Keine DIN-Norm der Erinnerung

Tätertrauma Eine Tagung fahndet nach der "Politik der Schuld" und der Unverbindlichkeit historischer Verantwortung - (auch) ein kleiner Beitrag publizistischer Selbstaufklärung
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In der Zeitung Die Tat (bis in die achtziger Jahre das Zentralorgan der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und eine der westdeutschen Vorgängerzeitungen des Freitag) vom 29. September 1962 findet sich eine eigenartige Laudatio: Sie ist dem Rathenau-Attentäter Ernst von Salomon gewidmet, einem "Mann mit Vergangenheit", wie schon der Titel verspricht. Darin werden die "politischen Irrungen und Wirrungen" des in "rechtsradikalen Geheimbünden" agierenden ehemaligen Offiziers und seine "innere Emigration" nach 1933 zwar nicht verschwiegen, doch bescheinigt der Autor des Beitrags Salomon so etwas wie eine "innere Umkehr", die aus dem einstigen Bombenleger einen Fighter gegen die Bombe - Salomon nahm an der Tokioter Weltkonferenz gegen die Atombombe 1961 teil - gemacht habe