzurteile gefällt werden.
In Deutschland ziehen Verwaltungsgerichte, wie auch Kläger oder Verteidiger, alle Vorurteile, besonders jene der OVGs, zu ihren Entscheidungen heran. In Frankreich ist das nicht wesentlich anders.
Mit besten Grüßen
Christoph Leusch
„ … dass die Frauen, die in Deutschland Vollschleier tragen, dies zuallermeist sehr offensiv und selbstbestimmt tun. Sie erklären, dies sei Teil ihrer Freiheit, auch wenn es unter Umständen anderen Bürgern nicht gefällt.
1. Beruht diese Aussage auf selektiver Wahrnehmung.
2. Mir sind keine diesbezüglichen repräsentativen Untersuchungsergebnisse bekannt. Ihnen?
3. In Bezug auf eine radikale, aggressive, Frauen unterdrückende Richtung des Islam, der seinen Ausdruck auch im Kopftuchtragen bis hin zur Vollverschleierung findet, von Selbstbestimmung und Freiheit zu sprechen ist zynisch, manipulativ und/oder beruht auf Unwissenheit.
4. Frauen, die, obwohl sie nicht dazu genötigt werden, öffentlich Symbole dieser radikalen islamischen Richtung zur Schau stellen, legen damit
a) ein Bekenntnis zu deren Menschen- und Frauen verachtenden Ideologie ab und
b) erhöhen sich gegenüber denen, die diese Ideologie ablehnen und Freiheit und Selbstbestimmung, so wie sie unsere Verfassung sie vorgibt, bevorzugen.
Die deutsche Presse hat sich doch in der letzten Woche mehrfach mit Muslimas unterhalten, die den Vollschleier tragen wollen. Da hat keine der Frauen, es waren viele Konvertitinnen dabei, gesagt, sie machten das, weil Männer, Gemeinden oder Sippen dies forderten. - Sie sind sehr selektiv mit ihrer Wahrnehmung und sie lesen offensichtlich so wenig, wie sie TV- glotzen.
Nun bitte. Wenn Sie den Rest ihres Kommentars ernst meinen, dann weiß ich wenigstens jetzt Bescheid, was ist und was sein könnte, Moinmoin. Das Reich größter Freiheit und größten Rechtes steht unmittelbar bevor.
Besten Dank
Christoph Leusch
„Gäste hier einmal ausgenommen- es ist immer schlecht, Gästen die eigene Lebensweise aufzudrängen- die aus den muslimischen Ländern kommen, um hier zu shoppen, Geschäfte zu tätigen oder andere Funktionen ausüben, …“
Gilt das Ihrer Meinung nach auch für nichtmuslimische Gäste, die in muslimische Länder kommen?
„… tragen hier 99,8% der Muslimas keine Burka, keinen Niqab und keinen Burkini.“
Was ein schwerwiegendes Indiz dafür ist, dass diese Praxis eben nicht einen religiösen Ursprung hat/ nicht religiös bedingt ist und deshalb auch nichts mit Religionsfreiheit zu tun hat.
[...]
"Nun stört viele Bürger ausgerechnet das. Ist das nicht komisch und auch grundfalsch?“
Grundfalsch ist, was nicht richtig ist und7oder jemanden glauben zu machen, was nicht richtig/unwahr ist.
"Aber gut ist, dass sie sich frei äußern."
Ich kann mich insoweit frei äußern wie es die Vorschriften des Gast(geber)forums und deren Handhabung durch die Moderation erlauben. Das habe ich zu respektieren. Ansonsten fliege ich raus.
Schon etwas skurril, wenn hier vollverschleierte (kein authentisches Profilbild) ältere Herren so vehement einen Entblößungszwang für Frauen befürworten ...
Seltsam auch die Verschleierung demütigender Forderungen an Frauen, sich einer erdachten nationalen Kleiderordnung zu unterwerfen. Frauen die textile Bedeckung von Körperteilen zu verbieten, um sie angeblich von Zwang zu befreien oder in eine freie Gesellschaft integrieren zu wollen, ist vollkommen absurd und daher unglaubwürdig – und allzu durchsichtig.
Guter Kommentar!
ok, jetzt stellen wir uns alle mal ganz dumm...
Ich war neulich auch in einem Freibad in Berlin, in dem neben Frauen auch sehr viele Mädchen mit einem Burkini verhüllt waren. Eines davon, ca. 12 oder 13 Jahre alt, hielt sich lange mit ihren beiden jüngeren Brüdern im Schwimmerbecken auf. Alle 3 waren regelrechte Wasserratten & tauchten soz. als Putztrupp um die Wette, sämtliche Gegenstände wie Steine, Zweige, Haselnüsse usw. vom Schwimmbeckenboden zu holen. Das Mädel zuppelte nach dem Auftauchen ständig an dem Kopfteil ihres Burkinis rum. So ging es eine ganze Weile. Plötzlich herrschte der jüngste, ca. 8-jährige Bruder sie in einem schrill-aggressiven Ton an, dass man ihr Haar sehen könnte. Sie reagierte sofort & zuppelte wieder an ihrem Kopfteil herum. Mir entglitt ein reflexartiges: >> Na &? <<
Sehe ich anders. Für einen Freiheitsliebenden kann es doch nicht darum gehen, die (vermeintlich) Beherrschten zu reglementieren, sondern die ausgemachten Herrscher – und sei es der Ehemann.
