Moderne Gefahren

Literatur Ulrich Becks „Risikogesellschaft“ ist heute aktueller denn je
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 14/2020

Es ist dieses Gefühl der Unwirklichkeit, das den Déjà-vu-Schauder hervorruft. „Die Unfähigkeit, an etwas Nichtsichtbares zu glauben“, so steht es im Tagebuch der Studentin, Anfang Mai 1986, als die radioaktiv verseuchte Wolke quer über Europa zog. Tschernobyl: Die als „Unfall“ verharmloste Katastrophe, die von der apokalyptisch gestimmten Jugend zwar oft vorhergesagt, deren Eintreffen aber nicht wirklich erwartet worden war. In den südlichen Breiten wurde der Verkauf von Milch verboten, wir verzichteten auf frisches Gemüse, Salat, aufs Fahrradfahren, mieden Regen, duschten ständig, wechselten die Wäsche – und haderten mit der unverantwortlichen offiziellen Informationspolitik, den sich widersprechenden Messergebniss