Wohnen Sie noch oder leben Sie schon?, wirbt ein schwedisches Möbelhaus mit der Aussicht auf ein behagliches Zuhause. Leben Sie noch oder sterben Sie schon?, könnte man den Armuts- und Reichtumsbericht betiteln, der nun bereits zum dritten Mal davon handelt, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden. Mit 782 Euro pro Kopf - 60 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens in Deutschland - gilt Mann oder Frau als arm. Rund 13 Prozent aller Bundesbürger bewegen sich in dieser Zone, weitere 13 Prozent gelten als armutsgefährdet. Dagegen darf sich ein Alleinstehender mit mehr als 3.418 Euro netto reich nennen, und diese Elite häuft immer mehr an. Und: Während die Unternehmens- und Vermögenseinkommen zwischen 2003 und 2007 um 36,6 Prozent wuchsen, stiegen die Löhne nur um 4,3 Prozent. Wenn man berücksichtigt, dass 2005 die Armutsgrenze noch bei 938 Euro lag, die mittleren Einkommen also dahinschmelzen wie unsere Pole, und die Lebenshaltungskosten gleichzeitig steigen wie die Klimakurve, dann ist abzusehen, was der nächste Regierungsbericht verkünden wird: Adieu Kieferwohnwand, nun heißt es sparen für den Pappsarg!
Pappsarg
Geschrieben von
Ulrike Baureithel
Redakteurin „Politik“ (Freie Mitarbeiterin)
Ulrike Baureithel studierte nach ihrer Berufsausbildung Literaturwissenschaft, Geschichte und Soziologie und arbeitete während des Studiums bereits journalistisch. 1990 kam sie nach Berlin zur Volkszeitung, war im November 1990 Mitbegründerin des Freitag und langjährige Redakteurin in verschiedenen Ressorts. Seit 2009 schreibt sie dort als thematische Allrounderin, zuletzt vor allem zuständig für das Pandemiegeschehen. Sie ist außerdem Buchautorin, Lektorin und seit 1997 Lehrbeauftragte am Institut für deutsche Literatur der Humboldt Universität zu Berlin.

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