Es ginge also nicht um ein Bekleidungsverbot, sondern um ein Bekleidungszwangverbot. Egal von wem dieses verhängt wird!
Der Vorschlag ist noch besser! Wie setzen wir den um?
Da das Selbstbestimmungsrecht eines jeden Menschen besteht, müsste man die, denen dieses durch Zwang verwehrt wird, über ihre Rechte aufklären und ihnen Unterstützung anbieten.
Würde ich mit einer Burka- oder Burkiniträgerin ins Gespräch kommen, würde ich sie fragen, ob es ihre freie Entscheidung ist …
Würde ich mit einem Mann ins Gespräch kommen, der seine Frau und Töchter in Verhüllung zwingt ….
Man muss dem Ganzen Zeit geben. Soziales Miteinander wird den ganzen Humbug auflösen.
Und man sollte dabei missionarische Überheblichkeit vermeiden ...
-sehr pfiffig: missionarische heblichkeit, gar über-heblichkeit:
ist zu meiden.
-sehr weise: sich zudringlicher fragen enthalten! und sehen, was passiert....
-sehr smart: zurück-haltung gegenüber missionarischen demonstrationen mit demut und bescheidenheit:
-hoch-kompliziert: eine--> paradoxe intervention a la watzlawick
als sozial-politische strategie?
-schwer daneben: es geht nicht um selbst-bestimmungs-rechte
mehrheits-bedrohter personen, sondern um -->institutionelle behauptungen mit exklusions-effekten.
-sehr verwirrend: was ist gegen eine demonstrativ-missionarische praxis gesellschaftlichen rück-schritts
wirk-sam und pragmatisch anzuraten?
Genau, nicht entmutigen lassen von so einem merkwürdigen Menschen und seinen pseudo-plausiblen Kommentaren.
@ MYMIND.
Danke. Aber ich weiß nicht wann ich es satt habe, als Neupensionist jedes Quartal erneut linkdhumanistisch- aufklärerische Selbveständlichkeiten zu posten., die in "Linken" -Kreisen einmal fast als selbstverständlich galten. Es hat sich in Teilen der Szene ein "populistischer" "Werterelativismus" (-; durchgesetzt. Gerade auch bei solchen, die sich auf die Religion als Wertegarant berufen.
@ FRO und:
"..Würde ich mit einer Burka- oder Burkiniträgerin ins Gespräch kommen, würde ich sie fragen, ob es ihre freie Entscheidung ist.."
(Zitatende)
Sie sehen religion zu naiv: In "unserer" Religion hier (!) wurde ein Kommunikationsversuch zur Aufklärung wie der von Ihnen vorgeschlagene bis vor nicht allzulanger Zeit -
als die übliche Versuchung "Teufels" betrachtet und mit noch mehr inbrünstigem Glaubenseifer beantwortet.
Es ist nicht ganz so einfach, wie einen Teenie vom Glauben an sein gerade aktuelles Idol abzubringen. Zudem gilt der Versuch , eine Muslima vom Glauben abzubringen, in weiten (muslimischen) Kreisen als eine Art von Schwerverbrechen und Konvertiten werden nicht selten mit dem Tode bedroht. Viele Muslime betrachten ihre Religion fast als zur genetischen Grundausstattung gehörend.
und bei allem nicht vergessen:
die zielgruppe der burka-demonstrationen
sind nicht un-gläubige, sondern schwankende muslime!
(katholisch : lau-männer genannt, muslimisch: dschihad-ferne)
Also ich wäre, bin, wirklich ratlos, wie man da wirklich was erreichen kann ... Im Falle von Zwangssituationen geht das nur über eine nachhaltige Akzeptanz dieses Selbstbestimmungsrechts in den Familien. Es kann schließlich auf den Verdacht hin, die Tochter dürfe gar nicht unverschleiert aus dem Haus, nicht einfach in die Familien "eingeritten" und irgendwelche Sanktionen verhangen werden. Das ginge ja nur, wenn deutliche Hinweise auf körperliche Mißhandlung vorliegen oder der Klageweg durch eine Betroffene oder Familienmitglieder beschritten wird.
Ich habe kürzlich z.B. auch von einer Lehrerin erfahren, wie weit das harsche Reglement von Mädchen aus Baptistenfamilien/-gemeinden in der Schule mit dem Verweis auf die Religionsfreiheit geduldet wird. Es muss etwa seitens der Schule beachtet und geduldet werden, dass die Mädchen sich so gut wie nicht verbal äußern und etwa auch kein Buch lesen dürfen; Sportunterricht und Baden ist auch nicht. Ich war echt geschockt, dass das möglich ist - v.a., da eine Schulpflicht besteht, der mit der bloßen Anwesenheit von Schülerinnen ja wohl kaum nachgekommen werden kann. Dagegen ist die Nichtteilnahme einiger Mädchen aus muslimischen Familien am Sport und/oder Schwimmen ja fast schon zu vernachlässigen ...
Aber die in Rede stehenden Verbote bestimmter Bekleidungen haben mit diesen Problemen eigentlich nichts zu tun. Hier handelt es sich um vorgeschützten Aktionismus und das Verteilen von Krumen an Rechte, Xenophobe und pauschal Islamfeindliche. Es geht um die Tilgung der Sichtbarkeit des Anderen; dieses, wie auch menschliches Elend und Leid - etwa in Gestalt von Flüchtlingen -, soll "uns" bitteschön vom Leib und fern des Sichtfeldes bleiben.
sie sagen es, aber denken sie es auch?:
es geht um die tilgung der sichtbarkeit des anderen..
@ MIAUXX und:
"..erfahren, wie weit das harsche Reglement von Mädchen aus Baptistenfamilien/-gemeinden in der Schule mit dem Verweis auf die Religionsfreiheit geduldet wird. Es muss... "
Was will mir Miauxx damit sagen? Etwa, dass es unerheblich ist, eine weitere Idiotie zu unterstützen, weil sich ähnliche hier schon vor langer zeit breitmachen konnten?
Das ist ähnlich dämlich wie wenn AfD -ler mit Inbrunst gegen den Islam sind, weil dieser nicht evangelikal oder katholisch ist.
Das Problem ist aber, dass sich reaktionäre Islamgläubige vermutlich (z. B in demokratischen Krisensituationen) sehr schnell mit reaktionären Christen aller Schattierungen zu einem sehr schlagkräftigen Bündnis gegen ein aufgeklärt liberales
Staatsverständnis zusammenschließen könnten. Und dann bleibt für religionskritische Linke nur noch der Untergrund.
Aritha Franklin in den Sechzigern gegen den täglichen offenen Rassismus:
Titel: THINK. Refrain: Freedom
Jungmuslima heute: Believe. Refrain: Hide ( for freedom.)
Früher war irgendwie doch alles besser. (-:
Es ginge ja nicht darum, Gläubige von ihrem Glauben abzubringen – das wäre nicht nur anmaßend, sondern auch ohne Aussicht auf Erfolg -, sondern Opfer glaubensbestimmter Zwänge über Rechte aufzuklären, ihnen ein freies selbstbestimmtes Leben schmackhaft zu machen, und sie auf dem Weg dahin zu unterstützen – wenn sie es denn wollen.
Auch an @Denkzone8:
Das weitestgehende Verschwinden der Hardcore-Katholen ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich extreme Menschen unterdrückende Großsekten auf Dauer nicht halten können – heute, im Zeitalter globaler Vernetzung schon gar nicht. Genauso wird es dem in Deutschland eher wenig verbreiteten Hardcore-Islam ergehen. Zur Zeit gewinnt er zwar Zulauf, weil Muslime diskreditiert und bedrängt werden - was ja seit Jahrzehnten von 'höchster Stelle' gefördert wurde... Auf Dauer werden sich aber als erstes die Jungen, vor allem die Frauen, von den Zwängen befreien ... Da bin ich ganz zuversichtlich. Am ehesten kann das gelingen, wenn die Gesellschaft, bei all den sonderbaren Sitten und Ritualen einiger Glaubensgemeinschaften, locker bleibt. Sobald aber Zwang innerhalb dieser Gemeinschaften und Familien ausgeübt wird, aufklärerisch interveniert – von Bürger zu Bürger. Und bliebe das erfolglos, wären die Betroffenen, die sich von den Zwängen befreien wollen, praktisch und rechtlich zu unterstützen.
Organisationen, die systematisch Zwang auf ihre Mitglieder ausüben, oder Mitglieder auffordern dies gegenüber ihren Familienmitgliedern zu tun, müssten aufgelöst werden.
Neu eintreffende Einwanderer und Asylsuchende sollten sich eingehend mit der hiesigen Rechtslage und den allgemeinen Sitten und Gebräuchen befassen müssen und sich verpflichten, diese zu respektieren.
Schulen müssten die Entwicklung der Heranwachsenden zu sozialen, selbstbewussten und selbstbestimmten Menschen bzw Bürgern intensiv fördern...
Außerdem wäre es m.E. mal angebracht über ein allgemeines Missionierungsverbot für alle Religionen nachdenken.
Mehr fällt mir dazu momentan nicht ein.
Guter Kommentar, sehe ich ähnlich. Siehe auch meinen Kommentar oben.
@ FRO um 15:37
Ihr Wort in Gottes Ohr.
"In Deutschland ziehen Verwaltungsgerichte, wie auch Kläger oder Verteidiger, alle Vorurteile [Hvm], besonders jene der OVGs, zu ihren Entscheidungen heran."
Es ist schon klar, was gemeint ist, aber aus gutem Grund wird eher von einem Leiturteil oder einer höherinstanzlichen Entscheidung gesprochen, sonst ist der Ruf der Justiz ganz dahin…